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Freitag, April 10, 2020

Kurzreviews Dezember/2019

Wieder einmal eine unverschämt lange Pause zwischen den Review-Listen, die letzte veröffentlichte ich schließlich im November. Keineswegs war es so, dass es nichts zu gucken gegeben hätte, ganz im Gegenteil! Die Februar-Liste ist gerappelt übervoll mit Sichtungen und da ich mit der hiermit veröffentlichten Dezember-Liste bereits alle Hände voll zu tun hatte, mag es einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor ich meinen (mehr oder weniger... Betonung auf weniger...) etablierten Veröffentlichungs-Rhythmus wieder einzuholen vermag. Aber ich versuche mein möglichstes.

Wie dem auch sei: hiermit präsentiere ich wiederum die 25 Filme, 3 Kurzfilme und 2 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat Dezember gesehen habe:


Serien-Staffeln
Das Büro [The Office(Season 3) (2006-2007) - (7-8)
Das Büro [The Office(Season 4) (2007-2008) - (7-7,5)

Kurz-Filme
Spawn: The Recall (2014) - (7)
Wallace & Gromit - Die Techno-Hose [Wallace & Gromit: The Wrong Trousers(1993) - (8,5)
Wallace & Gromit unter Schafen [Wallace & Gromit: A Close Shave(1995) - (8)
Wallace & Gromit - Auf Leben und Brot [Wallace and Gromit in 'A Matter of Loaf and Death'(2008) - (8,5)

Filme
Töte alle und kehr allein zurück [Ammazzali tutti e torna solo)] (1968)
Enzo G. Castellaris Action-betonter Italo-Western verfügt über sattsam Schießereien und Schlägereien auf Kosten der holzschnittartigen Charaktere, gebietet mit Frank Wolff über einen einprägsamen Bösewicht und geht zügig zu Werke. Randnotiz: nimmt nebenbei die Söldner-Film-Welle vorweg. (6)

Der Idiot [白痴 Hakuchi (The Idiot)] (1951)
Kurosawa Akira adaptiert Dostojewski, was vor dem Hintergrund seiner seit Kindestagen gehegten und lebenslang gehaltenen Verehrung für den Autor, welcher einen entscheidenden inspirativen und motivischen Einfluss auf das Schaffen des Regisseurs ausübte, bloß eine Frage der Zeit war. Im Resultat stellt sich "Hakuchi" als ein ambitioniertes, zugleich erwartbar sperriges Wagnis heraus, ein Clash of Cultures und Clash of Authors, das stets delikate Aufeinandertreffen eines Verehrers und seinem Idol. Kurosawas kritischen Abstand missende Ehrfurcht vor, womöglich seine Identifikation mit Dostojewski oder sogar die nicht minder unterstellte Sorge, seinem im Geiste gleichgesinnten Vorbild zu genügen, schlägt sich in einer ungewohnt markanten Werktreue nieder, hinter der er seinen eigenen ausgeprägten inszenatorischen Stil frappant zurückstellt. Mangelnde künstlerische Distanz zur Quelle scheint es zu Lasten zu legen zu sein, dass die Transponierung des Schauplatzes in das verschneite, an das winterliche Russland gemahnende Hokkaido bestenfalls einem kosmetischen Trick gleichkommt, eine kulturelle Übertragung kaum stattfindet, "Hakuchi" strukturell ausgesprochen "literarisch" dünkt, ausufernde Dialoge, Monologe in begrenzten Räumen vorherrschend sind und das Gros der Handlung, obendrein Gemüt und Verfassung, Dilemma und Schicksalsschläge seiner Protagonisten in Worten und weniger in Bildern ausdrücken.
Dass die Verantwortlichen bei Shochiku aufgrund mangelnden Vertrauens in das riskante Projekt großzügig die Schere ansetzten und aus dem viereinhalb Stunden Epos einen mit annähernd drei Stunden immer noch üppig bemessenen Torso fertigten, erwies dem Projekt einen hinzukommenden Bärendienst. Das tut der Intensität des Dramas gleichwohl keinen Abbruch, das, wenn schon nicht infolge von Kurosawas Inszenierung, zumindest dank der sensationellen Schauspielleistungen in seinen Bann zieht: Mori Masayuki, Kuga Yoshiko und Mifune Toshirō liefern in ihren zentralen Rollen beachtliche Leistungen ab, über allen thront indes einmal mehr Hara Setsuko, deren überragendes, durchdringendes Spiel ein wahres Erlebnis darstellt. Eine problematische Literaturverfilmung, nichtsdestominder beeindruckend, fesselnd, Beachtung verdienend. (7,5)

Wrong Turn 3: Left for Dead (2009)
Aus Jux und Tollerei in chaotischer Reihenfolge... ist das von Bedeutung? Nö. Ist das Teil allerdings ebenso wenig, dafür reich an rundweg unsympathischen Charakteren, die blutig, wenn auch nachlässig animiert hingeschlachtet werden. (5)

Einmal wirklich leben [生きる Ikiru (To Live)] (1952)
Der zweigeteilte Höhepunkt in Kurosawa Akiras Nachkriegsschaffen zum Ersten. "Ikiru" stellt die Kulmination der anspruchsvollen humanistischen Linie in seinem Œuvre dar, die Vollendung seines Drama-Korpus, das sich den Menschen und das menschliche Wesen zum Thema nimmt, es speziell im Kontext des nachkriegszeitlichen Japans eingehend und eindringlich einer Untersuchung unterzieht, sich ferner kritisch mit der betreffenden Gesellschaft und Reibungen zwischen den Generationen auseinandersetzt. Der in kafkaesken Bedingungen arbeitenden Verwaltungsbeamten Watanabe Kanji siecht gleich einem lebenden Toten auf seinem Posten gleichermaßen stupide wie unproduktiv vor sich hin (weswegen ihm seine lebhafte jugendliche Berufskollegin den unschmeichelhaften Spitznamen "die Mumie" verleiht), ist einer abgestumpften alltäglichen Routine und erkalteten Beziehung zu seinem Sprössling erlegen, bis Magenkrebs sein baldiges Ende ankündet und ihn die ihn umgebene Lethargie durchbrechen, den Entschluss fassen lässt, einmal wirklich zu leben (in diesem Fall eine treffende Wiedergabe des Inhalts in der Übersetzung des Titels) und seinem Leben allerwenigstens im Angesicht des Todes einen seine Existenz überdauernden Sinn zu geben. In seiner Geschichte fließen alle etablierte Kernelemente Kurosawas zusammen und fügen sich zu einem formvollendeten Ganzen. Abermals inspiriert von russischer Literatur, Tolstoi in diesem Falle, und angeregt von Gedanken an den eigenen Tod, vereint er das eindrückliche, skeptische Bild der Nachkriegsgesellschaft Japans, die klagende Feststellung auseinandertreibender Kriegs- und Nachkriegs-Generationen und ihrer Wertvorstellungen, nicht zuletzt eine ätzende Abrechnung mit einem schwerfälligen, ineffizienten, sich selbst genügenden Bürokraten-Apparat, der, bestehend aus karrierefixierten Emporkömmlingen und duckmäuserischen Ja-Sagern, zu keiner Leistung, seinen Aufgaben und den Menschen, denen er ursprünglich dienen sollte, Genüge zu leisten nicht im Stande ist. Für Kurosawa überdies eine symptomatische Inkarnation eines allgemein wuchernden Übels im Zeitgeist des japanischen Wirtschaftsaufschwungs: das Versagen oder genauer gesagt die aus niederen Beweggründen bewusst in Kauf genommene Verdrängung von Ethik, Moral und Menschlichkeit, namentlich eine Kritik am von falschen Ambition angetriebenen, verlogenen Karrieristen und Materialisten, eine Kritik, die Kurosawa und seine Drehbuchautoren Hashimoto Shinobu und Oguni Hideo mithilfe des brillanten Bruchs zur Filmmitte prägnant akzentuieren, ein Kniff, der ein bereits herausragendes Drama zur wahren Größe reifen lässt. Humanistisches Anliegen, Familien-Drama und Gesellschaftskritik in Form einer bitteren Reflexion und schneidenden Vorhaltung legt der Regisseur demzufolge seinem intimen, sensiblen und zutiefst zu Herzen gehenden Portrait eines sterbenden Menschen zugrunde, dass er meisterlich inszeniert und dabei alle Register seines Könnens zieht. Fürwahr eine Meisterleistung. (10)

Die Sieben Samurai [七人の侍 Shichinin no Samurai (Seven Samurai)] (1954)
Der zweigeteilte Höhepunkt in Kurosawa Akiras Nachkriegsschaffen zum Zweiten. Wenn "Ikiru" den moralisch-didaktischen Zweig in seinem kreativen Output verkörpert, darf man "Shichinin no Samurai" rechtmäßig den fulminanten Höhepunkt seines Unterhaltungskinos nennen (auf das sich der Mann ebenso meisterhaft verstand, unterdies nie nötig gehabt hätte, auf Tiefsinnigkeit zu verzichten). Peinlich berührtes Geständnis: obwohl ich von klein auf vielgestaltig Kurosawas Einfluss, "Shichinin no Samurai", dieses Emblem des Meisterregisseur-Kinos, insbesondere, auf das cineastische Universum zu spüren bekam, nicht zu vergessen dank mancher seiner anderen Schaustücke, bin ich bis zu diesem Tage nicht in den vollumfänglichen Genuss des vermutlich namhaftesten Vertreters seines Schaffens im Samurai-Genre gekommen. Ich habe ihn mal begonnen, jedoch aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen frühzeitig beendet. Das sei hiermit nachgeholt und diese gravierende Lücke endlich geschlossen.
Und was soll ich sagen? Ecce: das von allen Seiten als epochemachendes Meisterstück besungene Jidai-geki-Epos, das Erzeugnis, das dem Regisseur sein Cognomen des Tennō einbrachte, hält in jeder Hinsicht ein, was sein imposanter Ruf verspricht: die reichhaltigen 200 Minuten Filmlänge breiten Kurosawa eine umfängliche Spielwiese aus, auf der er sich fröhlich austoben darf. Dementsprechend detailliert widmet er sich jedem Aspekt: den Charakteren, der Inszenierung, der Geschichte - die übrigens unerwarteterweise kleinformatig, in sich gekehrt ausfällt, schließlich bestreiten die eponymen Samurai nicht auf verlorenem Posten ein glorreiches letztes, epochales Gefecht gegen einen übermächtigen Gegner, das ihren gottgleichen Status des unantastbaren, niemals irrenden Heroen untermalen und herausstellen würde, sondern verteidigen "nur" ein politisch betrachtet unbedeutendes Bauerndorf gegen eine Horde räuberischer Banditen (was bei Kurosawa letzten Endes auf einen vergleichbaren Erlösungsgedanken hinauslaufen mag), demonstriert daneben hinlänglich menschlichen Makel. Den Raum, der dem Regisseur zur Charakterisierung zur Verfügung steht, setzt er wohlbedacht ein, um seine sieben unterschiedlichen Helden weitaus differenzierter zu zeichnen. Einige fraglos mehr als andere, diesem und jenen eine hervorstechende Position innerhalb der Ränge der tapferen Recken einnehmen zu lassen war unvermeidlich, dennoch erweisen sie sich allesamt auf ihre Art und Weise markant und nicht immer augenfällig heroisch. Ihre Beziehung zu den Dorfbewohnern legt des Weiteren die problematischen hierarchischen Denkmuster Japans offen, die Kurosawa qua Mifune Toshirōs Wanderer zwischen den Welten weiters unterminiert und hinterfragt. Inszenatorisch müssen selbstredend die Actionszenen ins Auge fallen, bei denen Kurosawas zum ersten Mal Teleobjekte und mehrere Kameras zum Einsatz brachte, um die Scharmützel effektiv aus verschiedenen Perspektiven einfangen zu können, was ihm ermöglichte, ein bis dato ungeahntes Immersionsgefühl zu evozieren.
Es zieht einige Zeit ins Land, bis es zur ersten Auseinandersetzung mit den Widersachern kommt, eine Zeit des Kennenlernens, der Vorbereitungen, des Wartens und des Miteinanders, bei dem es gilt Autoritäten klarzustellen und zarte Bande zu knüpfen, unter den Samurai einerseits, zu den Dorfbewohnern andererseits. Schon vor der ersten blutigen Schlacht herrscht somit eine ungeheure Dynamik unter den Charakteren vor, die spätestens in den gewaltsamen Konfrontationen, vor allem wenn es ans Sterben geht, zusätzlich an Dramatik gewinnt. Und am Ende bekundet Kurosawa gar unbeschönigten Zweifel, ob und was die Samurai unter Einsatz ihres Lebens gewonnen haben, wozu oder wem das Töten und Sterben und die vermeintliche Heldentat letztlich nützte. (10)

Ein Leben in Angst [生きものの記録 Ikimono no kiroku (I Live in Fear aka Record of a Living Being aka What the Birds Knew)] (1955)
aka "Bilanz eines Lebens". Im Anschluss an sein bravuröses Samurai-Epos kehrt Kurosawa Akira zur modernen japanischen Gesellschaft zurück und berichtet vom Leben einer Familie im Angesicht des kalten Krieges und der damit einhergehenden atomaren Bedrohung, der sich Japan, immerhin Verbündeter der USA, in brenzliger Nachbarschaft zu Russland höchlichst ausgesetzt sieht. Was Kurosawa nun im Speziellen beschäftigt, ist die eigene Fassungslosigkeit darüber, wie es menschenmöglich sein kann, sich mit einer solche Situation beinahe fatalistisch zu arrangieren, sie nachgerade leichtsinnig als gegeben hinzunehmen und ein alltägliches Leben fortzuführen. Das führt ihn wie von selbst zur beim ihm häufig anzutreffenden inneren Zerrissenheit, welche besagte Großfamilie plus Mätressen mitsamt unehelichen Kindern zu zerstören droht, eine Zerrissenheit, die er nicht zum ersten Mal als Symptom der Zerrüttung einer modernen japanischen Gesellschaft diagnostiziert, die zusehends humanistische und familiäre Werte zu Gunsten von Materialismus und Karrieredenken aus den Augen zu verlieren droht. Der aus dieser Haltung zu befürchtenden Versuchung einer polemischen Strafpredigt erliegt Kurosawa dankbarerweise nicht (im Gegensatz zu "Shūbun"), ihm liegt die menschliche Tragik am Herzen, die sozio-politischen Verwicklungen erst in zweiter Linie. Aus diesem Grund scheint ihm auch daran gelegen, möglichst allen Akteuren gerecht zu werden, ihrer Lage, ihren konträren Positionen das nötige Maß an Verständnis entgegenzubringen, zumal die drohende nukleare Katastrophe allzeit ein Abstraktum bleibt, die Beteiligten niemals einer konkreten, fassbaren Gefahr gegenüberstehen, wodurch ein unmissverständlich richtiger oder falscher Weg niemals ersichtlich wird, es Schwierigkeiten bereitet, sich bei aller Aufrichtigkeit und guter Absicht vorbehaltlos der einen oder der anderen Position anzuschließen, was ein beachtliches Gefühl der Unsicherheit und der Unabwägbarkeiten erzeugt.
Zu erwähnen seien nebendem die unbestritten starken Darsteller, allen voran der nicht wiederzuerkennende Mifune Toshirō verblüfft in der für ihn untypischen Hauptrolle des alternden Patriarchen und Fabrikbesitzers, der sich um augenscheinlich jeden seiner Liebsten bis zum letzten selbstlos zu sorgen scheint und zu den größten, entsagungsvollen Opfern bereit ist, sowie der Tod von Kurosawas Stammkomponisten Hayasaka Fumio, weswegen sein Schüler Masaru Satō den Score für "Ikimono no kiroku" fertigstellen musste und fortan seinen Posten einnahm. (7,5)

Das süße Leben [La dolce vita(1960)
Federico Fellinis legendäre, episodenhafte Chronique scandaleuse, Marcello Mastroiannis vielbeschworener Streifzug durch Welt der Reichen und Schönen - eine gnadenlose Abrechnung mit der Hautevolee Roms? Ganz so einfach macht es Fellini einem da nicht. In Wahrheit muss sich ein Jeder, der in "La Dolce Vita" eine einseitige Kritik an der Banalität der High Society zu erkennen meint, selbst den Vorwurf einer entlarvenden, möglicherweise ideologisch aufgeladenen, voreingenommenen Oberflächlichkeit oder Projektion gefallen lassen. Bestimmt entbehrt Fellinis schwer fassbares Gebilde weder einer scharfsinnigen, kritischen Sichtweise auf die High Society, auf ihre Illusionen, Verlockungen und Verheißungen, noch eines dekuvrierenden Blickes hinter all die verzweifelten Maskeraden und das glamouröse, blendende Aufspielen, welcher die unter all dem Glanz brodelnde Verzweiflung offenlegt. Bei alledem muss man nichtsdestoweniger einsehen, dass er der abgebildeten Welt, zu der er sich im Endeffekt zugehörig erachtete, eine in gleichem Maße faszinierte, manchmal vielleicht ein Gran weit traurig anmutende Zuneigung entgegenbringt. "La dolce vita" ist keine beißende Satire im engeren Sinne, doch er handelt zweifelsohne von Menschen, mehr noch: von ihrem unerfüllt bleibenden Sehnen nach Sinn, nach Erfüllung, nach Liebe. Dass dieses Sehnen bisweilen arg merkwürdige Formen und Auswüchse annimmt, liegt nun mal in der Natur des Menschen. Daher preist Fellini in gleicher Weise, was er nicht ernstlich verdammt. (9)

Wrong Turn 4: Bloody Beginnings (2011)
Stumpfsinniger Schrott, der sich als Prequel tarnt, nullkommajosef aus seinem Setting zu machen weiß, neben alldem komplett hirnverbrannt dämlich endet. (2)

Wrong Turn 2: Dead End (2007)
Den wiederum fand ich ordentlich, ein brauchbares, unterhaltsames Sequel, das den Vorgänger verwertbar weiterspinnt, fleißig die Sex- und Gore-Keule schwingt und sein Figureninventar emsig dezimiert, bevor sich die Handvoll Überlebenden amüsant zur Wehr setzen dürfen. (6,5)

Das Schloß im Spinnwebwald [蜘蛛巣城 Kumonosu-jō (Throne of Blood)] (1957)
Für seine Macbeth-Bearbeitung greift Kurosawa Akira verstärkt und nachdrücklich auf Noh-Elemente zurück, reduziert den Shakespeare-Klassiker dergestalt auf seinen elementaren Kern, befreit ihn von schmückendem mystischen Ballast und Nebenfiguren, konzentriert sich ohne ausgiebigere Schwänke, dafür hochstilisiert auf Mifune Toshirōs Washizu Taketoki (Macbeth) und Yamada Isuzus Washizu Asaji (Lady Macbeth) und ihren stufenweisen Abstieg in den Wahnsinn und die Verdammnis. Eine im höchstem Maße stimmungsvolle Adaption, die gekonnt die Essenz der Vorlage freilegt. (7,5)

Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen [The Curse of the Were-Rabbit(2005)
Eine liebevolle Spielfilmversion aus dem Hause Aardman, die Charme, Witz und Herz der Kurzfilme nahtlos auf die große Leinwand transportiert, ein den Erwartungen entsprechendes temporeiches, fantastisch animiertes Außenseiter-Abenteuer voller subtiler Anspielungen vorlegt. (7,5)

Macbeth [The Tragedy of Macbeth(1971)
Roman Polanskis (vom Playboy (!) finanzierte) Bearbeitung des Shakespeare-Materials suhlt sich voll und ganz im Dreck und Blut einer düsteren, authentischen Mittelalter-Welt, nimmt sich hierneben keinen Deut zurück bei der Bebilderung von Gewalt und Grausamkeiten. Assoziationen zu den Sharon Tate-Morden drängen sich unwillkürlich auf, überhaupt üben die gnadenlose, mitleidlose Grundstimmung, die skrupellosen, kaltblütigen Charaktere gleichauf eine beträchtliche auf das Gemüt drückende Dominanz aus und schaffen eine Umgebung schonungsloser seelischer und physischer Brutalität. "The Tragedy of Macbeth" ist im Endeffekt eine passioniert trostlose Angelegenheit und eine der besten Umsetzungen des Stückes auf Film. (8)

Macbeth (1948)
Rekonstruierte Langfassung. Kommen wir zum Nächstbesten, was man mit dem Stoff anstellen konnte: typisch Orson Welles gibt er der Form Vorrang gegenüber dem Inhalt und mein lieber Schwan, diese Form hat es in sich! Die unbeschreiblich präzis choreografierte, ästhetisch formvollendete Kameraarbeit transformiert das Theaterstück in einen deliriösen Film noir, surreal verzerrt, perspektivisch anamorphotisch, ein Shakespeare-Noir in einem Fiebertraum. Wegen der Gestaltungsmittel eine ungemein fesselnde, unvergleichliche Adaption, ein Erlebnis, ein Geniestreich! (9)

Flashdance (1983)
Oh weh. Natürlich kannte ich das (überhaupt nicht sexualisierte...) "Maniac"-Musikvideo, das es nicht versäumte, sein blutjunges weibliches Objekt der Begierde in jeder formschönen Positur, aus jedem erdenklichen, anlassigen Blickwinkel abzulichten, wohlweislich darum bemüht, ungeachtet aller Tendenzen nicht in den Bereich der offensichtlicher Pornografie abzurutschen, der grobe Inhalt war mir bekannt, über das 80er-Jahre-Gepräge war ich mir im Vorfeld im Klaren... und trotz dieses Vorwissens konnte ich nicht ahnen, dass diese genannten Punkte bereits das Maximum dessen ausmachen, womit sich "Flashdance" auszeichnet. Hübsche junge Frauen tanzen spärlich bekleidet am Rande des Striptease (oft genug überschreiten die Tanzszenen bedenkenlos diese Grenze) in slickem 80er-Gewand zum Gefallen alter Säcke, träumen nebenher vom großen Durchbruch und... mehr ist nicht. "Flashdance" mutet bedenklich und nicht zu beschönigend lüstern triebhaft an in seiner unverhohlenen Fleischbeschau und Eindimensionalität, erklärt zu allem Überfluss einen fast doppelt so alten Lüstling mit Stalker-Attitüde allen Ernstes zum idealen Liebhaber der 19-jährigen Jennifer Beals, dem sie sich bereitwillig hingibt, eine Liaison, die ihr darüber hinaus Connections verschafft - ein Schelm, wer hier böses denkt. Was bleibt sind die ansehnliche Optik und... zugegeben: Jennifer Beals beziehungsweise Marine Jahans (oder gar Crazy Legs?) körperbetonte Räkelübungen SIND hübsch anzuschauen, keine Frage. (3,5)

Footloose (1984)
Holt merklich mehr aus seinem Sujet heraus, präsentiert sich als Generations- und Weltanschauungs-Konflikt primär zwischen Kevin Bacon und John Lithgows nicht vollständig verbohrtem Reverend, ein Spiegel einer Umbruchzeit, des begreiflichen Aufbegehrens und verständlichen Wunsches nach freier Entfaltung von jungen Erwachsenen gegenüber einem bornierten, spießbürgerlichen Establishment, was gleichermaßen in den 80ern, wie in den 50ern seinen Platz hätte finden können. Herbert Ross versucht das derart breit auszuspielen, aus dermaßen vielen verschiedenen Winkeln zu betrachten, dass "Footloose" zwischen all den angeschnittenen Komplexen an allen Ecken ein eine Idee zu kurz kommt. Entgegen den Erwartungen wird das Tanzbein zudem vergleichsweise selten geschwungen, ein vor zorniger, trotziger Energie nur so strotzendes Highlight à la Kevin Bacons Vorstellung in der Lagerhalle ist eine rares Glanzlicht in einem Werk, das nicht hundertprozentig wagt, auf pure visuelle kinetische Ausdruckskraft zu setzen, statt dessen meint, sich nach Art eines filmischen Entwicklungsromans aufführen zu müssen. (6)

Das Leben des Brian [Life of Brian(1979)
Die Mutter aller Blasphemie-Klassiker, eine treffsicher respektlose Verulkung von Religion, Politik und religiösem Monumental-Epos auf bewährte Monty Python-Art. Unübertroffen! (9)

Dogma (1999)
Habe ich den als Jugendlicher vergöttert (gnihihi)! Schlägt naturgemäß in eine ähnliche Kerbe, angereichert um Kevin Smith-Manierismen noch und nöcher. Was ich seinerzeit himmelschreiend komisch fand! Und deswegen und wegen der durchgängig christliche Fantasy auf den Arm nehmenden, sie bis zu einem gewissen Maße andererseits verklärenden Gag-Parade fröhlich abgefeiert habe. Diese wohligen Jugend-Erinnerungen haben das Wiedersehen nicht schadlos überstanden, was vor allen Dingen an Smith recht überschaubaren Art der Inszenierung zu verorten ist, unterdessen das spielfreudige Ensemble auch heute noch die ganze Zeit über die gute Laune aufrecht hält. (7)

Joker (2019)

Top Gun (1986)
Ein weiteres Kuriosum der 80er, das wahrscheinlich homoerotischste Anwerbungs-Video der Welt (oder in Tarantinos treffsicheren Worten: ein schwuler Fantasyfilm), ein mit allerlei ins Nichts laufenden Pseudo-Dramen aufgepolsterter Luftikus, ein inhaltliches Vakuum unter Tony Scotts chic abgelichteten Lobgesang auf die kernige Männlichkeit, die feschen, großspurigen Draufgänger der US-Luftwaffe, die sich unablässig an sich selbst aufgeilen. Dass er inhaltlich und ironischerweise zuvorderst in den brachialen Flugszenen (die ich extrem unübersichtlich und chaotisch (was der Realität entsprechen mag), in der Folge alles andere als involvierend empfand) ausgerechnet seiner Parodie "Hot Shots" unterliegt, die allen Albernheiten zu Trotze wenigstens Plot-Elemente wie den Sabotage-Nebenstrang bot, ja sogar den Bromance-Cock-Contest besser hinbekommen hat, macht vielleicht die Substanzlosigkeit der Chose ersichtlich. Im Besonderen das Problem des Krieges bzw. der Feindes-Darstellung bemüht er sich putzig holprig zu umschiffen. Um fair zu bleiben: was blieb ihm anderes übrig, ohne sich in eine prekäre Zwickmühle zu befördern? Der Verlust eines unzweifelhaft zwingend zu unterwerfenden Feindes geht umstandslos einher mit einem zügigen Verlust an Sinngehalt für die Rolle des Soldaten, der, so eine hammergeile Sau er auch sein mag, ohne zu überkommenen Feind kopfüber an Bedeutung verliert. Also bleibt "Top Gun" vage was das Wer, Wie und Warum der Kampfhandlungen anbelangt, gegen wen, aus welchen Gründen und vor allem mit welcher Berechtigung hier gekämpft wird, damit die affengeile Testosteron-Propaganda-Show nicht in die Verlegenheit kommt, zugeben zu müssen, dass es hier realiter um gar nichts geht, eine affengeile Sau von Pilot ohne eindimensionalen Konflikt seine Geilheit gar nicht erst auszuspielen vermag, in der Konsequenz zu einer ihres Raison d’Être völlig beraubten Tötungsmaschine verkommt. Und da bleibt einfach nicht mehr viel übrig, außer die eigene Sinnlosigkeit des Seins zu zelebrieren. Zu dieser Erkenntnis ist "Top Gun" sehr zu seinem Pech nicht fähig. (4)

Der Leuchtturm [The Lighthouse(2019)
Wahnsinn und das unbändige Meer zum Ersten: Chapeau! zu Robert Eggers bedingungslosen formellen Stilwillen, die seiner Seemansmär eine nicht zu verachtende wiedererkennbare Eigenständigkeit verleiht. Ansonsten spult er die aus "VVitch" bewährte Masche ab: während er sich drüben beflissen am Schatz von Neuenglands Hexen-Schreckgeschichten bediente und diese ohne allzu tiefgreifende Reflexion bebilderte, schöpft er  hüben aus einem Quellenhort reich an allerlei Seemannsgarn, dass er zu einem Geflecht von Abgeschiedenheit, Wahnsinn und rachsüchtigen Meeresgewalten spinnt, nach allen Regeln der Kunst ausgeschmückt mit sexuellen und psychologischen Facetten. Was am Ende im Gedächtnis bleibt, sind zwei sich den Teufel von der Seele spielende Akteure und ein gnadenloser Abwärtsstrudel in den gischt-geschwängerten Wahnsinn - oder man drückt es in den entwaffnend lapidaren Worten meiner besseren Hälfte aus: da werden halt ein bis zwei Männer wahnsinnig! Na und? Trifft es irgendwo genauso gut. (7,5)

Dagon (2001)
Wahnsinn und das unbändige Meer zum Zweiten: einer der dünngesäten geglückten Versuche, Lovecraft'scher Vesania Herr zu werden und wie es nicht anders hätte sein können zeichnete sich der zu meinem Bedauern kürzlich verstorbene Stuart Gordon (R.I.P) hierfür verantwortlich. Die größten Mängel ergeben sich aus den budgetbedingten Grenzen, denen sich das Projekt gegenüber sah, was sich am ehesten an den missratenen CGI-Effekten zeigt, deren Einsatz sich zum Glück in Grenzen hält. Denn abgesehen davon ist Gordon eine überaus stimmige Umarbeitung von Lovecrafts "Shadow over Innsmouth" gelungen (des Autors Kurzgeschichte "Dagon" hat allenfalls am Rande mit seinem Film-Pendant zu tun): das abgeschiedene spanische Fischerdorf weiß er als Setting diesbezüglich wunderbar alptraumhaft in Szene zu setzen, wenn er grotesk gebeugt gehende, bizarre Geräusche von sich gebende, in kaschierendes Ölzeug gekleidete Gestalten zwischen den in sintflutartige Regenschwälle gehüllten gedrängten Gässchen herumhatschen lässt. Eine unheilvolle Stimmung kommt in diesen anfänglichen Minuten in erster Linie dadurch auf, dass man das Abscheuliche höchstens andeutungsweise wahrnimmt oder mitunter nur zu sehen glaubt, bis Gordon zur rechten Zeit den Hund (oder... Fisch...) von der Leine lässt, einen aufgebrachten Mob missgestalteter Mensch-Fisch-Hybriden über die Protagonisten hereinbrechen lässt und die Menschenjagd feuchtfröhlich eröffnet. Was es mit dem Dorf und seinen Bewohnern auf sich hat, von der fürchterlichen Transformation, ausgelöst durch den verhängnisvollen Pakt mit den unheilbringenden Göttern, denen sich die Dörfler willfährig unterworfen haben, erlangt der Zuschauer bloß indirekt Kenntnis, der allem zugrunde liegende Mythos verbleibt überwiegend Lovecraft-gerecht im Dunkeln. Alles in allem überzeugt Gordons "Dagon" namentlich im Bereich der Atmosphäre, die einen guten Eindruck davon gibt, was eine Lovecraft-Verfilmung sein kann und sein sollte. (7)

Wall Street (1987)
Ein stilbildender Klassiker der 80er-Jahre, unterlegt mit Oliver Stones unverkennbaren didaktischem Anspruch, seiner speziellen Sicht auf die Machenschaften an der Börse und auf die Menschen, die sich dafür verantwortlich zeichnen. Es obliegt Michael Douglas in der Rolle (die er übrigens bravourös ausfüllt) des zum skrupellosen Prima inter pares verabsolutierten Börsengurus, für den Profit alles bedeutet, derweil Menschenschicksale zur Nebensächlichkeit geraten, dem abgefeimtem Typus Börsenmakler ein Gesicht zu geben. Was Stone von seinesgleichen hält und für wen er Partei ergreift, liegt auf der Hand. Letzten Endes kann der Filmemacher trotz und allem nicht umhin, eine gewisse Faszination, um nicht zu sagen heimliche Bewunderung für den Charakter Gordon Geckos zu hegen. Umso überzeugender fällt Charlie Sheens Entwicklung vom naiven Anfänger zum hörigen Schüler Geckos aus, der dessen diabolischen Energie und Überzeugungskraft und den süßen Verheißungen eines luxuriösen Glamour-Lebens, das einem jeden materialistischen Wunsch zu erfüllen verspricht, erliegt. Die Kunst von Stones Herangehensweise ist, dass er weder zu subtil, noch zu plakativ arbeitet, seine Meinung in der Sache unmissverständlich vertritt, den Verlockungen des Widersachers dahingegen nicht blind gegenübersteht. Einer von vielen Gründen, weshalb "Wall Street" bis heute einer der besten Beiträge zum Thema Börse ist. (8)

9 1/2 Wochen [Nine 1/2 Weeks(1986)
Auf zum nächsten Kultstück der 80er. Ich muss gestehen, "Nine 1/2 Weeks" ist einer dieser Kandidaten, die tatsächlich erst im Nachhinein ihre Wirkung entfalten und die Gehirnwindungen durchaus in Bewegung zu versetzen in der Lage sind. Unmittelbar nach der Sichtung empfand ich Adrian Lynes Erotik-Drama zunächst einmal als dröge Schlaftablette in der nichts Aufsehenerregendes passiert. Die zahmen erotischen Spielchen locken niemand hinter dem Ofen hervor, die stylische Optik wirkt auf den ersten Blick durchgehend unterkühlt und sinnentleert, die Charaktere erwecken wenig bis gar kein Interesse, wenn Kim Basinger Mickey Rourke schlussendlich eröffnet, dass seine emotionale Öffnung zu spät erfolge, deckt sich das mit meiner Einschätzung der Figuren: bewegendes bekennen sie zu spät. Gleichzeitig muss ich einräumen, dass "Nine 1/2 Weeks" ohne Frage die visuelle Apotheose, das Epitom des mondänen 80er-/90er-Erotik-Thrillers darstellt, zwei äußerst attraktive Schauspieler in fiebriger Fotografie einfängt und nicht zuletzt anerkennenswert eine dysfunktionale Liebesbeziehung, ein Sinnbild 80er-Jahre Machismos und Fetischisierung von Hochglanz-Banalitäten, in Szene zu setzen weiß. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen zwei Antipoden: geleckte Bild-Arrangements, die gleichermaßen hohl und bedeutsam zu sein scheinen, schwach konturierte Charaktere, lähmende Trägheit und Taubheit, was beides selbst zur Sprachmelodie gerinnt, Trivialität und Bedeutsamkeit im Kampf und doch im Verein. Eventuell ohne es sein zu wollen, gerät "Nine 1/2 Weeks" zu einem beachtenswerten Zwitterwesen, in seiner Ausdrucksweise "La Dolce Vita" (s.o.) nicht unähnlich: einerseits findet es sich als Produkt des 80er-Jahre-Kinos selbst dem superfiziellen Fetisch verbunden, zelebriert ihn gewissermaßen lustvoll und schwelgerisch. Andererseits unterläuft er dessen oberflächliche Attraktivität, legt deren schmerzliche Leere und Unterdrückung von Emotionen bestürzend deutlich bloß. Und wäre er nicht Mitglied des Clubs, wäre ihm diese Selbsterkenntnis unter Umständen gar nicht möglich gewesen. (6)

Monsieur Claude 2 [Qu'est-ce qu'on a encore fait au bon Dieu?(2019)
Uff, ganz dünnes Eis. In meiner Verwandtschaft gibt es eine Reihe an Leuten der älteren Generationen, die sich bei dem scheckiglachen, alldieweil ich daneben sitze und mich frage, was ich gerade verpasse. Nach wie vor möchte ich nicht so sehr auf dem Rassismus-Aspekt rumreiten, der unzweifelhaft vorhanden ist. "Qu'est-ce qu'on a encore fait au bon Dieu?" bietet im Wesentlichen mehr vom selben, ist, je nachdem, wen man fragt, etwas besser oder weist Sequel-Ermüdungserscheinung auf. Für mich bleiben die Mängel des Erstlings bestehen. Drum: siehe dort. (5)

Monsieur Claude und seine Töchter [Qu'est-ce qu'on a fait au Bon Dieu?(2014)








































25 - 6,9 (172,0)

Freitag, Dezember 21, 2018

Kurzreviews November/2018

Auch wenn mich der Tod meines Opas unbeschreiblich schwer getroffen , eine unermeßlich große Lücke in meinem Leben hinterlassen hat, das Leben geht weiter. Inzwischen hat sich der Alltag wieder einigermaßen eingestellt und ich richte meinen Blick auf die Zukunft. Somit habe ich es fertiggebracht, die Review-Liste für den November doch noch abzuschließen und deswegen präsentiere hiermit ich wiederum die 15 Filme und 1 Serienstaffel (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat November gesehen habe. Das wird zugleich die letzte im Jahr 2018 von mir veröffentlichte Review-Liste werden, die Dezember-Liste erscheint zur Gänze erst Januar 2019.


Serien-Staffeln
Father Ted (Series 1) (1995) (7-8)

Filme
The Nun (2018)
Das "Insidious"/"Conjuring"-Spin-off-Rad dreht sich munter weiter und was auch immer ich ihrer Zeit an der Nonne aus "Conjuring 2" schön schaurig empfunden haben mag, weder die einfallslose Regie, noch das reizlose Drehbuch konnten es in ihren Solo-Spuk hinüberretten. Obschon das Setting der Corvinilor-Bug, das bedrohliche Kloster insgesamt einen stimmungsvollen Rahmen, sich überhaupt genügend gelungene Ansätze geboten hätten, wusste scheinbar niemand der Beteiligten dieses Potenzial nutzbringend umzusetzen. Für den ihr spendierten Build-up fällt die Präsenz der Nonne reichlich mager aus, sie erscheint als semi-bedrohliches, austauschbares Monster of the week, die pseudo-epische Vorgeschichte von Monster und Kloster werden an ungünstiger Stelle effektlos hingerotzt. Das war nichts. (4)

Katzenauge [Cat's Eye(1985)
Ein schicker kompakter Episodenfilm nach Stephen King, jede der drei unterschiedlichen Geschichten unterhält auf ihre Weise vorzüglich, macht das beste aus ihrem jeweiligen Sujet. Zuweilen weisen sich die Tricks überdeutlich als solche aus, nichtsdestoweniger gefällt "Cat's Eye" als das, was er ist. (7)

Halloween III - Die Nacht der Entscheidung [Halloween III: Season of the Witch(1982)
Das vielfach gescholtene Michael Myers-lose Sequel. Sobald man drüber hinweg ist, dass man hier nicht ein Franchise-Monster popkulturell zu Tode reiten wollte, erwartet einen offen und ehrlich gesagt ein nicht uneffektiver kleiner Schocker, dem zwar ein etwas alberner Twist zu Grunde liegt, der davon abgesehen eine dichte, paranoide Atmosphäre kreiert, die nicht selten an Alien-Invasion-Paranoia-Filme der 70er Jahre gemahnt, zudem gewürzt mit gepfefferten Gewaltspitzen. Unterschätzt! (7)

Halloween 4: The Return of Michael Myers (1988)
Dann reiten wir das Franchise halt zu Tode. Michael Myers kehrt zurück und meuchelt feucht-fröhlich weiter. Das resultiert in einem reichlich plakativen Slasher, der weniger auf Stimmung, mehr auf stumpfsinnig Schocks setzt, ohne daraus zusätzliche Spannung generieren zu können. (6)

Die 3 Tage des Condor [Three Days of the Condor(1975)
Wirkungsvoller Agenten-Thriller, der spärlich und erst nach und nach Informationen preisgibt, während sich Robert Redford als geistiger Vorfahr Jason Bournes unaufhörlich auf der Flucht vor Killern und Agenten aus den eigenen Reihen befindet, auf scheinbar verlorenem Posten gegen eine undurchsichtige Schattenorganisation kämpft, was einmal mehr Verdrossenheit und berechtigten Zweifel an der Motivation und den Methoden von mit unverhältnismäßigen Befugnissen ausgesatteten Regierungsorganisationen zum Ausdruck bringt. Bonus für Max con Sydow. (7,5)

Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn [The Adventures of Tintin(2011)

Suspiria (1977)
Ich mag nicht der größte Dario Argento-Fan auf dem Erdenrund sein, sein legendäres Horror-Märchen verzaubert mich nichtsdestominder jedes Mal aufs Neue, möglicherweise sogar bei jeder erneuten Sichtung stets ein bisschen mehr. Die einfach gehaltene Geschichte gibt Argento unabsehbar viel Raum für seine suggestiven Bilder, die prächtigen Farben, die experimentelle Kamera und die bizarre Musik Goblins erzeugen einen synergetischen surrealen Mahlstrom, der einen unwillkürlich mitreißt und immer tiefer in den Kaninchenbau lockt, dabei unversehens an unseren Urängsten rüttelt. (9)

Suspiria (2018)
Luca Guadagninos Remake geht da andere, eigene Wege, tauscht die märchenhafte Farbenpracht gegen graue Tristesse ein, widmet sich Themen wie innerer Zerissenheit, Transformationen, Traumata aus der Vergangenheit, rekontextualisiert die fantastischen Elemente des Vorgängers in einem scheinbar psychologisch angehauchtem Diskurs, ohne je klare Antworten zu geben. Um ehrlich zu sein, hat er mich ein wenig ratlos zurückgelassen, abgesehen von Sayombhu Mukdeeproms Kameraarbeit, dem eindrucksvollen Set-Design, der fabelhaften filmischen Symbiose von Tanz und Tod bzw. Schmerz, sowie den durch die Bank vortrefflichen Darstellerleistungen weiß ich nicht, was mir die Neuverfilmung kommunizieren will, ob und wie sie auf mich wirkte. Jedenfalls übte sie eine gewisse Faszination auf mich aus, die sich bestenfalls bei einer Zweitsichtung deutlicher manifestiert. Bis dahin bleibt eine vages Echo des Gesehenen. (7)

Deadpool (2016)

Seed (2007)
Im Grunde genommen war für mich bereits nach dem Opening Schluss, in das Uwe Boll Original-Aufnahmen der Tierschutzorganisation PETA von auf das Grausamste gequälten Tieren einbindet. Diese unerträglich anzusehenden, da realen Zeugnisse menschlicher Grausamkeit gegenüber Lebewesen schockieren weit mehr als alles, was Boll in der Folge auffahren könnte. Was ihn nicht davon abhält, abermals seinen Stammtischparolen eine Bühne zu verschaffen, er allen Ernstes der Meinung ist, seinen Film mit einem höheren Anspruch versehen, eine Aussage über das vermeintlich naturgegeben gewalttätige, abscheuliche Wesen des Menschen getroffen zu haben, kurz: etwas, das über blanken Voyeurismus und Befriedigung der Gelüste eines Horrorfilm-Publikums hinausgeht. Zugeben muss ich, dass er ab und an unangenehme, abstossende Bilder oder Szenen zu Stande bekommt, die ultrabrutale, abscheuerregende "Hammer-Szene" etwa. Von einem guten, inhaltlich bedeutsamen Film sind wir dessenungeachtet nach wie vor meilenweit entfernt. (2)

Assault on Wall Street [Bailout: The Age of Greed(2013)
Wo wir gerade von den Stammtischparolen Uwe Bolls sprachen: "Assault on Wall Street" würde ich zu den gelungeneren Beispielen aus Bolls Schaffenswerk zählen, denn seiner demagogischen Hasstirade gegen die Reichen und Mächten dieser Welt, in diesem Falle speziell der selbstsüchtigen, rücksichtslos mit Menschenschicksalen spielenden Banker und Börsenspekulanten, fehlt es zumindest nicht an emotionaler Inbrunst, mit der Boll seine Anklage erhebt. Klar, das Geschehen bleibt flach und plakativ, wächst zu keiner Sekunde über seine oberflächliche Provokationen hinaus, einen differenzierten, cleveren Umgang mit dem Thema sucht man sich darum besser anderswo. Die allem innewohnende Wut hingegen wirkt zumindest authentisch, dem hocherhobenen Mittelfinger gegenüber der verdorbenen, arroganten Finanzwelt kann im tiefsten Innern nur zugestimmt werden. (6,5)

Tromeo & Julia [Tromeo and Juliet(1996)
Tromas Gegenentwurf zu Baz Luhrmanns "Romeo + Julia" - wenn das nicht nach einem Fest der 1000 trashigen Lichter klingt. Überraschenderweise hält sich Llyod Kaufman einigermaßen dicht an die Original-Geschichte, arbeitet sich verhältnismäßig vorlagentreu an den Figuren, Schauplätzen und Ereignissen entlang, selbstverständlich angereichert um grelle Vögel, viel Sex, übertriebene Gewalt und inzestuöse Verhältnisse allerorts. Richtig übers Ziel hinaus schießt er hingegen erst im Finale. So oder so macht die absurd-trashige Ausgabe des Shakespeare-Klassikers ordentlich Laune. (Trash-Skala: 7)

Elfmeter für den Superbullen [Delitto a Porta Romana (Crime at Porta Romana)] (1980)
Ein weiterer Klamauk-Auftritt für Tony Marroni, in der Tomas Millian seine Umgebung ordentlich aufmischen darf, zuvörderst auf Konfrontationskurs mit der mailändischen High Society. Macht Spaß. (6)

Split (2016)
Nach "The Visit" der nächste geglückte Thriller des einstmals gefeierten Regie-Wunderkindes M. Night Shyamalan, ein kleines aber feines Psycho-Duell im Spannungsfeld der unsicheren, gefahrvollen Interaktion mit den verschiedenen, sich ständig wandelden Persönlichkeitsaspekte des Entführers einerseits, der dezent angedeuteten Hintergrundgeschichte Anya Taylor-Joys andererseits. James McAvoy erbringt natürlich eine herausragende Leistung, beweist eine ungeahnte Versatilität bei der Darstellung der einzelnen Gestalten, Taylor-Joy gibt ihm Konter in Form einer Art Seelenverwandten, die ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen hat, derweil Shyamalan auf den üblichen Budenzauber verzichtet, sich an den Schicksalen seiner Charaktere interessiert zeigt, im Ganzen willkommen entschleunigt und wenig effektheischerisch inszeniert. (7)

Robin Hood, König der Vagabunden [The Adventures of Robin Hood(1938)
aka "Die Abenteuer des Robin Hood". Das ist ein persönlicher. Der legendäre Errol Flynn-Robin Hood war einer meiner absoluten Lieblingsfilme in Kindestagen, während meinen all-freitäglichen Besuchen bei meinem Großeltern väterlicherseits in Leverkusen haben wir ihn zusammen oft, sehr oft rauf und runter geguckt, mit meinem Playmobil-Figuren oder anderen Spielsachen habe ich ihn allzu gerne nachgespielt und in der Karnevals-Zeit habe ich mich wiederholt begeistert in volle Robin Hood-Montur geworfen. Ich habe ihn zitiert, imitiert und die großartige Musik Erich Wolfgang Korngolds vor mich hingesummt. Nun wollte es das unergründliche, erbarmungslose Schicksal, dass dieser Film, der einer meiner ersten echten Lieblingsfilme war und bis heute geblieben ist, dem ich unzählige glückliche Stunden mit meinem Opa zu verdanken habe, dass dieser Film der letzte sein sollte, den ich gemeinsam mit meinem geliebten Opa sehen würde. Das intensiviert die emotionale Bindung zu ihm selbstredend um ein vielfaches, ins unermeßliche gar und macht jedwede kritische Distanz schlichtweg unmöglich. Freilich ist er ein ganz, ganz toller Abenteuerfilm, einen, wie es ihn kein zweites Mal gibt, in dem keine Szene zu lang und keine zu kurz geht, eine harmonische, lebendige, farbenprächtige Mischung aus Abenteuer, Komödie, Liebesfilm und Actionszenen. Letztere, behaupte ich gerade heraus, sind aufgrund ihrer Dynamik und ihres Tempos heute noch großartig anzusehen, derweil die tolle Darstellerriege, Flynn brilliert selbstredend in der Rolle des Robin Hood, bei den Bösewichten hinterlassen Basil Rathbone und Claude Rains einen nicht minder nachhaltigen Eindruck, ihren Figuren Leben einhauchen. Nicht umsonst die stilbildende Robin Hood-Verfilmung schlechthin. Und einer der Filme, die immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben werden... jetzt mehr denn je. (10)

















































15 - 6,6 (99,0)

Mittwoch, August 15, 2018

Kurzreviews August/I/2018

Hiermit präsentiere ich wiederum die 11 Filme und 3 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat August gesehen habe:


Serien-Staffeln
Babylon 5: Schatten am Horizont [Babylon 5: The Coming of Shadows(Season 2) (1995-1996) (8,5-9,5)
Black Mirror (Series 4) (2017) - (5-7,5+)
Mortal Kombat: Legacy (Season 1) (2011) (5-6,5+)

Filme
The Human Centipede III (Final Sequence) (2015)
"Final Sequence" - na hoffentlich. Wer mit den Erwartungen an eine Steigerung im Grad der Geschmacklosigkeiten an das zweite Sequel ran gegangen ist, muss sich auf eine bittere Enttäuschung gefasst machen (zugegeben: eine Ausweitung der Abartigkeiten von Teil 2 möchte ich gar nicht erleben): was die Gewalt-Voyeure und Sicko-Gore-Enthusiasten befriedigende Zeigefreudigkeit anbelangt, kann man Teil 3 durchaus als zurückgenommenen Magerhappen bezeichnen, dessen wenigen deftigen Gewaltspitzen Blutdurst stillendes Anschauungsmaterial bloß punktuell bieten und das bei weitem nicht mit der abstoßenden Intensität des Vorgängers. Stattdessen fällt Tom Mix auf die Spielart einer bizarren Groteske zurück, versucht sich stellenweise an einer merkwürdigen, absurden Meta-Parodie auf die gesamte "Trilogie", was weder in Form eines gelungenen ironischen Witzes, noch als sinnreicher Kommentar auf das eigene Schaffen gelingt, für beides fehlt es allenthalben an Raffinesse. Stattdessen verlustiert sich Dieter Laser in transzendierender Overacting-Höchstform an ausnahmslos jeder Szene genüsslichst, schreit, grimassiert, glotzt, verform fratzenhaft sein Gesicht, verbiegt, verdreht und beugt seinen gesamten Körper in ungeahnter Weise, kurz: übertreibt dermaßen jeden denkbaren Aspekt der Anti-Schauspielkunst, dass es äußerste Mühe kostet, die zirkusreife Darbietung durchgängig zu ertragen, zumal er das Geschehen zu jeder Sekunde dominiert. Ironischerweise machen allerhöchstens Laurence R. Harvey und ausgerechnet Porno-Sternchen Bree Olson das Beste aus der Chose, darüber hinaus ist der Abschluss der "The Human Centipede"-Saga gründlich misslungen - und das im Angesicht der beiden Vorgänger. (1)

A Serbian Film [Српски филм Srpski film(2010)
Der etwa zeitgleich zu "The Human Centipede" reüssierende Skandal-Schocker aus Serbien und ähnlich wie bei Teil 3 besagter Reihe dürften geifernde Gewalt-Voyeure ihren Enthusiasmus rasch gedämpft finden. Im direkten Vergleich zu Tom Six erweist sich Srdjan Spasojevic fraglos als der talentiertere Filmemacher und dadurch, dass er größeren Wert auf den Teil legt, der das Projekt zum funktionablen Film macht, insgesamt ein besseres Verständnis für die Mechanismen des Mediums beweist, darüber hinaus seine alles andere als leicht zu schluckende Tour de Degout mit einem politischen Anliegen unterlegt, attackiert er durch die an den Tag gelegte konsequente Drastik und heftige Kompromisslosigkeit zwar effektiv den sich in Sicherheit wähnenden Zuschauer, bedient demgegenüber nicht gefällig ein Panoptikum an Gewalt-Exhibitionismus zur Stillung voyeuristischer Bedürfnisse. Dafür fällt die Darstellung von abstoßenden Anstößigkeiten und von den den Rahmen des Zeigbaren kontinuierliche sprengenden Verbrechen, Gewalt- und Untaten weit, weit jenseits irgendeiner Grenze egal ob guten oder schlechten Geschmacks zu schockierend, zu niederdrückend und nihilistisch aus, ungeachtet einer nicht zu verhehlenden Tendenz zum verstörenden Selbstzweck. Da steckt in der Tat etwas nicht zu verachtendes herausforderndes, provozierendes, glatt bilderstürmerisches drin, ein roher brutaler Schlag in die Magengrube. Demgemäß war "A Serbian Film" nie geschaffen, um zu gefallen. (7)

Two Thousand Maniacs! (1964)
Zu Herschell Gordon Lewis im Allgemeinen: siehe "Blood Feast". Selten war eine Gore-reiche Schlachtplatte derart heiter und frohgemut wie in diesem Fall. Es fällt schwer, sich dem Enthusiasmus und der Ausgelassenheit der feiernden, mörderischen Südstaatler zu entziehen, sich von ihrer Heiterkeit und dem Hochgefühl nicht anstecken zu lassen, mit der sie munter foltern, morden und vierteilen - stets spielerisch vergnügt, voller Inbrunst und sadistischer Freude. Ich würde behaupten: hier war sich jemand der leicht pervers-voyeuristischen Ader seines Publikums durch und durch bewusst. (8)

Das Schloß im Himmel [天空の城ラピュタ Tenkû no shiro Rapyuta (Laputa: Castle in the Sky)] (1986)
Der erste abendfüllende Anime-Spielfilm aus dem Hause Studio Ghibli unterscheidet sich, trotz vieler thematischer Ähnlichkeiten, zu dem noch etwas anders gelagerten, anspruchsvolleren "Nausicaä aus dem Tal der Winde", denn, obgleich ihm ein vergleichbares ernsthaftes Anliegen und eine eindringliche Botschaft zugrunde liegen, Miyazaki Hayaos temporeiches Fantasy-Abenteuer ist deutlich zugänglicher und freudiger, ein restlos harmonierender Kompromiss aus Enunziation und mitreißender Unterhaltung, der gekonnt aufregende, stürmische Actionszenen, liebenswerte Charakterentwicklung, nachdenkliche Momente und seine wichtige Aussage mit einer beneidenswerten Leichtigkeit austariert, zudem bereits betörend schön animiert ist. Anime auf höchstem Niveau! (9)

Lethal Weapon 4 - Zwei Profis räumen auf [Lethal Weapon 4(1998)
Folgt im Wesentlichen der Ausrichtung des Vorgängers, addiert weitere alberne Elemente, Chris Rock etwa, und Familien-Schmu hinzu, verfügt andererseits über Jet Li, der selbsterklärend zu keiner Sekunde voll aufdrehen darf und arg unter der Eindimensionalität des Charakters zu leiden hat, mir dennoch in der Rolle des Antagonisten ausgezeichnet gefallen hat. Das Macho-Gebaren und der unverhohlene Rassismus gegenüber den Chinesen seitens Riggs gefiel mir hingegen weniger. Mochte ich früher lieber, guckt sich insgesamt noch ganz gut weg. (7)

Atemlos [Breathless(1983)
"A Bout de Souffle Made In USA" - ein Sakrileg sondergleichen? Ich fand Jim McBrides Interpretation jedenfalls auf seine eigene Art und Weise bezaubernd, charmant und... atemberaubend, passend zum vor Energie strotzenden Richard Gere, der den Film lässig alleine schultert und von dem eine sinnentsprechende Wirkung auf seine gesamte Umgebung ausgeht, vornehmlich natürlich konzentriert auf Valérie Kaprisky. Jean-Luc Godards Original mag die filmhistorisch bedeutendere Version sein, es war nicht der Film "to end all movies". Daher: "Breathless" gefällt mir speziell aufgrund seiner Eigenheiten, seinem Verve und Gere. (8)

Evil Dead (2013)
Gefiel mir bei der zweiten Sichtung tatsächlich besser. Nach wie vor gilt, dass Fede Alvarez angesichts der undankbaren Aufgabe, einen Kult-Klassiker wie "The Evil Dead" neuaufzulegen, das best-mögliche Ergebnis geliefert hat (abgesehen vom reichlich sinnfreien Prolog), dem Genre zwar keine neuen Nuancen abzuringen vermochte, im Wesentlich das Original an Konventionen des kontemporären Horrorfilms angepasst hat, jedoch im Unterschied zur Gesamtheit der von dilettantischen Videoclip-Regisseuren zu Grunde gerichteten Remakes handwerkliches Geschick (ohne die triebhafte, energiegeladene Experimentierfreude Sam Raimis zu erreichen) und Respekt der Vorlage gegenüber bewies, was in einem atmosphärisch dichten, nicht zu sehr auf Klischees und selbstzweckhaften Gore-Szenen bauenden, spannenden Horrorfilm resultierte, der viel, viel der Musik von Roque Baños zu verdanken hat. (7)
Evil Dead from Aparato on Vimeo.

Nemesis 2 - Die Vergeltung [Nemesis 2: Nebula(1995)
Das Sequel zu Albert Pyuns "Nemesis" ist im Besten Sinne schnörkelloses B-Sci-Fi-Action-Futter, dessen ungewöhnlichen, beinahe androgyn zu nennenden Heldin Non-Stop vor ihrem Widersacher, einem unaufhaltsamen Androiden aus der Zukunft, fliehen muss, bevor sie sich ihm im finalen Duell stellt. Obgleich sich die Schauplätze auf eine Wüste und ein verlassenes Fabrikgelände beschränken, macht das für kurze 84 Minuten Feuerwerk durchaus was her. (B-Action-Skala: 7)

Winterbeast (1992)
Zufallsfund auf YouTube. Obskurer Low Budget-Horror inklusive putziger Stop-Motion-Effekte, der zwar stellenweise krude, ein bisschen trashig und unaufgeregt von Statten geht, hingegen ab und an in der Tat creepy sein kann. (B-Movie-Skala: 5)

Die Letzten Glühwürmchen [火垂るの墓 Hotaru no haka (Grave of the Fireflies)] (1988)
Es kostet mich jedes Mal Überwindung, mich überhaupt an den zu wagen (meinem ersten Studio Ghibli-Film übrigens), weil eine Sichtung grundsätzlich mit mir heulend und deprimiert in der Ecke endet. Nach dem rasanten "Das Schloß im Himmel" ist Takahata Isaos (R.I.P.) Drama über zwei Kriegswaisen, die, von der Gesellschaft ausgegrenzt, am Ende wie zwei Glühwürmchen viel zu früh verglühen, ein grundlegend anderes Filmerlebnis, sicherlich voller wunderschöner, rührender, zu Herzen gehender Momente, auf der Kehrseite hingegen nicht arm an niederschmetternder Tragik und traurigem, schrecklichem Realismus. Bei wenigen Filmen nimmt mich das Geschehen auch nach mehrmaligem Ansehen derartig mit, löst es in mir eine ähnliche Achterbahn der Gefühle aus. Es ist eine der schönstens, wenngleich betrüblichsten, wehmütigsten Erfahrungen für mich, jedes Mal aufs Neue. (10)
Ghostland [Incident in a Ghostland(2018)
Ich glaube, ich stehe Pascal Laugiers "Martyrs" unverändert zwiespältig gegenüber, will ihm eine weitreichende Wirkung hingegen nicht absprechen. "Ghostland" habe ich folglich nicht sehnlichst erwartet, war allerwenigstens neugierig. Was ich mag: der Twist, den ich tatsächlich nicht habe kommen sehen und der eine willkommene psychologische Ausrichtung offenbart, das elaborierte Set-Design, die Lovecraft-Affinität, sowie die ein oder andere Einstellung. Ansonsten kam mir das kaum ergiebiger vor als der handelsübliche, gut gemachte Slasher oder eine kreativere Episode einer Anthologie-Serie à la "Tales From the Crypt" oder "Black Mirror". Für mehr fehlte mir der letzte inszenatorische Kniff oder ein Konzept, dass mehr aus dieser Idee gemacht hätte. (6,5)





















11 - 7,6 (83,5)

Mittwoch, August 01, 2018

Kurzreviews Juli/II/2018

Hiermit präsentiere ich wiederum die 14 Filme und 5 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Juli seit der letzten Liste gesehen habe:


Serien-Staffeln
Mortal Kombat - Conquest [Mortal Kombat: Conquest(Season 1) (1998-1999) - (6-7)
Marvel's The Defenders [The Defenders(Season 1) (2017) - (6-6,5+)
Jekyll (2007) - (6,5-7,5)
Raven (Season 1) (1992) - (6,5-7)
Star Trek: Deep Space Nine (Season 3) (1994-1995) - (10)

Filme
Runaway Train - Express in die Hölle [Runaway Train(1985)
Der nächste Schritt auf den Spuren von "Panik im Tokio-Express". Nach einer Drehbuchidee von niemand geringerem als Kurosawa Akira inszeniert Andrei Konchalovsky ein Thriller-Drama, das die Grenzen des Action-Abenteuerfilms bewusst überschreitet und mehr liefert als ein simples testosterongesteuertes Vehikel. Obgleich die ersten 20 Minuten Knastklischees in Reinform aufbieten und die nachfolgende Flucht an Bord des eponymen Güterzuges hinreichend nervenaufreibende Spannung erzeugt, beweist Konchalovsky durchaus künstlerische Ambitionen, wenn er über die Geschichte und insbesondere qua Jon Voights ambivalenten Charakter existenzialistische Themen allerwenigstens anschneidet. Insofern hinterlässt der Film einen nachhaltigen Eindruck, einen bitteren Beigeschmack und steht fernab der Genre-Barrieren des Action- bzw. Katastrophenfilms. (8)

Die Bourne Verschwörung [The Bourne Supremacy(2004)
Der erste Teil widmete sich der Neubildung von Jason Bournes Identität, im zweiten Teil holt ihn die Vergangenheit ein. Und weil es schier unmöglich ist, sich seinem einstmaligen Agentendasein und Auftraggebern zu entziehen, befindet sich Matt Damon erneut auf der Flucht. Dahingegen versteht er es, sich gekonnt (daher der passendere Originaltitel) der Überlegenheit seiner Agenteninstinkte zu bedienen, seine Ausbildung effektiv gegen seine Verfolger einzusetzen, ihnen stets einen Schritt voraus zu sein und die verschwörerischen Umtriebe unter seinen Widersacher aufzudecken, um schlussendlich einen Moment der Katharsis zu erleben. Paul Greengrass setzt dabei inszenatorisch zur Gänze auf die intensified continuity, kreiert unfassbar schweißtreibende Verfolgungsjagden und Actionszenen, nutzt diesen Stil geschickt dazu, die Hektik, den Stress der Action verdichtet zu vermitteln und auf den Zuschauer zu übertragen. Ich glaube, das versteht Greengrass wie kaum ein zweiter. Unglücklicherweise wurde die allem zugrundeliegende Symbiose aus Handlung und Ausdrucksform oftmals unterschätzt und missverstanden, was zu einer Vielzahl an Epigonen führte, die hingegen nie die Intensität der "Bourne"-Trilogie erreichen sollten. (8,5)

Unstoppable - Außer Kontrolle [Unstoppable(2010)
Hier ist es, das adrenalingeladene Spektakel, dass Andrei Konchalovsky in "Runaway Train" (s.o.) bewusst vermieden hatte. Die thematischen Ähnlichkeiten, sowie die ein oder andere Szenen machen deutlich, dass Tony Scott sich mindestens von Konchalovsky hat inspirieren lassen. Der Unterschied liegt darin, wie die beiden Regisseure erzählen und da geht Scott, große Überraschung, den Weg des geringsten Widerstandes, zaubert einen straighten, plakativ in Szene gesetzten Katastrophen-Thriller aus dem Hut, dessen andauernden, Schwindel erzeugenden Kamerarotationen und Reißzooms auf die Dauer repetitiv und enervierend wirken, insbesondere angesichts der Tatsache, dass hier bisweilen für Doofe inszeniert wird. Interessanterweise überkommt der Film ab einer gewissen Stelle diese ostentativen Manierismen und erzeugt einen mitreißenden Strom, dem man sich nicht mehr entziehen kann, was ich vor allem an Denzel Washington und Chris Pine verorte, zwei außerordentlich sympathische und volksnahe Everyman-Charaktere, die man einfach triumphieren sehen möchte und mit denen man inbrünstig mitfiebert. Weswegen "Unstoppable" gerade aufgrund seiner Einfachheit und Direktheit großen Spaß bereitet. (6)

Happy Deathday [Happy Death Day(2017)
Ein klassischer Videotheken-Film, würde es noch eine Videothekenkultur geben. Christopher Landon spielt seine Slasher-Groundhog-Day-Version brav und straight von A bis Z durch, garniert mit Humor und dem Minimum an Charakterentwicklung der Protagonistin weg von der Bitch, die sie ist. Daran ist nichts neu, nichts wirklich aufsehenerregend oder sonderlich cleveres, es bleibt ein unterhaltsames One-Trick-Pony, einmal ausgeliehen, seinen Spaß damit gehabt und wieder vergessen. Mehr nicht. (5,5)

Devil's Candy [The Devil's Candy(2015)
Motivisch schöpft Sean Byrne aus vielen Quellen, da haben wir das Haus mit finsterer Vergangenheit, die sympathische Familie, deren Vater bald einer ungesunden Obsession verfällt, das gruselige, scheußliche Muttersöhnchen, natürlich ein Kindermörder, und... Satan (wen sonst). Was Byrne letztlich fehlt, ist die Entschlossenheit, aus diesen Quellen mehr zu machen, neues abzuleiten und tatsächlich unangenehm zu werden, Abbiegungen zu nehmen, aus denen es kein Zurück mehr gibt. Dafür belässt er die übernatürlichen Elemente nicht uneffektiv im Hintergrund walten, legt nie hundertprozentig offen, ob die satanische Anwesenheit eindeutig dem Wahn entspringt oder ob nicht vielleicht doch der Teufel in persona sein Finger im Spiel hat. Grausamkeiten gibt es hiergegen zu Genüge, selbst wenn Byrne willkommenerweise auf plakativen Splatter keinen zu großen Wert legt. (6,5)

Henker des Shogun [Shogun Assassin(1980)
Wie viele Jahre ist es her, dass ich den gesehen habe? Natürlich bedeutete "Shogun Assassin" seinerzeit für mich, wie für so viele andere, den ersten Kontakt mit der "Lone Wolf & Cub"-Reihe, die mich im Nachhinein für den Jidai-geki eiga und das Chambara-Genre regelrecht hat entflammen lassen, von Koike Kazuos kongenialen Mangas ganz abgesehen. Robert Houstons vorwitziger Zusammenschnitt, der aus den Actionszenen der ersten beiden "Lone Wolf"-Teile einen straffen actionlastigen 80-Minüter macht, kann man im Gegensatz dazu so und so finden: entweder, man ist entsetzt ob seiner Dreistigkeit, an der Handlung großzügig den Rotstift anzusetzen, durch freches Neu-Arrangieren und die (höchstens mittelmäßige) Synchronisation eine eigene, versimplifizierte Rache-Geschichte zu erzählen, dazu den stilsicheren Original-Score durch ulkiges Synth-Gedudel zu ersetzen. Oder man genießt dieselbe Dreistigkeit Houstons, ob seiner trashigen Anflüge und dem immerhin hohen Tempo, mit der er Fecht-Szene an Fecht-Szene reiht. Für meinen Teil genügen hingegen die nostalgischen Anwandlungen, sowie das Anliegen Houstons, die tolle Kozure Ōkami-Saga einem westlichen Publikum näherzubringen. Alles Weitere besorgen die Original-Filme. (Nostalgie-Bonus: 8)

Double Down (2005)
Sensationelles Trash-Delirium von Multi-Talent in geistiger Umnachtung Neil Breen (neben den Posten Regie, Chefautor, Hauptdarsteller, Produktion, Schnitt und Musik lässt sich der Mann in den Credits tatsächlich für das Catering (!) auflisten), derart qualvoll konfus, repetitiv und prätentiös erzählt und inszeniert, dass es einem wie eine avernalische, immerwährende, niemals enden wollende Endlosschleife im ödesten Film-Purgatorium der Existenz an sich vorkommt. Sagenhaft miserable Regie, Schauspielkünste und Autorenschaft, die selbst Tommy Wiseau wie Orson Welles, "The Room" wie "Citizen Kane" aussehen lassen. Auf der anderen Seite macht "Double Down" deutlich, wie wenig dazu gehört, kryptischen, hermetischen, vielfältig interpretierbaren Nonsense a la Terrence Malick oder David Lynch zu produzieren...immerhin kann ich jetzt mit Fug und Recht behaupten: das hat selbst Neil Breen geschafft! Er hatte nur das Pech, keinen Emmanuel Lubezki auf der Gehaltsliste stehen zu haben... ;) (Trash-Skala: 2)

The Human Centipede II (Full Sequence) (2011)
Nachdem mich der Erstling so semi geschockt hat (also... gar nicht), muss ich gestehen, dass Tom Six für das Sequel eine ordentliche Schippe Abartigkeiten draufgelegt hat. In pseudo-künstlerischem Schwarz-weiß und mit absolutem Verzicht auf jedwede Form von Narration holt er das Maximum an Degout aus seiner reichlich groteske Idee heraus, vermeidet nicht die geringste Widerlichkeit, kostet jede abstoßende, krankhafte Eingebung, die einem vermöge dieser reichlich bescheuerten Perversion kommen mag, genüsslich aus. Body-Horror-Kunst oder skandalträchtige Grenzüberschreitung? Ich weiß es nicht. Laurence R. Harveys Martin bleibt schlechterdings auf jeden Fall im Gedächtnis hängen. (5)

Blood Feast (1963)

Born to Be Wild - Saumäßig unterwegs [Wild Hogs(2007)
Brave und biedere Suburbia-Upper-Class-Midlife-Crisis-Komödie mit gut aufgelegten Darstellern und einer schwungvollen Inszenierung, witzig und kurzweilig. Ich fühlte mich, trotz etwaiger Anstoßpunkte, gut unterhalten. (6,5)

Easy Rider (1969)
Wieder eine Lücke geschlossen. Natürlich einerseits das kultige Abbild der Gegenkultur, ein Nachhall des Freiheitsgedankens und der Hippie-Kultur, ein musikalisch ikonisch unterlegte Roadtrip durch die USA, aber zugleich ein zutiefst bitterer Abgesang, ein Eingestehen des Scheiterns im Angesicht schlichtweg feindselig-gewalttätiger konservativer, reaktionärer Kräfte. Steht nahtlos Seite an Seite mit Filme wie "Vanishing Point" und "Two-Lane Blacktop". (7)

Black Panther (2018)
Dann holen wir mal die Marvel-Checkliste raus. Zugegeben: "Black Panther" verfügt über einen nötigen Schuss Exotik, der ihn geringfügig herausstechen lässt, kann optisch einiges für sich verbuchen und funktioniert im Großen und Ganzen dankbarerweise sogar als eigenständiges Werk. Leider erstickt er gleichermaßen unter seinem CGI-Overkill, kann seinem durch und durch blassen Titelhelden keine einnehmenden Charakteristiken abringen, dazu müssen erneut die Nebencharaktere herhalten, ebenso wenig hinterlassen die Antagonisten einen nachhaltigen Eindruck, da abermals der eine der beiden, nachdem man ihn eingeführt und aufgebaut hat, handstreichartig ersetzt wird, um an Stelle dessen ein Familiendrama und einen Putsch zu forcieren, was indessen aufgrund der anberaumten Kurzfristigkeit zu keinem Zeitpunkt Dramatik oder große Emotionen zu erzeugen im Stande ist, nie im Stande sein konnte. Zumal das geheiligte Land Wakanda als Ort, als Raum nie wirklich greifbar wird, in generische Einzelversatzstücke aus dem Rechner zerfällt, die nie den Eindruck eines organischen Ganzen erzeugen. Im effektelastigen Hauruck-Finale, dass irgendwie an das Pendant aus "The Phantom Menace" erinnert (nur schlechter), gibt es somit einmal mehr bunte Farben und Gerangel zu sehen, zufriedenstellend oder gar erfüllend ist jedoch auch dieser Beitrag zum MCU zu keiner Sekunde. (5,5)

Nausicaä aus dem Tal der Winde [風の谷のナウシカ Kaze no tani no Naushika (Nausicaä of the Valley of the Wind)] (1984)
aka "Sternenkrieger - Warriors of the Wind". Miyazaki Hayaos Meilenstein der Anime-Geschichte, der den Grundstein für das unvergleichliche Studio Ghibli legte, erzählt vor dem Hintergrund einer originellen, glaubhaften apokalyptischen Welt die Geschichte seiner Erlöserfigur Nausicaä mit atemberaubender Schönheit, schreckt andererseits nicht vor Actionszenen, die die gezeigte Gewalt dahingegen stets reflektieren und verurteilen, und zutiefst nachdenklichen Passagen zurück, die dem Film eine profunde Ebene verleihen, die ihn weit jenseits von Zeichentrick-Bespaßung stehen lässt, eine höchstmöglich relevante Botschaft ansprechend vermittelt und immense emotionale Wallungen hervorzurufen imstande ist. Schlicht und ergreifend ein frühes Meisterwerk mit sagenhafter Musik von Joe Hisaishi. (9,5)

Train to Busan [부산행 Busanhaeng(2016)
Zombies im Zug sind natürlich bloß eine Variation der Zombies im... jedem anderen räumlich begrenzten Setting, nichtsdestotrotz wundert es mich, dass bisher kaum Filmemacher auf diesen Einfall gekommen sind. Yeon Sang-ho erreicht selbstredend nicht die Meisterschaft des Genrekönigs George R. Romero, dessen ungeachtet liefert er einen effektiven Horror-Thriller inklusive koreanischer Manierismen, der seinen Schauplatz geschickt und spannungsgeladen zu nutzen weiß, darüber hinaus Genre-typische Sozialkritik und Charakterentwicklung nicht vernachlässigt, denn, so knapp bemessen sie ausfallen mögen, letztlich fiebert man mit dem Schicksal Yoo Gongs und seiner Tochter aufrichtig mit. Gelungen. (7)































14 - 6,5 (91,5)

Freitag, März 16, 2018

Kurzreviews März/I/2018

Hiermit präsentiere ich wiederum die 5 Filme und 3 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat März gesehen habe:

Serien-Staffeln
Hercules im Reich der toten Götter [Hercules in the Underworld] (1994) - (7)
Black Mirror (Series 2) (2013) - (5,5-7,5)
Black Mirror: White Christmas (2014) - (8)

Filme
Priest (2011)
Ich würde nie behaupten, "Priest" sei ein guter Film. Er ist ein aus allen möglichen mehr oder weniger richtungsweisenden Sci-Fi- und Endzeit-Werken dreist zusammengeklauter Nichtskönner, der 1a zu Scott Charles Stewarts anderem Rohrkrepierer "Legion" (ebenfalls mit Paul Bettany) passt, die Vorlage konsequent ignoriert und nichts wirklich richtig macht. Trotzdem finde ich ihn aus unerklärlichen Gründen unterhaltsam. Muss wohl langsam verblöden. Bonus für Karl Urban. (Eigentlich: 3, GuiltyPleasure-Wertung: 5)

James Bond 007 - Moonraker - Streng geheim [Moonraker(1979)
Bond in Space! Der für seinen abgefahrenen Ausflug ins Weltall und seine Anleihen beim Sci-Fi-Genre oft gescholtene, zum Höhepunkt Bond'schen Unfugs erklärte Roger Moore-Beitrag hat seit jeher einen festen Platz in meinem Herzen - allein wegen dem nah an der Karikatur befindlichen Michael Lonsdale und seinem Übermensch-/Arche-Plan, eine unfassbar bescheuerte, irrsinnige, schlichtweg unglaubwürdige Unternehmung, muss man den Film doch einfach lieben! R.I.P. Lewis Gilbert(7)

Das Ding aus einer anderen Welt [The Thing(1982)
Einer meiner Lieblings-Science-Fiction-Filme, Lieblings-John-Carpenter-Filme und Lieblingsfilme überhaupt: eine intensive Atmosphäre der Klaustrophobie und Paranoia, beängstigend, beunruhigend, befremdlich, nervenaufreibend spannend, mit handgemachten Effekten, die ihresgleichen suchen. Meisterwerk! (10)

Bride of Re-Animator (1989)
In mancherlei Hinsicht der Funsplatter, den man vielleicht beim ersten Teil erwartet hätte. Jedenfalls fällt Brian Yuznas Sequel nach "Bride of Frankenstein"-Paradigma merklich klamaukiger aus, Jeffrey Combs Herbert West geht endgültig im Mad Scientist-Status auf und der Weg in die unweigerliche Katastrophe lässt das Blut noch suppiger suppen. Unterhaltsam! (B-Movie-Skala: 7)

Justice League (2017)
Ich bin etwas ratlos, was ich zu DCs "Avengers"-Pendant sagen soll. Schwierige Produktionsbedingungen, wie sie bei "Justice League" vorkamen, bleiben selten ohne Folgen für das Endprodukt, hier sind sie frappant (von Henry Cavills retuschierten Schnauz reden wir nicht). Er wirkt wie die einfallslos abgearbeitete Videospielumsetzung eines Films, zwar mit herausstechenden Momenten hie und da, insgesamt jedoch ohne denkwürdige Szenen, eine zündende Idee der Regie oder einen emotionalen Anker, der der CGI-Prügelei einen notwendigen Hauch ernstzunehmender Dramatik verleihen würde. Während die Vorgänger, die ich jeweils erst beim zweiten Anlauf zu schätzen lernte, zumindest rasch die Gefühlsregungen in Wallung bringen konnten (ob zum Guten oder zum Schlechten), ist "Justice League" für mich ein simpler unspektakulärer "Meh"-Vertreter - und reiht sich damit nahtlos in die Reihe der anderen Superheldenverfilmungen. (5)
























5 - 6,8 (34,0)

Montag, Dezember 04, 2017

Kurzreviews November/2017

Das die Liste später kommt, hat ausnahmsweise nichts damit zu tun, dass ich vom Studium her ausgelastet bin oder schlicht von Faulheit geplagt war, sondern rührt daher, dass ich in der ersten Hälfte des Novembers wenig geguckt habe. Zum 15. November hatte ich eine Serienstaffel und ein oder zwei Filme in der Liste stehen und das war's. Weswegen ich mich kurzerhand entschloss (einstmals festgelegten Regeln entsprechend), die Liste für den November in seiner Gesamtheit zusammenzufassen.

Somit präsentiere ich wiederum die 13 Filme und 4 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat November gesehen habe:


Serien-Staffeln
Doctor Who (Season 9) (1972) - (6,5-8)
Star Trek: Discovery (Season 1.1) (2017) - (6,5-7,5)
Boardwalk Empire (Season 4) (2013) - (7-8,5)
Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert [Star Trek: The Next Generation(Season 6) (1992-1993) - (10)

Filme
Star Trek VI - Das unentdeckte Land [Star Trek VI: The Undiscovered Country] (1991)
Der große Abschied von der Leinwand, der Politische. Nachdem sich William Shatner im Duell mit Gott (wahrhaftig zwei Egos, die sich miteinander messen können...) in erster Linie selbst inszenierte, nahm für den Schwanengesang der Ur-Enterprise-Crew erneut Nicholas Meyer das Zepter in die Hand, seines Zeichens somit gemeinsam mit "Wrath of Khan" verantwortlich für die besten TOS-Kinoabenteuer. Er nimmt Kirk wieder an die kurze Leine, räumt den anderen Crew-Mitgliedern größeren Raum ein (George Takei gar auf seinem eigenen Schiff) und setzt ein spannendes politisches Ränkespiel in Szene, das sich rund um die diplomatischen, politischen und nicht zuletzt militärischen Verstrickungen der Föderation und Klingonen dreht, eine nicht immer subtile, allerwenigstens nutzbringende Glasnost-/Perestroika-Allusion, die sich nahtlos ins Star Trek-Universum einfügt, zumal einen mitreißenden Polit-Thriller im Weltraum abgibt. Aufgrund seiner Vielseitigkeit und der sicheren Hand Meyers gerät das Lebewohl zu einem dramatisch-spannenden Höhepunkt der Abteilung Kirk, der es gestattet wird, mit Würde und erhobenen Hauptes abzutreten - das Glück hat nicht jeder. Übrigens: für mich der "Star Trek", der sich beinahe Bild für Bild am nachhaltigsten in mein Gedächtnis eingebrannt hat. (8,5)

Mord im Orientexpress [Murder on the Orient Express] (1974)
Ein Whodunit-Klassiker nach Agatha Christie, mit Sidney Lumet auf dem Regie-Stuhl, einer vorzüglichen Darbietung Albert Finneys als Poirot und einer hochkarätigen Besetzung. Freilich, die Begrenzung auf den Zug als beengtes Setting wirkt sich nachhaltig aus, die Ermittlungen beschränken sich auf kreuzverhörartige Dialoge zwischen dem belgischen Meisterdetektiv und jeweils einem, manchmal zwei Verdächtigen in Wiederholung für die gesamte Belegschaft. Der Spielraum für die namhaften Darsteller, sowie die Inszenierung ist dementsprechend limitiert, in der Regel auf besagte Wortwechsel begrenzt, was jedem Dialogverächter sauer aufstoßen wird. Die Auflösung ist ungeachtet dessen ein Schmankerl, ein pfiffiger Kniff innerhalb seines Genres, selbst wenn sich meine moralischen Zweifel an diesem Ausgang nach wie vor nicht zerstreuen lassen. Bei Sherlock Holmes hätte das Ende jedenfalls anders ausgesehen. (7)

Glimmer Man [The Glimmer Man] (1996)
Steven Seagal gegen einen Serienkiller! Oder doch gegen die Mafia? Oder gegen Verschwörer aus den oberen Reihen? Jedenfalls qua Keenan Ivory Wayans mit Buddyelement, obwohl Seagal vornehmlich selbst Hand an die Widersacher legt. Dabei hatte er zuvor der Gewalt abgeschworen (!), was man aufgrund seines gewaltsamen Umgangstons nicht vermutet hätte. Ergibt irgendwas an diesem Film einen Sinn? Ich mag ihn! (B-Action-Skala: 7)

Das Geheimnis der weißen Nonne [The Trygon Factor] (1966)
Die letzte britische Ko-Produktion in der Folge der Edgar Wallace-Filme, als findiger Scotland Yard-Ermittler gibt sich Stewart Granger die Ehre (anstelle eines "Old Surehand" Teil 2). "Der Bucklige von Soho" im Hinterkopf wirkt "Das Geheimnis der weißen Nonne" glatt ein wenig "back to the roots": das geschichtsträchtiges Herrenhaus samt alteingesessener englischer Familie, bei der der Haussegen sichtlich schief hängt, unheimliche Nonnen und umtriebige Gangster (Eddi Arent darf sich zum Abschied noch einmal die Ehre als Bösewicht geben) - allesamt bekannte und beliebte Wallace-Tropen. Soweit so klassisch. Der ausgefallene Banküberfall, sowie das auffällige Verhältnis der Geschwister besagten Klans (der Bruder gibt sich überdeutlich feminin, die Schwester wäre lieber als Mann geboren) geben dem Ganzen immerhin bemerkenswerte Kanten, die Cyril Frankels kunterbunten Beitrag über das gepflegte Mittelmaß der Reihe erheben. (6,5)

Die Blaue Hand (1967)
Nach einer kleinen Wallace-Pause meldet sich Klaus Kinski zurück, obendrein in einer Doppelrolle - als ob ein Exemplar die Welt nicht bereits überfordern würde. In Kombination mit dem Irrenhaus und der wirren Handlung, die zum Teil aus beidem resultiert, ergibt sich ein konfuser und vertrackter Krimi, den ich auf Grund dieser Besonderheiten vermutlich mögen müsste, es andererseits deswegen und wegen Alfred Vohrers Regie, die ich normalerweise schätze, nicht tue. Vielleicht beim nächsten Mal. (5,5)

Ghost Ship (2002)

'nuff said. (3)

Rotes Kornfeld [红高粱 Hong Gao Liang (Red Sorghum)] (1987)
Das erste Regie-Werk von Zhang Yimou nach einem Werk von Mo Yan befasst sich mit einer Gemeinschaft weit abseits von menschlichen Ballungszentren, eine Arbeitsgemeinschaft in bäuerlich-handwerklichem Szenario beheimatet in einer kargen Region Nordchinas, setzt die Erzählung in einem den Dargestellten angemessen einfachen Stil um, drückt Gefühle und Befindlichkeit über einen komplexen Kontext der Landschaft, der Umgebung aus, mal ernst, mal amüsierend, gegen Ende blutig dramatisch, weniger auf einen politischen, denn auf einen emotionalen Effekt abzielend (7,5)

Briefe aus dem Jenseits [The Lost Moment] (1947)
Literarische Gothic Romance vor den berückenden Studiokulissen eines stimmungsvoll aufgebauten Venedigs und eines vom Endpunkt eines langen Verfallsprozesses zeugenden venezianischen Palazzos, in dessen Hallen Mysteriöses geschieht, das es zu enthüllen gilt. Zumal die ausdrucksvollen Bauten in schönen Kameraaufnahmen eingefangen sind und einem tragischen Schicksal Gewicht verleihen. Einzig das Ende wirkt gemessen an dem gesehenen beinahe zu positiv. (7)

Der Mönch mit der Peitsche (1967)
Ein Remake im Zyklus der Rialto-Edgar-Wallace-Produktionen. Warum ausgerechnet "Der unheimliche Mönch" einer Neuverfilmung bedurfte, weiß wahrscheinlich allein Horst Wendlandt, und diese Notwendigkeit wird nach Sichtung nicht gerade schlüssiger, da man bis auf das offenbar auf direktem Wege von einem James Bond-Villain übernommene mit Aquarien und Alligatoren (!) ausgestattete Versteck des Bösewichts dem Plot wenig hinzuzufügen wusste - abgesehen vom unaufhörlich kaugummikauenden Joachim Fuchsberger. (5,5)

There's Always Vanilla (1971)
George A. Romeros zweite Regiearbeit, seinen eigenen Worten nach sein schlechtester (a total mess), ist realiter zweifellos nicht ohne Makel, von einem miserablen Film hingegen meilenweit entfernt, als tragische Romantic Comedy im Œuvre des Königs des Zombiehorrors höchstens ungewöhnlich. Die Beziehung, von der er erzählt, befindet sich im Spannungsverhältnis eines 60er-/70er-Jahre geprägten Freiheitsgedankens, der Lust am Leben und der Liebe, die teils einem Reifeprozess obstruiert, und der von Romero bekannten (überdeutlich in "Dawn of the Dead" ausformulierten) Gesellschafts- und Konsumkritik, was im Zusammenspiel mit der recht spröden, schmucklosen Inszenierung überraschend gut Hand in Hand geht. Die größten Schwächen weist die Dramaturgie auf, was die Aussage des Regisseurs die Defizite des Drehbuchs betreffend zu untermauern scheint. (6,5)

Critters 3 - Die Kuschelkiller kommen [Critters 3] (1991)
Ich finde die "Critters"-Filme im Grunde ihres Herzens einnehmend sympathisch, sie verfügen über ihren eigenen kruden B-Movie-Charme, in der Regel liebenswürdige Charaktere, ganz zu schweigen von den Critters selbst, die als bösartigere Ausgabe der Gremlins mannigfach Freude bereiten. In Teil 3 verlassen sie das ländliche Ambiente und ziehen um in ein urbanes Setting, ein runtergekommenes Mietshaus reich an herzlichen Figuren (u.a. Leonardo DiCaprios Spielfilmdebüt), die man ungern sterben sehen möchte, abgesehen von den unredlichen Exemplaren. Wegen der relativen Gediegenheit des Geschehens (gemächliche Spannung, null Grusel, ein überschaubarer Bodycount, sowie ein gebremstes Critters-Chaos) natürlich kein Höhenflug, aber eben liebenswert. (B-Movie-Skala: 6)

Ghettogangz - Die Hölle vor Paris [Banlieue 13] (2004)
Was ein selten dämlicher deutscher Titel. Luc Besson und Pierre Morel finden in der Kunst des Parcours nicht bloß eine reichhaltige Quelle für temporeiche und adrenalingeladene Actionszenen, obgleich jene ohne jede Frage spektakulär anzuschauende und zu erlebende Höhepunkte bieten, sondern mehr noch eine opportune Entsprechungsform für das Empfinden der sozialen Enklave des Banlieues und ihres Quasi-Heilands Leïto, eine Symbiose aus Action und sozio-politischem Kommentar, die "Banlieue 13" zu einem der aufsehenerregendsten französischen Actionfilmen seiner Zeit erhebt. (7)

Der Hund von Blackwood Castle (1968)
Nachdem sich die vorhergehenden Edgar Wallace-Verfilmungen stärker den kriminellen als den schaurigen Aspekten gewidmet haben, erlaubt sich Alfred Vohrer hier wieder mehr schauerliches in die Handlung einfließen zu lassen. In Maßen natürlich, schließlich ist der Sherlock Holmes entliehene eponyme Hund mit seinen angeklebten Pappbeisserchen nur bedingt zum Gruseln befähigt. Die Geschichte rund um die vor Jahren ergaunerte Beute, die sich einzusammeln die damaligen Räuber anschicken, gefällt wie das Setting, die Abnutzungserscheinungen innerhalb der Reihe verhindern jedoch größeres. (6)






















13 - 6,4 (83,0)

Montag, Oktober 16, 2017

Kurzreviews Oktober/I/2017

Hiermit präsentiere ich wiederum die 10 Filme und 7 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat Oktober gesehen habe:


Serien-Staffeln
Doctor Who (Season 6) (1968-1969) - (6-8,5+) 
Doctor Who: The Return of Doctor Mysterio (2016) - (6,5+)
Stranger Things (Season 1) (2016) - (6-7)
Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert [Star Trek: The Next Generation] (Season 5) (1991-1992) - (10)
Doctor Who (Series 10) (2017) - (7-8,5+)
Archer: Dreamland (Season 8) (2017) - (7-7,5+)
Doctor Who (Season 7) (1970) - (6,5-7,5+) 

Filme
Tad Stones - Der verlorene Jäger des Schatzes! [Las aventuras de Tadeo Jones (Tad, the Lost Explorer)] (2012)
Sind die Kinder zu jung für "Indiana Jones", bietet "Tadeo Jones" ein nettes Einstiegsprogramm, das alle denkbaren Klischees samt und sonders überraschungsarm durchkaut, sowie einen liebenswürdigen Helden (ein bemerkenswert unbemerkenswerter Everyguy, der sich durch seine Leidenschaft und Abenteuerlust auszeichnet) samt knuffiger Entourage. (6)

Es [It] (2017)
Andy Muschietti ist eine bemerkenswerte Stephen King-Adaption gelungen, zu der freilich die Darsteller einen unschätzbaren Löwenanteil beisteuern, sie regelrecht tragen. Oftmals ist es schlicht ein Genuss, ihnen zuzusehen, den Losers Club in Aktion zu erleben. Fast alle Jungschauspieler machen einen ausgezeichneten Job (einzig Chosen Jacobs konnte mich nicht immer überzeugen), wobei die Krone unweigerlich an Sophia Lillis geht. Überhaupt gefällt die Herangehensweise, sich im ersten Teil zur Gänze auf die Erlebnisse der Protagonisten im Jugendalter zu konzentrieren, was dem Freundeskreis viel nötigen Raum zur Entfaltung gibt, sie nicht zu Nebendarstellern in Rückblenden degradiert, obendrein den Coming of Age-Aspekt willkommen betont (den zu ignorieren bzw. dessen Betonung zu kritisieren höchstens von fundamentalem Missverstehen der Vorlage zeugt). Die Horrormomente fügen sich nicht immer nahtlos in diese Geschichte ein, sind in der Regel allerwenigstens effektiv und dahingehend verständig inszeniert, eine bedrohliche Stimmung zu evozieren, auch dank Bill Skarsgård, der eine vortreffliche Darbietung als Pennywise liefert. Kurzum: eine lobenswerte Neuverfilmung, deren Erfolg Hoffnung macht. (8)
Red State - Fürchte Dich vor Gott! [Red State] (2011)
Oh je, Kevin Smith war kräftig wütend, teilt demgemäß kräftig aus, gibt sich unverhohlen zynisch und verdrossen, hetzt mitleidlos Sektenmitglieder und Polizeikräfte aufeinander und nimmt dabei keine Gefangenen. Das resultiert in einem dermaßen ungezügelten Rundumschlag, dass kein homogenes Ganzes entstehen will, Smith in einer Vielzahl von einzelnen Versatzstücken versinkt, die alles wollen, letztlich wenig erreichen. (5)

Tusk (2014)
Kevin Smith goes "Human Centipede" mit Walrössern. Wie "Red State" in Bausch und Bogen gegen einen allgemein verträglichen Konsens gebürstet, eine groteske Ausgeburt eines Scherzfilms, der sich seines Tons nie sicher sein kann, darüber eine ureigene, absonderliche Wirkung erzielt, die zwischen bizarrem Amusement und blanken Degout schwankt. Da er über kein eigentliches Ziel verfügt, in erster Linie Verwirrung stiftet, ist das Ergebnis ähnlich unentschlossen und verstreut wie "Red State". (5,5)

Der Blade Runner [Blade Runner] (1982)
(Final Cut).

Explorers - Ein phantastisches Abenteuer [Explorers] (1985)
Wie "Monster Squad" die fabelhafte Wirklichkeitswerdung eines Jungentraums. Man stelle sich bloß vor: als Science Fiction-Fan eröffnet sich einem die Möglichkeit, ein eigenes Raumschiff zu basteln und damit tatsächlich auf Tuchfühlung mit Außerirdischen zu gehen! Wer wäre da als Heranwachsender nicht begeistert? Zumindest in den 80ern. Und im Gegensatz zur unterwältigenden Serie "Stranger Things" (s.o.) weiß Joe Dante diese Magie, das zauberhaft abenteuerliche, die jugendliche Begeisterung in kindlich sehnende Bilder einzufangen. Wenn auch größtenteils problembefreit: wunderschön zum Wohlfühlen. (7)

Casanova (2005)
Der triggert mich bekannterweise in vielfacher Weise positiv: eine romantische Kostüm-Komödie vor barocker Kulisse plus ein wenig Sturm und Drang, ein aufreizender Bilderbogen, ein frivoles Lust- und Verwirrspiel, köstlich gespielt und hingebungsvoll romantisch. Ein hinreißender Genuss - naja, für mich wenigstens. (7,5)

Vidocq (2001)
Für den habe ich seit jeher eine absonderliche Schwäche. Ich denke, das liegt an der düsteren Atmosphäre, die Pitof heraufbeschwört, eine auf eigentümlich kapriziöse Art und Weise bildgewaltige Darstellung Paris als dreckiger, liederlicher Moloch, wo hinter der Fassade gesellschaftlichen Umbruchs grauenhaftes geschieht, eine zutiefst narzisstische Upperclass unaussprechliches verrichtet, während die Bevölkerung im Chaos versinkt. Den digitalen Look müsste ich eigentlich hassen, in Wahrheit gibt er der Geschichte jedoch eine angemessenen schäbige Erscheinungsform, die der Hässlichkeit des Erzählten Tribut zollt: verzerrte Blickwinkel, groteske Nahaufnahmen, ein nichts beschönigender Voyeurismus machen "Vidocq" zu einem gleichermaßen unangenehmen, wie faszinierenden Fantasykrimi. (6,5)

Die Besucher [Les visiteurs (The Visitors)] (1993)
WTF ist hier bei der Synchronisation bloß schief gelaufen? Selbst Rainer Brandt würde sich bei dieser hanebüchenen Ansammlung idiotischer Albernheiten, die allen Beteiligten in der deutschen Fassung ohne Rücksicht auf Sinn und Verstand oder Sinn für Humor in den Mund gelegt werden (von 10 Gags pro Sekunde zünden vielleicht zwei), ratlos abwenden. Womit ich der an sich bereits albernen Zeitreisekomödie nicht zugestehen möchte, im Original merklich witziger oder intelligenter (wie es der deutsche Wikipedia-Artikel redlich darzustellen sucht) auszufallen, nichtsdestotrotz setzt die aufgekratzte Blödelsynchro dem Unfug die Narrenkappe auf, kann unter keinen Umständen in normalem geistigen Zustand über Spielfilmlänge durchgehalten werden (und ich liebe Rainer Brandt-Synchros), sofern man sie überhaupt 5 Minuten durchzustehen vermag. Ich bin ein wenig rat- und sprachlos, wie ich eine offizielle Kinosynchro zu finden habe, die wie eine lustig gemeinte Fan-Synchro aus dem Internet anmutet. Andererseits ist ein Mindestmaß an Faible für Schnoddersynchros bei mir vorhanden - so oder so bewegen wir uns hiermit ganz scharf an der Grenze des Erträglichen. Nur auf welcher Seite? (3)

Blade Runner 2049 (2017)
In einer Kinolandschaft, wo einfallslose Nachstellungen 80er-Jahre-Klassiker oder müde Neuerzählungen derselben Geschichte dominieren, fällt Denis Villeneuves Sequel merklich aus dem Rahmen, allein deswegen, weil er verbaliter eine Fortsetzung gedreht hat: der Versuch, das Original weiterzuentwickeln, weiterzuerzählen, anstelle einer Zweitausfertigung, deren einziges Anliegen darin liegt, den Vorgänger an Spektakularität zu übertreffen. Villeneuves Erzählmodus ist äußert ruhig, langsam, er schickt seinen Protagonisten in Verkleidung einer Detektivgeschichte auf Identitätssuche, nach der Natur seiner selbst und seiner Artverwandten in einer entfremdenden Welt. Was wenig Raum für herkömmlichen Science Fiction-Pomp oder Action lässt, dafür in wundervollen Bildern eine schmerzhafte Suche nach sich selbst, nach dem Ursprung, nach der Zukunft ausbreitet. Ich weiß noch nicht, wie sich "Blade Runner 2049" bei weiteren Sichtungen entwickelt, der Ersteindruck ist ohne jede Frage zutiefst eindrücklich, überwältigend, berauschend, die Bilder nehmen einen gefangen (obgleich ich Jordan Cronenweth gegenüber Roger Deakins knapp den Vorzug geben würde), die Geschichte wirkt trotz der langen Laufzeit und des Erzähltempos anregend, aber nie ermüdend oder überheblich. Letztlich empfiehlt sich Villeneuve auch mit diesem Film als einer der interessantesten Regisseure, die zurzeit Kino machen. (9)

Star Trek - Der Film [Star Trek: The Motion Picture] (1979)
Als Trekkie fällt eine objektive Bewertung des oft gescholtenen ersten Kinoabenteuers der Enterprisecrew naturgemäß schwer. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich Gefallen an Robert Wise Ansatz einer 2001-esken Odyssee finde, den Zuschauer via Blickwinkel der Kamera eine unvergleichliche Weltraumerfahrung machen zu lassen. Der visuelle Aspekt, das über den fremdartigen Anblick des Inneren der Wolke gleitende Auge sind dementsprechend das stärkste, was der Film zu bieten weiß, erzählerisch steht er dahinter leider zurück. (7)
















10 - 7,5 (74,5)