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Freitag, Februar 01, 2019

Kurzreviews Dezember/2018

Was für eine schwere Geburt, was für ein anstrengender Januar. Es entspricht leider der Wahrheit, ich war den gesamten Monat wieder mal vollkommen ausgelastet, habe wieder mal keine zeit für die recht üppige Dezember-Liste frei machen können. Doch ein fieser, schwerer Infekt, der mich mit einer Heftigkeit wie keiner jemals vor ihm vollauf und markerschütternd geplättet und ans Bett gefesselt hat, gab mir die Zeit und den Freiraum, mich den fehlenden Zeilen dieser Review-Liste zu widmen - und lieferte mir einen noch üppigeren Schwall an Filmen für die Januar-Liste, aber dazu kommen wir noch....
Zunächst präsentiere ich wiederum die 24 Filme und 4 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Dezember gesehen habe:


Serien-Staffeln
Father Ted: A Christmassy Ted  (1996) (7,5)
Father Ted (Series 2-3) (1996, 1998) (7,5-8,5)
Miami Vice - Heißes Pflaster Florida [Miami Vice: Brother's Keeper(Pilot) (1984) (7)

Filme
Zoomania [Zootopia(2016)
Ragt aus dem Gros der Animationsfilme zuvorderst wegen seines Diskriminierungs-/Rassismus-/Vorurteil-Themas hervor, das, verpackt in eine nicht unspannende, wendungsreiche Krimi-Story, für einen Kinderfilm ordentlich vermittelt und verarbeitet wird, obendrein in einer prägnant gestalteten Welt angesiedelt ist, die die Koexistenz und das Zusammenleben der einzelnen Gattungen kreativ inkorporiert, außerdem mit zwei durch und durch sympathischen Protagonisten gesegnet ist. (7)

Die Rache des Michael Myers - Halloween 5 [Halloween 5: The Revenge of Michael Myers(1989)
Fand ich mega-unterhaltsam, allerdings auf unfreiwilliger Basis. Bis auf das untadelige Finale habe ich mich königlich amüsiert über die putzigen Einfälle und Michael Myers Opfer, die sich stolz zu den dämlichsten Exemplaren ihrer Zunft zählen dürfen. Vergnügliche Horror-Komödie! (6)

Rampage - Rache ist unbarmherzig [Rampage(2009)
Uwe Bolls Stammtisch-Demagogie die nächste, der Auftakt zu einer gesammelten Trilogie arrangiert um dieselbige. Nichtsdestotrotz gehört "Rampage" zu den gelungeneren Versuchen Bolls, seine Machwerke in politische Brisanz zu kleiden, mit der vorgeblichen Absicht, sein Publikum frontal anzugehen, zu entlarven und idealerweise, wer weiß, sogar aufzurütteln. In Brendan Fletcher mag er den idealen (nicht unbegabten) Darsteller für dieses Vorhaben gefunden haben, jemanden, der es versteht, Bolls Regie-Anweisungen Form und Ausdruck zu verleihen. Fletcher ist folglich der essentielle Dreh- und Angelpunkt des Films, wird geschickt und profiliert eingeführt, bevor er gnadenlos und kaltblütig an sein Tötungshandwerk geht, was es umso erschreckender macht, diese Person, nachdem man ihr ins Gesicht geblickt, an seinem Leben teilgenommen hat, auf seinem von Leichen gesäumten Weg zu begleiten, dazu verdammt, Zeugnis über seine Taten abzulegen. Selbstredend verbirgt Boll hinter den bestialischen Vorkommnissen seine ureigene politische Agenda, unterdessen schockiert das mitleidlose Abschlachten Unschuldiger selbst ohne diese zu Genüge, um nicht zu einem stumpfen Actionfilm zu mutieren, der etwaigen Voyeurismus oder Gore-Jubler befriedigen würde. "Rampage" ist ebenso wenig unterhaltsam, wie psychologisch sonderlich ausgefeilt, er ist unangenehm und bedrückend in der Kompromisslosigkeit seiner Gewaltdarstellung, sowie der nüchternen Inszenierung. Eines der raren Beispiele, wo Boll halbwegs Kompetenz beweist. Erschütternd! (7)

Rampage: Capital Punishment (2014)
Im Sequel verlegt sich Uwe Boll demonstrativ auf seine sozio-politischen Überlegungen hinter der vordergründigen Gewalt und Abschlachterei, reicht seine Agenda streitlustig qua Sprachrohr Brendan Fletcher überdeutlich an die Zuschauer innerhalb (zu deren besonders affirmativen Exemplaren er sich höchstselbst zählen darf), wie auch außerhalb der Filmhandlung weiter, bringt die ihn üblicherweise aufrührenden himmelschreienden Ungerechtigkeiten, die Willkür der Reichen und Mächtigen, sowie allgemeinen Probleme mit Gott und der Welt zum Ausdruck, prangert das Establishment, sowie das verlogene, sich selbst betrügende Bildungsbürgertum an, fordert in letzter Konsequenz unverhohlen die gewaltsame, blutige Revolution. Der filmische Aspekt tritt dahinter annähernd vollständig zurück (bei Boll nicht die schlechteste Nachricht), ein bisschen Geballer hier, ein bisschen Trickserei da, indessen seine geistigen Auswüchse hundertprozentig im Vordergrund stehen. (5)

Solo: A Star Wars Story (2018)
Nein, das Han Solo-Prequel stellt sich nicht als die dringend herbeigesehnte, bitternötige Rettung des "Star Wars"-Franchise heraus (nicht, dass ich mit einer Rettung rechnen würde...), auf seine Art hatte ich trotzdem Spaß an diesem flotten, kunterbunten Weltraumabenteuer voller Schurken und Ganoven, Tricks und Winkelzüge, Gaunereien und Betrügereien. Ron Howard, altgedienter Routinier, der er ist, birgt das Spin-Off in einer peppigen Geschichte mit auskömmlichen Schauwerten, bunten Farben und nicht zu penetrant eingesetzter Nostalgie-Koketterie, Alden Ehrenreich gibt optisch einen manierlichen jungen Han Solo (wiewohl höchstens mit einem Bruchteil von Harrison Fords Charisma, Florian Clyde reißt jedoch einiges raus) und die anderen Darsteller tun ihr Übriges dazu. Allerwenigstens fühlte ich mich nicht um meine Kindheitserinnerungen betrogen wie bei "The Last Jedi". (6,5)

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind [Fantastic Beasts and Where to Find Them(2016)
Viele Fans mögen der Potter-Mania hinterhertrauern, aber das hier, das ist fadenscheiniges Cash Cow-Melken der plattesten Art. Brauchte es wirklich ein Prequel? Weiß es bedeutsames zu berichten? Bereichert es das Harry Potter-Universum auch nur im Geringsten? Liefert es den Fans einen entsprechenden Gegenwert für die finanziellen Mittel, die sie sich von den geschäftstüchtigen Studio-Ökonomen (und Joanne K. Rowling) abzwacken lassen? All diese Fragen rücken glatterdings in den Hintergrund angesichts der allzu offensichtlichen Absichten Warners: sowohl die Roman-, als auch die Filmreihe sind zu einem zufriedenstellenden, keine Fragen offenlassenden Abschluss gekommen, indes mit dem versiegen einer ihrer ergiebigsten, eruptiv sprudelnden Geld-Quellen wollen sie sich nicht abfinden, mit der Gewissheit, einer Millionenschaft Fans unvergessliche Erlebnisse und Erinnerungen beschert zu haben, schon gar nicht. Nein, worauf es wirklich ankommt, ist, nochmal einen satten Gewinn aus den unzähligen Harry Potter-Schwärmern herauszuquetschen. Das ist das konzeptuelle Fundament, auf dem "Fantastic Beasts" errichtet wurde und das während der Sichtung unablässig sein hässliches Gesicht präsentiert.
Ich will "Fantastic Beasts" nicht grundsätzlich unterstellen, dass es gar nichts an ihm zu mögen geben könnte. Tatsächlich gefällt der neue Schauplatz New York, er ist eine vielverheißende Alternative zur hinlänglich bekannten ur-britischen Zaubererwelt und gibt der Subkultur der Magiebegabten einen globaleren Charakter mit unterschiedlichen kulturellen Ausprägungen, währenddem Teilaspekte der Handlung durchaus reizvoll erscheinen. Dagegen stolpert der Film ohne Unterlass immer und immer wieder über das nicht zu beschönigende Kommerz-orientierte Augenmerk seiner Produzenten: die größenwahnsinnig aufgeblähte Dimension auf fünf geplante Filme, basierend auf einem Inhalt, der bislang einen 90-Minüter kaum hinreichend ausfüllen würde, steht einer stringenten, konzentrierten Narrative katastrophal im Weg. In concreto bedeutet das, dass der Film viel zu viel Zeit benötigt, um seinen simplen Plot endlich ins Rollen zu bringen, wenig bis nichts mit seinen langweiligen Charakteren anzufangen, geschweige denn ihnen aufsehenerregendes abzugewinnen weiß (mit seltenen Ausnahmen), sich zu allem Überfluss in einer Vielzahl von unterentwickelten Storyfäden verfranzt, von denen derjenige, der möglicherweise einen epischen Erzählbogen rechtfertigen könnte (dennoch nie und nimmer fünf Filme erforderlich machen würde), kurz und knapp und nichtssagend erst am Schluss halbherzig angeschnitten wird. Bis dato sitzt man gefangen mit dem Langweiler Eddie Redmayne (da weiß die Filmgeschichte wesentlich reizvollere soziophobe Protagonisten aufzubieten...) plus Entourage auf der Jagd nach den entflohenen, ach so niedlichen CGI-Kreaturen, die zwar allesamt keine tiefgreifende Funktion in der Handlung einnehmen, sich später freilich wunderbar in Form von Merchandise verhökern lassen. Womit wir erneut beim punctum saliens wären: der Vermarktbarkeit des Ganzen, die an allen Ecken und Enden störend und unangenehm hindurchschimmert. (4)

Halloween - Der Fluch des Michael Myers [Halloween: The Curse of Michael Myers(1995)
Mit dem Druiden-Fluch wollte man wohl eine neue Richtung für Michael Myers ausloten, was semi funktioniert. Abgesehen von dieser Albernheit, fand ich Sequel Nr. 6 manierlich und stimmungsvoll, obschon es auffällt, dass etliche Male Hand angelegt werden musste, nicht zuletzt anlässlich des Ablebens von Reihen-Konstante Donald Pleasance. (6,5)

Ant-Man and the Wasp (2018)
Ich mag irgendwo das Besetzungs-Trio Paul Rudd, Evangeline Lilly und besonders Michael Douglas, die drei können zur selben Zeit nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich beim "Ant-Man"-Sequel um unfassbar öden, drögen, schlichtweg ideenlosen MCU-Einheitsbrei handelt, der nichts zu erzählen hat, einen austauschbaren ERJB, einen austauschbaren McGuffin (die Idee der Quanten-Ebene hat sich nach der visuellen Experimentierfreude des Erstlings vollauf erschöpft), austauschbare Comic Reliefs und austauschbaren Plot ideenlos und monoton zu einem fad-banalen Comic-Mix zusammenbraut. Bleibt nichts von hängen. (5)

Hat jemand meine Braut gesehen? [Has Anybody Seen My Gal(1952)
Douglas Sirks scharfsinnige Komödie ist natürlich primär voller liebenswürdiger und herzlicher Charaktere, beseelter Dialoge und gezielt platziertem Witz, in der zweiten Hälfte liefert er zudem subtile, nichtsdestoweniger gepfefferte Spitzen gegen die bessere, sprich vermögende Gesellschaft, ihre Scheinheiligkeit und Verkommenheit, die ausschließlich Oberflächlichkeiten und Statusdenken kennt, hierbei das Wesentliche, die Menschlichkeit aus den Augen verliert. In dem Sinne ein geistvolles Plädoyer gegen Materialismus und Geltungssucht, humorvoll und warmherzig verpackt. (8)

Der Einzelgänger [Thief(1981)
aka "Violent Streets". Warum dieser brillante Thriller ein relatives Schattendasein fristet, will sich mir nicht erschließen. Zweifelsohne kreist er um einen Standard-Tropus des Kriminalfilms: der Kriminelle, der die wahre Liebe findet, sich mit ihr eine rosige Zukunft erträumt, zur Absicherung seiner Rente ein finales, nach Maßgabe ertragreiches Ding drehen will, doch schlussendlich erleben muss, dass es sich nicht leicht gestaltet, solchermaßen unbescholten aus seinem Milieu zu entfliehen. Soweit der Standard. Gleichwohl verfügt Michael Manns Ansatz über genügend Eigenheiten, um sich in der Masse besagter ähnlich gelagerter Produktionen zu behaupten, nicht zuletzt aufgrund Manns visueller Finesse, sowie seiner Faszination für den Typus Mann, den sein Protagonist, herausragend gespielt von James Caan, repräsentiert, gewissermaßen eine Urform der Mann'schen leidenden männlichen Leitfigur, nach außen hin charakterfest, entschlossen, prinzipientreu, dem tragischen Helden elegischer Samurai-Epen nicht unähnlich, andererseits wie aus der Zeit gefallen, ein halber Anachronismus, sich an einer Lage, an Menschen, an einer Gesellschaft aufreibend, deren Kommoditäten er sich nicht ohne Verluste fügen will oder kann. Hierin erwächst "Thief" zu einer kraftvollen Charakterstudie, die vieles aus folgenden Mann-Produktion vorwegnimmt. (8,5)

Showdown in L.A. [L.A. Takedown(1989)
Das Präludium zu bzw. die TV-Version von Michael Manns "Heat", für viele die vergessenswerte Sparausgabe des legendären prometheischen Kino-Bruders, wogegen die Geschichte um zwei wesensverwandte Männer auf den entgegengesetzten Seiten des Gesetzes durchaus schon hier einiges an Zugkraft besitzt, Mann kann vermöge der Begrenzungen des Formats lediglich nicht in die epische Breite gehen, wie es ihm später bei "Heat" möglich werden sollte. Fraglos lässt sich nicht verhehlen, dass die Charaktere aus diesem Grunde einiges an Tiefe vermissen lassen, insbesondere Nebenstränge und -Figuren sind hiervon in höherem Ausmaß betroffen, die Action-Szenen lassen sich nicht ansatzweise vergleichen, von oben bis unten gemahnt "L.A. Takedown" an eine "Miami Vice"-Doppelfolge, speziell das Finale überspannt den Bogen etwas zu sehr, erweist sich dadurch weniger wirkungsvoll.
Ein Punkt, der streitbar bleiben wird, sind die Hauptdarsteller, denn die vielen höchstwahrscheinlich ketzerisch anmutende Frage, ob zwei Fernseh-Darsteller wie Scott Plank und Alex McArthur es überhaupt mit den Kinolegenden Al Pacino und Robert De Niro aufnehmen können, ist nicht ohne Weiteres festumrissen zu beantworten. Pacino und De Niro legen in "Heat" absolute Glanzleistungen hin, daran möchte ich gar nicht rütteln. Allein, Pacino dreht in mancher Szene gnadenlos auf und kratzt, wie bei ihm üblich, gefährlich nah am Overacting, weswegen es eine verständliche Position bedeutet, Planks kühlere Art Pacinos übersteigerten Darbietung vorzuziehen. De Niros Pendant McArthur geht die Sache ebenfalls ein wenig anders an, seine ausdrucksreichen, sanfteren Augen lassen den Menschen Patrick McLaren des Öfteren deutlicher hervortreten als es De Niro mit dem eiskalten, kalkulierenden Profi Neil McCauley gelang, wodurch letztendlich seine Liebesbeziehung, mehr noch die fatale Konfrontation mit dem gewissenlosen Killer Waingro fühlbarer, nachvollziehbarer ausfällt.
Kurzum: ist man sich der Fernsehherkunft des Ganzen bewusst und kann über die kleinen Mankos hinwegsehen, hält das Duell des Diebes gegen den Cop, die sich im Herzen weitaus ähnlicher sind, als sie vielleicht zugeben möchten, genauso in Atem. Übrigens wäre das ein formidabler Stoff für John Woo gewesen. (7)

House of the Dead - Der Film [House of the Dead(2003)
Funny Version. Macht den Schrott keinesfalls besser... eher schlechter (sic!). Zu Uwe Bolls Humor siehe "Postal". (0)

Logan: The Wolverine [Logan(2017)
Schlappe 17 Jahre nach Bryan Singers erstem "X-Men" durfte sich Hugh Jackmans Wolverine zum Schluss über einen würdigen Solo-Film freuen, der sich gleichzeitig so weit wie denkbar möglich von seinem Comic-Profil entfernt hat. Für Wolverines letzten Vorhang läuft James Mangold nämlich dem Paradigma des gängigen Comic-Action-Spektakels zuwider, präsentiert Jackmans Abschiedsvorstellung des Publikumsliebling unter den Lieblingsmutanten stattdessen in Gestalt einer Odyssee eines alters- und gewaltmüden Mannes, der kein Interesse an einem Helden-Dasein erkennen lässt, im Gegenteil sich des Kämpfens durch und durch überdrüssig zeigt, dessen Vergangenheit und dessen Taten ihm sichtlich nachhängen, ihm anhängen wie eine niederdrückende Last.
Durch den Film zieht sich in toto ein Sentiment der unendlichen Erschöpfung und Kraftlosigkeit, von verrinnender Zeit, wie Butter auf zu viel Brot verstrichen. Logan sehnt sich nach Ruhe, Erlösung, Schlaf, etwas, was ihm diese Welt nicht zu gewähren wollen scheint. Alles eingeschlossen haftet dem Gezeigten eine allumgebende Aura von Post-Apokalypse an, die Welt der Mutanten scheint untergegangen zu sein oder ist im Untergang begriffen, die Idee eines Utopia friedlichen Miteinanders ist tot, es gibt keine Sieger, einzig Verlierer, das Gute hat versagt, ist vergangen, sofern es jemals existiert hat, und die Feindbilder haben sich verlagert. Es sind nicht mehr die Weltherrschafts-Fantasien megalomanischer Super-Bösewichter oder die rassistisch motivierten Säuberungspläne des Mutanten-Pools die die Antagonisten antreiben. In diesem Falle sind sie im Grunde genommen nicht mehr als gewissenlose Unternehmer und Söldner, die ihre mangelhaften Produkte aufspüren und beseitigen wollen, dabei aus reinem Profitstreben jedwede Form von Humanismus und Ethik über Bord werfen, kein Bewusstsein dafür beweisen, Leben erschaffen zu haben, dem gegenüber sie eine Verantwortung tragen - die schreckliche Anti-These eines Gottkomplexes.
Erst die Konfrontation mit ihnen und ihren Opfern gibt Logan den Anstoß zum Reifeprozess weg vom Passiven hin zum archetypischen Anti-Helden wider Willen, der zwar versucht ist, sich dieser Rolle zu verwehren, da er sein eigenes Kreuz zu tragen hat, gewissermaßen als einer der letzten Zeugen des Scheiterns am längsten überlebt hat, am Ende kann er dahingegen dem unglückseligen Heroen-Dasein, der fatalen Katharsis nicht entfliehen, weil ironischerweise er, der unsterbliche Mutant, zu den wenigen Überlebenden zählt, die der Menschlichkeit, dem fahlen Hoffnungsschimmer noch nicht restlos entsagt haben. Darum übernimmt er die mühsame Verantwortung für die beschwerliche Pflege seines einstmaligen Gönners Prof. Xavier, der gleich ihm ausgelaugt, vom Alter körperlich und geistig geschlagen, von den vielen Niederlagen gezeichnet ist; darum akzeptiert er zuallerletzt seine Verantwortung als Vater seiner Tochter einerseits, einer neuen Generation von Hoffnungsträgern andererseits; darum zieht er ein letztes Mal in den Krieg, um sich seinen Gegnern, seinen Dämonen, seinem aggressiven Ich und seiner schmerzvollen Vergangenheit zu stellen, um zu guter Letzt den Weg aller Heroen zu gehen, damit die Hoffnung überleben kann. Einer der wenigen ganz starken Comic-Verfilmungen der letzten Jahre. (8,5)
Vase de Noces - One Man and His Pig [Vase de noces (Wedding Trough)] (1975)
Der berühmt-berüchtigte Skandalfilm aus den 70ern, eine groteske Verquickung von Kunst, Exploitation, Geschmacklosigkeiten, Dreck, Schönheit und Erhabenheit, den man erlebt haben muss, um sich seiner unmittelbaren drastischen Wirkung gewahr zu werden. Wer Thierry Zénos kleines Meisterwerk auf seinen skandalträchtigen Inhalt reduziert, der versäumt womöglich einen der radikalsten Kunstfilme seiner Zeit, der erheblich mehr zu bieten weiß als diese eine Sache, die ihm seinerzeit zu Berühmtheit verhalf. Natürlich ist er verstörend, abartig und grenzwertig in vielerlei Hinsicht, nur darin eben bemerkenswert radikal und herausfordernd. Man kann ihm viel vorwerfen, sich an vielem stören und reiben, in jedem Fall wird eine heftige Wirkung von ihm ausgehen. Ein Faszinosum. Chapeau! (9)

Rampage: President Down (2016)
Von Kunst zu Boll. Die gescheiterte Crowdfunding-Kampagne, sowie der anschließende Rant haben zweifelsohne die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die der wütendste Wüterich unter den pseudo-ambitionierten Quasi-Polit-Filmemachern gewiss "President Down" bzw. allen Teilen der "Rampage"-Trilogie zugedacht hatte. Die Unmengen von Häme, die er dergestalt auf sich gezogen hat, haben äußerstenfalls, da könnt ihr sicher sein, Wasser auf Bolls Mühlen gegossen. Nun aber: der Abschluss der "Rampage"-Trilogie also. Wer A sagt, muss auch B sagen. Überraschenderweise kommt der abschließende "Rampage"-Film ungewöhnlich in sich gekehrt daher, nimmt bis zu einem gewissen Grade nachgerade so etwas die die Funktion eines Meta-Films auf die Reihe ein, reflektiert, diskutiert und stellt Positionen einander gegenüber. Action gibt's frühestens zum Finale, selbst Blendan Fletchers Protagonist darf gehörig menscheln, ehe er in seine letzte verlustreiche Schlacht zieht. Zwischenzeitlich hat Boll etliche Male überdeutlich Flagge bekannt, zudem nicht das Kapital zur Verfügung, das er sich erträumte, weshalb "President Down" vielfach den Anschein eines Kompromisses erweckt, der stellenweise eine Winzigkeit langweilig ausfällt, letztlich einen anständigen Schlussstrich zieht. (5,5)

Blackwoods (2001)
Bevor sich Uwe Boll wegen mangelnden Talents und der daraus resultierenden Schrott-Werke seinen unrühmlichen Bekanntheit-Status einer der schlechtesten Vertreter seiner Zunft zu sein erarbeitete, lieferte er diesen handelsüblichen, achtbaren Mindfuck-B-Thriller ab, der dank des brauchbaren Drehbuchs und passablen Twists annehmbar ausgefallen ist, obgleich von Boll streckenweise fürchterlich verhunzt umgesetzt wurde. (B-Movie-Skala: 6)

Blutmond [Manhunter(1986)
Sah ich das erste Mal in zartem Jugendalter und... fand ihn ziemlich doof. Michael Manns Interpretation von Thomas Harris Romanvorlage sagte mir gar nicht zu, er war mir zu geleckt, zu oberflächlich, das Ende zu weit vom Buch entfernt. Jedoch hat er mich nie endgültig losgelassen, irgendetwas an ihm muss mich im Nachhinein stetsfort beschäftigt haben, ohne, dass es mir in vollem Maße bewusst war. Umso schöner diese Sichtung Jahre später: erst jetzt hat sich mir erschlossen, was für einen mustergültigen Thriller Mann geschaffen hat, wie vortrefflich er seine Charaktere angelegt hat, wie meisterhaft er die zwei Teile und Perspektiven des Profilers und des Killers respektive vereint, wie weit er seiner Zeit voraus war. Dass William Petersen und Tom Noonan beängstigend famos aufspielen rundet das Gesamtpaket eindrucksvoll ab, selbst Brian Cox überzeugt mit seiner gänzlich anderen, subtileren Version Hannibal Lecktors. Grandios! (9)

Roter Drache [Red Dragon(2002)
Auf dem Wege direkter Konfrontation muss Brett Ratners Version somit inzwischen ausnahmslos verlieren. Zuvor sah das anders aus, "Red Dragon" hatte ich lange vor "Manhunter" gesehen, das Buch war mir bekannt und ich stand unter dem weitreichenden Einfluss von Anthony Hopkins berühmten Darstellung des beliebtesten, distinguiertesten Film-Kannibalen aller Zeiten. Damals kam mir "Red Dragon" der Materie angemessen düsterer vor, hielt sich darüber hinaus dichter an die Vorlage, vornehmlich, was die Hintergrundgeschichte Francis Dolarhydes anbelangt.
Heute sehe ich, dass Ratner und die Produzenten im Grunde genommen eine reichlich einfallslose "Silence of the Lambs"-Reproduktion im Sinne hatten, zu diesem Zweck den Hannibal Lecter-Anteil beträchtlich ausbauten und gestalterisch reißerisch bis zum Anschlag zu Werke gingen, derartig jedweden Anflug von Subtilität gnadenlos über Bord warfen. Ferner schadet Edward Nortons Anwesenheit dem Film mehr, als sie ihm nützt. Die Selbstsicherheit, die sein Will Graham an den Tag legt, lässt jede Form von labiler Unsicherheit, psychischen Druck oder Belastung, ob seiner Tätigkeit und der gefährlichen Nähe zu den Subjekten, die er in Ausübung seines Profiler-Berufes jagt, vermissen. Des Weiteren benimmt sich Norton viel zu dominant, degradiert die anderen Polizisten buchstäblich zu Statisten, die kaum etwas zu vermelden haben. Der einzige andere Beteiligte, der ihm buchstäblich Paroli bieten darf, ist selbstverständlich Hopkins, der in seinen Auftritten hingegen die Figur des Hannibal Lecters ihrer Stellung einer pop-kulturellen Ikone gemäß zum grellen, grotesk überzeichneten, comichaften Zerrbild mutieren lässt. Zwischenzeitlich machen der großartige Ralph Fiennes und Emily Watson das Beste aus ihren Rollen, wobei selbst Fiennes eine eher solide Autopilot-Darbietung hinlegt.
Wie gesagt: das alles fällt schwerer ins Gewicht, sieht man die Verfilmungen Rücken an Rücken. Genügend zeitlicher Abstand zwischen ihnen und eine duldsame Einstellung vorausgesetzt, unterhält "Red Dragon" nach wie vor, plakativer Thriller, der er ist. Drum die milde Bewertung. (7)

Das Schweigen der Lämmer [The Silence of the Lambs(1991)
Fand ich immer toll, ein glühender Verehrer war ich ungeachtet dessen nie (diese Ehre wurde vielmehr "Se7en" zuteil). Ich habe allzeit Respekt vor seinem Klassiker-Status empfunden, kam überhaupt nie auf die Idee, kritikwürdiges an ihm zu suchen oder suchen zu müssen. Selbstverfreilich gibt es wenig zu bekritteln, seinen Platz in der Filmgeschichte besetzt er schließlich nicht für lau. Jonathan Demme (R.I.P.) ist ein rundum gelungener, prägender Serienkiller-Thriller geglückt, der vor allem durch seine Subtilität zu glänzen versteht. Man denke etwa daran, wie Jodie Fosters Clarice Starling, ohne es unnötig zu betonten oder aufzubauschen, in den Kontext einer von Männern dominierten Domäne gesetzt oder ihr Reife- und Emanzipationsprozess nuanciert durch die essentiellen, zu übermäßigen Ruhm gelangten Gesprächssitzungen mit Hannibal Lecter hervorgehoben und vorangetrieben wird, alles sind Zeugnisse von außergewöhnlichem Geschick. Ein stilbildender Idealtypus seines Genres. (8,5)

Tatsächlich... Liebe [Love Actually(2003)
Dem Anschein nach hatte Richard Curtis den absoluten Liebesfilm für die Festtage im Sinn, das ultimative Kitschfest, einen Instant Weihnachts-Dauerbrenner. Um diesen zu realisieren, legte er ein Sammelsurium der mannigfaltigsten, unterschiedlichsten Liebesgeschichten und Romantik-Tropen an, ein regelrechtes Panoptikum der Romantik, das alle denkbaren Aspekte abdeckt, jede Kategorie, jede Spielart, jedes Muster, jedes Alter, jede Schicht, jede Stimmung unter einen Hut bringt, witziges, heimliches, verbotenes, verhohlendes, fröhliches, trauriges, Sehnen und Schmachten, Beziehungen, die ihren Anfang nehmen, Ehen, die in die Brüche gehen, Schwärmereien, die unerfüllt bleiben müssen, Liebe, die alle Grenzen überwindet, Affären, Liebhabereien und Schicksalstreffen noch und nöcher. Es ist ein Maximum von all dessen und mehr, getragen von einem großen, namhaften Ensemble. Unbestreitbar liegt es in der Natur der Sache eines Anthologiefilms, dass einige Geschichten weniger Nachhaltigkeit beweisen als andere, infolge der Bandbreite, Vielfältigkeit und Zahlmäßigkeit die episodische Struktur manche Geschichten überlagert, sich Formelhaftigkeit einschließlich kitschiger Auflösung (die andererseits ein unabdingliches Kernelement bilden) nicht immer vermeiden ließ. Nichtsdestominder ist Curtis ein bezauberndes Potpourri gelungen, das etwas für jeden erdenkbaren Geschmack parat hält, allenfalls unrettbare Zyniker und Genre-Verächter werden sich verächtlich abwenden. (7)

Halloween H20 [Halloween H20: 20 Years Later(1998)
Bin ich vielleicht mit zu hohen Erwartungen an den rangegangen? Nicht das ich enttäuscht wäre, "H20" ist ein untadeliger, flüssig inszenierter Teenie-Slasher seiner Zeit, nicht zu sehr den Regeln und Klischees seines Sub-Genres erlegen, mit überschaubaren Body-Count und ausreichend Suspense. Begeisterung kam bei mir dennoch nicht auf. Vermutlich habe ich diese Form des Horrorfilms in den letzten 20 Jahren zu oft erlebt und inzwischen andere Ansprüche an das Genre entwickelt. (6,5)

Jessy - Die Treppe in den Tod [Black Christmas(1974)
aka "Silent Night, Evil Night". Bob Clarks effektiver Thriller wird gemeinhin rückblickend  als einer der frühestens Vertreter des Slasher-Genres vor John Carpenters "Halloween" und der "Friday the 13th"-Reihe benannt oder zumindest als ein Film, der bereits über die wesentlichen das Genre konstituierenden Merkmale verfügte: ein fieser Killer, der unaufhaltsam sein Unwesen im Verborgenen treibt, ein Final Girl, dass sich ihm im Showdown zu erwehren hat, Autoritäten, die sich letzten Endes machtlos erweisen, dem Unglück Einhalt zu gebieten. Jedoch sind es die feinen Unterschiede, die "Black Christmas" von den berühmt-berüchtigten Filmbrüdern demarkieren und ihn seine Eigenständigkeiten behaupten lassen: zum einen ist der Killer kein omnipräsentes Monster, dessen blutige, nummernartige Mordeinlagen im kreativen Mittelpunkt des Geschehens stehen würden. Im Gegenteil bleibt er praktisch über die gesamte Laufzeit hinweg ein formloses Phantom, das ständig im Hintergrund agiert, nie sein Gesicht zeigt (die meiste Zeit nimmt die Kamera seine Perspektive via POV-Shots ein, gemahnt darin an einen Giallo) und beängstigend schattenhaft mordet, die längste Zeit sogar unbemerkt. Weil die Gräueltaten nicht den Fokus des Erzählflusses ausmachen, rücken stattdessen die Charaktere in den Mittelpunkt, ihr Miteinander, ihre privaten Schwierigkeiten und welchen Einfluss die sie umgebenen Grausamkeiten auf sie ausüben. Das resultiert in einem langsam, beinahe gemächlichen Aufbau der Handlung, in dessen Verlauf sich die Ereignisse zunehmend intensivieren, derweil die schwer fassbare, tückische Bedrohung unheilvoll auf seine Opfer lauert. Am Ende ist es diese allgegenwärtige, beunruhigende Atmosphäre, die Clarks Film über allem auszeichnet und ihn zu einem der unangenehmsten Thriller seiner Zeit macht - im positiven Sinne. (8,5)

Das Grauen kommt um 10 [When a Stranger Calls(1979)
Ich muss gestehen, mir war nicht klar, worum es in Fred Waltons Thriller eigentlich geht. Ich habe ihn vom Hörensagen stets auf seine notorischen eröffnenden 20 Minuten reduziert und ging davon aus, dass sie das Gros der Handlung ausmachen würden. Leider ist die besagte Eröffnungsszene, inzwischen ein Standard des Slasher-Films inkl. Parodien, das bemerkenswerteste am gesamten Film. Den Großteil der Handlung macht die sich totlaufende Hetzjagd zwischen Killer und Cop aus, der ich nur wenig Spannung gegenüberbringen konnte und die verhältnismäßig unspektakulär abläuft. (5)

Dead of Night - Nacht des Terrors [Dead of Night(1974)
aka "Deathdream". Bekanntlich bin ich kein Fan von "Hereditary" und kann mich ob des ihn umgebenen Hypes bloß verwundert am Kopf kratzen. Bob Clarks "Dead of Night" etwa, obwohl ein relativ niedrig budgetiertes B-Movie, versteht sich so viel besser darauf, eine packende, dramatische, schaurige, sogar schmerzhafte Dekonstruktion der heilen Welt einer amerikanischen Vorstadtfamilie vorzulegen, deren einziger Sohn im Vietnam-Krieg gefallen ist, doch durch einen unvorsichtig geäußerten Wunsch (ohne Affenpfote...) wieder zum Leben erwacht, dessen Wiederauferstehung und Rückkehr hingegen einen bitter zu zahlenden Preis mit sich bringt. Ich will nicht übertreiben, seine B-Movie-Natur unterstützt "Dead of Night" ebenso, wie sie ihm zum Nachteil gereicht. Allerdings erzielt Clarks Geschick, eine dichte, schleichende, betrübliche Atmosphäre der Unausweichlichkeit zu evozieren, unterm Strich mit ungemein geringfügigeren Mitteln ein Vielfaches an Wirkung, in jedem Fall mehr als man einem derartigen kleinformatigen Horrorfilm zugetraut hätte. (7)














































24 - 6,6 (158,0)

Montag, Juli 25, 2016

Kurzreviews Juni/Juli/2016

Oh je, das hat mal wieder gedauert mit der Reviewliste. Wie immer aus verschiedenen Gründen, ein ganz besonders anstrengendes Studiensemester, private Probleme, sowie mancher Text in dieser Liste, der schlussendlich aufwendiger war als erwartet - und so verschob ich die Liste und verschob sie und verschob sie. Jetzt endlich habe ich es geschafft, sie fertig zu stellen und meine wochenendliche Sichtung des neuen "Star Trek"-Films (super! Außerdem: "Star Trek Beyond" > "Star Wars VII") lieferte mir einen guten Zeitpunkt, um sie endlich rauszuschicken, zur Gänze außerhalb des etablierten Turnus. Deswegen gibt es die nächste Liste zudem erst wieder am 15. August, dann hoffentlich zeitig.

Leider sind zwischenzeitlich abermals einige Größen der Filmwelt von uns gegangen: Héctor Babenco (13. Juli, Regisseur von Filmen wie "Kiss of the Spider Woman", "Ironweed", "Carandiru"), Robin Hardy (1. Juli, vor allem bekannt für "The Wicker Man" (das berühmt-berüchtigte Original und NICHT die Bienen)), Michael Cimino (2. Juli, Regisseur von legendären Filmen wie "The Deer Hunter", "Heaven's Gate"), aus unserer Kinolandschaft Götz George (19. Juni, unser allseits mehr oder weniger bliebter Schimanski), anlässlich von "Star Trek Beyond" nicht zu vergessen: der zutiefst tragische Tod von Anton Yelchin (19. Juni) hinterlassen tiefe Narben in der Kinolandschaft, sie alle ein wenig in den Schatten gestellt hat indes Bud Spencer, der am 27. Juni verstarb und mit ihm ist ein Stück Kindheit von vielen, vielen Fans gestorben. Ich war nicht Fan wie manch anderer, aber auch ich habe seine Filme geliebt, über die Rainer Brandt-Synchros Tränen gelacht und mit meinem besten Freunde singe ich bis heute dieses Lied aus "Zwei wie Pech und Schwefel". Leb wohl, Bud! Lebt wohl ihr alle!

Nichtsdestotrotz präsentiere ich wiederum die 28 Filme und 4 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln) Xtra large, die ich in den Monaten Juni und Juli gesehen habe:


Serien-Staffeln
Raumschiff Enterprise (Season 1-2) (1966-1968) - (mit Star Trek- und Kindheitsnostalgiebonus: 10)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer (Season 6) (2016) (8-8,5+, wäre doch die gesamte Staffel so wie die letzte Episode gewesen)
Chuck Norris: Karate Kommandos (1986) (10.000 auf der "HOLY SHIT, IT'S A CHUCK NORRIS-CARTOON"-Skala)

Filme
Ich Beide & Sie (2000)
Mal wieder Bobby und Peter Farrelly, dies Mal mit einer zotigen Jekyll und Hyde-Version, fundiert auf dem gewohnten Humor-Niveau und Jim Carreys Grimassierereien. Ich fand's überraschend planlos, ohne roten Faden und Humor-Kontinuität, eine Ansammlung von weniger witzigen Sketchen und irrelevanten Momenten im Format eines episodischen Road-Trips, Szenen, die größtenteils durch massenhaften und nervenden Pop-Song-Einsatz gnadenlos abgewürgt wurden, bevor sich ein Witz entwickeln oder entfalten konnte. (4)

Stalag 17 (1953)
Zu Beginn steht die Aussage, dass Billy Wilder keinen handelsüblichen Kriegsfilm drehen, vielmehr das Leben der Kriegsgefangenen beleuchten wollte. Und das tut er, zeigt keine grimmigen Kriegshelden, sondern einfache Soldaten, deren dringlichstes Ziel das unmittelbare Überleben bedeutet. Der bei Wilder obligatorische Humor unterstützt einerseits diese bodenständigere, mystifizierenden Heldenpathos vermeidende Darstellung, lässt das Lagerleben andererseits stellenweise fast zu leichtlebig erscheinen. Dem entgegen steht die hochspannende Suche nach dem Verräter, die zerstörerisches Misstrauen untereinander sät und für den ausgleichenden, nötigen Ernst sorgt. Ein hervorstechender Klassiker des POW-Films. (7,5)

Frau ohne Gewissen (2000)
Was bleibt zu dem groß zu sagen? Es scheint einer natürlichen Ordnung zu folgen, dass in den Händen Billy Wilders einer der ersten Film Noirs gleich zu einem der besten wurde. Stilbildend, mit weitreichendem Einfluss und überlebensgroß, ohne ein Gramm überflüssigen Fetts. Meisterwerk! (9,5)

Money Crazy (1977)
aka "The Pilferer's Progress". Was viele Fans zweihändigen Pistolenabfeuerns in Zeitlupe nicht wissen: bevor John Woo mit seinen elegischen Gangster-Action-Dramen HK-Filmgeschichte schrieb, war er, neben seinen ersten Gehversuchen im Bereich des Martial Arts-Films, einer der erfolgreichsten Komödienregisseure der Kronkolonie, galt als "Golden Boy of Hong Kong Comedy". Mit diesem hier nahm dieser Abschnitt seiner Karriere seinen Anfang, die erste Komödie in einer Reihe von solchen, im Handumdrehen ein Riesenhit - und der westliche Zuschauer kann sich ob des einfachen, derben Humors (der anscheinend das Gros seines Witzes aus kantonesischen Wortspielen bezieht, ein Fall für lost in translation), diverser Albernheiten und der schludrigen Inszenierung nur verwundert am Kopf kratzen, zusätzlich mit dem Bewusstsein, dass ausgerechnet dieser Film an den heimischen Kinokassen sogar "Star Wars" und "Saturday Night Fever" zu schlagen vermochte (andererseits geht mir das hierzulande gleichermaßen bei den diversen Ergüssen eines Till Schweigers, die vom Publikum bedenkenlos schaufelweise gefressen werden, während wirklich gelungene oder wichtige Filme darunter zu leiden haben). Ein Schlüssel zum Verständnis findet sich möglicherweise in den Figuren, Spiegelbilder von HK-Archetypen, inklusive des Everyman, der unaufwändig, wiewohl trickreich über die Runden kommen möchte, deren Schicksale das heimische Publikum offensichtlich mehr berührte, als diejenigen von Weltraumpiraten und mystischer Sternenkrieger. Und es ist ja nicht alles schlecht an dem Film: er kann witzig sein, Richard Ng und Ricky Hui sind ein herrlich schräges Gespann und Woo genießt es augenscheinlich, seinen Heldentypus zu parodieren. Zu Meisterschaft hat er es hiermit indes nicht gebracht. (5)

Dr. Dolittle (1998)
Ganz und gar formelhafte, klischeedurchtränkte, einfältig familientaugliche Komödie nach amerikanischen Paradigma, inhaltlich ziemlich doof und einfallslos. Das große Verkaufsargument also: das Gimmick der sprechenden Tiere, hie und da amüsant, in Wahrheit ansonsten bloß eine Bühne für vermeintlich lustige Prominenten-Cameos. Passt prima in Eddie Murphys Œuvre zu der Zeit. (4,5)

Shaun das Schaf - Der Film (2015)
Ein weiteres hochsympathisches Abenteuer aus dem Hause Aardman, ein großes Vergnügen für ein jüngeres und älteres Publikum gleichermaßen, gespickt mit Details, Ideen und Anspielungen, liebevoll gestaltet und mit ganz viel Herz zum Leben erweckt - vermag es außerdem ohne ein gesprochenes Wort mehr ausdrücken als jeder inhaltsleere Blogbuster mit tausend Worten. (8)

Venus im Pelz (2013)
Musen und Aphrodite, Leidenschaft und Sex. Roman Polanski inszeniert sich selbst in diesem Filmtheaterstück über das Verhältnis zwischen Schöpfer und Schöpfung, Mann und Frau, Fiktion und in ihr wohnenden Aussagekraft. In wie weit man das als Seelenstriptease oder Fenster zur Seele des Auteurs interpretieren möchte, hängt vom Betrachter ab. Ungeachtet dessen: sehr unterhaltsame, kurzweilige, gut gespielte Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis von Künstler und dem gespannten Verhältnis zu seinem Werk. (7)

Unknown User (2014)
aka "Unfriended". Mein Eindruck vom Trailer: sagenhaft dämlich und unfreiwillig komisch. Die Realität: eine positive Überraschung! Durch und durch gelungene Variation des Found-Footage-Konzepts, ein kreatives Wechselspiel mit allen möglichen Auswüchsen der Web-Kommunikation, im Rahmen des Genres die meiste Zeit glaubwürdig und spannend konstruiert, hauptsächlich effizient darin, nicht zu sehr das Übernatürliche in den Fokus zu rücken (und daraus eine aufgeblasene Mythologie entstehen zu lassen), die zweckdienliche geisterhafte Erscheinung dient in erster Linie dazu, durch ihre Allwissenheit die Protagonisten zur Beichte zu zwingen. Stattdessen wird die Schuldfrage der Charaktere verdichtet, letzten Endes ist konsequenterweise keiner der Beteiligten ohne Schuld. Überraschend gut. (7)
The Visit (2015)
M. Night Shyamalan meldet sich nach seiner bezeichnenden Abwärtskarriere item mit einem Found-Footage-Horror zurück und weiß ebenfalls zu überzeugen. Statt blankem Horror oder verstörender Intensität setzt er auf eine durchgängige creepy Atmosphäre und den Eindruck der Verunsicherung, aufgebaut auf dem Kontrast zwischen dem überzeugend dargestellten Geschwisterpaar und den irritierend schrulligen Großeltern. Hinzu kommt ein eigensinniger, abgründiger Sinn für absurden Humor. Gefällt. (6,5)

SPL 2: A Time for Consequences (2015)
aka "Lethal Warrior". 10 Jahre nach dem Martial-Arts-Thriller-Hit mit Donnie Yen inszeniert Soi Cheang ein Sequel, das sich nur den Namen und Darsteller Jacky Wu mit dem Vorgänger teilt, ansonsten gänzlich auf eigenen Füßen steht. Mit einem gehörigen Schuss schicksalhafter Melodramatik entfaltet sich eine aufregende Geschichte um Organhändler, familiäre Tragik und eine Freundschaft zwischen aufrechten Kämpfern am falschen Ort zur richtigen Zeit, gewürzt mit einigen deftigen handfesten Auseinandersetzungen und toll konzipierten Szenen, vereint zudem Wu mit Tony Jaa vor der Kamera und bietet dem charismatischen Jin Zhang Raum zur Profilierung. Nicht alle inhaltlichen Aspekte greifen nahtlos ineinander, ein Popsongeinsatz sorgt für Stirnrunzeln, insgesamt ein schöner Beweis für emotionale Martial-Arts-Action mit Story. (7)

Pretty Woman (1990)
Der Klassiker der romantischen Komödie der beginnenden 90er. Entweder man verabscheut dieses realitätsferne Märchen aus tiefstem Herzen - oder man verliert sein Herz daran. Leider, leider habe ich ein Faible für diese Art Liebesfilm, zumal Garry Marshall (R.I.P.) übermäßigen Kitsch größtenteils umschifft. Schön! (7)

Krampus (2015)
Gemahnt an bessere Joe Dante-Filme, doch obgleich Michael Dougherty amüsant die anti-besinnliche Seite feierlicher Familienzusammenkunft einfängt, überhaupt eine stimmungsvolle winterliche Atmosphäre evoziert, erreicht er einen vergleichbaren Spaß-Faktor nicht, nimmt sich zu viel Zeit, bis er zur Sache zu kommt, entwickelt kein durchgängiges Tempo und das Spektakel ist, trotz einiger witziger Einfälle und kurioser Kreaturen, vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Musik gefällt. (5)

Der Tod steht ihr gut (1992)
Fühlt sich frappierend wie ein zu lang geratener "Tales from the Crypt"-Beitrag an, schwächelt vor allem in der zweiten Hälfte und wohin mit Bruce Willis weiß er ebenso wenig. Indes die Effekte sind heute noch ausgezeichnet, für die damalige Zeit sensationell, Meryl Streep und Goldie Hawn in ihrem Zickenkrieg ein großes Pläsier. Ironischerweise versteckt sich letztlich unter dem hochkarätigem Anstrich "nur" ein unterhaltsamer B-Film über den Schönheitswahn. (6)

Batman und das Phantom (1993)
Eine überaus gelungene Filmauskopplung aus der bereits mehr als gelungenen Zeichentrickserie, mit komplexen Figuren, schmerzvollen Vergangenheitsgeschichten und trotzdem mit packenden Actionszenen. Ein rundum gelungenes Batman-Abenteuer. (7,5)

Addams Family (1991)
In Unkenntnis des Originals. Funktioniert vorzüglich in seinem morbid-schwarzhumorigen Charme und seine Witzeleien über den Gegenentwurf zur amerikanischen Bilderbuchfamilie, noch besser sind die Darsteller, angeführt von Anjelica Huston, Raul Julia und Christopher Lloyd. (6,5)

Signs - Zeichen (2002)
Fauler Trick: es geht überhaupt nicht um eine Alien-Invasion. Die Außerirdischen sind ziemliche doofe MacGuffins, im Grunde genommen findet hier bloß ein Priester seinen Glauben wieder - und das auf die denkbar unlogischste, bescheuertste Art und Weise, wie Gott, das Schicksal oder was auch immer dies in die Wege leiten konnte. Dergestalt sabotiert das alberne Drehbuch die an sich von M. Night Shyamalan gelungen inszenierten Suspense-Szenen. Und ich mag James Newton Howards Score. (5)

Mission Adler - Der starke Arm der Götter (1991)
Mehr alberne Abenteuer-Komödie als Martial-Arts-Film, trotz einiger wie immer bei Jackie Chan spaßig choreografierter Akrobatik- und Stunt-Einlagen, etwa der finale Kampf im Windkanal. Da der Herr sich hier in Begleitung von gleich drei Ausgaben holder Weiblichkeit befindet, sei erwähnt: über das Frauenbild hüllt man lieber dezent den Mantel des Schweigens, mit dem Hinweis, dass Immunität gegenüber hysterischen Kreischanfällen Grundvoraussetzung ist. (6,5)

Stereo (2014)
Ich wusste gar nicht, dass es so etwas wie ein deutsches Remake von "A History of Violence" gibt... Unbestritten konnte Cronenberg das besser, dann wiederum bin ich froh über jeden Versuch aus Deutschland, Genre-Film zu produzieren und der hier ist schließlich ein ganz brauchbarer Thriller, jedenfalls besser als die geballte Schweiger/Schweighöfer-Verblödung. (6,5)

Felidae (1994)
Ein wunderbarer Krimi mit scharfsinnigem Tierhelden und spannendem, intelligentem Fall. Passend zum Tenor der Geschichte und den gezeigten Grausamkeiten zeichnen sich Animationen und Musik durch einen zutiefst düster-atmosphärischen, hochkarätigem Stil aus. Und sowas tolles kommt aus Deutschland. (8,5)

Batman v Superman: Dawn of Justice (2016)
Ich hatte schlimmstes erwartet, vielleicht konnte er mich deswegen passabel unterhalten, in etwa auf dem gleichen dummen Niveau wie "Men of Steel". Irgendwo macht das Aufeinandertreffen trotz Nolan'scher Grimmigkeit Spaß, gebietet über viele gelungene Einzelversatzstücke: das Batman-Alfred-Duo würde ich gern wiedersehen, wenn man ihn lässt, gibt Henry Cavill einen ganz guten Superman, Gal Gadot als Wonder Woman überzeugt bereits in ihren ausgesprochen kurzen Szenen. Katastrophal ist das Drehbuch, das diese Elemente nicht zu einem funktionierendem Ganzem fügt oder den Konflikt zwischen den beiden ikonischen Heroen aufzubauen versteht, sich lieber in Nolan'schem pseudo-bedeutungsschwangerem Geschwätz ins Nirgendwo über das halbgöttliche Naturell oder das küchenpsychologische Profil von Superhelden ergeht. Hinzu kommen Sprünge in der Geschichte und der dazugehörige Schnitt, der Szenen eher zweckmäßig montiert, namentlich Lex Luther leidet darunter, dass sein Plan hinten und vorne keinen Sinn ergibt. Ein anderer Regisseur als Zack Snyder hätte fernerhin mutmaßlich mehr rausholen können als leidlich chice Bilder. Immerhin: das Spektakel hat mich an die Zeit erinnert, als ich mit Actionfiguren gespielt habe, wobei ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob das gut oder schlecht ist. Für einen Blogbuster von dieser Größenordnung jedenfalls zu wenig. (6)

Don Jon (2013)
Nettes Regie-Debut von Joseph Gordon-Levitt, dass den Aspekt der Pornografie und Porno-Sucht nicht zu sehr zum bestimmenden Element der Geschichte werden lassen möchte, ihn nur als einen Teil der in Oberflächlichkeiten und bedeutungslosen Ritualen erstarrten Hauptfigur vermittelt, aus der es sich zu befreien, Klischees und vorgetäuschte Welten zu überwinden gilt. Das ist mal witzig, mal besinnlich, flott inszeniert und guckt sich gut weg. Nicht überragend, aber... nett. (6,5)

Die Addams Family in verrückter Tradition (1993)
Mehr vom gleichen? Gerne doch! Ich finde das Sequel tatsächlich witziger und wenigstens gleichauf stimmig, Joan Cusack erweist sich als herrlich exaltiert-manische Ergänzung und das wahrhaft gruselige Feriencamp bietet willkommenermaßen mehr Spielraum für Christina Ricci. Sehr, sehr lustig. (7)

Ein Käfig voller Narren (1978)
Das Aushängeschild der kultigen Farce war seinerzeit das ostentative Suhlen in Transen-Klischees, sowie die Darstellung des homosexuellen Pärchens als sympathische, liebenswerte Protagonisten, was bemerkenswert genug ist. Damals wie heute bezieht das Aufeinandertreffen der frivolen, ausgelassenen, schillernden Nachtclubwelt mit ihrer betont divenhaften Diva, die/der auch ungeachtet des Geschlechts und amouröser Neigungen anstrengende Manierismen an den Tag legt, zum Glück mit Ugo Tognazzi einen ruhenden Gegenpol vorgesetzt bekommt, und der moralischen, sittenwächterhaften Welt seinen Witz über Extreme, bleibt nah an den Charakteren, ohne sie als reine Witzfiguren zu verpulvern. Dankenswerterweise entsteht so keine Gagparade platter Schwulenwitze amerikanischer Prägung, sondern eine über die Charaktere funktionierende, amüsante Konfrontation. (6,5)
Der Hexenclub (1996)
Unübersehbar 90er-Jahre Verquickung von Teenie-Außenseiter-Leiden und Übernatürlichem, mit Hang zu letzterem bei fortschreitender Laufzeit. Nicht gerade subtil, allerwenigstens mit nostalgischem Unterhaltungswert. (5,5)

Deadpool (2016)
"Deadpool" kann Spaß machen: manche Momente in den Actionszenen etwa, Colossus und Negasonic Teenage Warhead, der spürbar hochmotivierte Ryan Reynolds, die Darsteller im allgemeinen (Ed Skrein funktioniert als schleimiger Fiesling eindeutig besser) - gleichwohl der Humor ist höchstens punktuell gelungen, es überwiegen auf Biegen und Brechen eingebrachte pubertäre Witzeleien und Sex-Witzchen en masse und sie machen zu allem Überfluss den Kern des Geschehens aus. Ich weiß: das war nach dem Trailer zu erwarten und ich bin ganz sicher nicht enttäuscht (mangels Erwartungshaltung), trotz allem hätte ich mir einen gelungeneren, intelligenteren Beitrag für den Trend erfolgreicher R-Rated-Filme gewünscht. (5,5)

Star Trek: Beyond (2016)
Es geht doch! Offenkundig kann man "Star Trek" modernisieren, ohne gleich auf alles zu scheißen, was das Franchise groß gemacht hat - so wie es Jar Jar Abrams genussvoll zelebriert hat. Gebt dem Film die richtigen Drehbuchautoren, den richtigen Regisseur, die richtigen Darsteller und statt blankem, frontalem, für die dumme Allgemeinheit glatt gebügeltem Verrat bekommt man die Synthese aus altem und neuem, die der Reihe zugutekommt. Der Film verzichtet nicht auf die frappant Star Wars-ähnlichen Elemente und Actioneinlagen, nähert sich im Kern dagegen end-, end-, endlich wieder Grundgedanken an, die man als "Star Trek" identifizieren kann.
Endlich gibt es wieder Föderations-Offiziere, die sich professionell und problemorientiert verhalten und nicht in unkoordinierte, lautstarke Panik ausbrechen. Endlich gibt es wieder Teamwork, eine auf einander angewiesene Crew bestehend aus Spezialisten und Experten und keine tumben Sci-Fi-Actionhelden im Alleingang. Endlich gibt es wieder Charakterdynamik und Beziehungen untereinander, die über einfallslose Love Interest-Liebeleien und platte Witze hinausgehen. Endlich gibt es wieder wirklich witzigen, trockenen Humor, der der Natur der Charaktere entspricht, fernab von peinlichen Albernheiten und Degradierungen von einzelnen zu dummen Witzfiguren. Überhaupt bleibt der Film frei von hochnotpeinlichen Szenen wie der Playboy-Posing-Szene oder der undramatischen Pseudo-Todesszenen aus "Into The Darkness". Endlich konnte ich das Kino wieder mal vollauf zufrieden verlassen, etwas, das seit einiger Zeit immer seltener vorkommt.
Simon Pegg und Doug Jung entwickeln zwar keine sagenhaft frische, himmelschreiend innovative Geschichte, dafür erzählen sie von einem aufregendem, spannendem Abenteuer, scheitern nicht an hochtrabenden Ansprüchen, konzentrieren sich darin auf die Charaktere, hegen und pflegen sie, zeigen, wie diese an ihren Herausforderungen wachsen. Sie machen grundsätzlich deutlich, dass sie Fans sind und als Drehbuchautoren ein Gespür für die Materie haben, ohne sich gleich blindem Fandom hinzugeben. In Kombination mit ihrem gelungenem Drehbuch erweist sich Justin Lin wider Erwarten als der rechte Mann für den Regiestuhl, inszeniert flüssig und mit dynamischer Kamera in den Actionszenen, ohne zu maß- und gedankenlos zu übertreiben oder sie zu stark zu gewichten, beweist auf der anderen Seite ein ausgleichendes Gespür für die ruhigeren, charakterorientierten Szenen, mit denen der Film weiß Gott nicht geizt. Witzige Momente sind wirklich witzig, traurige Momente wirklich traurig. Ja, es gibt tatsächlich Szenen von leiser, unaufdringlicher Trauer und herzergreifendem Abschied, in denen ich Tränchen wegdrücken musste, für die Lin genau die richtigen Bilder findet. Sogar der "Tod" der Enterprise wirkt nicht wie eine reine Effektexplosion oder ein emotionsloser Absturz eines Nutzgegenstands, er hat die nötige dramatische Gravitas, schockiert vermittelt über die Reaktionen der Besatzungsmitglieder und erzielt ein Gefühl von Verlust, wie beim Tod eines richtigen Charakters. Das sind alles Dinge, die in der Version von Abrams, Roberto Orci und Alex Kurtzman (bitte endlich Berufsverbot für die beiden letztgenannten) undenkbar gewesen wären (und gleicherweise in "Star Wars" alles andere als durchgehend gelungen ausgefallen sind). Neue und alte Elemente greifen wunderbar ineinander, Technik und Action geben dem Film ein ansehnliches neues Äußeres, im Herzen bewahrt er sich Entdeckerdrang, Abenteuerlust und Fortschrittsglauben, es herrscht ein Sinn für friedliches Zusammenleben, Kooperation statt Konfrontation, Konflikte zu bewältigen und gewaltlos beizulegen, ein ungemein bedeutsamer, elementarer Grundpfeiler der Star Trek-Philosophie humanistischer Prägung, der sich speziell in der Hintergrundgeschichte von Idris Elbas Antagonisten niederschlägt.
"Star Trek" ist endlich wieder ein ganzes Stück erwachsener und weniger runtergedummt, hat Charme, Witz und Seele, ebenso wie Action und Unterhaltung. Ich will nicht so tun, als wäre "Beyond" der perfekte Sci-Fi-Film, nicht mal so, als wäre er der perfekte "Star Trek"-Film. Nichtsdestotrotz ist er wirklich, wirklich gut und verdient Aufmerksamkeit, zumal, wenn man sich umschaut, wenn man verfolgt was derzeit überall auf unserer Welt vor sich geht, man nicht umhin kann festzustellen, dass der ursprüngliche Gedanke von Gene Roddenberrys "Star Trek" alles andere als obsolet ist, sich vielmehr erstrebenswerter denn je zuvor erweist, dass wir ihn nötiger haben als jemals zuvor. (7,5)
Ghostbusters 2 (1989)
Etwas planloser als sein kultiger Vorgänger, dank der unvermindert originären Idee, der wundervollen Cast und dem lausbübischen Humor (der nicht bedeutend schlauer daherkommt als wie mancher Witz aus dem Trailer zum gern gehateten dritten Teil) nach wie vor ein gigantisches Vergnügen. (8)

Fantastic Four (2015)
Don't believe the hate. Das Schöne am Reboot ist, dass es sich über weite Strecken gar nicht anfühlt wie ein Superheldenfilm, einem Sci-Fi-Film, dessen oberstes Bestreben es ist, Charaktere zu etablieren und sich ihrer Nöte anzunehmen, wesentlich näher zu sein scheint. Nicht das Spektakel steht im Vordergrund, sondern die Menschen dahinter, die später durch einen Unfall Superkräfte bekommen - und sie selbst dann nicht wie ein Geschenk, eine Transformation zu Übermenschen wahrnehmen, im Gegenteil mit ihnen hadern, sie als unwillkommener Fremdkörper verabscheuen. Das ist ein willkommener, innovativer, Möglichkeiten eröffnender Ansatz, der dem ganzen Genre gut tut - oder gut getan hätte, denn natürlich mussten Publikum und Kritiker, die immer nur die eine Art des Filmemachens zu kennen scheinen bzw. nur den Marvel Modus operandi intus haben und akzeptieren, den Film mit geballter Abneigung und Missgunst strafen, die er einfach nicht verdient hat. Freilich, er ist nicht das Non plus ultra des neuen Superheldenfilms, gerade in der zweiten Hälfte, vor allen Dingen im Finale schwächelt er merklich, turbulente Entstehungsbedingungen und Studioeinmischungen fordern sichtbar ihren Tribut, dabei hat Josh Trank nach neuen Wegen, ich möchte gar Auswegen sagen, aus dem Superheldeneinerlei gesucht. Scheinbar war er seiner Zeit voraus. Ich hoffe auf einen Director's Cut. (7)














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