Hiermit präsentiere ich, wie versprochen, die üppige Januar-Reviewliste, die dank einem der übelsten Infekte, die mich je befallen haben, schlappe 30 Filme und magere 2 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen
Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B.
nur zum Einschlafen gesehen habe, sowie noch nicht beendete
Serienstaffeln), die ich im Monat Januar gesehen habe, umfasst. Allein fünf davon gehen auf das Konto Fukasaku Kinjis legendärer und durch und durch großartiger "Battles Without Honor And Humanity"-Reihe, die ich mir endlich zur Brust genommen habe - wofür ich dem Infekt glatt dankbar bin. Viel Spaß beim Lesen!
Serien-Staffeln
Who Is America? (Season 1) (2018) - (7-9)
Star Trek: Deep Space Nine (Season 5) (1996-1997) - (10)
Filme
Mandy (2018)
Drive Angry 2001: A Cage Odyssee. Ein Bilderrausch, in beiden Kategorien wortwörtlich zu verstehen: George Cosmatos Sprössling Panos Comatos schickt Nicolas Cage in einen rauschartigen, implizierten Drogen-Rachetrip durch die Hölle, eine rein visuelle Raserei, eine Aneinanderreihung von betont bildhaften, traumgleichen Sequenzen, die gen Ende apokalyptische Ausmaßen annehmen. Ob das einen tieferen Sinn in sich birgt, zur Entschlüsselung der Bilder einlädt, wird zur Nebensache. Sonderlich nahrhaft würde ich persönlich das Ergebnis nicht nennen, maximal ist "Mandy" eine Arthaus-mäßige Spielart zu "Drive Angry", ohne jemals dessen Spaßfaktor zu erreichen. Drogen intus mag mögen das freilich anderweitig beeinflussen. (6)
True Romance (1993)
Fand ich den in Teenager-Jahren geil! Inzwischen sind die Jahre ins Land gezogen und so begeistert wie seinerzeit bin ich von Tony Scotts/Quentin Tarantinos nostalgischer Gangster-Romanze nicht mehr, unterhaltsam würde ich sie nach wie vor nennen. "True Romance" ist zuvorderst unverkennbar das Produkt des 90-Jahre-Schaffens der beiden Herren, voller popkultureller Referenzen von Elvis bis John Woo, mit demonstrativ "coolem" Figureninventar bestehend aus lässigen Gangster, abgebrühten Killern und solchen, die es werden wollen, allesamt furchtbar geschwätzig und in geleckter Optik ins rechte Licht gerückt. Am besten funktioniert der Film hiergegen immer dann, wenn er seinen Gaststars Raum gibt (Gary Oldman, Dennis Hopper, Christopher Walken), sowie in den stilisierten Gewalt-Eruptionen, davon ab ist das reine Makulatur in schnieken Bildern. (7)
BloodRayne (2005)
War Uwe Boll überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt am Set anwesend? In keiner Szene lässt sich vermuten, dass ein sachverständiger Filmemacher gleichgültig wann geistig oder körperlich gegenwärtig gewesen sein könnte, dass irgendjemand dieser lustlos runtergeleierten Aneinanderreihung von Bildern und Gore-Dreingaben eine Richtung geben wollte. Alles wirkt, als ob die Kameras während des ersten, miserablen Probe-Takes schlechtweg mitgelaufen sind, angefangen bei den traurig aufspielenden Mimen (selbst solche, die es besser könnten), über die lachhafte Kampf-Choreografie, bis hin zu den selbstzweckhaften, gelangweilt hingerotzten Splatter-Einschüben. Selten hat Boll seine Verachtung für das Ursprungsmaterial deutlicher zu Tage treten lassen. (1)
Marie Brand und der Reiz der Gewalt (2019)
Will viele, möglicherweise zu viele Themen anschneiden, um sie innerhalb eines 90-Minuten-Limits zufriedenstellend abzuhandeln. Obschon durchaus ambitioniert für's deutsche Fernsehen kann dergestalt vieles höchstens angerissen werden, ohne einen vernünftigen Abschluss zu finden. (6,5)
Game Night (2018)
Boardgames are awful. Stimmt natürlich nicht. Aber so sehr schert sich "Game Night" im Grunde nicht um seinen Aufhänger des Spieleabends (der über blassen Standards nie hinauskommt). Wichtiger sind ihm seine Protagonisten, ihr Miteinander, ihre Konflikte, aus denen sich selbstverfreilich das Gros der Komik nährt. Und das bereitet vermöge der liebenswerten Charaktere (Rachel McAdams *herz*) ersprießliches Vergnügen, zuzüglich des ein oder andere netten Twists, wobei ein stärkerer Hang zu Verrücktheiten à la "Clue", welche sich ihrem Brettspiel-Sujet bereitwilliger und spielerischer hätten widmen dürfen, ihm mit Sicherheit gut zu Gesicht gestanden hätten. (6,5)
Victor Frankenstein - Genie und Wahnsinn [Victor Frankenstein] (2015)
Weder Genie, noch Wahnsinn, schlicht ein weiterer gescheiterter Versuch, Frankensteins Drama für die Moderne aufzumotzen - was Paul McGuigan als Ausrede verstanden zu haben scheint, einen Marsch über den Rummelplatz, eine Fahrt in einer Achterbahn-/Geisterbahn-Kombination zu veranstalten, sprich: viel reißerische Oberfläche, null Substanz. Sein manierierte "Sherlock"-Stil unterstreicht das in unübersehbarer Deutlichkeit, macht offenkundig, dass er sich nicht sonderlich schert um das Schicksal seiner Charaktere, die Bromance zwischen Igor und Frankenstein oder den Konflikten von Ethik und Moral, Religion und Hybris, Genie und Wahnsinn, Themenkomplexe, die allesamt halbherzig aufgegriffen und stante pede liegen gelassen werden. Schade um James McAvoy und Daniel Radcliffe. (3,5)
Zombie Massacre (2013)
Was für ein grottenöder Zombie-Actionfilm, inklusive Cameo von Produzent Uwe Boll. (1,5)
Hilfe, Dinosaurier! [Adventures in Dinosaur City] (1992)
Ay, ay, ay, diese Filme, die man in der Kindheit derart oft gesehen hat, das sie einem nachgerade in Fleisch und Blut übergegangen sind, von denen man im Erwachsenenalter merkt, dass sich das Gesehene regelrecht ins Gedächtnis eingebrannt hat. "Adventures in Dinosaur City" ist einer dieser Kandidaten in meinem Fall, einer, der eine gehörige Zeit lang mein Unterbewusstsein heimsuchte, bevor ich (mit etwas Hilfe) endlich in der Lage war, ihn aufzustöbern. Und was für ein schönes Wiedersehen das war! Zweifelsfrei kommt er über den Status eines ganz und gar kindgerechten Abenteuers, naiv und simpel in seiner Dramaturgie, sowie der Darstellung anthropomorpher Dinosaurier, stupider Höhlenmenschen und schrulliger Sci-Fi, nie hinaus. Das tut dem Spaß demgegenüber keinen Abbruch, kuschelt sich viel mehr wohlig mit mir unter meine gemütliche Nostalgie-Decke. (Dicker Kindheitsnostalgie-Bonus: 8)
Auslöschung [Annihilation] (2018)
Sci-Fi made by Netflix. Auf der einen Seite präsentiert uns Alex Garland eine chic fotografierte Odyssee, ein kreatives, fremdartiges Design und einen willkommen entschleunigten Erzählstil, ein bisschen "Solaris" hier, ein wenig "Stalker" da. Auf der anderen übt er sich in einer heiklen Gratwanderung zwischen grüblerischer Science-Fiction und introvertierter Bewältigung verschiedener Konflikte der Protagonistinnen, insbesondere tödliche Krankheiten bzw. Krebs betreffend. Das geht soweit, dass sich der Science-Fiction-Anteil vermehrt auf ein Minimum reduziert, der Handlungsraum zu einer nach Außen gestülpten kollektiven Innenansicht der Beteiligten wird, bis sich das, was man als realen Raum ansehen mag, vollständig aufzulösen scheint, die Umgebung die Handelnden beinahe vollständig absorbiert. Zumindest wirkte er dergestalt auf mich. Fraglos bietet "Annihilation" hinreichend Anknüpfpunkte für eigene Interpretationen, immerhin behält es sich Garland vor, vielen Dingen ihre Uneindeutigkeit zu lassen. Was für mich den größten Kritikpunkt darstellt: die Tendenz vage zu bleiben, sich nicht auf eine Richtung festzulegen, großräumig anzudeuten, jedoch nie konkret zu werden, öffnet selbstredend Tor und Tür für Deutungsversuche aller Art, drückt sich dahingegen davor, einen klaren, festumrissenen Bezugspunkt zu schaffen und diesen auch zu vertreten. Drum lässt einen "Annihilation" zum Schluss rätselnd zurück, was genau man von ihm mitnehmen könnte. (7)
Cam (2018)
Der absonderlichen Welt der Cam-Girls nähert sich Daniel Goldhaber auf beinahe Cronenberg'sche Weise an, indem er seine Hauptfigur in Konflikt mit ihrem anamorphotischen Spiegelbild, ihrer Web-Persona geraten lässt, ganz konkret manifestiert dadurch, dass er letztere von ihrer Quelle, dem wahren Menschen hinter der gespielten, den Fans gefälligen Internet-Performance, trennt und autark agieren lässt. Ein Kontrollverlust, ein Peter Pan-artiges Ringen mit dem eigenen Schattenbild, dem eigenen Zerrbild, eine Konfrontation mit dem anderen Ich. Goldhaber geht hierin zweifelsohne kaum in die Tiefe, sondern entwickelt diesen Zwiespalt als zurückhaltendes Drama. aber in erster Linie als Thriller, der gleichzeitig eine merkwürdige Neugierde für die nicht minder merkwürdige Welt seiner Zentralfigur erkennen lässt, ohne jemals unangenehm voyeuristische Ausmaße anzunehmen. Ebenso verweigert er sich einer eindeutigen moralischen Abstrafung des Gezeigten, obgleich es naheliegend scheint, den Kampf zwischen Madeline Brewers Alice und ihrem Cam-Girl Alter Ego Lola solchermaßen auszulegen, dass sie durch die ihr aufgezwungene Lösung von und Reflektion durch ihre Persona zu der Erkenntnis gelangt, sich selbst in dieser Rolle nicht ertragen zu können, sich dadurch zu Dingen gezwungen sieht, denen sie sich zuvor stets verweigert hat. Die Konsequenz: die Zerstörung des anderen Ichs – allerdings nur, um letztendlich in neuer Gestalt in alte Muster zurückzukehren, möglicherweise obendrein mit einem neu erwachsenen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Ein neuer Anfang also, keine Läuterung. (7)
The Guilty [Den skyldige] (2018)
Ein Mann, ein Raum, eine Verbindung zur Außenwelt. Der Rest ist Kopfkino. Mehr benötigt Gustav Möller nicht, um auf staunenswerte Art und Weise aus diesem minimalistischen Rahmen die größtmögliche, sich beständig steigernde Spannung und Intensität zu beziehen und die Vorstellungskraft des Zuschauers allein durch das Gehörte ungeahnt zu stimulieren, ihn zu involvieren und zu packen. Gleichwohl nutzt er das optische Element, das keineswegs zur Nebensache wird, geschickt zur Akzentuierung des Geschehens, konzentriert sich vollends auf seinen Hauptdarsteller, seine Reaktion, seine Entwicklung, seinen Kampf gegen die eigenen Dämonen. Erstklassig! (8,5)
Der Powerman [快餐車 Faai Caan Ce (Wheels on Meals)] (1984)
Neue Wertung: (8)
Club War [Troma's War] (1988)
Wenn Michael Herz und Lloyd Kaufman "Lost" verfilmt hätten... gewohnt hingebungsvoll derb taktlos, genüsslich Grenzen des guten Geschmacks übertretend (Señor Sida...), eine Actionfilm-Groteske weit abseits von Gut und Böse, gänzlich dem Wahnsinn verfallen. Kurz: Grandioser Trash-Spaß aus dem Hause Troma! (Trash-Skala: 8)
Schwerter des Königs - Dungeon Siege [In the Name of the King: A Dungeon Siege Tale] (2007)
Eine Rezeptur die Böses verspricht: Uwe Boll + Videspielverfilmung + Überlänge + ein für Bolls Verhältnisse üppiges Budget. Dass der Film wider Erwarten nicht in einem absoluten Debakel geendet ist, als Fantasy-Film sogar passabel unterhält, mache ich an zwei Punkten fest: erstens an Jason Statham, der sich selbst in den miserabelsten Machwerken ein Mindestmaß an Charisma bewahrt, zweitens an 2nd Unit Director Siu-Tung Ching, der, davon gehe ich aus, die gar nicht so üblen, ansehnlich choreografierten Action- und Kampfszenen inszeniert haben dürfte, was ihm um Welten besser gelingt als Boll, dessen mangelndes Talent in allem abseits der Action hingegen wieder zu Tage tritt. (6)
Southbound - Highway to Hell [Southbound] (2015)
Manierlicher Anthologiefilm mit brauchbarer auswegloser Grundstimmung, von dem indessen höchstens die Krankenhaus-Episode im Gedächtnis bleibt. (6)
Der Seidene Faden [Phantom Thread] (2017)
Mir scheint, bei Paul Thomas Andersons Filmen entwickle ich ein ähnliches Problem wie bei Wes Anderson: ich erkenne an, dass sie im Grunde ihres Herzens toll gemacht sind, Hingabe und Willen zur Kunst beweisen, nur können sie mich auf Teufel komm raus nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen, erfassen mich nie aufgrund der Ausgestelltheit ihrer künstlerischen Schöpfung. "The Phantom Thread" will ich das nicht zu sehr anlasten, er ist in seiner Sonderbarkeit ziemlich großartig und bewundernswert, erzählt ausgesprochen individuell von einem Geschlechterkampf, von schwierig zu handhabenden Menschen, von einer eigentümlichen Beziehung und von einer widerspenstigen Zähmung. Das ist erlesen gefilmt und gespielt, holt mich bloß, wie gesagt, aus einem schwer zu fassenden Grund nicht hundertprozentig ab. (8)
Fifty Shades of Grey - Befreite Lust [Fifty Shades Freed] (2018)
Spielt diese pseudo-skandalöse SM-Sache (ihr wisst schon, diese eine Sache, weswegen die Reihe vormals die Gemüter warum auch immer überhaupt erst erhitzte, die ihr womöglich den einsamen, schwachen Anflug von Legitimität verlieh) überhaupt noch eine Rolle? Die wohl langweiligste, lustloseste (zu keiner Sekunde bekommt man den Eindruck, dass irgendeiner der Beteiligten Bock auf den Film hatte) Soundtrack-Promo ever. Könnte tatsächlich imstande sein, den bereits sagenhaft lustlos langweiligen zweiten Teil noch zu unterbieten... eine bemerkenswerte Leistung. (1)
Blutiger Sommer - Das Camp des Grauens [Sleepaway Camp] (1983)
Ein weiterer herkömmlicher "Friday the 13th"-Epigone ohne nennenswerten Qualitäten? Oder reicht der dezent berühmte finale Twist aus, um ihn über Genre-Kollegen zu erheben? Meine persönliche Meinung: "Sleepaway Camp" verbindet das betrübliche Schicksal des Killers, seine Probleme mit seiner Identität und die aus dieser Irritation resultierenden problematischen Reaktionen auf seine Umgebung auf recht interessante Weise, sodass die verhältnismäßig ausgiebig dargestellten Vorkommnisse im Camp, die sich die meiste Zeit genau genommen weniger um die relativ unspektakulären, blutarmen Morde, mehr um das Miteinander der Camp-Mitglieder drehen, zum zentralen, integralen Teil dessen werden, was den Killer und seine Motivation ausmachen. Auf jeden Fall besteht zwischen beiden Teilen eine bedeutend stärkere, ausdrücklichere Verbindung im Vergleich zu den meisten anderen Slasher-Vertretern seiner Zeit, was ihn ganz gewiss gegenüber diesen auszeichnet (6,5)
The Mutilator (1984)
Bleiben wir bei den Slashern. Im Großen und Ganzen ein der Gewohnheit entsprechender Genre-Repräsentant, eine überschaubare Zahl jungspundiger Opfern, ein lauernder, erbarmungsloser Killer und kreative, äußert brutale und ins Detail gehende Mord-Szenen, die dem Titel alle Ehre machen. Größtenteils überraschungsfrei überzeugt "The Mutilator" nichtsdestotrotz als Genre-Ware, ist handwerklich einwandfrei und stimmungsvoll finster. (6,5)
Aftermath (2012)
Okayer, mit bescheidenen Mitteln realisierter Endzeit-Film, der das Beste aus dem macht, was er hat, dem Thema angemessen trostlos und fatalistisch zu Werke geht. (5)
Die Braut des Teufels [The Devil Rides Out] (1968)
Christopher Lee zur Abwechslung in der Rolle des Streiters für die Mächte des Lichts, der sich und seine Freunde vor einem sinisteren Hexenmeister (eindrücklich bedrohlich: Charles Gray) und dessen Zirkel bewahren muss. Ein modernerer Grusler aus Hammers Hand, des ungeachtet kaum weniger dem Okkulten und schwarzer Magie verpflichtet, das Studio-Habitué Terence Fisher gewohnt atmosphärisch, mit einigen adretten Special Effects effektvoll in Szene setzt. (7)
Planet des Schreckens [Galaxy of Terror] (1981)
Roger Cormans "Alien"-Ripoff vereint zunächst einmal die ein oder andere Persönlichkeit vor und hinter der Kamera, etwa Robert Englund und Sid Haig bei den Darstellern, unterdessen sich niemand geringerer als James Cameron für das beeindruckende Production Design verantwortlich zeichnet. Abgesehen davon hat Bruce D. Clark einen zugegeben reißerischen Exploiter fabriziert, der andererseits durch seine psychologische Komponente und nicht zuletzt die darin begründet liegende finstere, abgründige Atmosphäre in seinen Bann zu ziehen und zu gefallen weiß. Mag sein, dass die Viren in meinem Körper mich das alles haben intensiver wahrnehmen lassen, doch für einen B-Sci-Fi-Psycho-Horror hat mir "Galaxy of Terror" ausgezeichnet gefallen. (B-Movie-Skala: 7)
Battles Without Honor and Humanity [仁義なき戦い Jingi naki tatakai] (1973)
Battles Without Honor and Humanity: Deadly Fight in Hiroshima [仁義なき戦い 広島死闘篇 Jingi Naki Tatakai: Hiroshima Shitō-hen] (1973)
aka "Hiroshima Death Match". Die Perspektive verlässt vorerst die Szenerie des Vorgängers, widmet sich einem anderen, daneben existierenden Konflikt und neuen Figuren, erweitert dadurch das Spektrum nicht unerheblich, legt zudem den Grundstein für die ansteigend an Komplexität gewinnenden Ereignisse der folgenden Teile der Saga. Zugleich macht er Sugawara Buntas Hirono Shozo zum Nebendarsteller in seiner eigenen Filmreihe, an seiner statt wird Kitaoji Kinyas tragisches Los in den Mittelpunkt gerückt, dessen Aufstieg und Niedergang binnen der Yakuza-Ränge, sowie dessen hoffnungslose Liebe zu Kaji Meikos Uehara Yasuko ihn zu einem besonders beklagenswerten Subjekt und Opfer seiner Zunft machen. "Hiroshima Shitō-hen" gerät somit zum mitunter tragischsten, persönlichsten Beitrag innerhalb Fukasaku Kinjis "The Yakuza Papers". (8,5)
Violent Cop [その男、凶暴につき Sono otoko, kyôbô ni tsuki] (1989)
Kitano Takeshis Regie-Debut. Ob und inwiefern das ein "echter" Kitano ist, darüber lässt sich mit Gewissheit streiten, schließlich übernahm Kitano den Regie-Posten bloß von Altmeister Fukasaku Kinji, änderte ferner das Drehbuch dahingehend ab, dass das Endergebnis nicht in der ursprünglich angedachten Komödie, sondern in einem waschechten Cop-Drama mündete, in welchem er einen "Dirty Harry"-artigen Cop spielt, der infolge seines Unvermögens, sich anderweitig auszudrücken, zu heftigen Gewaltausbrüchen neigt. Das verfügt unweigerlich über Kitano-typische Manierismen, ist wunderbar gegen den Strich gebürstet und zeugt schon hier vom seinem schlummernden Regie-Talent. So oder so bedeutete es den Beginn von Kitanos Karriere eines ernstzunehmenden Filmemachers. (7,5)
Battles Without Honor and Humanity: Proxy War [仁義なき戦い 代理戦争 Jingi naki tatakai: Dairi sensô] (1973)
Wofür die beiden Vorgänger die Saat ausgestreuten, trägt nun allmählich Früchte: die mit jedem Teil mühseliger zu überblickende Fülle an Schauplätzen, Gruppierungen, Untergruppen, Akteuren und Betroffenen offenbart eine breit gefasste Palette an Yakuza-Querelen, die hier durch ihre eponymen Stellvertreterkriege zudem an den gefährlich schwelenden Konflikt zwischen den Supermächten USA und Russland im Kalten Krieg gemahnen, deren Konflikt gleicherweise mehr Kollateralschäden als Nutzen für beide Seiten zu verantworten hatte. Für Sugawara Buntas Hirono Shozo bedeutet "Dairi sensô" die Rückkehr in das Auge des Sturms, wo er sich zwischen allen Fronten wiederfindet, des Weiteren dank seines zumindest im unmittelbaren Vergleich scheinbar halbwegs lauteren Charakters zu einem der wenigen verbleibenden Orientierungspunkte in diesem unüberschaubaren Wirrwarr an Intrigen, Winkelzügen, wechselnden Loyalitäten und eiskalt durchgeführten Attentaten wird, ein Orientierungspunkt an dem man sich als Zuschauer inzwischen verzweifelt klammert. (8)
Karate Bullfighter [けんか空手 極真拳 Kenka karate kyokushinken (Champion of Death)] (1977)
In etwa für Masutatsu Ōyama, was "Ip Man" für Yip Man war, sprich: hauptsächlich Beweihräucherung und Legendenbildung ohne tiefergehende kritische Auseinandersetzung. Gut, das war von einer Verfilmung eines Mangas, der bereits ein Hohelied in Verkleidung unkomplizierter Unterhaltung anstimmte, nicht anders zu erwarten, zumal Masutatsu höchstselbst den Filmemachern beratend zur Seite stand, derweil sein Schüler Sonny Chiba in die filmisch-biografischen Fußstapfen des Lehrers trat. Löblich anzumerken sei, dass der Versuch unternommen wurde, keinen anspruchslosen Martial-Arts-No-Brainer vorzulegen, stattdessen neben den Kampfeinlagen der charakterlichen Entwicklung der Titelfigur gebührenden Respekt zu zollen. Ein hehres Anliegen, das hingegen rasch unter der kitschigen Oberflächlichkeit des Gezeigten verschwindet, keinen organischen Reifeprozess offenlegt, sondern einzelne Episoden von mal mehr, mal weniger großer Tragweite aneinanderreiht, dessen emotionale Höhepunkte untermalt von melodramatischen Gesangseinlagen vergleichsweise einfache Lösung für komplexe Probleme bieten. Machen wir uns nichts vor: Masutatsu in "Karate Bullfighter" bleibt ein Actionheld, dem ein wenig Drama spendiert wurde, der am Schluss dennoch schlag- und trittkräftig gegen die Bösen auszuteilen hat. Mehr nicht. (6)
Battles Without Honor and Humanity: Police Tactics [仁義なき戦い 頂上作戦 Jingi naki tatakai: Chôjô sakusen] (1974)
Die Zwistigkeiten setzten sich fort und wie bei jedem Teil der "Yakuza Papers"-Saga verliert man zu Beginn erst mal gehörig den Überblick über das Geschehen, wer mit wem, wie, wann, warum und aus welchem eigentlichen Grund, bis sich wie üblich der Nebel zusehends lichtet und man neuerlich den Durchblick einigermaßen zurückgewinnt. Ergänzend zu den aus den Vorgängern bekannten Konflikten steigt in "Chôjô sakusen" im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio (1964) erschwerend der öffentliche Druck auf die Polizei, dem Treiben der Yakuza endlich einen Riegel vorzuschieben. Die verstärkten Maßnahmen der Einsatzkräfte zur Einschränkung der durch die Banden-Kriege verursachen Gewalttaten begrenzen anwachsend Aktionsmöglichkeiten und -Spielraum der einzelnen Klans und Akteure gehörig, vermögen demungeachtet deren Aktivitäten und kriminellen Machenschaften niemals endgültig zu beenden, drängen sie bestenfalls in den Schatten zurück, der sie geboren hat. Schlimmstenfalls eröffnen sie diesem oder jenem intriganten Schachzug sogar willkommene neue Optionen. Ein trauriges Wechselspiel. (8,5)
Battles Without Honor and Humanity: Final Episode [仁義なき戦い 完結篇 Jingi naki tatakai: Kanketsu-hen] (1974)
Das große Finale von Fukasaku Kinjis "Yakuza Papers"-Epos schlägt spürbar nachdenkliche, sorgenschwere Töne an, legt ein entsprechendes Tempo vor, kommt in toto wie ein kummervoller Abgesang rüber. Die ältere Riege der Yakuza, die bisherigen Akteure, Protagonisten und Antagonisten, nehmen nach und nach ihren Hut, die einen gehen in den Ruhestand, die anderen finden wenig überraschend ein gewaltsames Ende. Eine jüngere Generation steht heißblütig in den Startlöchern und droht die Fehler ihrer Vorgänger gedankenlos zu wiederholen, unfähig zur Reflektion. Einige wenig versuchen die Klans zu einen und für eine neue Zukunft zu wappnen, die sich unter gänzlich anderen Vorzeichen am Horizont abzeichnet. Den tragenden Figuren wie Hirono Shozo scheint bewusst geworden zu sein, wie fruchtlos und nichts als zerstörerisch all die Quertreibereien und Gräueltaten letzten Endes gewesen sind, wie viele sinnlose Opfer sie gefordert haben, wie weit man sich vom ursprünglichen Ziel, ein zufriedenstellendes Leben zu führen, entfernt hat.
Ein guter Zeitpunkt, um abschließende Worte über die gesamte Reihe zu verlieren: in meinen Augen hat Fukasaku ein Meisterstück des japanischen Kriminalfilms im Allgemeinen, des Yakuza-Filmes im speziellen geschaffen, eine komplexe Saga, deren einzelne Filme man nicht für sich betrachten, sondern als Teil eines fünfteiligen Epos verstehen und sehen sollte und muss. "Battles Without Honor and Humanity" zeichnet ein eindrückliches und zutiefst bitteres Bild der Yakuza in Hiroshima über einen Zeitraum von einem Vierteljahrhundert, vermeidet durch Fukasakus jitsuroku eiga-Stil scheinheilige Heldenverehrung, ebenso wie Beschönigung der Taten der Yakuza und ihrer Mitglieder, legt viel mehr die Sinnlosigkeit der Gewalt, des Mordens und des Sterbens schmerzhaft offen. Nicht weniger als ein Meisterwerk, inhaltlich und stilistisch gleichermaßen. Die abschließende Bewertung bezieht sich deshalb auf die gesamte Reihe: (9)
Boiling Point [3-4X10月 3-4 x jûgatsu] (1990)
Bereits Kitano Takeshis zweite Regie-Arbeit bezeugt seinen Hang zum grotesken, surrealistischen. In "Boiling Point" amalgamiert Kitano eine wilde Mischung aus Themen, die künftig den Großteil seines Œuvres konstituieren sollten: Sport, Alltäglichkeiten, Zuneigung, die keiner Worte bedarf, Yakuza, Soziopathen und plötzliche Akte der Gewalt, alles findet sich in einem wirren, teilweise auf absonderliche, schwer fassbare Weise urkomischen Strudel wieder, der so abstrus, so irreal daherkommt, das ich nicht umhinkonnte, mich unversehens in ihm zu verfangen. (8)
30 - 6,5 (194,5)