Mittwoch, Oktober 15, 2014

Kurzreviews September/2014

Und wieder sind zwei Große von uns gegangen: am 11. September 2014 ist Joachim Fuchsberger, das Gesicht des deutschen Edgar-Wallace-Films, verstorben, nachdem er seit 2003 bereits zwei Schlaganfälle und mehrere Herzoperationen hinter sich hatte.
 R.I.P.
Nur einen Tag zuvor am 10. September 2014 ist Richard Kiel von uns gegangen. Seine ikonischste Rolle hatte er in den James-Bond-Filmen als Antagonisten-Gehilfe "Beißer", aber auch in "Der verrückte Professor" (1963), "Starsky & Hutch" oder "Pale Rider" war er zu sehen. Nach einem Unfall 1991 war er bis zu seinem Lebensende auf eine Gehilfe, für längere Strecken sogar auf einen Rollstuhl angeweisen.
R.I.P.

Hiermit präsentiere ich wiederum die 17 Filme und diesmal keine Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat September gesehen habe:

Filme
Edward mit den Scherenhänden (1990)
Klassisch Tim Burton, ein Außenseiter in Suburbia, akzentuiert in skurill-märchenhaften Szenen, die das Alltagseinerlei konterkarieren. Die meisten Akteure sind prägnant, doch karikaturartig, die Kraft liegt vordergründig in den Bildern, durch die Burton besonders die Beziehung zwischen Johnny Depp und Winona Ryder wundervoll auszudrücken weiß, fern mainstreamhaften Kitschs. Ganz groß übrigens: Danny Elfman. (7,5)

Carrie - Des Satans jüngste Tochter (1976)
Es ist bezeichnend, dass mir, wenn ich mich an "Carrie" zu erinnern versuche, die höchsten zwei, vielleicht drei ikonischen Szenen ins Gedächtnis kommen. Schwer gealtert leidet der Film unter Brian De Palmas Faible für Kameraspielerei. Er schafft es nicht, die Spannung für das Finale aufzubauen und in diesem kulminieren zu lassen, wenn es passiert, ist das bloßer Effekt, kein emotionaler Höhepunkt. Nicht auszuschließen, dass das Wissen um den allseits bekannten "Ausraster" auf dem Ball einen tiefergehenden Schock verhindert, nur herrscht ansonsten zwischen Anfang und Ende pure Langeweile - oder es bedarf der amerikanischen Perspektive, um die Vorfreude auf diese Art von Abschlussball nachvollziehen zu können. Ungünstig ist zudem das kaum fühlbar gemachte Leiden Carries, so passend und gut Sissy Spacek in ihrer Rolle auch ist. Treffende, aber geborgte Beschreibung De Palma scheint mehr an einer pfiffigen Kameraführung als an dem Innenleben der Titelfigur interessiert. Insofern: rein technisch nicht schlecht, dennoch weder gruselig, noch spannend, noch dramatisch. (5)

Airport (1970)
Mutter des 70er-Jahre Katastrophenfilms, Vorreiter der klassischen Formel ein drohendes Unheil mit den privaten Problemen der Protagonisten zu nektieren. Manche stören sich an letzterem, das hier in vielfältiger Weise in Erscheinung tritt, andere lassen sich von der Stimmung, die das Chaos am Flughafen gut vermittelt, faszinieren. Ein entspannter Thrill. (6,5)

Fragile - A Ghost Story (2005)
Der größte Schwachpunkt: Calista Flockhart. Ferner funktionieren die Grusel-Szenen zwar weitgehend dank stimmigem Setting, die superfizielle Hintergrundgeschichte, vor allem von Flockhart, überzeugt hingegen nicht, leidet unter schwachen Dialogen. (4,5)

Abominable (2006)
Von Papi Lalo unterstützt, liefert Ryan Schifrin einen ordentlichen Bigfoot-Thriller ab, der mit kräftien "Rear Window"-Anleihen tatsächlich einen gewissen Spannungsbogen hält, obwohl das Monsterkostüm nur bedingt zum Erschrecken taugt. Es gibt genug Härten und Opfer, um seinem Genre in B-Movie-Maßen gerecht zu werden, und die Musik vom alten Herren ist beinahe zu gut. (B-Movie-Skala: 6)

Acarophobia: Cami - Königin der Insekten (2005)
Vergessen wir die miserablen Effekte und die nackten Tatsachen, die den Film zum halben Porno machen, und konzentrieren uns auf das wesentliche: die mieseste deutsche Synchro, die ich je erlebt habe und gerade deswegen zumindest Auszugsweise mal erlebt werden sollte. Selbst die billigsten Schmuddelfilmchen haben synchrontechnisch mehr zu bieten. (1,5)

The Aura (2005)
Fabián Bielinskys letzter Film konzentriert sich primär auf die Leiden seines Protagonisten, eindringlich, doch subtil dargestellt von Ricardo Darín, ordnet den eigentlichen Krimi diesem unter, vermeidet tarantinoeske Gangsterromantik. Am besten funktioniert der Film, wenn kein Wort gesprochen wird, wenn Bielinsky sich voll und ganz auf seine eindrucksvolle Bebilderung verlassen kann. Die Spannung steigert sich allmälich, verirrt sich nie in forcierte Spektakel-Versuche, sondern bleibt dort, wo es von Bedeutung ist. (7)
Accident - Mörderische Unfälle (2009)
Das gleiche in Chinesisch: Pou-Soi Cheangs unverkennbar unter der Ägide von Johnnie To entstandender Thriller vermeidet ebenfalls überflüssigen Thriller-Pomp, spielt stattdessen aus der Perspektive des Protagonisten heraus geschickt mit der Ungewissheit, kehrt die zugegeben raffinierte Mord-Methode, ein Spiel mit der Wahrscheinlichkeit, das Hitchcock gefallen hätte, in einer perfiden, Paranoia evozierenden Wende gegen ihn. Eine unklar zu identifizierende Bedrohung wird zum spannungstreibenden Motor der Geschichte, verzichtet zu Gunsten dieses beklemmenden Gefühls sowohl auf einen klar definierten Antagonisten, als auch auf selbstzweckhafte Thrill-Momente. Was der eine nun als langweilig empfindet, da tatsächlich lange Zeit nichts nennenswertes geschieht, offenbart demjenigen, der sich auf diese Manier einlassen möchte, eine alternative Form der Spannung, die sich aus der Situation und dem Charakter ergibt. Muss man mögen, auch hinsichtlich des Endes und der Tatsache, dass sich der Film trotz bereits kompakter Laufzeit bisweilen zieht. (6,5)

Der Prinz aus Zamunda (1988)
Besonders der Anfang in Afrika gefällt, in Amerika angekommen wagen John Landis und Eddie Murphy für eine Satire zu wenig, verfallen nach einigen Albernheiten zusehends der romantischen Komödie. Bestimmt nicht in schlechtem Maße, dafür ist hier geügend Talent versammelt, dennoch ist das ein bequemes Produkt der 90er, eine Feel-Good-Kompromiss-Lösung. (6,5)

Stinger (2005)
Schlecht. So einfach ist das. Zu dunkel, defizitär gefilmt, schlecht gespielt, ein als U-Boot verkaufter Heizkeller, obs ein Drehbuch gab, wissen vermutlich nicht mal die Beteiligten. Dafür kann ich nicht mal Trash-Qualitäten attestieren. (0)

The Pact (2012)
Nichts neues, interessant verpackt. Zugrunde liegt eine durchaus beängstigende Idee, in der die Geistergeschichte nur einen Teil ausmacht. Nicholas McCarthy vermeidet den übermäßigen Einsatz von Jump-Scares oder selbstzweckhaften, übertriebenen, eine Ekelreaktion forcierenden Gore, erzielt den gewünschten Gruseleffekt durch schleichenden Schrecken, gezielt platzierten blutigen Szenen und Verunsicherung durch Vermeidung allzu offensichtlicher Genre-Konventionen. Überschaubar, doch effektiv. (6)
Zorn der Titanen (2012)
Wieder einmal Götterdämmerung und wieder einmal scheint niemand in Hollywood auf die Erzählkraft alter Mythen zu vertrauen. Jedoch muss ich gestehen, dass ich das Sequel als passablen Fantasy-Actionfilm ganz unterhaltsam fand. Durch chice Set Pieces, die allerdings mehr abgearbeitet werden, steuert er auf einen brauchbaren Showdown zu, lässt jedoch das Gefühl von Epik vermissen, dass er für einen gigantischen Abschluss benötigt hätte. (5,5)

Folter (1968)
aka "Chamber of Fear". Ein drollige Trash-Produkt, aus dem sich einzig Boris Karloff halbwegs würdevoll herausschlängeln kann, während alles andere eine konfuse Nonsense-Abfolge von Füllern ohne Kohärenz darstellt, inklusive Titten-Tanz. Aber es ist kurios-witzig, wenn sich die Darsteller halbherzig gegen ein Monster zu Wehr setzen müssen, dass sich die Macher zu zeigen sichtlich geschämt haben. In dem Sinne: "Ich werde Herrscher der Welt!" (Trash-Skala, Bonuspunkte für Yerye Beirute: 6)

Future War (1997)
Und wer dachte, "Folter" wäre undurchschaubarer Schrott: eigentlich klingt dieses irgendwie "Terminator"-Plagiat, nun ja erst mal bizarr, als nächstes himmelschreiend komisch, schließlich hetzt das hiesige Terminator-Plagiat im Wolle Petry-Look Jagdhund-Velociraptoren (oder sowas ähnliches) auf Kampfsportass (nicht zu verwechseln mit Darstellerass) Daniel Bernhardt. Bernhardts Reaktion: eine Zweckallianz mit einer Nonne mit Drogenvergangenheit und Gangkontakten. Dankbarerweise versucht niemand, dieses Geschehen nachvollziehbar zu machen, zu erklären oder in eine sinnvolle Geschichte zu verpacken. Hanbüchende Szene, folgt auf hanebüchende Szene, gerne auch mit hanebüchendem Übergang. Herrlich! (Trash-Skala: 7)

Lord of War - Händler des Todes (2005)
Waffenhandel ist ein sträflich vernachlässigtes Thema, deswegen steht Andrew Niccols Werk erst mal konkurrenzlos da, erzählt die simple Geschichte des Aufsteigenden Waffenhändlers in geleckten Bildern, mit viel Zynismus und mit über die volle Filmlänge platzierten thematischen Quips - alles etwas oberflächlich. Natürlich verpasst er dadurch nicht seine Wirkung, der Film guckt sich gut weg und am Ende lässt sich affirmieren: ja, Waffenhändler sind amoralisch. Nur ist das keine neue Erkenntnis, allerhöchstens eine Bestätigung von bekanntem in Filmform. Ein bisschen reflexive Spielerei mit dem Umstand, dass man als Zuschauer mit Yuri Orlov sympathisiert, immer eine Gefahr solcher Filme, wäre zum Beispiel wünschenswert gewesen. Ich mag den Film trotzdem, ich mag Nic Cage, den Inszenierungsstil und faute de mieux das Thema, dass sich überhaupt mal jemand dieses Sujets angenommen hat. Und wie gesagt: wirken tut er. (7)

Guardians of the Galaxy (2014)
Endlich wieder ein Science-Fiction-Film, der Spaß macht: James Gunn schickt seine Guardians auf eine wilde Odyssee durch ein vielfältiges Universum, detailverliebt und abwechslungsreich, erlaubt dennoch allen Protagonisten, ihren Charakter auszuspielen, bietet jedem der hervorragenden Darsteller genügen Spielraum. Beinahe zu schnell reist er dabei von einem tollen Design ins nächste, verbindet Witz, Action und, im engeren Rahmen, Ernhaftigkeit zu einem mitreißenden Cocktail. Das die Geschichte dabei auf der Strecke bleibt, ist verschmerzbar, denn im bereits sicheren Sequel lässt sich selbst daran noch arbeiten. (8,5)

Horror Aliens - Eaten by Aliens (2006)
aka "Alien Warrior". Für alle, die nach "Acarophobia" dachten, eine schlimmere Synchronisation gäbe es nicht. Ist sie schlimmer oder gleichauf schlecht? Ich bin mir nicht sicher. Sobald das erste Wort "gesprochen" wurde, saß ich den restlichen "Film" über nur noch wie unten dargestellt vorm Fernseher. (1,5)
















17 - 5,4 (92,5)

1 Kommentar:

aworldtocome hat gesagt…

Lord of War fand ich weit besser als du, vom Rest habe ich fast nichts gesehen.


Ich würde mir von dir mal ein "unterbewertete Filme die jeder gesehen haben sollte" wünschen.