Sonntag, November 06, 2016

Kurzreviews Oktober/II/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum mit Verspätung (ein wichtiges Projekt hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, außerdem musste ich lange grübeln, ehe ich halbwegs passende Worte für "Wilder Sommer" gefunden habe) die 17 Filme und 1 Serienstaffel (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Oktober seit der letzten Liste gesehen habe - mit einer kleinen Änderung: wenn ich demnächst Filme zum wiederholten Male sehe und ich der Meinung bin, einem bereits verfassten Kommentar nichts mehr hinzufügen zu können, verlinke ich auf die Review-Liste, die diesen Kommentar enthält. Passiert hier das erste Mal mit "Coraline", der zudem eine neue Wertung erhält:


Serien-Staffeln
Seinfeld (Season 6) (1994-1995) - (6,5-7,5)

Filme
I Hired a Contract Killer (1990)
Mein erster Aki Kaurismäki. Emotional verwahrloste Personen in den heruntergekommensten Gegenden von London, eine Symbiose aus Moloch und Mensch, ein urbaner Spiegel des verkümmerten Innenlebens der Protagonisten, eisig, desolat, nichts beschönigend. Nach einer Weile stellte sich bei mir allerdings der Eindruck ein, die immerfort gleiche Variation desselben Nichtgesellschaftsfähigen vorgesetzt zu bekommen, ohne, dass sich eine nennenswerte Entwicklung abzeichnen würde, weswegen mein Interesse mehr und mehr versandete. Das ergreifendste Schicksal für mich war nichtsdestotrotz Kenneth Colleys Killer. (6,5)

Wilder Sommer (1959)
Ein Film über die Befindlichkeit der Italiener zu dieser Zeit hat es bei mir sachgemäß schwer oder andersrum: ich habe Schwierigkeiten mit ihm, da ich keine Verbindung emotionaler Natur, noch was Fachwissen angeht dazu habe. Hier kommt Valerio Zurlini ins Spiel, der mit seinem Werk trotz meiner oben genannten Unzulänglichkeiten großartiges leistet, da er exakt diese Befindlichkeit spürbar macht. Das gelingt ihm auf Grund der brillanten Darstellung der Protagonisten, deren Gefühlswelt er im Fokus behält, während er politische Motivationen und Einflüsse im Hintergrund wirken lässt. Daraus ergibt sich ein sehr menschennahes Bild der Beteiligten, ein intensives Wechselbad der Gefühle, das speziell in der wunderschönen, zurückgenommenen Liebesgeschichte ein komplexes Dilemma offenbart. Toll: Eleonora Rossi Drago. (8,5)

Der Wolfsmensch (1941)
Weiß ich nicht viel drüber zu sagen: einer der ersten Filme mit Werwolfthematik, archetypisch, ikonisch aufgrund Jack Pierces Maske, kompetent inszeniert, extrem stimmungsvoll durch sein in tiefsten Nebel getauchtes Bühnenbild. Schöner, schöner Gruselfilm. (7)
Black Book (2006)
Damals im Kino eine herbe Enttäuschung, sonderlich gebessert hat sich mein Eindruck nicht. Obgleich Paul Verhoeven abermals seinen Blick auf den kärglich behandelten holländischen Widerstand richtet, dabei dessen Mitglieder nicht als reine Helden und idealisierte Freiheitskämpfer, sondern ebensolche Opfer des Krieges, als denen ihnen oftmals die Menschlichkeit ausgetrieben wurde, dessen Umstände ihre "dunkle Seiten" aus dem Schatten treten ließen, darstellt, "Gut" und "Böse" auf beiden Seiten verortet, schlägt sich dieses Gefühl der Paranoia, der Bedrohung von allen Seiten im fertigen Film nur selten nieder. Viele Charaktere sind zu flach, der Film thematisch zu weitläufig, erst gegen Ende hat er denkwürdige Momente zu bieten, die erahnen lassen, was Verhoeven zuvor erreichen wollte. Da ziehe ich "Der Soldat von Oranien" klipp und klar vor. (6)

Coraline (2009)
Neue Wertung: (9)

Pets (2016)
Genau das, was zu erwarten war: Bunt, laut, schnell, voller (gewollt) "verrückter" Charaktere, alles im kindgerechten Maße serviert. Problematisch sind einerseits die Hyperaktivität, die im Animationsfilm inzwischen leider Usus ist, andernorts hingegen schon schlimmer zu erleben war, andererseits die arg einfallslose Geschichte. Nichts Erinnerungswürdiges. (6)

Lights Out (2016)
Ein Kurzfilm auf Spielfilmlänge ausgeweitet und leider, leider: man merkt's. Alles, was inhaltlich über die auf der 3-Minütigen Vorlage basierende Szene hinausgeht, ist ausgesprochen formelhaft geraten, erinnert stellenweise an eine simplere, zugänglichere Version von "The Babadook". Dabei war ich dem Film insgesamt nicht abgeneigt, Regie und Darsteller waren durchaus ordentlich, bedeutend mehr als eine zugegeben unheimliche, auf das Urängste provozierende Dunkel angewiesene Kreatur hat er jedoch einfach nicht zu bieten. Übel: der Trailer. Hat man den gesehen, braucht's den Film nicht. (5)

Escape - Vermächtnis der Wikinger (2012)
Fokussierter Abenteuerfilm vor ursprünglicher Kulisse, auf die Flucht durch die raue Natur und Rache der Hauptfigur konzentriert, sich wenig Ablenkungen erlaubend, gerade deswegen über die kompakte Laufzeit fesselnd. (7)

Phantom der Oper (1943)
Der üppig ausgestattete Langweiler unter den Universal Monsterfilmen, prächtige Kulissen und Kostüme übertünchen mehr schlecht als recht eine unausgegorene Adaption, künstlich in die Länge gezogen durch ausufernde Musiknummern, zur Gänze ungruselig, unspannend, undramatisch. (4,5)
Der Spion, der aus der Kälte kam (1965)
Das Gegenkonzept zum schillernden Agentenleben eines James Bond, eine unbarmherzige, Menschen zermürbende, Seelen verrohende Schilderung des Spionagehandwerks, ein keine Ruhe gönnendes Taktieren und Betrügen, ein menschenunwürdiges Spiel, dessen Mitspieler als Bauernopfer missbraucht und allzu leichtfertig geopfert werden. Bedrückend und großartig inszeniert. (8,5)

Suicide Squad (2016)
Genau die Katastrophe, wie allen Orts verkündet. Was der böse Zwilling von Marvels "Avengers" hätte sein können, krankt an den absolut inhaltsleeren Charakteren, die, unter völliger Missachtung, dass Kevin Feige & Co. manchen Superhelden wenigstens ganze Spielfilme gewidmet haben, bevor sie sie vereint in die Schlacht schickten, null bis gar kein Profil aufweisen, allerhöchstens durch ihre singulären Marotten zu identifizieren sind; krankt an der unaufgeregten, arrhythmischen Inszenierung, krankt an der versatzstückhaften Geschichte, die keinen Ton findet, krankt an den unspektakulären Actionszenen. Der Film versammelt keine sympathische Bande von Misfits, an deren Schicksal und Zusammenraufen einem redlich gelegen wäre, verfügt damit zusammenhängend über keine familiäre Attitüde der Gruppe untereinander, die er dennoch kläglich zu evozieren versucht, über keinen Sinn für Humor, keine Coolness, keine Schauwerte, bis auf wohlmöglich ein, zwei visuell brauchbare Momente; was er nicht hat, versucht er einfallslos mit Pop-Musik-Clips zu füllen... es bleibt offen und ehrlich nichts von diesem Fehlschlag im Gedächtnis haften. Und Harley Quinn, so passend ich Margot Robbie weiterhin finde, nervt im durchschaubar kalkulierten Modus ihres Charakters vollauf, ihre aufgepfropfte Nebenhandlung mit dem Joker hat der Handlung nichts hinzuzufügen. Sieht man einmal, vergisst man umgehend. (2,5)
Kommando: U.S. Navy Seals II (2001)
Pures B-Material an allen Ecken, aber mit für amerikanische Verhältnisse imposanten Martial Arts-Fights, immerhin steht hinter dem Ganzen Isaac Florentine. (B-Action-Skala: 6)

Miracles (1989)
aka "Canton Godfather". Jackie Chan höchstselbst remaked Frank Capras "Die Unteren Zehntausend", bloß auf Kantonesisch. Inhaltlich hält er sich dicht an das Original, siedelt das Geschehen im Hong Kong der 30er-Jahre an, versammelt ein Ensemble bekannter HK-Mimen und reichert es um für Chan übliche Stunteinlagen an. Eine Winzigkeit zu lang geraten (im deutschen Sprachraum wurde der Film unverzeihlicherweise um beinahe 40, teilweise essenzielle Handlungs-Minuten beraubt) ist ihm damit, obgleich die Meisterschaft Capras missend, eine zwar nicht jederzeit ausgewogene, indes unterhaltsame Genre-Mixtur gelungen, die insbesondere dort Spaß macht, wo Jackie durch die elaborierten, schön anzusehenden Set-Bauten turnt. Der Rest ist halt kantonesischer Humor. (7)

7 Sekunden - Timing ist alles! (2005)
Annehmbarer Thriller aus den B-Gefilden mit verwertbaren Actionszenen und Wendungen. Simon Fellows pflegt dazu einen eigensinnigen, dann und wann bemühten Regie-Stil, der wiederholt an Guy Ritchie oder "Ocean's Eleven" erinnert, dem Ganzen zumindest einen erträglich Anstrich verleiht. (B-Movie-Skala: 5)

Sabrina (1954)
Trotz dünngesäter Billy Wilder-Momente konnte ich dieser, gemessen an anderen Filmen des Regisseurs, konventionellen, überraschungslosen Romantikkomödie nicht viel abgewinnen, ihr fehlen Verve und Spitzzüngigkeit, die man sonst von Wilder kennt. Langweilig und etwas ideenlos. (5)

Dracula (1931)
Das Urgestein des Universal-Monsterfilms versprüht eine große Menge morbiden Charmes, zu dem Bela Lugosis unvergleichliche Interpretation des untoten Titelcharakters als charismatischer Adliger immens beiträgt. Als frühe Ausgabe eines Horrorfilms ist er freilich blutarm, stellenweise schleicht sich ein bieder Unterton, eine gewisse Steifheit ein. Ungewohnt zudem der Verzicht auf Filmmusik (meine erste Bekanntschaft war indessen mit der Philip Glass-Version), der dahingegen eine unheimliche Stille über die Bilder legt. Wie dem auch sei: der Stimmung tut das keinen Abbruch, selbst wenn er heute keine Angstzustände mehr verursachen dürfte. Klassiker. (8)

Halloween - Die Nacht des Grauens (1978)
Aus gegebenen Anlass: John Carpenters wegweisende Weiterentwicklung des Slashers, bereits ein Zeugnis meisterhafter Mise-en-scene, das sich nicht in einer gedankenlosen, blutdurchtränkten Gewaltorgie, sondern in der grandiosen Kameraarbeit und dem langsamen, sich stetig intensivierenden, das Kopfkino anregenden Aufbau der Szenen manifestiert. Die abgrundtiefe Boshaftigkeit, sowie die grausamen Taten des Michael Meyers sind in erster Linie suggestiven Ursprungs und das in vollendeter Form. Wer das langweilig findet, der leidet unter einem grundsätzlichen Missverständnis von Filmkunst und Horror. (9)


















17 - 6,5 (110,5)

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