Okay, das war eine besonders lange Blogpause, die ich mir gegönnt habe, beziehungsweise die ich zwangsläufig einlegen musste. Es gab privat unbeschreiblich viel zu tun und ein Blick auf die folgenden Listen offenbart, dass ich über einen längeren Zeitraum hinweg kaum Filme gesichtet habe, die Reviewlisten entsprechend kurz, eine gar leer ausgefallen sind. Wie dem auch sei: nach erfreulich verlaufenden Prüfungen und einem Kurz-Urlaub habe ich mich hingesetzt, um zumindest eine der ausstehenden Listen zu Ende zu bringen. Ich hoffe, dass ich die anderen fehlenden Reviewlisten alsbald ebenso nachreichen kann, idealerweise über den Monat August verteilt und ohne halbmonatliche Einteilung. Hoffentlich stellt mir der lange zeitliche Abstand zu einigen der zu besprechenden Sichtungen kein Bein...
Wie dem auch sei: hiermit präsentiere ich wiederum die 15 Filme und 1 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat März seit der letzten Liste gesehen habe:
Serien-Staffeln
Sex Education (Season 1) (2019) - (8-9)
Filme
Zatoichi's Revenge [座頭市二段斬り Zatôichi nidan-kiri] (1965)
Ichi rächt seinen alten Massage-Lehrmeister, der einer Intrige des diesmaligen Yakuza-Magistrat-Konglomerats inklusive des fähigen Ronins, der sich an Ichi messen möchte, zum Opfer gefallen ist und hinterrücks gemeuchelt wurde. Abgesehen von Reihen-typischen Wiederholungstätern, sprich der üblichen Schwertschwingerei, der Jungfrau in Nöten, in diesem Falle die widerstrebend in den Dienst des örtlichen Yakuza-geleiteten Bordells gezwungene Tochter von Ichis ermordeten Lehrer, dazu ein munteres, vor kindlicher Lebhaftigkeit sprudelndes Mädchen, gefällt Miki Norihei sowohl in den ernsteren, als auch den leichteren Momenten, dass man sich glattweg wünscht, er wäre Ichis regulärer Sidekick. (7)
Zatoichi and the Doomed Man [座頭市逆手斬り Zatôichi sakate giri] (1965)
Per Fujiyama Kanbis betrügerischem Hyakutaro begeht "Zatôichi sakate giri" weiterhin die Humor-Route und die Zeit, die sich Ichi mit Hyakutaros Eskapaden rumschlagen muss, sind in der Tat die unterhaltsamsten Minuten von "Zatôichi sakate giri". Wenn Fujiyama im späteren Verlauf sang- und klanglos aus der Handlung verschwindet, Ichi stattdessen abermals schwertkräftig die Yakuza aufmischt, ist das gewohnt gut gemachtes, obgleich inspirationslos runtergekurbeltes Chambara-Geschnetzel. (7)
Upgrade (2018)
Symptomatisch für mein Problem angesichts des flutartigen Netflix-Outputs. Ohne Frage hochgradig unterhaltsame Science-Fiction-Action, die Schlagabtausche zwischen Logan "Not Tom Hardy" Marshall-Green und der ihn in eine Art Cyberpunk-Superhelden verwandelnden Next-Gen-KI Stem bereiten Spaß, ebenso die nicht gerade zimperlichen, stylishen Action-Szenen, der Bösewicht und die Optik. Alles abseits davon ist derweil gerade Mal pflichtschuldige Klischee-Betreuung, die programmatisch abgearbeitet wird. Das führt mich zum vordringlichen Problem von "Upgrade", das zugleich Stein des Anstoßes aller (mir bislang bekannten) Netflix-Produktion zu sein scheint: in der Regel wirken die besten unter ihnen wie Hochglanz-B-Movies, manche mal mehr, andere mal weniger ambitioniert, die sich ehedem hervorragend fürs Videotheken-Regal geeignet hätten, heute hingegen, da die Videotheken-Kultur allmählich Geschichte ist, faute de mieux gen Netflix profugieren. Eine aufregende Alternative zum Kino verheißen sie im seltensten Fall, meistenteils kommen sie vielmehr einem besseren Kompromiss gleich, nichts Halbes und nichts Ganzes. Dieses Problem manifestiert sich frappant in "Upgrade", der sich unterm Strich zugegeben zu den höherklassigen Exemplaren seiner Gattung zählen darf, nichtsdestoweniger günstigstenfalls ein "Ein-mal-Angucken"-Kandidat ist, der schlicht und ergreifend zu wenig aufbietet, um ihn über sich hinauswachsen zu lassen. Wie gesagt: er macht Spaß, mehr jedoch nicht. (7)
Operation: Overlord [Overlord] (2018)
Ein weiteres B-Movie, welches sich glücklich nennen darf, die Segnung eines höheren Budget für sich verbuchen zu können, weswegen es nach mehr ausschaut, traurigerweise nicht mehr daraus macht. Nach einem schwungvollen Beginn und der Einführung eines charismatischen Bösewichts (sein maliziöses Charisma prädestiniert Pilou "Euron Greyjoy" Asbæk geradezu für die Rolle des Fieslings) sitzen unsere Helden zunächst lange, lange Zeit auf einem Dachboden fest und wenn so ein B-Movie die längste Zeit auf der Stelle tritt, ist das kein gutes Zeichen. Eine gefühlte Ewigkeit braucht "Overlord", bis es allmählich vorangeht und die Handlung Schwung aufnimmt, was bei dem bisschen Story nicht gerade hilfreich ist. (6,5)
Ivanhoe - Der schwarze Ritter [Ivanhoe] (1952)
Ein immergrüner Klassiker des Ritterfilms, detailverliebt, prächtig ausgestattet und ansehnlich gefilmt. Neben den Kostümen und Kulissen wissen die tollen Turnier-Kämpfe, die kühne Erstürmung einer Burg durch Robin Hoods Mannen in Strumpfhosen, sowie insbesondere der finale Zweikampf zu gefallen. Persönlich hege ich zudem seit jeher eine Schwäche für das dramatische Liebesdreieck zwischen Elizabeth Taylor, George Sanders und Robert Taylor, eine Liebe, die auf allen Wegen unerfüllt bleiben muss und sogar im Triumph einen bitteren Beigeschmack in sich birgt. (7,5)
Michael Clayton (2007)
Tony Gilroys Anwaltsfilm besticht dadurch, kein Anwaltsfilm zu sein. Er ist eine vielschichtige Charakterstudie, die fraglos in diesem Milieu angesiedelt ist, es hinwiederum zu Nutzen versteht, um seine Figuren und ihre Position in diesem System zu reflektieren. Drama- und Thriller-Elemente profilieren die Akteure, zwingen sie letztendlich, allen voran George Clooneys Michael Clayton, zur Selbstbetrachtung und Konfrontation ethischer und moralischer Standpunkte. (7)
Secrets of a Court Masseur [不知火檢校 Shiranui kengyô (The Blind Menace)] (1960)
Bevor Mori Kazuo und Katsu Shintaro "Zatoichi"-Erfolge feierten (u.a. "Zoku Zatōichi Monogatari" und "Zatōichi sakate-giri" (s.o.)), durften sie den perfidesten, hinterhältigsten, gerissensten blinden Übeltäter auf die nichtsahnenden Feudalgesellschaft Japans loslassen, den die Filmwelt je gesehen hat. Die vollumfängliche Anti-These zu Zatoichi, dessen zweifellos vorhandenen düstereren Facetten selten sein von Grund auf gutes, dem Leben und Menschen zugetanes Wesen restlos zu unterminieren drohen. Suginochi ist konträr dazu von einem gänzlich anderen Schlag, eine bösartige, einzig dem eigenen Vorteil und den eigenen niederen Trieben verhaftete Kreatur, welche die geringste Schwäche seines Gegenübers zu seinen Gunsten und zum Leid des jeweils anderen auszunutzen versteht, manipulativ, verschlagen und schamlos agiert, der keine Hinterlist zu schäbig ist, um an ihr Ziel zu gelangen. Für Katsu markierte "Shiranui kengyô" den Durchbruch, in jedem Fall konnte er seine intensive Darstellung des blinden Protagonisten bereits in höchster Ausgereiftheit erproben, die er nachfolgend für die "Zatoichi"-Reihe perfektionieren sollte. So oder so: ein herrlich fieses Ding. (8)
Zatoichi and the Chess Expert [子連れ狼 冥府魔道 Zatôichi jigoku tabi] (1965)
aka "Showdown for Zatoichi" bzw. "Zatoichi's Trip to Hell". Serien-Habitué Misumi Kenji beschert ihr seinen nächsten Höhepunkt: vor allem die vielfältigen Schauplätze bringen ein gehöriges Maß an Abwechslung ins bunte, nicht minder wechselvolle Treiben, zumal Misumi ein unvergleichliches Gespür für die Austragungsorte an den Tag legt und an den Zuschauer weitergibt. Narita Mikio, der eponyme Schach-Experte, darf darüber hinaus mit Fug und Recht einer der einprägsamsten auftretenden Widersacher genannt werden, dessen Duell mit Ichi zwar vergleichsweise knapp gefasst ausfällt, zu diesem Zeitpunkt blicken die beiden hinwiederum auf eine lange gemeinsam verbrachte Wegstrecke zurück, die sie zu einander respektierenden Weggefährten reifen ließ, seinem Charakter Raum zur Entfaltung gab, wodurch sich eine beträchtliche Spannung zwischen ihnen aufbauen konnte, die sich im Finale in einem gebührenden Blitzschlag entlädt. Ein Highlight. (8,5)
88 Minutes (2007)
Leidlich packender, überkonstruierter Thriller voller vordergründiger, oberflächlicher Hochspannung und wenig Substanz, der Ansätze von Logik und Vernunft in einem Schwall von Tempo und ebenso ostensibler, wie durchschaubarer erzählerischer Kniffe und Tricks erstickt. (5)
Hana-bi - Feuerblume [はなび Hana-bi (Fireworks)] (1997)
Schnappt Shorty [Get Shorty] (1995)
Mochte ich beim ersten Mal überhaupt nicht, den dezenten Kult-Status, den er hie und da genießt, hat sich mir seinerzeit nicht erschließen wollen. Drum sollten Jahre ins Land ziehen, bis ich ihm eine zweite Chance gewährte und obzwar ich ihn nach wie vor nicht für einen herausragenden Überflieger halte, hatte ich nichtsdestominder Spaß an Barry Sonnenfelds nicht uncharmanten Semi-Parodie auf das Hollywood-Studio-Business, die allerdings mehr aufgrund ihrer gut aufgelegten Darsteller, angeführt von John Travoltas lässigen Chili Palmer, und weniger aufgrund von Raffinesse bei Laune hält. (7)
Bird Box (2018)
Hierzu könnte ich vielfach meine zu "Upgrade" vorgebrachte Kritik an Netflix-Werken wiederholen. Brauchbares Endzeit-Drama mit Gimmick (bei "A Quie Place" wird das Hören zum Quell aller Todesgefahren, hier das Sehen... fehlen noch Pendants fürs Schmecken, Fühlen und Riechen... und wehe uns, wenn sich Monster über alle Sinne gleichzeitig Zugang zu unserem Verderben verschaffen!), dass die Menschheit zum wiederholten Male und ohne sonderliche Varianz in die äußersten Ecken des Überlebenskampfes drängt und sie sich dergestalt abermals mit sich selbst konfrontiert sieht, hinauslaufend auf ein ärgerliches Ende. Einmal ausleihen, meine streamen langt vollkommen. (6)
A Quiet Place (2018)
Wie gesagt: brauchbares Endzeit-Drama mit Gimmick, an dem mir zumindest die Reduzierung auf das Wesentliche besser geschmeckt hat, die Konzentration auf den suspensereichen Kampf einer Familie gegen ein einzelnes, vermittels seiner überlegenen akustischen Wahrnehmung die Vormachtstellung des Jägers für sich beanspruchenden Monsters. Bedingt durch dieses Gimmick rücken die Erfahrbarkeit und Auswirkung von Stille in den inszenatorischen Mittelpunkt, erlauben Regisseur und Darsteller John Krasinski den Zugang zu einer spezielle Atmosphäre, die auf einem behutsam umgesetzten Konzept von Bild- und Ton-Verknüpfung fußt, das sich zum ausdrucksstarken Experimentieren mit der Interdependenz von Bild und Ton des Mediums entscheidend wirkungsvoller instrumentalisieren lässt als es dem "Sehen/Nicht-Sehen"-Gimmick von "Bird Box" jemals möglich gewesen wäre. Schließlich erschöpft sich das Konzept "Nicht-Sehen" bei einem visuellen Medium wie Film unversehens schnell, unterdessen Stille, insbesondere der Verzicht auf das elementare Kommunikationswerkzeug Sprache, ein maßgebliches, ergiebiges Stilmittel darstellen kann. In jedem Fall weiß Krasinski um dessen Wirkung und bringt es effektvoll zum Einsatz, wobei ihm besagte Reduktion einen entsprechenden Rahmen zur Hand gibt. (7)
Alita: Battle Angel (2019)
In Unkenntnis des Mangas und der OVA (obwohl ich diesen Missstand vor Kinobesuch zu beheben gedachte). Eine "Valerian and the City of a Thousand Planets" nicht unähnliche Erfahrung, ergo zuvorderst ein Paradebeispiel für tolles, kreatives, immersives Worldbuilding und Production Design, ein wundervoll elaborierte Welt, angefüllt mit einer Fülle an Attraktionen. In dieser Welt erzählt Robert Rodriguez eine herkömmliche Pinocchio-Geschichte, von Menschwerdung im Angesicht von nachlassender Menschlichkeit, von einer Kriegsmaschine, die eine anakreontische Entwicklung durchläuft und von den Widrigkeiten, die sie auf ihrem Weg zu überwinden hat. Wider Erwarten balanciert Alitas Äußeres gekonnt Befremden ob ihres artifiziellen Äußeren und Mitgefühl aus, weswegen sie sich als starker emotionaler Dreh- und Angelpunkt erweist, ihren Sense of Wonder für die Schönheit des Lebens, der Liebe, der Freundschaft nahtlos auf den Zuschauer überträgt und sich mit diesem deckt. Ein stärkerer Kontrast zu den turbulenten, stilisierten Action-Szenen hätte diese affektiven Aspekte verstärkt hervorheben können, was die niedrigere Altersfreigabe bedauerlicherweise obstruiert. Über eine Fortsetzung, dies sei zugestanden, würde ich mich freilich freuen, ungeachtet aller Schwächen. (7)
Darfur - Der vergessene Krieg [Darfur] (2009)
Uwe Boll schwingt ein weiteres Mal die Moralkeule auf seine ureigene Art, versucht gewaltsam und rabiat den Menschen ein in Vergessenheit zu geraten drohendes düsteres Kapitel von Menschenrechtsverletzungen, Gemetzel und Blutvergießen vor Augen zu führen. Ein hehres Anliegen, das er im Vergleich zu "Auschwitz" halbwegs wirkungsvoll umsetzt, die Ohnmacht ob der gezeigten Grausamkeiten und Abscheulichkeiten bedrückend einfängt. (6)
15 - 7,0 (105,5)
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