Montag, Juli 25, 2016

Kurzreviews Juni/Juli/2016

Oh je, das hat mal wieder gedauert mit der Reviewliste. Wie immer aus verschiedenen Gründen, ein ganz besonders anstrengendes Studiensemester, private Probleme, sowie mancher Text in dieser Liste, der schlussendlich aufwendiger war als erwartet - und so verschob ich die Liste und verschob sie und verschob sie. Jetzt endlich habe ich es geschafft, sie fertig zu stellen und meine wochenendliche Sichtung des neuen "Star Trek"-Films (super! Außerdem: "Star Trek Beyond" > "Star Wars VII") lieferte mir einen guten Zeitpunkt, um sie endlich rauszuschicken, zur Gänze außerhalb des etablierten Turnus. Deswegen gibt es die nächste Liste zudem erst wieder am 15. August, dann hoffentlich zeitig.

Leider sind zwischenzeitlich abermals einige Größen der Filmwelt von uns gegangen: Héctor Babenco (13. Juli, Regisseur von Filmen wie "Kiss of the Spider Woman", "Ironweed", "Carandiru"), Robin Hardy (1. Juli, vor allem bekannt für "The Wicker Man" (das berühmt-berüchtigte Original und NICHT die Bienen)), Michael Cimino (2. Juli, Regisseur von legendären Filmen wie "The Deer Hunter", "Heaven's Gate"), aus unserer Kinolandschaft Götz George (19. Juni, unser allseits mehr oder weniger bliebter Schimanski), anlässlich von "Star Trek Beyond" nicht zu vergessen: der zutiefst tragische Tod von Anton Yelchin (19. Juni) hinterlassen tiefe Narben in der Kinolandschaft, sie alle ein wenig in den Schatten gestellt hat indes Bud Spencer, der am 27. Juni verstarb und mit ihm ist ein Stück Kindheit von vielen, vielen Fans gestorben. Ich war nicht Fan wie manch anderer, aber auch ich habe seine Filme geliebt, über die Rainer Brandt-Synchros Tränen gelacht und mit meinem besten Freunde singe ich bis heute dieses Lied aus "Zwei wie Pech und Schwefel". Leb wohl, Bud! Lebt wohl ihr alle!

Nichtsdestotrotz präsentiere ich wiederum die 28 Filme und 4 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln) Xtra large, die ich in den Monaten Juni und Juli gesehen habe:


Serien-Staffeln
Raumschiff Enterprise (Season 1-2) (1966-1968) - (mit Star Trek- und Kindheitsnostalgiebonus: 10)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer (Season 6) (2016) (8-8,5+, wäre doch die gesamte Staffel so wie die letzte Episode gewesen)
Chuck Norris: Karate Kommandos (1986) (10.000 auf der "HOLY SHIT, IT'S A CHUCK NORRIS-CARTOON"-Skala)

Filme
Ich Beide & Sie (2000)
Mal wieder Bobby und Peter Farrelly, dies Mal mit einer zotigen Jekyll und Hyde-Version, fundiert auf dem gewohnten Humor-Niveau und Jim Carreys Grimassierereien. Ich fand's überraschend planlos, ohne roten Faden und Humor-Kontinuität, eine Ansammlung von weniger witzigen Sketchen und irrelevanten Momenten im Format eines episodischen Road-Trips, Szenen, die größtenteils durch massenhaften und nervenden Pop-Song-Einsatz gnadenlos abgewürgt wurden, bevor sich ein Witz entwickeln oder entfalten konnte. (4)

Stalag 17 (1953)
Zu Beginn steht die Aussage, dass Billy Wilder keinen handelsüblichen Kriegsfilm drehen, vielmehr das Leben der Kriegsgefangenen beleuchten wollte. Und das tut er, zeigt keine grimmigen Kriegshelden, sondern einfache Soldaten, deren dringlichstes Ziel das unmittelbare Überleben bedeutet. Der bei Wilder obligatorische Humor unterstützt einerseits diese bodenständigere, mystifizierenden Heldenpathos vermeidende Darstellung, lässt das Lagerleben andererseits stellenweise fast zu leichtlebig erscheinen. Dem entgegen steht die hochspannende Suche nach dem Verräter, die zerstörerisches Misstrauen untereinander sät und für den ausgleichenden, nötigen Ernst sorgt. Ein hervorstechender Klassiker des POW-Films. (7,5)

Frau ohne Gewissen (2000)
Was bleibt zu dem groß zu sagen? Es scheint einer natürlichen Ordnung zu folgen, dass in den Händen Billy Wilders einer der ersten Film Noirs gleich zu einem der besten wurde. Stilbildend, mit weitreichendem Einfluss und überlebensgroß, ohne ein Gramm überflüssigen Fetts. Meisterwerk! (9,5)

Money Crazy (1977)
aka "The Pilferer's Progress". Was viele Fans zweihändigen Pistolenabfeuerns in Zeitlupe nicht wissen: bevor John Woo mit seinen elegischen Gangster-Action-Dramen HK-Filmgeschichte schrieb, war er, neben seinen ersten Gehversuchen im Bereich des Martial Arts-Films, einer der erfolgreichsten Komödienregisseure der Kronkolonie, galt als "Golden Boy of Hong Kong Comedy". Mit diesem hier nahm dieser Abschnitt seiner Karriere seinen Anfang, die erste Komödie in einer Reihe von solchen, im Handumdrehen ein Riesenhit - und der westliche Zuschauer kann sich ob des einfachen, derben Humors (der anscheinend das Gros seines Witzes aus kantonesischen Wortspielen bezieht, ein Fall für lost in translation), diverser Albernheiten und der schludrigen Inszenierung nur verwundert am Kopf kratzen, zusätzlich mit dem Bewusstsein, dass ausgerechnet dieser Film an den heimischen Kinokassen sogar "Star Wars" und "Saturday Night Fever" zu schlagen vermochte (andererseits geht mir das hierzulande gleichermaßen bei den diversen Ergüssen eines Till Schweigers, die vom Publikum bedenkenlos schaufelweise gefressen werden, während wirklich gelungene oder wichtige Filme darunter zu leiden haben). Ein Schlüssel zum Verständnis findet sich möglicherweise in den Figuren, Spiegelbilder von HK-Archetypen, inklusive des Everyman, der unaufwändig, wiewohl trickreich über die Runden kommen möchte, deren Schicksale das heimische Publikum offensichtlich mehr berührte, als diejenigen von Weltraumpiraten und mystischer Sternenkrieger. Und es ist ja nicht alles schlecht an dem Film: er kann witzig sein, Richard Ng und Ricky Hui sind ein herrlich schräges Gespann und Woo genießt es augenscheinlich, seinen Heldentypus zu parodieren. Zu Meisterschaft hat er es hiermit indes nicht gebracht. (5)

Dr. Dolittle (1998)
Ganz und gar formelhafte, klischeedurchtränkte, einfältig familientaugliche Komödie nach amerikanischen Paradigma, inhaltlich ziemlich doof und einfallslos. Das große Verkaufsargument also: das Gimmick der sprechenden Tiere, hie und da amüsant, in Wahrheit ansonsten bloß eine Bühne für vermeintlich lustige Prominenten-Cameos. Passt prima in Eddie Murphys Œuvre zu der Zeit. (4,5)

Shaun das Schaf - Der Film (2015)
Ein weiteres hochsympathisches Abenteuer aus dem Hause Aardman, ein großes Vergnügen für ein jüngeres und älteres Publikum gleichermaßen, gespickt mit Details, Ideen und Anspielungen, liebevoll gestaltet und mit ganz viel Herz zum Leben erweckt - vermag es außerdem ohne ein gesprochenes Wort mehr ausdrücken als jeder inhaltsleere Blogbuster mit tausend Worten. (8)

Venus im Pelz (2013)
Musen und Aphrodite, Leidenschaft und Sex. Roman Polanski inszeniert sich selbst in diesem Filmtheaterstück über das Verhältnis zwischen Schöpfer und Schöpfung, Mann und Frau, Fiktion und in ihr wohnenden Aussagekraft. In wie weit man das als Seelenstriptease oder Fenster zur Seele des Auteurs interpretieren möchte, hängt vom Betrachter ab. Ungeachtet dessen: sehr unterhaltsame, kurzweilige, gut gespielte Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis von Künstler und dem gespannten Verhältnis zu seinem Werk. (7)

Unknown User (2014)
aka "Unfriended". Mein Eindruck vom Trailer: sagenhaft dämlich und unfreiwillig komisch. Die Realität: eine positive Überraschung! Durch und durch gelungene Variation des Found-Footage-Konzepts, ein kreatives Wechselspiel mit allen möglichen Auswüchsen der Web-Kommunikation, im Rahmen des Genres die meiste Zeit glaubwürdig und spannend konstruiert, hauptsächlich effizient darin, nicht zu sehr das Übernatürliche in den Fokus zu rücken (und daraus eine aufgeblasene Mythologie entstehen zu lassen), die zweckdienliche geisterhafte Erscheinung dient in erster Linie dazu, durch ihre Allwissenheit die Protagonisten zur Beichte zu zwingen. Stattdessen wird die Schuldfrage der Charaktere verdichtet, letzten Endes ist konsequenterweise keiner der Beteiligten ohne Schuld. Überraschend gut. (7)
The Visit (2015)
M. Night Shyamalan meldet sich nach seiner bezeichnenden Abwärtskarriere item mit einem Found-Footage-Horror zurück und weiß ebenfalls zu überzeugen. Statt blankem Horror oder verstörender Intensität setzt er auf eine durchgängige creepy Atmosphäre und den Eindruck der Verunsicherung, aufgebaut auf dem Kontrast zwischen dem überzeugend dargestellten Geschwisterpaar und den irritierend schrulligen Großeltern. Hinzu kommt ein eigensinniger, abgründiger Sinn für absurden Humor. Gefällt. (6,5)

SPL 2: A Time for Consequences (2015)
aka "Lethal Warrior". 10 Jahre nach dem Martial-Arts-Thriller-Hit mit Donnie Yen inszeniert Soi Cheang ein Sequel, das sich nur den Namen und Darsteller Jacky Wu mit dem Vorgänger teilt, ansonsten gänzlich auf eigenen Füßen steht. Mit einem gehörigen Schuss schicksalhafter Melodramatik entfaltet sich eine aufregende Geschichte um Organhändler, familiäre Tragik und eine Freundschaft zwischen aufrechten Kämpfern am falschen Ort zur richtigen Zeit, gewürzt mit einigen deftigen handfesten Auseinandersetzungen und toll konzipierten Szenen, vereint zudem Wu mit Tony Jaa vor der Kamera und bietet dem charismatischen Jin Zhang Raum zur Profilierung. Nicht alle inhaltlichen Aspekte greifen nahtlos ineinander, ein Popsongeinsatz sorgt für Stirnrunzeln, insgesamt ein schöner Beweis für emotionale Martial-Arts-Action mit Story. (7)

Pretty Woman (1990)
Der Klassiker der romantischen Komödie der beginnenden 90er. Entweder man verabscheut dieses realitätsferne Märchen aus tiefstem Herzen - oder man verliert sein Herz daran. Leider, leider habe ich ein Faible für diese Art Liebesfilm, zumal Garry Marshall (R.I.P.) übermäßigen Kitsch größtenteils umschifft. Schön! (7)

Krampus (2015)
Gemahnt an bessere Joe Dante-Filme, doch obgleich Michael Dougherty amüsant die anti-besinnliche Seite feierlicher Familienzusammenkunft einfängt, überhaupt eine stimmungsvolle winterliche Atmosphäre evoziert, erreicht er einen vergleichbaren Spaß-Faktor nicht, nimmt sich zu viel Zeit, bis er zur Sache zu kommt, entwickelt kein durchgängiges Tempo und das Spektakel ist, trotz einiger witziger Einfälle und kurioser Kreaturen, vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Musik gefällt. (5)

Der Tod steht ihr gut (1992)
Fühlt sich frappierend wie ein zu lang geratener "Tales from the Crypt"-Beitrag an, schwächelt vor allem in der zweiten Hälfte und wohin mit Bruce Willis weiß er ebenso wenig. Indes die Effekte sind heute noch ausgezeichnet, für die damalige Zeit sensationell, Meryl Streep und Goldie Hawn in ihrem Zickenkrieg ein großes Pläsier. Ironischerweise versteckt sich letztlich unter dem hochkarätigem Anstrich "nur" ein unterhaltsamer B-Film über den Schönheitswahn. (6)

Batman und das Phantom (1993)
Eine überaus gelungene Filmauskopplung aus der bereits mehr als gelungenen Zeichentrickserie, mit komplexen Figuren, schmerzvollen Vergangenheitsgeschichten und trotzdem mit packenden Actionszenen. Ein rundum gelungenes Batman-Abenteuer. (7,5)

Addams Family (1991)
In Unkenntnis des Originals. Funktioniert vorzüglich in seinem morbid-schwarzhumorigen Charme und seine Witzeleien über den Gegenentwurf zur amerikanischen Bilderbuchfamilie, noch besser sind die Darsteller, angeführt von Anjelica Huston, Raul Julia und Christopher Lloyd. (6,5)

Signs - Zeichen (2002)
Fauler Trick: es geht überhaupt nicht um eine Alien-Invasion. Die Außerirdischen sind ziemliche doofe MacGuffins, im Grunde genommen findet hier bloß ein Priester seinen Glauben wieder - und das auf die denkbar unlogischste, bescheuertste Art und Weise, wie Gott, das Schicksal oder was auch immer dies in die Wege leiten konnte. Dergestalt sabotiert das alberne Drehbuch die an sich von M. Night Shyamalan gelungen inszenierten Suspense-Szenen. Und ich mag James Newton Howards Score. (5)

Mission Adler - Der starke Arm der Götter (1991)
Mehr alberne Abenteuer-Komödie als Martial-Arts-Film, trotz einiger wie immer bei Jackie Chan spaßig choreografierter Akrobatik- und Stunt-Einlagen, etwa der finale Kampf im Windkanal. Da der Herr sich hier in Begleitung von gleich drei Ausgaben holder Weiblichkeit befindet, sei erwähnt: über das Frauenbild hüllt man lieber dezent den Mantel des Schweigens, mit dem Hinweis, dass Immunität gegenüber hysterischen Kreischanfällen Grundvoraussetzung ist. (6,5)

Stereo (2014)
Ich wusste gar nicht, dass es so etwas wie ein deutsches Remake von "A History of Violence" gibt... Unbestritten konnte Cronenberg das besser, dann wiederum bin ich froh über jeden Versuch aus Deutschland, Genre-Film zu produzieren und der hier ist schließlich ein ganz brauchbarer Thriller, jedenfalls besser als die geballte Schweiger/Schweighöfer-Verblödung. (6,5)

Felidae (1994)
Ein wunderbarer Krimi mit scharfsinnigem Tierhelden und spannendem, intelligentem Fall. Passend zum Tenor der Geschichte und den gezeigten Grausamkeiten zeichnen sich Animationen und Musik durch einen zutiefst düster-atmosphärischen, hochkarätigem Stil aus. Und sowas tolles kommt aus Deutschland. (8,5)

Batman v Superman: Dawn of Justice (2016)
Ich hatte schlimmstes erwartet, vielleicht konnte er mich deswegen passabel unterhalten, in etwa auf dem gleichen dummen Niveau wie "Men of Steel". Irgendwo macht das Aufeinandertreffen trotz Nolan'scher Grimmigkeit Spaß, gebietet über viele gelungene Einzelversatzstücke: das Batman-Alfred-Duo würde ich gern wiedersehen, wenn man ihn lässt, gibt Henry Cavill einen ganz guten Superman, Gal Gadot als Wonder Woman überzeugt bereits in ihren ausgesprochen kurzen Szenen. Katastrophal ist das Drehbuch, das diese Elemente nicht zu einem funktionierendem Ganzem fügt oder den Konflikt zwischen den beiden ikonischen Heroen aufzubauen versteht, sich lieber in Nolan'schem pseudo-bedeutungsschwangerem Geschwätz ins Nirgendwo über das halbgöttliche Naturell oder das küchenpsychologische Profil von Superhelden ergeht. Hinzu kommen Sprünge in der Geschichte und der dazugehörige Schnitt, der Szenen eher zweckmäßig montiert, namentlich Lex Luther leidet darunter, dass sein Plan hinten und vorne keinen Sinn ergibt. Ein anderer Regisseur als Zack Snyder hätte fernerhin mutmaßlich mehr rausholen können als leidlich chice Bilder. Immerhin: das Spektakel hat mich an die Zeit erinnert, als ich mit Actionfiguren gespielt habe, wobei ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob das gut oder schlecht ist. Für einen Blogbuster von dieser Größenordnung jedenfalls zu wenig. (6)

Don Jon (2013)
Nettes Regie-Debut von Joseph Gordon-Levitt, dass den Aspekt der Pornografie und Porno-Sucht nicht zu sehr zum bestimmenden Element der Geschichte werden lassen möchte, ihn nur als einen Teil der in Oberflächlichkeiten und bedeutungslosen Ritualen erstarrten Hauptfigur vermittelt, aus der es sich zu befreien, Klischees und vorgetäuschte Welten zu überwinden gilt. Das ist mal witzig, mal besinnlich, flott inszeniert und guckt sich gut weg. Nicht überragend, aber... nett. (6,5)

Die Addams Family in verrückter Tradition (1993)
Mehr vom gleichen? Gerne doch! Ich finde das Sequel tatsächlich witziger und wenigstens gleichauf stimmig, Joan Cusack erweist sich als herrlich exaltiert-manische Ergänzung und das wahrhaft gruselige Feriencamp bietet willkommenermaßen mehr Spielraum für Christina Ricci. Sehr, sehr lustig. (7)

Ein Käfig voller Narren (1978)
Das Aushängeschild der kultigen Farce war seinerzeit das ostentative Suhlen in Transen-Klischees, sowie die Darstellung des homosexuellen Pärchens als sympathische, liebenswerte Protagonisten, was bemerkenswert genug ist. Damals wie heute bezieht das Aufeinandertreffen der frivolen, ausgelassenen, schillernden Nachtclubwelt mit ihrer betont divenhaften Diva, die/der auch ungeachtet des Geschlechts und amouröser Neigungen anstrengende Manierismen an den Tag legt, zum Glück mit Ugo Tognazzi einen ruhenden Gegenpol vorgesetzt bekommt, und der moralischen, sittenwächterhaften Welt seinen Witz über Extreme, bleibt nah an den Charakteren, ohne sie als reine Witzfiguren zu verpulvern. Dankenswerterweise entsteht so keine Gagparade platter Schwulenwitze amerikanischer Prägung, sondern eine über die Charaktere funktionierende, amüsante Konfrontation. (6,5)
Der Hexenclub (1996)
Unübersehbar 90er-Jahre Verquickung von Teenie-Außenseiter-Leiden und Übernatürlichem, mit Hang zu letzterem bei fortschreitender Laufzeit. Nicht gerade subtil, allerwenigstens mit nostalgischem Unterhaltungswert. (5,5)

Deadpool (2016)
"Deadpool" kann Spaß machen: manche Momente in den Actionszenen etwa, Colossus und Negasonic Teenage Warhead, der spürbar hochmotivierte Ryan Reynolds, die Darsteller im allgemeinen (Ed Skrein funktioniert als schleimiger Fiesling eindeutig besser) - gleichwohl der Humor ist höchstens punktuell gelungen, es überwiegen auf Biegen und Brechen eingebrachte pubertäre Witzeleien und Sex-Witzchen en masse und sie machen zu allem Überfluss den Kern des Geschehens aus. Ich weiß: das war nach dem Trailer zu erwarten und ich bin ganz sicher nicht enttäuscht (mangels Erwartungshaltung), trotz allem hätte ich mir einen gelungeneren, intelligenteren Beitrag für den Trend erfolgreicher R-Rated-Filme gewünscht. (5,5)

Star Trek: Beyond (2016)
Es geht doch! Offenkundig kann man "Star Trek" modernisieren, ohne gleich auf alles zu scheißen, was das Franchise groß gemacht hat - so wie es Jar Jar Abrams genussvoll zelebriert hat. Gebt dem Film die richtigen Drehbuchautoren, den richtigen Regisseur, die richtigen Darsteller und statt blankem, frontalem, für die dumme Allgemeinheit glatt gebügeltem Verrat bekommt man die Synthese aus altem und neuem, die der Reihe zugutekommt. Der Film verzichtet nicht auf die frappant Star Wars-ähnlichen Elemente und Actioneinlagen, nähert sich im Kern dagegen end-, end-, endlich wieder Grundgedanken an, die man als "Star Trek" identifizieren kann.
Endlich gibt es wieder Föderations-Offiziere, die sich professionell und problemorientiert verhalten und nicht in unkoordinierte, lautstarke Panik ausbrechen. Endlich gibt es wieder Teamwork, eine auf einander angewiesene Crew bestehend aus Spezialisten und Experten und keine tumben Sci-Fi-Actionhelden im Alleingang. Endlich gibt es wieder Charakterdynamik und Beziehungen untereinander, die über einfallslose Love Interest-Liebeleien und platte Witze hinausgehen. Endlich gibt es wieder wirklich witzigen, trockenen Humor, der der Natur der Charaktere entspricht, fernab von peinlichen Albernheiten und Degradierungen von einzelnen zu dummen Witzfiguren. Überhaupt bleibt der Film frei von hochnotpeinlichen Szenen wie der Playboy-Posing-Szene oder der undramatischen Pseudo-Todesszenen aus "Into The Darkness". Endlich konnte ich das Kino wieder mal vollauf zufrieden verlassen, etwas, das seit einiger Zeit immer seltener vorkommt.
Simon Pegg und Doug Jung entwickeln zwar keine sagenhaft frische, himmelschreiend innovative Geschichte, dafür erzählen sie von einem aufregendem, spannendem Abenteuer, scheitern nicht an hochtrabenden Ansprüchen, konzentrieren sich darin auf die Charaktere, hegen und pflegen sie, zeigen, wie diese an ihren Herausforderungen wachsen. Sie machen grundsätzlich deutlich, dass sie Fans sind und als Drehbuchautoren ein Gespür für die Materie haben, ohne sich gleich blindem Fandom hinzugeben. In Kombination mit ihrem gelungenem Drehbuch erweist sich Justin Lin wider Erwarten als der rechte Mann für den Regiestuhl, inszeniert flüssig und mit dynamischer Kamera in den Actionszenen, ohne zu maß- und gedankenlos zu übertreiben oder sie zu stark zu gewichten, beweist auf der anderen Seite ein ausgleichendes Gespür für die ruhigeren, charakterorientierten Szenen, mit denen der Film weiß Gott nicht geizt. Witzige Momente sind wirklich witzig, traurige Momente wirklich traurig. Ja, es gibt tatsächlich Szenen von leiser, unaufdringlicher Trauer und herzergreifendem Abschied, in denen ich Tränchen wegdrücken musste, für die Lin genau die richtigen Bilder findet. Sogar der "Tod" der Enterprise wirkt nicht wie eine reine Effektexplosion oder ein emotionsloser Absturz eines Nutzgegenstands, er hat die nötige dramatische Gravitas, schockiert vermittelt über die Reaktionen der Besatzungsmitglieder und erzielt ein Gefühl von Verlust, wie beim Tod eines richtigen Charakters. Das sind alles Dinge, die in der Version von Abrams, Roberto Orci und Alex Kurtzman (bitte endlich Berufsverbot für die beiden letztgenannten) undenkbar gewesen wären (und gleicherweise in "Star Wars" alles andere als durchgehend gelungen ausgefallen sind). Neue und alte Elemente greifen wunderbar ineinander, Technik und Action geben dem Film ein ansehnliches neues Äußeres, im Herzen bewahrt er sich Entdeckerdrang, Abenteuerlust und Fortschrittsglauben, es herrscht ein Sinn für friedliches Zusammenleben, Kooperation statt Konfrontation, Konflikte zu bewältigen und gewaltlos beizulegen, ein ungemein bedeutsamer, elementarer Grundpfeiler der Star Trek-Philosophie humanistischer Prägung, der sich speziell in der Hintergrundgeschichte von Idris Elbas Antagonisten niederschlägt.
"Star Trek" ist endlich wieder ein ganzes Stück erwachsener und weniger runtergedummt, hat Charme, Witz und Seele, ebenso wie Action und Unterhaltung. Ich will nicht so tun, als wäre "Beyond" der perfekte Sci-Fi-Film, nicht mal so, als wäre er der perfekte "Star Trek"-Film. Nichtsdestotrotz ist er wirklich, wirklich gut und verdient Aufmerksamkeit, zumal, wenn man sich umschaut, wenn man verfolgt was derzeit überall auf unserer Welt vor sich geht, man nicht umhin kann festzustellen, dass der ursprüngliche Gedanke von Gene Roddenberrys "Star Trek" alles andere als obsolet ist, sich vielmehr erstrebenswerter denn je zuvor erweist, dass wir ihn nötiger haben als jemals zuvor. (7,5)
Ghostbusters 2 (1989)
Etwas planloser als sein kultiger Vorgänger, dank der unvermindert originären Idee, der wundervollen Cast und dem lausbübischen Humor (der nicht bedeutend schlauer daherkommt als wie mancher Witz aus dem Trailer zum gern gehateten dritten Teil) nach wie vor ein gigantisches Vergnügen. (8)

Fantastic Four (2015)
Don't believe the hate. Das Schöne am Reboot ist, dass es sich über weite Strecken gar nicht anfühlt wie ein Superheldenfilm, einem Sci-Fi-Film, dessen oberstes Bestreben es ist, Charaktere zu etablieren und sich ihrer Nöte anzunehmen, wesentlich näher zu sein scheint. Nicht das Spektakel steht im Vordergrund, sondern die Menschen dahinter, die später durch einen Unfall Superkräfte bekommen - und sie selbst dann nicht wie ein Geschenk, eine Transformation zu Übermenschen wahrnehmen, im Gegenteil mit ihnen hadern, sie als unwillkommener Fremdkörper verabscheuen. Das ist ein willkommener, innovativer, Möglichkeiten eröffnender Ansatz, der dem ganzen Genre gut tut - oder gut getan hätte, denn natürlich mussten Publikum und Kritiker, die immer nur die eine Art des Filmemachens zu kennen scheinen bzw. nur den Marvel Modus operandi intus haben und akzeptieren, den Film mit geballter Abneigung und Missgunst strafen, die er einfach nicht verdient hat. Freilich, er ist nicht das Non plus ultra des neuen Superheldenfilms, gerade in der zweiten Hälfte, vor allen Dingen im Finale schwächelt er merklich, turbulente Entstehungsbedingungen und Studioeinmischungen fordern sichtbar ihren Tribut, dabei hat Josh Trank nach neuen Wegen, ich möchte gar Auswegen sagen, aus dem Superheldeneinerlei gesucht. Scheinbar war er seiner Zeit voraus. Ich hoffe auf einen Director's Cut. (7)














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