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Mittwoch, Mai 13, 2020

Kurzreviews Februar/2020

Die dritte nachträgliche Review-Liste und was für ein Brocken, schließlich präsentiere ich dieses Mal satte 39 Filme (das könnte die längste Liste sein, die ich bis zum heutigen Tag veröffentlicht habe...) und (kärgliche) 2 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat Februar gesehen habe.


Serien-Staffeln
Superman: The Animated Series (Season 1) (1996-1997) - (6,5-7,5)
Sex Education (Season 2) (2020) - (8-8,5+)

Filme
Zatoichi and the Fugitives [座頭市果し状 Zatōichi hatashijō(1968)
Diesmal bekommt es Ichi mit einer Bande ruchloser flüchtiger Mörder mitsamt ausgefuchster weiblicher Begleitung zu tun, die sich beim lokalen intriganten, gewinnsüchtigen Oyabun Unterschlupf erkauft haben. In der Zwischenzeit findet Ichi bei Shimura Takashis mildtätigem Arzt einen naturgemäß bloß ephemeren sicheren Hafen, der ihm abermals einen Ausweg, ein neues Leben verspricht, bevor ihn das blutverschmierte Schicksal mitleidlos einholt und diesen Silberstreifen gnadenlos zunichtemacht. "Zatôichi no uta ga kikoeru" ähnlich ist "Zatōichi hatashijō" ordentlicher Durchschnitt ohne große Überraschungen, ohne groß herauszustechen, in manchem variiert er bekanntes gar höchstens minimal. (6,5)

Samaritan Zatoichi [座頭市喧嘩太鼓 Zatōichi kenka-daiko(1968)
Der wäre mir glatt unter die Räder gekommen, Sichtung und Schreibtätigkeit lagen wohl etwas zu weit auseinander, so habe ich ihn in meiner Erinnerung etwa mit "Zatōichi goyō-tabi" durcheinandergebracht. Das tut ihm Unrecht: "Zatōichi kenka-daiko" ist mitnichten eine vergessenswerte Episode, sondern mindestens grundsolides bis gehobenes Mittelfeld innerhalb der Serie, sichergestellt vermöge der bewährten kompetenten Kapazitäten vor und hinter der Kamera, nicht zuletzt Misumi Kenjis über jeden Zweifel erhabene Regie. Man könnte sagen, dass "Zatōichi kenka-daiko" einem Remake von "Zatōichi kenka-tabi" gleichkommt, hüben wie drüben hilft Ichi einer Jungfrau in Nöten (die er ein Stück weit selbst zu verschulden hat) und begleitet sie fortan pflichtversessen auf ihrer beschwerlichen Reise, um sie vor den Häschern der Yakuza zu bewahren, welche sie in die Prostitution zu zwingen trachten. Hinzu gesellt sich Satō Makotos widerliche Ausgeburt eines gedungenen Mörders, dem sich Ichi in einem hervorragenden finalen Duell stellen darf. (7)

Zatoichi Meets Yojimbo [座頭市と用心棒 Zatōichi to Yōjinbō(1970)
Das erste Treffen der Giganten: Katsu Shintarō versus Mifune Toshirō, Ichi kontra Tsubaki Sanjūrō - mehr oder weniger. In letzter Konsequenz war nie klar ersichtlich, ob Mifunes Charakter tatsächlich dem legendären Ronin aus Kurosawa Akiras "Yojimbo" entsprechen soll oder nicht. Sei's drum: die Assoziationen und Parallelen sind überdeutlich, die Produktion kokettiert vermittels ihnen unübersehbar. Und um beiden Legenden gerecht zu werden, spendierte man dem Zusammentreffen die für einen Zatoichi-Steifen üppige Laufzeit von annähernd zwei Stunden im Kontrast zu den sonst gebräuchlichen knackigen 90-Minütern. Ergo dürfen die beiden Rivalen fröhlich-ausgiebig die zwei ansässigen Yakuza-Clans, die diesfalls um den Goldschatz ringen, auf den es unsere Helden natürlich gleichfalls abgesehen haben, an der Nase herumführen und gegeneinander ausspielen, sich zusätzlich untereinander necken und reizen, dieses Mal kooperieren, ein anderes Mal bedrohen und die Klingen kreuzen. Das Beste aus beiden Welten, wage ich zu behaupten, schlimmstenfalls ein bissken zu lang ausgefallen, bestenfalls ein idealer Zweikampf zweier Ikonen, der beiden gerecht zu werden versteht. Nebenbei bemerkt der erste Zatoichi, den ich jemals sah. (8)

Amoklauf (1992)
Richtiggehend ein Meta-Leistung, die akkurate Wiedergabe dessen, wie es sich anfühlt, einem Uwe Boll-Machwerk beizuwohnen: als ob man abgestochen wurde und im eigenen Blut hundserbärmlich verreckend hilflos am Boden kriecht, während Boll sich an seinem tolldreisten Genius autoerotisch aufgeilt... (von 0 bis Ultrakunst alles drin)

Fred - Der Film [Fred: The Movie(2010)
Eine der nervtötensten YouTube-Ausgeburten in unerträglicher Spielfilmlänge, eine kaum zu ertragene Qual, eine peinlich witzlose Höllenmarter, ein aussagekräftiges Exempel für das Versagen von YouTuber-Filmen, die dem folgenschweren Irrtum erliegen, dass die strunzdoofen, für das Videoportal produzierten Clips ihre aus unbegreiflichen Gründen unverschämt und unverdient erfolgreichen Urheber in irgendeiner Form dazu befähigen würden, "echte" Filme zu drehen. Und weil bei diesen nicht der Hauch eines Quäntchens künstlerischer Schaffenskraft vorhanden ist, verfallen sie allesamt auf die einfallslose Spielart einer im bestmöglichen Fall witzig gemeinten Teenie-Komödie reich an YouTuber-Cameos und popkulturellen Jokes. Äußerstenfalls für Fans erträglich und leider mit zwei Nachfolgern gesegnet... (warum ließ ich bloß meinen Trashfilm-Kumpel zum Geburtstag die nächste Auswahl treffen...) (1,5)

Heart of America (2003)
aka "Homeroom". Neben Nazis, den bösartigen Finanzeliten und Videospielen das nächstbeliebteste Sujet von Dr. Uwe Boll: Amokläufe. Dieser sein Beitrag zum Thema Schießereien an Schulen fällt im Endeffekt tolerierbar aus, Boll widmet sich extensiv allen Beteiligten und ist nach Kräften um eine differenzierte, umfassende Betrachtung bemüht, ohne notwendigerweise effektheischendem Sensationalismus zu erliegen. Er krankt an den eingefahrenen Boll-Macken, allzu fesselnd oder gar tiefgründig ist das Ergebnis nicht unbedingt, bis zu einem gewissen Grad gelingt der Skandalnudel trotz allem eine anständige Auseinandersetzung. (5,5)

Zatoichi: The Festival of Fire [座頭市あばれ火祭り Zatōichi abare-himatsuri(1970)
Einer der kaprioleskesten, possenhaftesten Zatoichi-Teile, der Stellenweise geradezu munter am Rad dreht, solche absonderlichen, originellen Ideen aufbietet, dass er in seiner Gesamtheit wohltuend launisch aus der Reihe tanzt. Seien es Ichis Gegenspieler Mori Masayuki, der an Katsu Shintarōs Suginochi in "Shiranui kengyô" gemahnt, wäre dieser zu einem ehrfurchtgebietenden Yakuza-Obermotz aufgestiegen, Nakadai Tatsuyas manischer Ronin, Pītās androgyne Präsenz und homoerotische Avancen, das zankende Ehepaar im Teehaus oder die feurige Klimax, die aus einem Shaw Brothers-Klopper hätte stammen können - "Zatōichi abare-himatsuri" schüttet ein Füllhorn der skurrilen Attraktion über uns aus, die ihn zu einem aberwitzig tollen Erlebnis machen. (8)

Pòrco Rósso [紅の豚 Kurenai no Buta (Porco Rosso)] (1992)
"Top Gun" konnte bekanntlich meine hohen Ansprüche an spektakuläre "Dogfights" wider Erwarten nicht erfüllen. Stattdessen muss Miyazaki Hayao die Kohlen für den Fliegerfilm aus dem Feuer holen: in meiner Rangliste der bislang gesichteten Studio Ghibli-Schöpfungen nimmt "Kurenai no Buta" einen niedrigeren Rang ein, doch sogar angesichts dessen ist er ein bezauberndes Erlebnis, durchdrungen von einer unwiderstehlicher Magie, die ansonsten höchstens andere Kunstwerke aus dem Hause Ghibli verströmen und eben sagenhafter, rasanter, mitreißender Flugszenen und -kämpfe, frei von Politik und verlogener Ideologie, an dessen Stelle Miyazaki Herzlichkeit und Menschlichkeit setzt. Man merkt: Miyazaki frönt einmal mehr und nicht zum letzten Mal (wen wundert's) seinem Traum vom Fliegen, angesiedelt im Schlaraffenland eines Howard Hughes, einer entzückenden, entfesselten Abenteuerwelt vor dem Hintergrund des sich anbahnend zweiten Weltkriegs (dessen Umbruchstimmung Miyazaki gekonnt sublim walten lässt), einer letzten Zuflucht für Glücksritter und Freigeister, in welcher der Himmel und das Fliegen zur letzten Bastion und zum ultimativen Ausdruck besagter Freiheit werden. Dies und der allgegenwärtig ausgestrahlte, befreiend entspannende Habitus, hinzukommend die gewohnt exquisiten, bildschönen Malereien, der unnachahmlich Wechsel zwischen unmittelbarer unterhaltsamer Action-Komödie und Besinnlichkeit, letzteres vor allen Dingen manifestiert in einem in Worten schlichtweg nicht wiederzugebenden erhabenen Moment reiner brillanter Anmut, einer wundervollen Vorstellung von Himmel und Hölle oder, von dualistischem Ballast enthoben, einfach vom Jenseits, lassen "Kurenai no Buta" weit über anderen Flieger-Abenteuer-Fantasien stehen. (8)

Poltergeist (1982)
Steven Spielbergs, pardon, meine Tobe Hoopers Vorstadt-Grusler trägt unverkennbare Spielberg-Wesensmerkmale, gibt dessen Sicht der modernen amerikanischen Vorstadt-Familie wieder: den familienpflichtvergessenen Vater, die charakterstarke Mutter, das dem Fantastischem gegenüber empfängliche Kind, allgemein Spielberg'scher Hang zum Familienkitsch gepaart mit fachkundig aufgebauten Gänsehaut-Szenen. Letztlich ist das basale Thema von "Poltergeist" die zerrüttete Familie, die ihren inneren Zusammenhalt und die daraus erwachsende Stärke wiederfinden muss, geht somit eine großes Stück über das Gehabe eines ordinären, unambitionierten Grusel-Stoff hinaus und gebietet obendrein über die ein oder andere satirische Spitze. Gleich den meisten Spielberg-Erzeugnisse ist er ein Event-Film, der weitläufig über seine Genre-Grenzen hinausreicht und wirkt. Für den modernen Spuk-Horror konstatierte er zudem maßgebliche Tropen nebst weitreichendem Einfluss. Das gesamte "Insidious"-Universum etwa wäre ohne "Poltergeist" undenkbar... ob man das nun begrüßt oder nicht. (8)

Poltergeist II - Die andere Seite [Poltergeist II: The Other Side(1986)
Das Sequel wiederum fußt nahezu vollständig auf schauerlichen Effekten und einer Prise schmalziger Indianer-Mystik, in der Hoffnung, dergestalt aus der Erfolgswelle des Vorgängers ein paar zusätzliche Dollar auffangen zu können. Zugegeben: den ein oder anderen bedrohlich-beängstigenden Moment weiß Brian Gibson durchaus zu kreieren, besonders Julian Beck ausgemergeltes Totenschädelgesicht kann einen schon das Frösteln lehren. (5,5)

Das Goldene Schwert des Königstigers [獨臂刀 Du bei dao (One-Armed Swordsman)] (1967)
Eine Revolution für die Gattung des bis dato vor sich hin darbenden Martial Arts-Films: Chang Cheh, der Shaw Brothers-Godfather des Wuxia- und Kung Fu-Films, legte via "Du bei dao" den Grundstein für das, was wir heute weithin unter dem Begriff des "Eastern" verstehen, begründete grundlegende Konstituenzien, Ästhetiken, stilistische und narrative Wiedererkennungsmerkmale, erschuf neben alldem geradeheraus den Typus des reüssierenden tragischen Eastern-Antihelden und bescherte allem eine bis anhin ungekannt drastische Intensität der Gewaltdarstellung. Die von ihm geschlagenen hohen Wellen waren gewaltig, markierten den Beginn des goldenen Zeitalters des Kung Fu-Flicks, der Shaw Brothers-Studios und der Karriere Jimmy Wang Yus. Ein bahnbrechender Meilenstein! (8,5)

Manhattan (1979)
Zur Einstimmung auf den New York-Urlaub: Woody Allens Ode an Manhattan in formschöner Schwarzweiß-Fotografie, Lieben, Leiden, Beziehungskrisen und neurotisches Gefasel von the Man himself in seinen notorisch pointierten Dialogen. Gäbe es nicht "Annie Hall" (s.u.), "Manhattan" wäre mit Sicherheit die endgültige Liebeserklärung an die Stadt, die niemals schläft. (8)

Die Rückkehr des Königstigers [獨臂刀王 Du bei dao wang (Return of the One-Armed Swordsman)] (1969)
Neben dem gediegenen, literarisch, opernhaft anmutenden Wegbereiter, frönt der zweite Teil vollends dem Heroic Bloodshed: um den verachtenswerten hinterhältigen Missetätern das Handwerk zu legen, schart Jimmy Wang Yu rechtschaffene und ehrbare Kämpfer um sich, die in großer Zahl in zahlreichen blutigen Gefechten den Heldentod sterben. "Du bei dao wang" entfaltet sich in der Folge in Form einer nicht enden wollenden Kette vielseitiger, packend choreografierter bewaffneter Zusammenstöße zwischen Wang Yus tapferen Recken und ihren ehrlosen, unbefangen zu den schmutzigsten Tricks greifenden Gegnern. Das Fechten, Bluten, Sterben und Fallenstellen mag auf längere Sicht eine ermüdende Wirkung nach sich ziehen, bis dahin hat "Du bei dao wang" sein Ziel indessen längst erreicht. (8)

Das Schwert des gelben Tigers [新獨臂刀 Xin du bi dao (The New One-Armed Swordsman)] (1971)
aka "Triple Irons". Der dritte im Verbund: nachdem Jimmy Wang Yu den Show Brothers unrühmlich den Rücken gekehrt hatte, oblag es David Chiang das Erbe in diesem Quasi-Reboot (japp, gab's schon damals in China/HK) fortzuführen. Schwertkräftige Unterstützung erhält er von niemand geringerem als Ti Lung und sich mutuell die ewige Freundschaft schwörend stürzen sie sich ins Getümmel, um den arglistigen Schuften das Handwerk zu legen. Im Grande Finale darf Chiang zu guter Letzt seinen Racheschwur erfüllen, seine Feinde reihenweise niedermähen und schlussendlich unter Zuhilfenahme eines raffinierten artistischen Kunstgriffs dem Endgegner einschneidend beibringen, dass es einen einarmigen Schwertkämpfer niemals zu unterschätzen gilt. Grandios. (7,5)

The Blade - Das zerbrochene Schwert [刀 Dao (The Blade)] (1995)
In meinem Text zu Miike Takashis "Dead or Alive: Hanzaisha" hatte ich noch spekuliert, inwiefern ein ganzer Film im Stil des Openings etwaige Zuschauer audiovisuell hoffnungslos überfrachten und überfordern würde. Dank Hark Tsui vollkommen enthemmtem 90er-HK-Kinos repräsentiert durch "Dao" haben wir nun ein konkretes Vorführmodell vor uns liegen: ein ungestüm-wild vorbeiwirbelnder Rausch, ein Malstrom aus Bildern und Eindrücken, der inhaltlich analog zum Titel auf das Wesentliche reduziert daher kommt, schlummernde Energien freilegt, hysterisch, frenetisch, in einer irrsinnigen Rasanz zu Werke gehend, dass man sich manchmal bloß noch fragen kann "Was zur Hölle ist hier eigentlich los?". Vor allem im direkten Vergleich zur Urfassung "Du bei dao" fällt der Bruch zwischen klassischem Kung Fu-Produkt und Harks entfesselter HK-Extrem-Action-Extravaganza unübersehbar ins Auge. An herkömmlichem Erzähltechniken, daran, seine archetypische Geschichte nach Konventionen und festgefahrenen Paradigmen runterzuleiern, liegt Hark herzlich wenig, lieber zelebriert er Bewegung, Kinetik und körperliche Erfahrung genussvoll, bläst zum Angriff auf alle Sinne und Nervenenden. Nach vollzogener Tat fühlt sich jede Faser des Körpers gereizt und empfindlich an, reagiert auf jeden Sinneseindruck, elektrisiert, aufgeladen, es brizzelt bis in die Fingerspitzen. Der Wahnsinn! (7,5)

Zatoichi Meets the One-Armed Swordsman [新座頭市・破れ!唐人剣 Shin Zatōichi: Yabure! Tōjin-ken(1971)
Das zweite Treffen der Giganten, Japan meets Hongkong, Chambara versus Wuxia, Ichi gegen den One-Armed Swordsman, Katsu Shintarō trifft auf Jimmy Wang Yu. Im Unterschied zu "Zatōichi to Yōjinbō" nimmt sich Yasuda Kimiyoshi keine zwei Stunden Zeit für das Aufeinandertreffen, er kehrt zurück zum probat-moderaten 90-Minüter und mehr Raum benötigt er gar nicht, um seinen Hauptfiguren einen gebührenden Rahmen zu schaffen. Das anfängliche, wechselseitige misstrauische Abtasten und die Schwierigkeiten der Sprachbarriere kommen hinlänglich zur Geltung, sorgen für brenzlige und amüsante Situationen. Freilich, Missverständnisse sind vorprogrammiert und nehmen im Verlauf der Handlung zusehends folgenschwere Ausmaße an, bis es zur unweigerlichen Konfrontation kommt, dem alles entscheidenden Duell, das aus Anlass der Umstände zutiefst tragisch ausfällt, weil keiner der beiden Heroen im Unrecht ist oder böse Absichten hegt, beide glauben an die Rechtschaffenheit ihrer Taten, was ihren Waffengang umso betrüblicher macht. (7)

Zatoichi at Large [座頭市御用旅 Zatōichi goyō-tabi(1972)
Mir käme kein "Zatoichi"-Film in den Sinn, den ich nach Berücksichtigung aller Tatsachen misslungen nennen würde, das handwerkliche Niveau ist dafür zu persistent auf einem konstant hohen Level. Gleiches trifft auf "Zatōichi goyō-tabi" zu, den ich anderweitig selbst nach der zweiten Sichtung vergleichsweise dröge und repetitiv empfand, obschon Mori Kazuo sich einige schöpferische Manierismen erlaubt. Bekannte Storyelemente ohne bemerkenswerte Variation und eine sonderbare, disparate Kombination der raueren, tristeren Machart eines "Zatōichi rōyaburi" und komödiantischen Versatzstücken machen "Zatōichi goyō-tabi" in meinen Augen zu einem der schwächsten "Zatoichi"-Werke. (5,5)

Shanghai Police - Die wüsteste Truppe der Welt [富貴列車 Foo gwai lit che (Millionaires Express)] (1986)
Dt. Kinofassung. aka "Shanghai Express".

Zatoichi in Desperation [新座頭市物語・折れた杖 Shin Zatōichi monogatari: Oreta tsue(1972)
Katsu Shintarōs zweite Regiearbeit deutet bereits die im Titel angelegte neue Richtung der Zatoichi-Reihe an: er gibt sich kälter, grausamer, auswegloser, schäbiger, regelrecht eingepfercht kommt man sich vor, in seiner depressiven, rauen Formgebung ähnelt er Yamamoto Satsuos "Zatōichi rōyaburi", einschließlich dessen ungemein trüben, bitteren politischen Beigeschmacks, die Bloßlegung der von skrupelloser Gier und Selbstsucht erfüllten Oyabuns, duckmäuserische Erfüllungsgehilfen einer affektierten, selbstherrlichen Oberklasse, deren Mitglieder ihrerseits meinen, aufgrund ihres Status widernatürliche Rechte für sich beanspruchen zu können, lüstern Minderjährige für sich vereinnahmend und weltfremd regierend - niemand schreitet dagegen ein, keiner hinterfragt die herrschenden Verhältnisse, zum Schluss müssen sie sich nicht den Konsequenzen ihres verabscheuungswürdigen Verhaltens stellen. Damit nicht genug, kratzt er nicht unwesentlich am heldenhaften Image Ichis, dessen Fixierung darauf, eine bestimmte Schuld zu tilgen, ihm den berechtigten Vorwurf einbringt, die sich auferlegte Buße bloß um seiner selbst willen abzuleisten, seinem eigenen guten Gewissen und verqueren Pflichtschuldigkeits-Gefühl zu genügen, an der Lage seiner Schutzbefohlenen am Ende des Tages hingegen nichts bessert. Überhaupt reagiert Ichi mehr als er heroisch agiert, das schwerwiegendste Gewaltverbrechen entgeht ihm schlechtweg zur Gänze, nie schreitet er heldenmütig ein, um für die Sache der Gerechtigkeit einzutreten. Zu einem überfälligen Zeitpunkt erst mutiert er zum Racheengel, einen Sieg scheint er indes kaum errungen zu haben. In seiner Trostlosigkeit und Niedergeschlagenheit erinnert er in einem gewissen Sinne an "Il grande silenzio", Ichis Handicap im Finale lässt an "Django" denken, einzig das Meer evoziert ein Kitano Takeshi-ähnliches Sentiment eines transzendentalen Orts der Verheißung, der Befreiung, großteils unerreichbar, es sei denn durch Überschreitung der letzten Grenze. (8,5)

Zatoichi's Conspiracy [新座頭市物語・笠間の血祭り Shin Zatōichi monogatari: Kasama no chimatsuri(1974)
Der vorläufig letzte Zatoichi-Kinofilm (im TV-Serienformat feierte die Figur 100 Episoden lang in 4 Staffeln noch Erfolge bis 1979) führt Ichis Weg gen Heimat, einem Freund aus Kindestagen entgegen, der sich zu seinem Bedauern als niederträchtiger, habsüchtiger Schurke entpuppt. Geschickt versteht er sich darauf, den nichtsahnenden Dörflern perfide Honig ums Maul zu schmieren, sodass sie viel zu spät registrieren, auf welche heimtückische Art er sie im Verbund mit Yakuza und korrupten Magistraten kaltlächelnd übervorteilt. Der sozio-politische Kommentar leitet sich hieraus ohne weiteres Zutun ab, eine aufschneiderische, fehlgeleitete "Jugend-Gang" bringt eine kritische, gleichwohl nicht ungnädige Karikatur von Japans Nachwuchs an. Alles in allem ein befriedigender Abschluss, kein imposantes Glanzstück, aber ersprießliche Zatoichi-Handwerkskunst allemal. (7)

Zatoichi: The Blind Swordsman [座頭市 Zatōichi (Zatoichi: Darkness Is His Ally)] (1989)
15 Jahre nach "Shin Zatōichi monogatari: Kasama no chimatsuri" und nicht ganz 10 Jahre nach Ende der Serie wollte Katsu Shintarō es einmal noch wissen: zum 26. und letzten Mal schlüpfte er in Ichis Tabis, übernahm darüber hinaus für dessen Abschieds-Vorstellung höchstselbst den Regieposten und betitelte dies schlicht "Zatōichi". Satte zwei Stunde weiht Katsu diesem Abschiedsakt, einem melancholischen Abgesang, der mit einem Bein überdeutlich in den 80er-Jahren steht. Der merklich gealterte Katsu absolviert seine Paraderolle dessen ungeachtet mit bewunderungswürdiger Bravour in den geruhsameren Momenten und behänder Furiosität in den Actionszenen. In seiner melancholischen Ruhe gerät "Zatōichi" überdies am Stärksten, unterdessen die habituellen Yakuza-Ränke in ihrer Verworrenheit glattweg ein wenig störend dünken, allerwenigstens blutdurchtränktes, tosendes Gemetzel garantieren. (7)

Ghostbusters - Die Geisterjäger [Ghostbusters(1984)

Zatoichi - Der blinde Samurai [座頭市 Zatōichi (The Blind Swordsman: Zatoichi)] (2003)
Jedes nach Katsu Shintarōs Tod entstandene Zatoichi-Sequel/Remake/Reboot/Re-Whatever hat ein zentrales Problem zu überwinden: die Hauptrolle zu besetzten. Katsus Darbietung des kapriziösen blinden schwertschwingenden Masseurs gehört unabdinglich zu dem Part dazu, gemeinsam bildeten sie eine monadische Symbiose, ein unzertrennliches Ganzes. Streicht man ihn aus der Gleichung, entsteht ein Vakuum immensen Ausmaßes, das nicht leichthin zu füllen ist (ein frappantes Defizit bei "Ichi" und "Zatoichi - Tha Last" notabene). Kitano Takeshi ging das Sujet resultierend daraus auf die einzig mögliche Art und Weise an: er versucht gar nicht erst Katsu zu ersetzen. Sein "Zatōichi" erfüllt in jeder Hinsicht die Funktion einer Hommage: indem er Ichi lediglich dort, wo es unvermeidlichen ist, unaufdringlich in den Mittelpunkt rückt, ihn daneben wohlbemessen im Hintergrund walten lässt, derweil er sich primär um die Nebenfiguren kümmert, erzählt er klassisches, an opportuner Stelle nach Gutdünken der eigenen Handschrift gemäß variiertes Zatoichi-Material, ohne so zu tun, als könne er ernstlich das Vermächtnis des Stammhalters fortführen. Das befreit ihn von einer enormen Last und eröffnet ihm Mittel und Wege, Hommage, eigensinnige Kapricen (The Stripes...) und persönlichen, humorvollen Stil unter einen Hut zu bringen, vorrangig in der Figur Ichis, die Kitano um für ihn charakteristische Facetten nuanciert zu bereichern versteht. Zumal er im Gegensatz zu anderen Produktionen, die dazu neigen, den blinden Masseur dahingehend fehlzuinterpretieren, ihn oder ein etwaiges Surrogat immerzu stoisch-grüblerisch darzustellen, das warmherzigere, lebensfreudige, auch mal lausbübische, den weltlichen Genüssen zugeneigten Naturell Ichis richtiggehend erkannt hat. (7,5)

Ghostbusters 2 [Ghostbusters II(1989)

Der Stadtneurotiker [Annie Hall(1977)
Was ich zu "Manhattan" von mir gab, lässt sich für "Annie Hall" an und für sich wortwörtlich wiederholen, inszenatorisch überragt letztere ersteren in meinen Augen jedoch eindeutig qua seiner spielerischen Vielfalt der Darstellungsweisen und wird im Zuge dessen zur Woody Allens epitomen Romanze für New York, gerichtet an eine Stadt, durch die man mit Allen flanieren und neurotisch intellektuell-verkorkst über Gott und die Welt plaudern möchte. (9)

Blindman - Der Vollstrecker [Blindman(1971)
aka "Il Pistolero Cieco". Zatoichi im Western-Gewand: ein selbstbewusster, nassforscher blinder Pistolero, der nach Gehör treffsicher schießt, ein treues Pferd, das ihm die Richtung weißt und Ringo Starr... "Blindman" ist gelinde gesagt ein eigentümlicher Schalk, ein frecher kleiner Italo-Western mit ungewöhnlichem Revolverhelden und einem trockenem Sinn für Humor. Eine überraschend geglückte Western-Version des blinden Schwertschwingers. (7)

Blinde Wut [Blind Fury(1989)
Exemplarischer Vorreiter des familienfreundlicheren 90er-Jahre Action-Kintopps, als solcher recht vergnüglich nostalgisch und infolge akuter Blutarmut (der könnte locker ab 12 durchgehen) prima fürs Nachmittagsprogramm geeignet, an den überschaubaren semi-harten Scharmützeln braucht man sich ob ihres beinahe Slapstick-artigen Charakters, speziell in Bezug auf die depperten Handlanger, gar nicht lange aufhalten. Dazu gesellen sich ein nerviges Balg, Ersatzfamilien, eine sonnendurchflutete, gülden gefilterte Optik, ein Bösewicht-Hauptquartier in den Bergen, dass James Bond-Fans in Verzückung geraten lässt, und familientaugliche Mätzchen. Rutger Hauer (R.I.P) schultert die Spielart des amerikanischen Zatoichi ohne größere Mühe und ist einer der ausschlaggebenden Gründe, weshalb "Blind Fury" für 80 Minuten annehmbare Kurzweil bietet. (6)
Fred 2: Night of the Living Fred (2011)
Siehe "Fred: The Movie". (1,5)

Ichi - Die blinde Schwertkämpferin [ICHI (Ichi)] (2008)
Löblicher Versuch einer neumodischen Zatoichi-Variante mit dem Spin, Ichis (hinzugedichtete) Tochter, so angedeutet, zur Protagonistin zu erklären, darum bestrebt, die erwähnte Hürde der Hauptrolle kunstfertig zu umgehen. Kann man machen und es funktioniert zufriedenstellend, obgleich Ayase Haruka die meiste Zeit variationslos sexy-grimmig dreinschaut, unaufhörlich ihrem Papi nachtrauert, zu allem Überfluss unter einer versuchten Vergewaltigung leidet - man sieht's: die Zeichen stehen auf Dyskolie, das lebenslustige Temperament Ichis wird aufs Neue ausgeklammert. Einen kleinen Ausgleich schafft Osawa Takao, der sein eigenes Kreuz zu schultern hat, demgegenüber einen mimikfreudigeren, lebendigeren Gegenpol zur Schau trägt, außerdem allmählich zärtliche Bande zu Ayase knüpft. Die bunten Vögel rund um die Platzhähne Shidō Nakamura und Takeuchi Rikki runden das Paket ab und besorgen das mandatorische Kreuzen der Klingen. (6,5)

Zatoichi: The Last [座頭市 THE LAST Zatōichi Za Rasuto (Zatōichi: The Last)] (2010)
Ein reichlich verspäteter Versuch, Katsu Shintarō zu beerben und bedauerlicherweise ein Musterbeispiel für die bei Kitano Takeshis "Zatōichi" angesprochenen Fehlinterpretationen: zum einen suhlt er sich nachgerade in Schwermut und Missmutigkeit, miesepetrig schleppt er sich dahin, ignoriert Ichis lebensbejahende Gemütsart zur Gänze, ergeht sich anstelle dessen bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Selbstmitleid. Zum anderen erweist sich Ex-Boyband-Mitglied Katori Shingo als grobe Fehlbesetzung: erheblich zu jung, zu uncharismatisch, mimisch zu ausdrucksschwach kann er weder Kitano, geschweige denn Katsu auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Die konfusen, schwer nachvollziehbaren Intrigenspiele, schwach konturierten Nebenfiguren samt nebulöser Motivation und adynamischen Schwertkampf-Choreografien tun ihr Übriges. (4)

Batman (1989)

Batmans Rückkehr [Batman Returns(1992)

Beverly Hills Cop (1984)
Ein Kuriosum (schon wieder...) des 80er-Jahre-Cop-Buddy-Films, den in derartige Kult-Dimensionen hochzustilisieren es schon einer beträchtlichen Menge an Nostalgie-Verklärung bedarf. Womit ich "Beverly Hills Cop" nicht unterstellen möchte, dass er nichts zu bieten wüsste: Eddie Murphys aufgeweckter, gewitzter, straßenschlauer Cop, in dessen hervorstechendstem Merkmal, sich zungenfertig aus (fast) jeder Situation schlagfertig herauszureden, sein wahrscheinlich prägnantestes Kult-Potenzial liegt, macht Spaß, keine Frage, ebenso seine Sperenzchen mit Widersachern und dem Judge Reinhold-John Ashton-Duo, die für so manche grobhumorige Szenen zuständig sind. Nicht zu vergessen Harold Faltermeyers kultiges Axel Foley-Thema, das einen immensen Anteil daran gehabt haben dürfte, die Reihe derart im Bewusstsein seiner Fans und im Gedächtnis der Popkultur zu verankern. Was ich sagen möchte ist, dass "Beverly Hills Cop", "Fright Night" nicht unähnlich, ein beachtliches Renommee genießt, das der Film an sich höchstens begrenzt einlöst. (7)

Shape of Water - Das Flüstern des Wassers [Shape of Water(2017)
Lange aufgeschoben, obwohl man mich einen Guillermo del Toro-Fan nennen könnte. Um ehrlich zu sein hat mich sein Erfolg bei den Oscar gehörig abgeturnt. Er sei ihm gegönnt, andererseits provoziert eine derartig überfällige Prämierung bei den Academy Awards für einen oftmals übersehenen bzw. von der Academy ignorierten Filmemacher oft genug den Eindruck der Pflichtschuldigkeit, der Alibi-Verleihung, weil er an der Reihe ist, um bisher Versäumtes aufzuarbeiten, nicht, weil er sie genuin verdient hat (case and point: Leonardo DiCaprio in "The Revenant"). "Shape of Water" ist ein solcher Kandidat, zweifelsohne eine hingebungsvolle, dieweil nicht des Regisseurs beste Leistung. Aufsehenerregend Neues liefert er nicht: die übliche Außenseitergeschichte, inklusive unzähliger Verweise auf Intoleranz und Unterdrückung, eine stellvertretende Reformande gegen 50er-Jahre-Resentiments. Subtil ist das nicht, noch nie dagewesen genauso wenig, allweg herzerquicklich. Wie man es von del Toro kennt, trägt er das Herz am rechten Fleck und ist seinen Misfits unter Einschluss des Antagonisten (Michael Shannon darf seine Standard-Performance des missmutigen, verklemmten, sexuell frustrierten, intoleranten Fieslings mit dauerabgefuckter, sauertöpfischer Mimik abspulen) innig hingegeben, ihr Schicksal lässt keineswegs kalt, die ganz großen überwältigenden Gefühlswallungen wollen sich infolge der eklektizistischen Formelhaftigkeit allerdings ebenso wenig einstellen. In jedem Fall ist "Shape of Water" ein visueller Genuss in seiner ausgesucht künstlichen Rekonstruktion einer 50er-Jahre-Fantasy-Welt, die glaubwürdig und fantastisch zugleich erscheint. Böse Zungen mögen ihn überkandidelt nennen, alles in allem hat sich hier weniger der Regisseur als die sich feucht-fröhlich austobende Production Design-Division verdient gemacht. Merkwürdig gewollt und herzerfüllt in einem Atemzug. (7)

Crimson Peak (2015)
Ähnliches Spiel, lange Zeit übergangen, dabei hat mir Guillermo del Toros Gothic Romance-Pastiche wesentlich mehr zugesagt. Angefangen bei dem wirklich traumhaften, elaborierten, detailverliebten Set des eponymen Sharpe-Anwesens, über die hervorragenden Darsteller, zuvorderst Jessica Chastain, bis hin zur stilsicheren Inkorporierung von der Film- und Literaturgattung immanenten Motiven erweist sich "Crimson Peak" als wunderbare, detailversessene Liebesbekundung des Regisseurs an das Genre. (7,5)

Uzala, der Kirgise [Дерсу Узала/デルス·ウザーラ Dersu Uzala (Dersu Uzala: The Hunter)] (1975)

Fred 3: Camp Fred [Camp Fred(2012)
Unterbietet seine Vorläufer nochmal um ein ganzes Stück, ist was Inhalt und Gagdichte angeht komplett vakuumentleert. Für alles andere: siehe "Fred 2: Night of the Living Fred". (1)

Wrong Turn (2003)
Zum Abschluss des chaotischen "Wrong Turn"-Marathons die Nummero 1: ein halbwegs brauchbarer Backwood-Horror nach bekannten Mustern, von Exposition, über das blutige Dezimieren peu à peu, bis zum Finale, dass sich wohl bewusst alle Möglichkeiten für Sequels offen lässt... die dann auch kamen, sage und schreibe sechs an der Zahl... so toll isser nun auch wieder nicht. (6)

Mein großer Freund Shane [Shane(1953)
Ein Western-Urgestein, das archetypische Ringen zwischen dem freien Cowboy, oder zumindest der naiven Vorstellung von dessen Freiheit, dorthin zu gehen und das zu tun, was er will, und der Zivilisation um die Vorherrschaft in der Welt, zwischen Einzelinteresse und Gemeinschaft. Alan Ladds eponymer Shane ist selbst ein Außenseiter und Eigenbrötler, ein waschechter Individualist, im Grunde genommen ein störender Faktor im Gefüge der sesshaft gewordenen Farmer, die von den Ranchern bedroht werden und gegen die sie Shane letzten Endes verteidigt. Bei Lichte besehen ein verräterischer Akt: für die Rinderbarone und Viehtreiber stellt das unaufhaltsame Voranschreiten der sesshaften Zivilisation eine gleichartige Bedrohung dar und antizipiert das Ende ihrer und Shanes Lebensart. Konträr zu seinen Zeitgenossen hat Shane dahingegen erkannt, dass sich die Zeit des einsamen, freiheitsliebenden Revolverhelden und Nonkonformisten dem Ende neigt, ihre Tage gezählt sind und die städtische Gesellschaft sich unabwendbar auf dem Vormarsch befindet, kurzum: den Kampf gewinnt. Also bekämpft er Feuer mit Feuer, weiß alldieweil, dass es für ihn keinen geziemenden Platz bei denen gibt, die er vor seinesgleichen beschützt. (8)

















39 - 6,5 (254,0)

Montag, August 26, 2019

Kurzreviews Mai/2019

Hiermit präsentiere ich wiederum die 16 Filme und 7 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Mai gesehen habe:


Serien-Staffeln
Rick and Morty (Season 1) (2013-2014) (6,5-8+)
Rick and Morty (Season 2) (2015) (6,5-8,5+)
Miami Vice (Season 1) (1984-1985) - (7-8,5)
Rick and Morty (Season 3) (2017) (6,5-7,5)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer [Game of Thrones(Season 8) (2019) - (8-8,5)
Deadwood (Season 1) (2004) - (8-8,5+)
Das Geheimnis von Twin Peaks [Twin Peaks(Season 1) (1990) - (7-8,5)

Filme
The Dark Side of the Moon (1990)
Eines der unzähligen "Alien"-Plagiate im B-Movie-Gewand, zu dem sich nicht erheblich mehr sagen lässt. (B-Movie-Skala: 5)

Dunkirk (2017)
Filme die an mir vorübergehen, die Erste: Christopher Nolans Kriegsfilm kommt mir ungemein technokratisch vor, wie eine mechanische Sektion der Ereignisse in Dünkirchen im Jahre 1940, klinisch zerlegt und unterkühlt präzise neu arrangiert. Hinsichtlich der technischen Umsetzung ist das demzufolge zweifelsohne beeindruckend, insbesondere der Versuch eine allumfassende Erfahrung des Geschehens zu kreieren, wiederzugeben und zu evozieren. In der Hauptsache kommt dabei Nolans experimentellem Umgang mit der Wahrnehmung von Zeit Bedeutung  zu, wie er verschiedene, einander überlappende Zeit-Ebenen unterschiedlicher Dauer parallel montiert und nebeneinander ablaufen lässt, dieselben Vorkommnisse aus zeitlich, räumlich und personell variierenden Perspektiven in unterschiedlichen Zeiträumen präsentiert, wodurch sich das jeweilige Zeitempfinden je nachdem scheinbar auszudehnen oder zusammenzuziehen, dessen Relativität regelrecht greifbar zu werden scheint. Dieser aposteriorische Ansatz verdient äußerste Wertschätzung und ringt Bewunderung ab. Dahingegen kann man sich niemals des Eindruckes erwehren, hier einem fraglos faszinierten Wissenschaftler bei der Arbeit zuzusehen, mit ihm gemeinsam distanziert und unbeteiligt durch ein Vergrößerungsglas auf eine Versuchsanordnung zu blicken, die er nach Belieben steuert und manipuliert und für die such das Setting subaltern herausstellt. Resultierend nimmt das Gezeigte zu keiner Sekunde mit, schafft keine emotionale Resonanz und wirkt seltsam entmenschlicht, besonders schwerwiegend in Momenten, die vor allen anderen Emotionen erzeugen sollten - ein altbekanntes Problem in Nolans Schaffen, der per se nicht in der Lage zu sein scheint, den menschlichen Faktor genuin zu erfassen. (6)

5 Zimmer Küche Sarg [What We Do in the Shadows(2014)
(Inzwischen in Serie gegangener) Geheimtipp aus Neuseeland, der das Kunststück fertigbringt dem hinlänglich angestaubten Vampir-Horror und der nicht minder angestaubten Mockumentary-Gattung tatsächlich frischen Wind einzuhauchen. Das liegt zuvorderst daran, dass "What We Do in the Shadows" trotz aller Albernheiten niemals Gefahr läuft, zur hysterischen, überkandidelten Parodie zu verkommen, nicht wie vergleichsweise die ZAZ-Chaos-Komödien in einem vollkommen aus der Realität fallenden Meta-Universum angesiedelt ist, sondern stets bei seinen nahbaren Charakteren bleibt, sie in einer zwar komödiantischen, nichtsdestoweniger kohärenten Welt agieren lässt, ihnen den Freiraum gestattet, ihren Lebensstil, ihre Subkultur entschlossen zu vertreten und Recht auf ihr Außenseitertum in der verschlafenen Abgelegenheit Neuseeland stolz zu verteidigen und zu behaupten. Die Figuren, ihre Anachronismen und die an den Tag (oder die Nacht?) gelegte Selbstverständlichkeit des trocken dargebrachten Vampir-Alltags machen somit das Gros des Witzes aus. Und das funktioniert, obendrein vor Kulisse Neuseelands, das an sich bereits das Flair hinterwäldlerischer Abgeschiedenheit evoziert, vorzüglich und generiert unzählige urkomische Begegnungen. (7,5)

The Body [El cuerpo(2012)

Die Ehre der Prizzis [Prizzi's Honor(1985)
Filme die an mir vorübergehen, die Zweite: schauspielerisch gibt's nichts zu bemäkeln, namentlich Anjelica Huston verdient jede ihr zuteilgewordene Bekundung und Form des Lobes. Den Film an sich fand ich alldieweil kreuzöde, träge und uninteressant, musste ihn mehrmals beginnen, bevor ich ihn schlussendlich mit meiner unablässig davon wandernder Konzentration ringend zu Ende bringen konnte. Viel hängen geblieben ist nicht. (5)

Coach Carter (2005)
Penetrant-bemüht auf Inspiration gebürstetes Sportler-Drama, ostentativ in jedem Gestus der Verständigung und der pseudo-sozialkritischen Milieubetrachtung, im selben Augenblick derart von sich selbst überzeugt, dass es komplett ignoriert, wie formelhaft und oberflächlich es seine Charaktere behandelt, um wie viele Meilen und Kilometer eine ernstzunehmende, bewegende Wiedergabe der Schicksale der Beteiligten verfehlt wird. Samuel L. Jackson passt andererseits perfekt in die Rolle des Coaches und macht das ganze einigermaßen erträglich. (4)

Max Schmeling (2010)
Schlagt mich (hö hö hö), aber den fand ich für Uwe Boll-Maßstäbe ansehnlich, im Vergleich mit dem tumben 08/15-ARD/ZDF/Degeto-Geschichtsbewältigungs-Drama diesem ebenbürtig oder zumindest unwesentlich schlechter. Dass Henry Maske keinen sonderlich begabten Schauspieler abgibt, dürfte niemanden verwundern. Überrascht hat mich Bolls für seine Verhältnisse kompetenter Umgang mit diesem Handicap, wie er diese Schwäche halbwegs ins Gegenteil verkehrt und zu seinem Vorteil zu nutzen versteht, Maskes beeindruckende Boxer-Physis nicht ungeschickt in den Fokus zu rücken, seine etwas grobschlächtige Art und Sprechweise zum kontrastierenden Wesenszugs Schmelings macht. Mag ein Zufallstreffer gewesen sein. Ansonsten ist das insgesamt Bolls mutmaßlich verträglichstes Werk, wie gesagt: ein Standard-TV-Geschichts-Drama mit Nazi-Bezug. (5,5)

Dead or Alive: Final (2002)
Zu Miike Takashis krönendem Abschluss der Trilogie (Teil 1, Teil 2) fehlen mir glattweg die Worte. Er scheint mir ein Wanderer zwischen den Welten zu sein, eine irrmachende Erfahrung und Verschmelzung, eine Kulmination der beiden Vorgänger in einer wilden Fusion gegen allen Widerstände, die sich herzlich wenig um eine klassisch nachvollziehbare Narrative schert. Das ist nicht ungewöhnlich für Miike, wird von ihm in diesem Fall jedoch auf die Spitze getrieben, was den Zugang zusehends erschwert. Möglicherweise war "Dead or Alive: Final" auch niemals anders gedacht. (7)

Der Sturm [The Perfect Storm(2000)
Tricktechnisch außer Zweifel höchst beeindruckend und wegweisend, inhaltlich konträr dazu platt pathetisches bis ablenkend reißerisch, ständig auf Nebenschauplätze abschweifend in einem Maße, dass das existenzialistische Überlebens-Drama rund um George Clooneys Trawler-Crew regelrecht marginalisiert wird, zumal sich Clooneys Bill Tyne nachgerade manisch verhält und seine Mannen am laufenden Band rücksichtslos in Lebensgefahr bringt. Mag für an tumbes Spektakel gewöhnte amerikanische Mainstream-Sehgewohnheiten angemessen sein, verfehlt in Wahrheit jeden Anflug einer ernstzunehmenden dramatischen Seemanns-Tragödie. (4,5)

Verrückt nach Mary [There's Something About Mary(1998)
Extended Cut. Der Höhepunkt und das Aushängeschild von Peter und Bobby Farrellys Komödien-Schaffenswerk, zugleich der wahrscheinlich größte Erfolg ihrer Karriere. Und daran gab's seinerzeit beinahe kein Vorbeikommen, immer wieder wurde mir vorgehalten, wie brüllend komisch die "Wichse im Haar"-Szene sei, was für ein ausuferndes Vergnügen die Zahnklammer-Szene darstelle, und, und, und. Trotz alledem blieb mir der Kino-Besuch erspart, so dass ich nicht in seinen Genuss kommen konnte, bevor die Heimkino-Auswertung anstand und... ich fand ihn leidlich amüsant. Diesen Eindruck hat die erneute Sichtung bestätigt: er hat seine witzigen Momente, allerdings sind es eher die Darsteller, die voller Innbrunst das schräge Figureninventar zum Leben erwecken und das Ding am Laufen halten. Die vielen kleinen Peinlichkeiten und besonders der Gross-out-Humor wirken jedenfalls heute reichlich zahm und gestrig, im Grunde genommen hatten sie diesen Punkt damals schon frühzeitig erreicht. (6)

Brother (2000)
Kitano Takeshis erste und einzige US-Ko-Produktion, von der er sich selbst nicht allzu begeistert zeigte. Grundsätzlich stimme ich Roger Eberts prägnant formulierter Aussage zu, dass "Brother" ein typischer Kitano-Film ist, bloß nicht sein bester. Warum das so ist, lässt sich hingegen schwer in Worte fassen. Zunächst bringt Yamamotos Ankunft in L.A. eindrucksvoll Entfremdung und Verlorenheit zum Ausdruck, was maßgebliche Unterstützung von Joe Hisaishis großartigem Score erfährt, den ich zu den besten Kitano-Hisaishi-Kollaborationen rechne. Im weiteren Verlauf entfaltet sich eine gewalttätige Gangster-Saga, in der die Bandenmitglieder reihenweise ins Gras beißen. Wer aufgrund dessen ein Action-Feuerwerk erwartet, kennt indessen Kitano schlecht und wird umgehend eines Besseren belehrt: wie in "Sonatine" haftet den Bandkriegen nichts glorreiches, triumphales an. Die Feuergefechte gehen rabiat, gnadenlos und schmucklos von statten und sind fluchtartig vorbei, der Tod eines Menschen wirkt unterdessen stets bitter, betrüblich und im höchsten Maße sinnlos, was am deutlichsten bei Yamamotos langjährigem Weggefährten zu Tage tritt, der sich für seinen Aniki unnötig opfert. Ein düsteres, blutrotes, schweres Leichentuch liegt über der gesamten Handlung und der Ausgang scheint von Anfang an gewiss, nicht zuletzt Kitanos Protagonisten, der lediglich auf das Unvermeidliche zu warten, geradezu darauf zuzusteuern scheint. Dadurch erscheint "Brother" nahezu bleiern, fatalistisch, kann auf der anderen Seite seine Figuren selten von ihrer menschlichen Seite zeigen, wie es ihren Pendants in "Sonatine" vergönnt war. Diese wenigen Ausnahmen beschränken sich in erster Linie auf Terajima Susumu, der den besagten Weggefährten Yamamotos verkörpert, und Omar Epps. Knapp formuliert sieht man in "Brother" die meiste Zeit Kriminellen beim Sterben zu und das über einen unselig langen Zeitraum hinweg, da zwar der Tod an sich schnell und unversehens eintritt, die Opfer auf dem Weg dorthin jedoch einen langen, mitleidlosen Prozess durchlaufen. Bei einer Sache lehne ich mich hinzukommend weit aus dem Fenster, auf die Gefahr hin, zu viel rum zu interpretieren: womöglich kann man "Brother" Kitanos politischstes Werk nennen, allerwenigstens erscheint es auffällig, dass hier eine Koalition ausschließlich ethnischer Minderheiten versucht sich zu behaupten, nur um am Ende einer kaukasischen, gesichtslos bleibenden Gruppierung zu unterliegen. Wie gesagt: vielleicht ist das zu viel des Guten. (7,5)

Zatoichi's Vengeance [座頭市の歌が聞える Zatôichi no uta ga kikoeru(1966)
Irgendwann muss bei einer derart langlebigen, zudem inhaltlich relativ gleichförmigen Reihe der Punkt kommen, an dem man sich zwangsläufig wiederholen muss. Im Falle von "Zatoichi" bin ich mit "Zatôichi no uta ga kikoeru" (dem ein gehörig generischer englischer Titel verpasst wurde, der eine Verwechslung mit "Zatoichi's Revenge" praktisch vorprogrammiert) wohl an diesem Punkt angelangt, an dem ich höchstens die Standards und Standardmäßigkeit des Gezeigten runterbeten kann. Wobei "Zatôichi no uta ga kikoeru" sattsam denkwürdiges zu bieten weiß, beispielsweise den blinden Biwa-spielenden buddhistischen Priester, der Ichi Paroli bietet, oder die verbitterte Prostituierte Oshino, sowie Ichis Beziehung bzw. Einfluss auf  den Jungen Taichi. Insofern ist der inzwischen 13. Teil abermals hochwertige Jidai-geki-Unterhaltung, die sich im guten oberen Mittelfeld eingliedert. (7)

Stan & Ollie (2018)
Erfindet das Genre des Biopics nicht neu, erzählt im Gegenteil recht konservativ von der Freundschaft, die kurzzeitig in eine Krise gerät, bevor die verwandten Seelen schlussendlich wieder zusammenfinden. Was ihn für Fans des Duos reizvoll macht, ist der Blick hinter die Kulissen des porträtierten Abschnittes im Leben der zwei, der großzügig Raum für sentimentale Betrachtungen und Rückbesinnung gibt, sowie Steve Coogans und John C. Reilly herausragendes Schauspiel. Mir hatten sich in der Schluss-Szene gar Tränchen in die Augen geschlichen, irgendwas muss Jon S. Baird also richtig gemacht haben. (7)

Aquaman (2018)
Hatte ich meine Freude dran, "G.I. Joe: The Rise of Cobra" nicht unähnlich. James Wan gibt sich ganz und gar dem bunten Comic-Tumult hin und präsentiert uns eine spaßige Unterwasser-Achterbahnfahrt voller Schauwerte, Gedöns und Liebe zum Detail, zuzüglich zu den tollen, altgedienten Nebendarstellern. Im Gegensatz zum MCU legt er das dankbarerweise nicht epochaler an als es ist und sein sollte, konzentriert sich vollends auf das schwungvolle Abenteuer des Underdogs unter den DC-Helden, dessen Schwimmflossen Jason Momoa vermöge seines Charismas und seiner bloßen Präsenz prächtig ausfüllt. Die Unterwasser-Welt und all ihre Eigenarten stellen ein weiteres dickes Plus der Verfilmung dar und geben optisch mindestens so viel her wie die Weltraum-Ausflüge der "Guardians of the Galaxy". Viele MCU-Gurken wünschten sich, sie könnten jemals den Unterhaltungsfaktor von "Aquaman" erreichen. (6,5)

Schatten der Wahrheit [What Lies Beneath(2000)
Ja, es ist bloß eine an Hitchcock angelehnte Fingerübung aus den Händen von Robert Zemeckis, der dem Meister sicherlich nicht das Wasser reichen kann, trotzdem genügend Spannung produziert und in Gestalt dieses kleinformatigen Thrillers überzeugt. Mehr sollte das doch gar nicht werden. (6,5)

Takeshi Kitanos Dolls [ドールズ Dōruzu (Dolls)] (2002)
Wo "Brother" ein einziger betrüblicher Todesreigen war, ist "Dolls" eine episodenhafte, poetische, bildschöne Meditation über die Liebe, inklusive all der Melancholie und Tragik, die bei Kitano Takeshi zu erwarten war. Denn ähnlich wie es sich bei "Brother" keinesfalls um ein heroisierendes Gangster-Epos handelt, braucht man bei "Dolls" nicht auf eine kitschige, rosarote Märchenwelt der Zuckerguss-Liebe zu hoffen. Hingabe, Aufopferung und Verlust spielen bei Kitano eine ebenso ausschlaggebend Rolle, wie das reine, schwer fassbare Gefühl des Verliebtseins, das er versucht, jenseits von kindischer Liebelei oder verklärtem, hohlen Schmonzetten-Getue, zu ergründen und zu erfassen. Demzufolge offenbaren die verschiedenen Blickwinkel auf die Liebe bei "Dolls" stets ein zweischneidiges Schwert, das auf die ein oder andere Weise Erfüllung und Verdammnis zugleich zu verheißen scheint, eine untrennbare Symbiose bedeutet, die kein Übel, das man um des Guten willen in Kauf zu nehmen hat, darstellt, sondern sich als elementarer Wesenszugs der verschiedenen Beziehungen herausstellt. Ohne den Schmerz keine Liebe. Ohne Liebe keine Zweisamkeit. (8)
































16 - 6,3 (100,0)

Montag, August 19, 2019

Kurzreviews April/2019

Hiermit präsentiere ich wiederum die 11 Filme und keine Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat April gesehen habe:


Filme
Poultrygeist: Night of the Chicken Dead (2006)
Troma, wie es Spaß macht, sein sollte und augenscheinlich ausschließlich Lloyd Kaufman auf die Beine gestellt bekommt: grelle, lustvoll Grenzen des guten Geschmacks überschreitende und jedwede Form von political correctness durch den Kakao, die Scheiße, die Kotze oder andere anti-appetitlicher Substanzen ziehende Groteske, ideen- und temporeich, obendrein unsagbar dämlich. Kurzum: 1a Trash! (Trash-Skala: 7,5)

Der Vorname (2018)
Sönke Wortmanns Remake der französischen Komödie reiht sich nahtlos ein in solche filmgewordenen Ensemble-Theaterstückchen à la Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels": eine gepflegte Assemblee von Angehörigen der besseren Gesellschaft oder wenigstens der oberen Mittelklasse wird durch einen vordergründiger Aufhänger, in diesem Falle die skandalöse Namensgebung des anstehenden Nachwuchses, die als kaum mehr als Mittel zum Zweck fungiert, das einzig dazu dienen soll, den schmückenden und Streitigkeiten, Unannehmlichkeiten oder allenthalben unverträgliche Geheimnisse verhüllenden gutbürgerlichen Putz zum Bröckeln zu bringen, ihres bornierten, in Konventionen erstarrten Schutzwalls beraubt, damit zur Auseinandersetzung und Aussprache gezwungen. So weit, so bekannt. Wortmann und Autor Claudius Pläging ringen dem nichts Neues ab, liefern gemeinsam mit den emsigen Darstellern zum Mindesten zuverlässige Zerstreuung, mal witzig, mal dezent dramatisch, bis zum Schluss alle ein wenig weiser sind - indessen ohne an der grundlegenden Struktur des Problems gerüttelt zu haben. (6,5)

Das Geheimnis von Marrowbone [Marrowbone(2017)
Beachtenswerte Mischung aus Waisen-Drama und wohldosierten Gruselanteilen, glänzt vor allem dank der herausragenden Jungdarsteller und die gleichermaßen traurige, wie spannende Handlung. (7)

Der Unsichtbare Gast [Contratiempo(2016)
Oriol Pauls eigenem "The Body" nicht unähnlicher Thriller, der sich wie ebenjener den finsteren Abgründen der menschlichen Seele, insbesondere der gefühlskalten, entmenschlichten High Society, widmet. Bis zum alles entlarvenden Finale schildert er ein packendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Frager und Befragtem, Täter und Rachsüchtigem, hält dabei die Ungewissheit und Anspannung gekonnt aufrecht. Den Twist mag man vorausahnen können, das tut der Spannung hingegen keinen Abbruch, hierzu ist die allem zugrundeliegende Tragödie, die eiskalte Berechnung, die abstoßende Unmenschlichkeit, sowie das entlarvende Taktieren der Beteiligten zu packend. Der Weg ist das Ziel, die Auflösung lediglich ein befriedigend inszeniertes Zusammenkommen aller Stränge, ein zwingender abrundender Schlusspunkt den Paul daruntersetzt. (7,5)

Julia's Eyes [Los ojos de Julia(2010)
Hier lässt mich mein Gedächtnis ein wenig im Stich, zum einen aufgrund des langen Zeitabstands, zum anderen da ich ihn damals bereits in einem mächtig übermannenden Dämmerzustand sah. Ausnahmslos wollte er mich nicht überzeugen, dabei bedient sich Guillem Morales in fachgerechter Manier des Tropus des blinden bzw. sukzessive erblindenden Protagonisten, der sich, einer seiner essentielle Sinne beraubt, einer sich nach und nach zuspitzenden Bedrohung ausgesetzt sieht und Morales weiß die unglückselige, dräuende Lage seiner Hauptfigur bisweilen nervenaufreibend in Szene zu setzen. Was mich an "Los ojos de Julia" letztlich gestört hat, kann ich leider kaum noch benennen, ich meine, Morales Inszenierung hielt nicht immer dem Einfallsreichtum des Drehbuchs, die aus der Blindheit Belén Ruedas resultierenden Gefahrensituationen immer wieder aufs Neue kunstfertig zu variieren, stand. Genaueres vermag ich nach einer etwaigen Zweitsichtung zu sagen. Bis dahin: (6,5)

Die Lustige Welt der Tiere [Animals Are Beautiful People(1974)
Über die der Entstehungszeit geschuldeten politischen Unkorrektheiten und grenzwertigen Ausrutschers des Kommentators müssen zartbesaiteter PCler unbedingt hinwegsehen können. Mir haben sie jedenfalls nicht geschadet, ganz gleich wie oft wir "Animals Are Beautiful People" in Kindestagen gesehen haben und bis heute stoßen sie mir weniger sauer auf als sie vielleicht sollten. Ein Grund dafür ist, dass er mehr unterhaltsamer Tierfilm denn professioneller Dokumentarfilm sein möchte. Der Unterhaltungsfaktor ist dementsprechend hoch, vermöge der verspielten Montagen, der gewählten Musik und der prächtigen Bilder. Er verzichtet nicht auf die Vermittlung von lehrreichen Informationen über die abgebildete Tierwelt, legt andererseits eine fluffige Leichtfüßigkeit an den Tag, die sich unverkennbar an ein kindliche Faszinationsvermögen richtet. Sicher: er kommt etwas angestaubt daher und man sollte ihn nicht allzu ernst nehmen. Ein vergnügliches Erlebnis ist er nach wie vor. (7)

Kikujiros Sommer [菊次郎の夏 Kikujirô no natsu (Kikujiro)] (1999)
Kitano Takeshi lässt zur Abwechslung die Yakuza ruhen, konzentriert sich statt dessen auf den herzerwärmenden Road Trip eines kleinen Jungen, der sich in Begleitung von Kitanos Kikujiro auf die Suche nach seiner verschollenen Mutter macht. Dem elementaren Prinzip des Road Trips folgend, stellt hierbei der Weg das Ziel dar und somit lernen sich die beiden unterwegs selbst und einander besser kennen, geraten in teils absurd komische, teils betrübliche Situationen, schließen ungewöhnliche Freundschaften mit Außenseitern, wie sie selbst welche sind. Trotz der Abstinenz von Gangstern und Gewaltausbrüchen erweist sich das unverkennbar als Kitano-typische Lebensreflexion, dieses Mal aus der Sicht eines Kindes, die der Regisseur einfühlsam und voller kindlicher Naivität wiedergibt, insbesondere in den malerischen Traumsequenzen. Dazu gesellen sich seine wiederkehrenden Stilmittel, etwa Kitanos Malereien, Engel- und Strandmotive, zuzüglich zu den Slapstick-artigen Einlagen. Denn "Kikujirô no natsu" ist fraglos Kitanos bis dato leichtherzigstes, familientauglichstes Werk, obgleich die für ihn obligaten melancholischen Zwischentöne ebenfalls anklingen, den frohgemuten Albernheiten stets eine unterschwellig bittere Erkenntnis über das Leben anlasten. Zum Schluss entlässt "Kikujiro" Masao, Kikujiro und den Zuschauer gleichwohl hoffnungsfroh und mit vielen schönen, denkwürdigen Erinnerungen und Erlebnissen. (8)

Zeit zu leben und Zeit zu sterben [A Time to Love and a Time to Die(1958)
Douglas Sirks außergewöhnlicher Anti-Kriegsfilm, den er mit den Mitteln des Melodramas erzählt und in dem er ein authentisches Bild Deutschlands und der Deutschen hinter der Front zeichnet. Authentisch, nicht weil er einer historischer oder dokumentarischer Präzision anhängt, sondern weil er um eine Darstellung der Deutschen bemüht ist, die dem Menschen dahinter gerecht wird, ihren Fehlern und Vorzügen ebenso Rechnung zollt wie ihren weniger vorzüglichen, bis gar monströsen Schattenseiten, nicht zuletzt dem Herzen verhaftet ist. Der daraus resultierende Querschnitt der Bevölkerung erzeugt einen wesentlich glaubwürdigeren, aufrichtigeren Eindruck der breiten deutschen Gesellschaft zu jener Zeit als es jede um krampfhafte, lehrreiche historische Akkuratesse bedachte (die Sirk mitnichten opfert!) deutsche Fernsehproduktion unserer Zeit sich jemals könnte. (9)

Be Cool - Jeder ist auf der Suche nach dem nächsten großen Hit [Be Cool(2005)
Einfallsloser Aufguss, der allen potenziellen Charmes des Vorgängers munter über Bord wirft, um für die nichtssagende Aufsteiger-Geschichte des entzückenden, herzensguten, talentierten Pop-Sternchens, dem Chili Palmer, von der Filmbranche offenbar angeödet, pflichtschuldig auf die Beine zu kommen hilft, Platz zu machen. Das stinkt durchgehend fürchterlich nach Selbst-Beweihräucherung der Musikszene statt nach geistreicher Satire und mäandert durch zahlreiche reizlose Sub-Plots vorbei an marginal interessanten Nebencharakteren bis zum öden Finale, hinzukommt eine Myriade bequem vermarktbarer Gesangs-Einlagen von Christina Milian & Gaststars. Ein Highlight gestehe ich ein: die "Pulp Fiction"-Tanz-Reminiszenz von John Travolta und Uma Thurman. Ansonsten ist "Be Cool" mit vergessenswert noch glimpflich umschrieben. (5)

Rocket Man [The Best of Times(1986)
Überraschenderweise fand ich, der Sportfilmen nicht sonderlich begeistert gegenübersteht, den ganz sympathisch. Ein bisschen bieder und männlicher Eitelkeit anhängend, ja. Der zwanglose, lockere Ton, sowie Robin Williams und Kurt Russell machen aus diesem kleinen Verlierer-Märchen zumindest unterhaltsame Kurzweil. (6)

Uncertain Guest - Du bist nicht allein. [El habitante incierto(2004)
Anfänglich passabler Paranoia-Thriller, der wirkungsvoll mit den urtümlichen Ängsten vor dem im ungewissen Dunkeln, in den irritierenden nächtlichen Geräuschen, tarnenden Schatten und uneinsehbaren Winkeln eines einsamen Hauses lauernden Unbekannten spielt. Über sich hinaus wächst er allerdings erst, wenn er im späteren Verlauf die Situation umkehrt, den Verängstigten selbst zum "schwarzen Mann", zum unbekannten, verstohlenen Besucher macht, der in den toten Winkeln, immerzu knapp außerhalb der Sichtweite seinem Opfer nachsetzt, es beobachtet und unentdeckt im Geheimen an dessen Leben teilhat. Das ist derart herrlich abgründig und bizarr mitreißend, dass ich diesen Kniff glattweg genial nennen würde. Das rettet für mich den bis dahin überdurchschnittlich ordentlichen Streifen. (7)






















11 - 7,0 (77,0)

Montag, März 04, 2019

Kurzreviews Februar/2019

Hiermit präsentiere ich wiederum die 28 Filme und 2 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Februar gesehen habe:


Serien-Staffeln
Archer Danger Island (Season 9) (2018) (7-8)
Nightflyers (Season 1) (2018) (5,5-7)

Filme
Three: Going Home [三更:回家 San Geng: Hui Jia(2002)
Director's Cut. Peter Chans herzbewegender Beitrag zum Anthologiefilm "Three" war schon ehedem weniger Grusel, mehr Drama, daran ändert der geringfügig längere Director's Cut nichts, fügt der sensiblen Vignette um hingebungsvolle und aufopferungsbereite Liebe dafür einige dankbare neue Szenen hinzu. (7)

Das Meer war ruhig [あの夏、いちばん静かな海 Ano natsu, ichiban shizukana umi (A Scene at the Sea)] (1991)
Der Strand und das Meer! Die beiden vergaß ich unter den typischen, obligatorischen Kitano Takeshi-Tropen bei "Boiling Point" aufzuzählen (dort sind sie gleichfalls vertreten)! Dabei nehmen sie eine signifikante Funktion in seinem Œuvre ein, bilden in ihm einen fortwährend wiederkehrenden Rückzugsort, ein Grenz- und Übergangsbereich, einen befreiten und befreienden Raum der Ruhe, Kontemplation und des Zu-sich-Findens, des Friedens, der Freude und der Entzückung. In seiner dritten Regie-Arbeit spielen sie nachgerade die erste Geige, nur wenige Szenen findet nicht dort statt und an keinem Ort können sich die Protagonisten freier entfalten, entwickeln und erblühen.
In "Ano natsu, ichiban shizukana umi" widmet sich Kitano zum ersten Mal dezidiert und ausschließlich einem feinfühligen Drama-Stoff, dem Liebeserlebnis zweier Menschen, die nicht sprechen können, aber auch keiner hinderlichen Worte bedürfen, die die Menschen ihrer Umgebung zutiefst rühren und für sich einnehmen, sowie die Geschichte einer leidenschaftlichen Verbindung zwischen Mensch und Natur, dem Surfer und der unbändigen Gewalt des Meeres. Was mich daran vor allem bewegt hat, ist, wie Kitano, mancher Studio Ghibli-Großtat nicht unähnlich, eine unbeschreibliche Schönheit und Vollkommenheit des Alltäglichen in Bilder fasst, fernab überkandidelter Melodramatik oder aufgeblasener Einzelschicksale von Wunderkindern. Was wir sehen, ist was wir bekommen, in Form und Inhalt auf das Essentiellste reduziert, doch kaum jemand versteht es, diesem einfachen, schlichten Sein eine vergleichbare inhärente, kostbare Schönheit abzuringen und diese visuell zu vermitteln. Kitanos ruhiger Inszenierungsstil, seine langen Kamera-Einstellungen und behutsamen Schnitte, seine Hinwendung zum gewöhnlichen Menschen und zu liebevoll gezeichneten Nebenfiguren, nicht zu vergessen die beseelte Musik von Joe Hisaishi, dessen langjährige Kollaboration mit Kitano hier seinen Anfang nahm, machen in meinen Augen daraus ein frühes, warmherziges Meisterwerk. (9)

Sonatine [ソナチネ Sonatine(1993)
"Sonatine", Kitano Takeshis Rückkehr zum yakuza eiga und seine erste Leistung, die international breitflächige Anerkennung fand, hat mir anfangs Probleme bereitet. Ich musste ihn auf Grund mich übermannender Müdigkeit in zwei Etappen sehen, die Zäsur korrelierte witzigerweise mit der des Films, nämlich wenn Kitano und seine Mitstreiter vor den Anschlägen ihrer Gegner zur Flucht in das Versteck am Meer (hier finden wir erneut das Motiv von Strand und Meer) gedrängt werden. Dort vertreiben sie sich hauptsächlich die Zeit, oft mit banalen, trivialen Aktivitäten, was hingegen dem befreienden Einfluss dieser Umgebung überhaupt die Möglichkeit bietet, sich nach und nach der abgestumpften Männer zu bemächtigen, sie sich emotional öffnen und wieder Mensch sein lehrt, insbesondere den von Kitano gespielten, einem Todeswunsch verhafteten Protagonisten, der dort nicht zuletzt die Liebe zu einer Frau findet.
Die Abkehr von der grausamen, monotonen, verschleißenden Yakuza-Welt resultiert in einem beinahe kindlichen Sentiment, durch welches die Gangster vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit aufzublühen vermögen, unbeschwert Spielchen spielen, aufgelockert herumtollen und -albern, frei von den Verpflichtungen und dem zerstörerischen Sog ihrer Profession. Diese Ausgelassenheit wirkt derart beruhigend und entspannend, dass man ihnen eine Ewigkeit zusehen will, ohne das Langeweile aufkommen würde. Selbstverständlich ist diesem Frieden keine Dauerhaftigkeit vergönnt, zum Schluss muss die Gewalt die Männer einholen, was in einem bitteren, tieftraurigen und pessimistischen Finale kulminiert. Insofern macht es Sinn, dass die einleitende Hälfte einen gegenteiligen, betäubenden, runterziehenden Effekt zu verzeichnen hatte, ein akzentuierter Kontrast zum frohmütigen, lebendigen Mittelteil und eine Antizipation des niederschmetternden Endes.
Erst vor dem Hintergrund, dass Kitano selbst zu jener Zeit unter heftigen Depressionen litt, er wie Murakawa sich aufgrund der Monotonie seiner Arbeit unzufrieden zeigte und ihm die fehlende Anerkennung seiner Landsleute für seine Filmemacherei, in die er ein Überfluss an Leidenschaft und Herzblut strömen ließ, schwer zu schaffen machte, wird begreiflich, wie eindringlich "Sonatine" die Gemütslage seines Regisseurs wiederspiegelt, was ihm zusätzlich eine besonders persönliche Note verleiht. (8)

The Call [着信アリ Chakushin ari (One Missed Call)] (2003)
Miike Takashis J-Horror-Exemplar gerät für den Skandal-Regisseur geradewegs schockierend konventionell, angepasst. Keine skandalträchtigen Tabuverletzungen, keine überzogenen Gewaltorgien, keine strittigen Ekel-Szenen, bloß ein stimmiger, des Öfteren unheimlicher Horror, der dazu unaufdringlich Kritik an den Medien übt, mit dem Münchhausen-Stellvertretersyndrom seiner geisterhaften Erscheinung ein bedrückendes Fundament stiftet. Nichts überragendes, versiert gemachte Genre-Kost nichtsdestotrotz. (7)

The Call 2 [着信アリ2 Chakushin ari 2 (One Missed Call 2)] (2005)
Weniger schauriges Sequel ohne die kleinen Besonderheiten, die "Chakushin ari" auszeichneten. Teenie-J-Horror-Stangenwaren durch und durch. (5)

Dead or Alive [DEAD OR ALIVE:犯罪者 Dead or Alive: Hanzaisha(1999)
Die anfänglichen 5 Minuten sind ein sensationelles frenetisches Schnittgewitter, das ein Wahnsinnstempo anlegt, auf komprimierten Raum den maßgeblichen Rahmen setzt, die wichtigsten Schlüsselfiguren einführt, teils ihr unglückseliges Los verstohlen anteasert, visuell einfallsreich auf das Kommende vorbereitet - das indessen hernach deutlich an Tempo einbüßt, wobei ich gestehen muss, diesen stilistischen Schritt-Rhythmus beizubehalten, würde vermutlich jeden Zuschauer visuell gnadenlos überreizen. Miike Takashis symptomatische abgefuckte Kapricen durchbrechen die Handlung um eine Gruppe Triaden, die die Yakuza-Welt gewalttätig aufmischen, und den getriebenen Cop, der sie verfolgt, immer mal wieder, ansonsten wickelt er das Geschehen verhältnismäßig geradlinig ab, um nicht zu sagen ein wenig zäh bis langweilig. Das groteske actionreiche Doppel-Finale führt dann alles ad absurdum, kulminiert in einer Dragon Ball-artigen, maßlosen Zerstörungsorgie... was zugegeben irgendwo von nicht zu verachtender Chuzpe zeugt. (6,5)

Getting Any! [みんな~やってるか! Minnâ-yatteruka!(1994)
Nach den zwischen Schwermütigkeit und Ausgelassenheit pendelnden Dramen "Ano natsu, ichiban shizukana um" und "Sonatine" gestattet sich Kitano Takeshi eine Auszeit von der Melancholie. Unter seinem Manzai-Namen Beat Takeshi drehte er eine waschechte Slapstick-Sex-Komödie, die vielfach die japanische Pop-Kultur und Jugend aufs Korn nimmt (weswegen Zuschauern, die wenig bis gar kein Interesse an der japanischen Kultur hegen, ein Großteil der Spötteleien entgehen dürften), episodenhaft Parodien und Possen aneinanderreiht, im Großen und Ganzen herzlich albern und erheiternd idiotisch daherkommt. Kitano soll gesagt haben, seine Absicht sei gewesen, über seine eigenen Gags lachen und sie ad absurdum führen zu wollen, weshalb er "Minnâ-yatteruka!" wahrscheinlich zu seinen Lieblingen jener Zeit zählt. So einen Quatsch muss man natürlich mögen. (6)

The LEGO Movie 2 [The Lego Movie 2: The Second Part(2019)
Die Fortsetzung des unverschämt erfolgreichen Spielzeug-Werbefilm, der gar nicht hätte funktionieren dürfen, es dennoch tat, es darüber hinaus einzigartig verstand, kindliches Vergnügen, Esprit und platteste Verkaufsstrategie unter einen Hut zu bringen. Vermag Teil 2 daran anzuknüpfen?
Tja. Ich würde gerne sagen, dass meine Mäkelei Meckern auf hohem Niveau sei, die Wahrheit ist, dass ich die Energie und den Verve, die den "The LEGO Movie" im Wesentlichen ausgemacht hatten, durchgängig vermisst habe. Verglichen mit dem temporeichen, fantasievollen Erstling wirkt "The LEGO Movie 2" gravierend lustloser, gebremster, philiströser. Die Divergenzen zwischen dem wilden, anarchischen Charme des Originals, der Hand in Hand ging mit seiner unaufdringlich präsentierten Message, und dem formelhaft flauschigen Friede, Freude, Eierkuchen-Gestus des Aufgusses, der zu sehr um seine Botschaft arrangiert ist, zu stark die "reale" Welt betont, klaffen unschön auseinander. Trotz einiger gelungener Gags (Bruce Willis, die Raptoren) und dem nach wie vor erfinderischen visuellen Stil ist es Mike Mitchell und Trisha Gum schlechtweg nicht gelungen, ihr Anliegen spielerisch unverkrampft zu verpacken, wie es ihrerzeit Phil Lord und Christopher Miller geglückt ist. Im Ergebnis unterscheidet sich "The LEGO Movie 2" deswegen nicht nennenswert von einer handelsüblichen "Habt euch alle lieb"-Folge eines gebräuchlichen TV-Kinder-Formats, das auf schonungslosen Konsens und einträchtige Familien-Idylle gebürstet ist. Ich will die guten Absichten die dahinter stecken mögen nicht klein reden, allein ist das Thema derart allumfassend ausgelutscht, bis zum Erbrechen durchgekaut und vollauf abgenutzt, dass man schon einer zündenden Idee, einer beflügelten Form bedarf, um es nicht allumfassend ausgelutscht, bis zum Erbrechen durchgekaut und vollauf abgenutzt rüberzubringen. "The LEGO Movie 2" hat das nicht und seine ostentative Message wirkt genau so.
Am Ende fühlt man sich von der heilen, rosigen Welt selbst manipuliert und einer Gehirnwäsche unterzogen. Zumal "The LEGO Movie 2" kein Novum mehr für sich beanspruchen kann: einerseits verspielt er viel von seinem eigenen Wiedererkennungswert, wenn er liebgewonnene Charaktere zu unwichtigen Cameos degradiert, seine Dynamik für schablonenhafte Phrasendrescherei eintauscht. Andererseits stehen die Imitatoren (unter den Kino-Trailern befand sich einer zum anstehenden Playmobil-Pendant) bereits in den Startlöchern, froher Hoffnung, das Erbe des amtierenden Königs antreten zu können. Und so halbherzig, wie "The LEGO Movie 2" sich gibt, fehlt nicht viel, um das Franchise mühelos vom Thron zu stoßen. (5,5)

Ju-on: The Curse 1 & 2 [呪怨 Ju-on & 呪怨2 Ju-on 2(2000)
Neben "Ringu" (s.u.) der mitunter renommierteste, gruseligste J-Horror, hier die V-Cinema-Version. Die fragmentarische Erzählweise steht dem gesamtheitlichen Erfassen der tragischen Vorkommnisse und ihrer traumatischen Spuren, die in der Gegenwart infolge der Schwere besagter Untaten unaufhörlich neue Opfer fordern, beharrlich im Wege, hindert den Zuschauer daran aus den versprengten Puzzle-Teilchen ein kohärentes, eindeutig nachvollziehbares Ganzes zusammenfügen zu können. Das kommt in letzter Konsequenz der dunklen, beklemmenden Stimmung zu Gute, erweckt den Eindruck, dass es, egal an welchem Punkt der Zeitlinie man ansetzt, niemals gut ausgehen kann, ein Entkommen aus dem Kreislauf von Tod und Gewalt unmöglich ist. (7)

The Eye [見鬼/见鬼 Gin gwai(2002)
aka "Seeing Ghosts". Ich und die Pang-Brüder, eine schwierige Beziehung. "The Eye" gehört immerhin zu den gelungensten Erzeugnissen von Danny und Oxide Pang, vermöge der für einen Horrorfilm idealen Grundidee können die beiden einen gelungenen Mystery-Thriller ähnlich "The Sixth Sense" aufbauen, den sie ab und an mit schaurigen Einfällen aufpeppen, inklusive eines schockierenden Finales. (6,5)

Ring - Das Original [リング Ringu (Ring)] (1998)
Nakata Hideos Original, der Film, der den J-Horror und spukhafte, langhaarige, mächtig angefressene Mädchen salonfähig machte, unzähligen Mangas, Graphic Novels, sogar TV-Serien eine Vorlage bot, massenweise Nachahmer auf den Plan rief, qua Gore Verbinskis US-Remake dazukommend den westlichen Video-Markt für sich vereinnahmte - für die Welle an Epigonen, Sequels, Prequels, Crossover, die angesichts der Einfallslosigkeit des Überschusses an Kopien schnell zu nerven begann, schien es lange Zeit kein Halten zu geben. Aber wie schlägt sich "Ringu", das Opus mit dem alles begann, das alles ins Rollen gebracht hat, 20 Jahre später?
Überraschend gut! Die Verknüpfung eines klassisch japanischen Geisterfluches und modernen Elementen wie urban myths, einem Hauch Teenie-Slasher, Japans DTV-Kultur, verruchten, da verbotenen, todbringenden Gegenständen, in diesem Falle die Videokassette, geben einem potentiell angestaubten Stoff ein neumodisches, ansprechendes Äußeres. Bei der Umsetzung geht Nakata subtil, doch eindringlich zu Werke, eine unheimliche, ungewisse Atmosphäre durchzieht seinen Mystery-Thriller, Spannung ergibt sich aus dem Rennen gegen die Zeit, den gelegentlichen schauderhaften Spitzen, sowie dem peu à peu offengelegten Geheimnis rund um Sadako und ihrer Mutter, von dem andererseits nie dem Mysterium schädigend zu viel preisgegeben wird. Diesem unverwüstlichen Klassiker kann letztlich selbst die Übersättigung durch ähnlich gelagerte Plagiate nichts anhaben, "Ringu" war seinerzeit nicht grundlos der Startschuss für die andauernde J-Horror-Manie, ist und bleibt bis heute der prima inter pares, das Vorzeigebeispiel des J-Horrors. (8)

Kids Return [キッズ・リターン Kizzu ritân(1996)
Kitano Takeshis erste Veröffentlichung nach seinem folgenschweren Motorradunfall, ein semi-autobiografischer Coming-of-Age-Film, eine Besinnung auf die Jugendzeit, über eingeschlagene Wege, über Irrungen und Wirrungen, die der Jugend vorbehalten sind; die Chronik einer Freundschaft, die sich entfremdet, sich auf Irrwegen verrennt und wieder zusammenfindet, von Kitano gewohnt mit Besonnenheit und Behutsamkeit inszeniert. Fast beiläufig streift sein Blick überdies den Lebensweg der Begleitfiguren, lässt deren Werdegang parallel nebenher ablaufen, erreicht vermittels dieses lakonischen Abdrifts des Erzählfokus, bisweilen aufgrund eines simplen Details, das im Stande ist, alles Wesentliche, alle emotionale Kraft, alle Freude oder Traurigkeit in einem einzelnen Bild auszudrücken, einen schier noch unmittelbareren dramatischen, bedeutungsvollen Effekt. Traurig, melancholisch und doch hoffnungsfroh. (8)

Hana-bi - Feuerblume [はなび Hana-bi (Fireworks)] (1997)
Kitano Takeshis unverhoffter Durchbruch auf internationaler wie japanischer Ebene gleichermaßen. Gerne wird postuliert, dass "Hana-bi" die nächste Evolutionsstufe, den Abschluss eines Entwicklungsabschnitts in Kitanos cineastischen Reifeprozesses darstellt, er endgültig zu Form und Stil gefunden, seine aus vorherigen Schöpfungen bekannten Motive verfeinert und perfektioniert habe. Dem kann ich nur zustimmen, "Hana-bi" ist in der Tat sein bis dato reifstes, auf jeden Fall stilistisch ausgereiftetes Werk, in dem sich alle Ingredienzien an dem ihnen anberaumten Platz zu befinden, ein harmonierendes, lyrisches Ganzes zu konstituieren scheinen. Eine ideale Erscheinungsform für die schmerzliche Geschichte eines Mannes, der zu Beginn von keiner privaten Katastrophe verschont bleibt, der sich dennoch aufrappelt, Leben, Tod und Liebe begegnet und über sein Schicksal selbst entscheidet; eine Erzählung und ein Erleben von sagenhafter Schönheit, innere Ruhe und Gelassenheit, von hingebungsvoller Liebe und Opferungsbereitschaft, blitzartig durchbrochen von ruckartigen Gewalteinschüben aus heiterem Himmel, welche die bilderreichen Kraft des Gesehenen brutal konterkarieren. Ein poetisches Meisterwerk! (9)

The Tale of Zatoichi [座頭市物語 Zatôichi monogatari(1962)
aka "Zatoichi: The Life and Opinion of Masseur Ichi". Ich zitiere mich selbst: Beginn einer langlebigen und kultigen Filmreihe, die augenlichtloses Schwertschwingen schlagartig populär machte. Die Rivalitäten zweier Yakuza-Klans ergeben einen soliden, wenngleich standardmäßigen yakuza eiga-Rahmen für Shintarô Katsus ganz und gar nicht standardmäßige Darbietung des blinden Masseurs, dessen Gewitztheit und Cleverness, die im entscheidenden Moment an den Tag gelegte im Schwertkampf bewandte Furiosität, ferner die dem Charakter innewohnende Tragik und Düsternis er nuanciert und unnachahmlich portraitiert. Misumi Kenji versteht es zudem meisterhaft, Ichis menschlichen Regungen Vorzug vor seinen kämpferischen Fähigkeiten zu geben, sein Geschick mit dem Schwert seinem humorvollen, lebensbejahenden Wesen nachzustellen, ihn nicht zum Gimmick behafteten Superhelden verkommen zu lassen. Wenn es soweit kommt, dass er genötigt wird zur Waffe zu greifen, was Misumi wohl bemessen lange hinauszögert, ist das selten ein glorreicher Moment. Insgemein steht jedwede gewalttätige Auseinandersetzung in einem negativen Licht da, was nirgends symptomatischer zu Tage tritt als im aufoktroyierten finalen Duell zwischen Ichi und dem schwindsüchtigen Samurai der Gegenpartei. Der Respekt, den sie voreinander empfinden, die Freundschaft, die sie miteinander teilen, steht im krassen Gegensatz zu den sich gegenseitig abschlachtenden Yakuza-Soldaten, die ihr Leben für nichts, für feige, nichtswürdige Oyabuns hergeben. Das macht den Ausgang des Duells umso beklagenswerter und Misumi trägt dem gestalterisch Rechnung. (8)

Seed 2 (2014)
Jason Voorhees und Michael Meyers versuchte Uwe Boll im Vorläufer zu channeln. An "Hills Have Eyes" und Leatherface vergeht sich Marcel Walz im von Boll produzierten Sequel. Das vergebliche Bestreben dem hohlen Backwood-Horror einen ausgeklügelteren Anstrich zu verpassen, obendrein im Anflug künstlerischen Ehrgeizes in durcheinandergewirbelten Erzählreihenfolge, hilft der platten Schlachtplatte kaum, macht sie weder spannender, interessanter oder schlüssiger in seiner halbgaren Religionskritik. Demgegenüber ist Walz ohne Frage der bessere Regisseur, schnell vorbei ist der Stuss außerdem. (2,5)

Klown Kamp Massacre (2010)
Troma, Clowns und ein Crystal Lake-mäßiges Trainingscamp für diesselbigen, den durchgeknalltem Killer-Harlekin mitinbegriffen. Ein immerzu selbstironischer, billig produzierter Schalk, ein launiges Trash-Späßchen für Zwischendurch. (Trash-Skala: 6)

Class of Nuke 'Em High (1986)
Troma, Lloyd Kaufmann und Michael Herz auf dem Höhepunkt ihres stürmischen Trash-Elans, ein reger, flotter Trip, der prächtig vergnügt. (Trash-Skala: 8)

The Tale of Zatoichi Continues [続・座頭市物語 Zoku Zatôichi monogatari(1962)
aka "Zatoichi: The Return of Masseur Ichi". Der unvorhergesehene Erfolg von "Zatôichi monogatari" brachte die Produzenten von Daiei jählings in Zugzwang: es hieß, die Gunst des Publikums und das Momentum der Reihe weiterhin aufrechtzuerhalten, des Weiteren den anderen Studios zuvorzukommen, bevor diese auf den erfolgversprechenden Zug blinder Heroen aufspringen würden. Eilfertig wurde eine Fortführung von Zatoichis Abenteuern zusammengeschustert, welche ein Jahr nach den Geschehnissen von "Zatôichi monogatari" ansetzt. Am Schauplatz des Erstlings gerät er zügig mit alten und neuen Kontrahenten aneinander, zu denen sich unter anderem Shintarô Katsus älterer Bruder Wakayama Tomisaburô (ein Jahrzehnt vor seiner eigenen erfolgreichen Chambara-Filmreihe "Lone Wolf & Cub" (siehe hier, hier und hier)) als einarmiger Rivale gesellt, der Ichi aus persönlichen Gründen anfeindet. Komprimiert auf knackige 70 Minuten und erheblich kampflastiger geht "Zoku Zatôichi monogatari" zackig zur Sache ohne den Inhalt sträflich zu vernachlässigen, erweitert Ichis Lebensgeschichte gelungen um dramatische Aspekte aus seiner Vergangenheit. (7,5)

New Tale of Zatoichi [新・座頭市物語 Shin Zatôichi monogatari(1963)
Zatoichis Vergangenheit liegt fernerhin dem Plot des dritten Segments und ersten Farbfilms der Reihe zu Grunde. Den innerhalb der Serie seltenen Blick, den wir von ihr erhaschen dürfen, ist flüchtig, vage, besteht aus Andeutungen, die keineswegs zu viel offenbaren, gibt Regisseur Tanaka Tokuzō und Autor Inuzuka Minoru zugleich eine Handhabe, Ichis Naturell zu erkunden und zu reflektieren. Das Wiedersehen mit seinem einstmaligen Gönner und Schwertkunst-Lehrer Banno und dessen Schwester Yayoi wird demzufolge zum Katalysator für die sich anbahnende Katastrophe: Banno, selbst unter seinem niedrigen Gesellschaftsstatus eines verarmten Ronin leidend, lässt sich mit der Tengu-Bande ein, um an das Geld einer von den Kriminellen geplanten Entführung ranzukommen. Um seiner Schwester einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu ermöglichen, gedenkt er hinzukommend Yayoi via Hochzeit einer gutbetuchten Samurai-Familie zuführen - nicht ahnend, dass ihre Wahl auf Ichi gefallen ist, der sich (im Gegensatz zu Otane) das erste und einzige Mal wahrhaftig bereit erklärt, eine Ehe einzugehen und das junge Mädchen zu heiraten, was der Hoffnung Keim zu geben scheint, dass er das Leben eines wandernden Yakuza und das Blutvergießen hinter sich lassen könnte, jedoch am Starrsinnigkeit Bannos zu scheitern droht. Zu allem Überfluss trachtet der Bruder des von Ichi erschlagenen Gangsterbosses aus "Zoku Zatôichi monogatari" nach Satisfaktion und heftet sich an des Masseurs Fersen, auf eine günstige Gelegenheit harrend, ein Konflikt, der ein für alle Beteiligten unerwartetes Ende nimmt.
Man merkt: "Shin Zatôichi monogatari" ist ein emotionales Wechselbad, ein Auf und Ab der Gefühle, dass sattsam dramatischen Entwicklungen und Umbrüchen Platz bietet, manchmal womöglich zu zugespitzt, an dessen Ende man nichtsdestominder merkt, wie unstillbar Ichi diese an die Substanz gehenden schmerzhaften Verwicklungen mitgenommen haben. Ein starker Abschluss der Trilogie. (8)
Top Secret [Top Secret!(1984)
Was soll ich sagen: ZAZ-Chaos-Komödien treffen bei mir fast immer ins Schwarze. Ihre depperte Spy-Flick-Parodie macht da keinen Unterschied. (7)

The Kentucky Fried Movie (1977)
Der "Kentucky Fried Movie" wollte hiergegen nicht wirklich bei mir zünden. Das chaotische Allerlei an Parodien, Faxen und Nonsens war für mich ein ausgesprochener Hit and Miss-Repräsentant, mehr miss als hit, vollkommen missachtend, dass sich John Landis, Jim Abrams, David und Jerry Zucker so gesehen genau dem Wahnsinn, Blödsinn und Humbug hingeben, für den ich im anderen Falle ungemein empfänglich bin. Bin ich etwa mit dem falschen Fuß aufgestanden? War mir das unter Umständen zu anarchisch, schlechthin zu viel des Guten bzw. Doof-albernen? (6)

Zatoichi the Fugitive [座頭市兇状旅 Zatôichi kyôjô-tabi(1963)
Persönlich gesehen mein bisheriger Favorit, der sich das Beste aus den Vorgängern bewahrt, besser noch: diese eingespielten Bausteine ausgewogen und gewandt aufeinander abgestimmt arrangiert. Er nimmt die gewohnheitsmäßigen Yakuza-Intrigen, lässt sie hingegen nicht das Feld anführen, sie dienen lediglich als Rahmen. Er nimmt das umfangreiche Figureninventar, bestehend aus bekannten und neuen Akteuren, lässt alle einen fruchtbringenden Part spielen, ohne, dass die Übersichtlichkeit darunter leiden müsste. Er nimmt das Drama, dass Ichi, seine Freunde und seine Gegner umgibt, ohne es zu übertrieben auszugestalten. Er betont Ichis Talent mit dem Schwert, zollt jedoch seinem Seelenleben, seiner gutherzigen und den weltlichen Freuden zugeneigten Persönlichkeit, sowie seinem tiefen Bedauern, wenn er gezwungen wird ein Menschenleben zu nehmen, Respekt. Und er nimmt die furiosen Fecht-Szenen, platziert sie an opportuner Stelle, wo sie der Geschichte vollauf nützen und einen sinnvollen Kulmination bedeuten. "Zatôichi kyôjô-tabi" ist ebenfalls einer der lebendigsten Beiträge zur Reihe, der die sommerliche Hitze und die üppigen, saftigen Wiesen gekonnt in seine Inszenierung einbindet und an dem man das erste Mal merkt, dass es eine Bevölkerung gibt, die ihr Leben ungeachtet der Yakuza-Welt lebt. Nicht zu vergessen: Makiura Chishis bestechende Kameraarbeit. Die einzige Einschränkung, die ich machen würde, ist die, dass er besser im Kontext der vorangegangenen Filme funktioniert denn als eigenständiges Werk, etwa in Bezug auf Otane. Ansonsten: großartig! (8,5)

Hat jemand meine Braut gesehen? [Has Anybody Seen My Gal(1952)

Was der Himmel erlaubt [All That Heaven Allows(1955)
Douglas Sirks maßgebliches, überlebensgroßes, bewundernswert kraftvoll bebildertes Melodrama, eine Inspirationsquelle für eine Vielzahl von Filmemachern und eines der überwältigendsten Liebesdramen der Filmgeschichte, ein aufwühlendes, einzigartiges Meisterwerk, eine vergällende Abrechnung mit der bigotten High Society amerikanischer Kleinstädte, ein Plädoyer für den Menschen, für den Mut, sich für sich selbst entscheiden und leben zu können und zu dürfen, ohne Rücksicht auf die spießerischen Ansprüche und Vorschriften der anderen nehmen und ihnen gerecht werden zu müssen. Sensationelle Leistung von Jane Wyman. (9,5)
Shinjuku Killers [新宿黒社会 チャイナ マフィア戦争 Shinjuku kuroshakai: Chaina mafia sensô (Shinjuku Triad Society)] (1995)
Miike Takashis mehr oder weniger erster "echter" Kinofilm (je nachdem, wie man "Daisan no gokudô" einordnet) nach einer langen Phase, während der er ausnahmslos für das V-Cinema tätig war. Es fällt mir etwas schwer, Miikes Werk in Unkenntnis seiner V-Cinema-Produktionen und aus der sensationslüsternen Perspektive eines Europäers, der aus purer Unkenntnis dazu tendiert, Miikes Filme auf ihr Gewalt- und Tabubruch-Potenzial zu beschränken, in einen umfassenderen stilistischen und motivischen Kontext einzuordnen, speziell hinsichtlich seines Frühwerks. Im Falle von "Shinjuku kuroshakai: Chaina mafia sensô" bleibt mir daher nichts anderes übrig als ihn faute de mieux an "Dead or Alive: Hanzaisha" (s.o.) zu messen, der über nicht zu verleugnende Parallelen gebietet, obgleich "Shinjuku kuroshakai: Chaina mafia sensô" bei Weitem nicht die gleiche Flamboyanz zur Schau trägt. Die Tendenz ist fraglos erkennbar, augenfälliger sind sich die grobe Story und handelnden Personen frappierend ähnlich: die außenstehenden Triaden, die nachdrücklich und alles andere als zimperlich in den Raum der Yakuza vordringen, der korrupte, mit Vorsicht zu genießende, den Gangstern wesensverwandte und selbst einem ausländischen Hintergrund entstammende Polizist, Familien und Ersatzfamilien, sowie von der Norm abweichende sexuelle Neigungen. Kurzum: Außenseiter und Abweichler die ihren Platz suchen, nirgends wirklich dazu gehören, sich folglich in die Lücken drängen. Miike zeigt sich hierbei deutlich dem Schicksal seiner Misfits zugeneigt, der Krimi-Aspekt wird zur Nebensächlichkeit, was sich allerdings anhand des uneindeutigen Gut-Böse-Schemas, beziehungsweise der Frage, wem die Sympathien des Publikums gehören, schwierig gestaltet hätte - und auch uninteressant gewesen wäre. "Shinjuku kuroshakai: Chaina mafia sensô" ist in dieser Hinsicht eine faszinierende Erfassung der "Black Society", der Menschen und Geschehnisse am Rande der Gesellschaft, die in ihren Augenwinkeln existieren und agieren, weil sie nicht in das einheitliche Konzept des akzeptieren Konsens passen, allerhöchsten geduldet, jedoch nicht gern gesehen. Schwierig. (7)

Zatoichi on the Road [座頭市喧嘩旅 Zatôichi kenka-tabi(1963)
Im Vergleich zu "Zatôichi kyôjô-tabi" weniger bemerkenswertes, demungeachtet immer noch unterhaltsames jidai-geki eiga. Ichi auf einer Eskortierungs-Mission, einer holden Jungfrau zu Diensten, die es auf einem Road Trip nach Edo zu geleiten gilt, heißt zunächst, dass es einen regen Schauplatzwechsel gibt (im Gegensatz zu dem einzelnen Dorf, beziehungsweise den maximal zwei Dörfern, in denen sich die Handlung vormaliger Teile bislang abzuspielen pflegte), unterdessen die Lokalitäten im Großen und Ganzen die Gleichen bleiben (Gasthäuser, Oyabun-Residenzen, baufällige Straßenzüge etc.). Wie man sich denken kann, macht das Ichis und seiner Schutzbefohlenen, die, wie könnte es anders sein, einen Narren an Ichi gefressen hat, Odyssee frappant handlungsorientiert, eine etwaige dramatische Gravitas sucht man hier vergebens. Die Gegenspieler führt Yasuda Kimiyoshi daneben gewissermaßen en passant ein, ein ähnlich markanten Endgegner wie in den Vorgängern findet sich in der Folge nicht darunter, wenigstens Fujiwara Reikos Hisa hinterlässt einen bleibenden Eindruck, ihre Wankelmütigkeit mutet dahingegen willkürlich an. Wie gesagt: "Zatôichi kyôjô-tabi" ist gutsitzende schwertschwingende Unterhaltung, bloß nicht das Beste, was der Zatoichi-Zyklus zu bieten hat. Dafür findet man hier einen der schönsten Momente der Reihe: wenn Ichi Mitsu beim Abschied ihr Tuch, dass sie verloren hatte, für einen kurzlebigen Augenblick zurückgeben möchte, einen verheißungsvolle Sekunde zögert und es aus Sentimentalität, als Erinnerungsstück doch behält. (7)

Rashomon - Das Lustwäldchen [羅生門 Rashômon (Rashomon)] (1950)
Noch ein wegweisendes Meisterwerk, Kurosawa Akiras sagenhafte, brillante Meditation über Wahrheit, Realität und Perspektive, der die unterschiedlichen Blickwinkel auf dieselben Geschehnisse geschickte variiert, so dass unmöglich jede Version korrekt sein kann, dennoch auf ihre Weise wahres aussagt, zumeist eher über die beteiligten Personen als über die Tat selbst, wodurch er eine substantielle, tiefgründige Aussage zur Problematik eindeutiger, einseitiger Wahrheiten trifft. Grandios! Am besten im Double Feature mit Sidney Lumet "12 Angry Men" gucken. (9)

Zatoichi and the Chest of Gold [座頭市千両首 Zatôichi senryô-kubi(1964)
In Zatoichis mittlerweile sechsten Abenteuer bringt Regisseur Ikehiro Kazuo eine Prise zusätzlicher Härte ins Spiel: mancherorts spritzt der rote Lebenssaft zeigefreudiger, eine Foltersequenz gibt es ebenso zu bewundern. Das passt zur Abenteuer- bzw. Actionlastigkeit des Gezeigten, das zu Gunsten des Unterhaltungsfaktors den Drama-Teil drastisch einkürzt. Die grob umrissene Fehde Chujis, der lokalen Dorfbevölkerung aufrechter Lieblings-Yakuza und Volksheroe (natürlich ein alter Bekannter Ichis), gegen Monji, einem Erfüllungsgehilfen des Oberfieslings, sowie der Groll der Schwester eines von Ichi in Notwehr getöteten Yakuza-Handlangers spielen bestenfalls eine marginale Rolle. Im Mittelpunkt stehen stattdessen die Schauwerte, das Ringen um die eponyme Gold-Ladung, die nahezu comichaft niederträchtigen Antagonisten und die spektakelreichen Kämpfe. Katsu Shintarô landet zur Abwechslung nicht zwischen den Fronten zweier rivalisierender Yakuza-Klans (die erwähnte Chuji-Monji-Feindschaft bleibt vernachlässigbar), sondern stellt sich fälschlich des Diebstahls bezichtigt dem gierigen, tyrannischen Magistraten entgegen, der danach trachtet, die Bauernschaft um ihre mühsam zusammengetragenen Steuerabgaben zu betrügen. An dessen Seite findet sich für den Endkampf reserviert und mit einer Peitsche bewaffnet erneut Katsus Bruder Wakayama Tomisaburô (in einem anderen Part), der die überzeichneten Widersacher prächtig ergänzt. Unterm Strich ist "Zatôichi senryô-kubi" somit schnelle, mitreißende Kurzweil, deren ereignisreichen 80 Minuten, binnen derer Ichi fleißig sein Schwert zücken darf und erhobenen Hauptes das Recht des kleinen Mannes gegenüber der selbstsüchtigen Obrigkeit verteidigt, wie im Fluge vergehen. (7,5)

















28 - 7,2 (202,0)