Mittwoch, Dezember 07, 2016

Kurzreviews November/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum die 11 Filme und 3 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat November gesehen habe:


Serien-Staffeln
Unsichtbare Besucher (2015) - (5,5-6,5+)
Seinfeld (Season 7) (1995-1996) - (6,5-7,5)
Seinfeld (Season 8) (1996-1997) - (6,5-7)

Filme
Ferien in der Hölle (1971)
Ein selten beachtetes Juwel von "First Blood"-Regisseur Ted Kotcheff, ein vergällender Blick auf das Leben im australischen Outback, denn je tiefer Gary Bond in diese abgelegenen Gegenden vordringt, gestrandet, vom wohl geordneten, kategorisiertem städtischen Leben getrennt, weit weg von allem, was wir unter Zivilisation verstehen, desto stärker steigen ihm die Hitze, das triste Naturell der Umgebung und das Gefühl, vom Rest der Welt abgesondert zu sein, zu Kopf, treiben ihn in einen tatsächlich höllenhaft anmutenden Wahn, einen fiebrigen Albtraum, der ihm allmählich, wie den Bewohnern dieses unwirtlichen Landstriches, Vernunft und Menschlichkeit auszutreiben scheint. Ein schwer zu schluckender Brocken. (8,5)

Hellboy (2004)
Eine meiner Lieblingscomicverfilmungen, schließlich steckt Fantasyfilm-Genius Guillermo del Toro dahinter, der der Geschichte seinen eigenen Stempel aufdrückt, unter Beibehaltung des grundsätzlich düsteren, apokalyptische n Tons des Comics eine hinreißende Außenseitergeschichte konstruiert, getragen von dem großartigen Ron Perlman, die bestmögliche Castingentscheidung. Selbst optisch ein Genuss, mit rasanten Actionszenen, Atmosphäre, Hingabe und fühlbar viel Herz. Love it! Steigert sich noch im zweiten Teil. (8,5)

Formicula (1954)
Der Klassiker unter den Monsterameisen-Filmen, über weite Strecken ein wirksamer Thriller, besonders im ersten Abschnitt in der Wüste New Mexicos, wo die Präsenz der Ameisen zunächst bloß indirekt, hauptsächlich durch die Spuren der Verwüstung, die ihre Angriffe zurücklassen, oder durch das charakteristische, Unheil erahnen lassende Zirpen, spürbar wird. Die Bedrohung lauert gehörige Zeit ungesehen in der kargen, weitläufigen Landschaft, bevor man das erste Mal die großartigen Animatronics leibhaftig zu sehen bekommt und da haben sie bereits einen gehörigen Build Up hinter sich, dem sie zum Glück standhalten. Dieser Teil bleibt der stärkste des Films, bei der folgenden Jagd auf die entkommenen Königinnen stellen sich Längen ein, was damit zusammenhängt, dass es keinen dezidierten Helden gibt, der durch diese Zeit führt, der verwaltungstechnische Teil viel Raum einnimmt und der Darstellung des Militärs vor der der Ameisen Vorzug gegeben wird, was die Leseart des Films als Parabel auf den Kampf gegen den Kommunismus und der Ängste vor der Atombombe unterstützt. Zum Finale in der Kanalisation wird's wieder aufregender, dort gibt es gehörig Action im Kampf gegen die Ameisen. Letztlich hätte man dennoch gern mehr von ihnen, weniger von den Soldaten gesehen, aber das rüttelt kaum merklich am Klassikerstatus des Films, der in vielerlei Hinsicht als reichhaltige Inspiration späterer Monsterinsektenfilme wie "Tarantula" dient. Kurzum: toll getrickst, tolles erstes Drittel, etwas zäh bis zum Finale und mit vergessenswerter Kommunismusparabel. (8)
Okami 2 - Am Totenfluss (1972)
aka "Der Unbesiegbare Samurai". Wirkt actionorientierter als der Einstieg, mit der Exposition aus dem Weg und angesichts der toll arrangierten, blutigen Kämpfe warum auch nicht. Die verschiedenen kombinierten Kurzgeschichten der Vorlage wurden folglich in einer zweigliedrigen, recht einfachen, verwirrende Zeitsprünge oder allzu komplexe Intrigen vermeidenden Geschichte adaptiert: einerseits müssen sich Wakayama Tomisaburô und Tomikawa Akihiro einer Zweckallianz bestehend aus Kurokuwa-Spionen und einer weiblichen Yagyu-Killerbrigade angeführt von Kayo Matsuo (als Yagyu Sayaka, im Manga anders als hier niemand geringeres als die Tochter Yagyu Restusdos) erwehren, andererseits einen weiteren Mordauftrag erfüllen, dazu die drei Bentenrai-Brüder überwinden. Beide Stränge bieten spannende Aspekte, zum einen Kayos Beziehung zu den Okamis, zum anderen die illustren Kampfstile der Brüder, die mitunter am meisten Spaß machen. Ferner bekommen wir tiefere Einblicke in die Beziehung von Vater und Sohn. Kenji Misumis Bildkompositionen sind hier hinzukommend besonders prägnant. (8,5)

Okami 3 - Der Wind des Todes(1954)
aka "Japango" (warum auch immer). An dem wurde mir bewusst, wie sich Geschmack über die Zeit verändern kann. Früher einer meiner Lieblingsteile der Reihe hat er zwar mit den Watarikachi und der Einführung von Gô Katôs Kanbei, sowie den Bohachimon-Teil um Hama Yûko einen beeindruckenden, sogar relativ dialogstarken Auftakt, der ohne exzessive Schwertkämpfe auskommt, sobald Okami jedoch seinen Mordauftrag erhält, verliert die Geschichte einen Teil seines anfänglichen Verves, da urplötzlich ein neuer Widersacher samt Sidekicks eingeführt wird, die allesamt kaum Profil entwickeln können. Zumal Okamis Plan einen Schuss konfus geraten ist, die sporadischen Angriffe der Yagyu-Häscher ablenkend wirken. Immerhin mündet alles in einer schicken Massenschlacht. (7,5)

Kommissar Beck: Tödliche Sackgasse (2016)
Nicht die cleverste Idee mitten in der Reihe reinzuschauen, über die Charaktere und ihre vielfältigen privaten Sorgen die Übersicht zu behalten, musste entsprechend schwer fallen. Da es sich um einen Krimi skandinavischer Prägung handelt, fällt die Stimmung obendrein beträchtlich trostlos aus, verstärkt durch die ausgeblichenen Farben und die unablässig im Halbdunkel gehaltenen Charaktere. Der verzwickte Kriminalfall trägt genauso kaum zur Sonnenscheinstimmung bei, ist spannend, wenn man Schritt hält. (6,5)

The Musketeer (2001)
Ein weiterer, schlichtweg gescheiterter Versuch, Alexandre Dumas klassische Geschichte zu modernisieren. D'Artagnan, der die meiste Zeit im Fokus steht, sehr zu Ungunsten der anderen charakterlos bleibenden Musketiere, die kaum noch als Nebencharaktere zu identifizieren sind, leidet unter seinem charismabefreiten Darsteller Justin Chambers, seine und seiner Kameraden Mission Frankreich zu retten ist konfus geschrieben und unspektakulär ausgeführt, was sich item für die von Xin Xin Xiong mit Wuxia-Touch choreografierten Actionszenen sagen lässt, in der Werbung großartig aufgeblasen, in der Realität schlecht beleuchtet, unmöglich nachvollziehbar, sowieso zu dürftig an der Zahl und zu kurz (PG-13 sei Dank?), das finale Duell wurde gleich aus "Once Upon a Time in China" entlehnt. Schade um Tim Roth und die an sich ordentlichen Kulissen und Kostüme. Tauglichere moderne Versionen: die Disney-Verfilmung oder Paul W.S. Andersons Action-Spektakel. (4)

Augen ohne Gesicht (1960)
aka "Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff" (warum auch immer). Hat ja einen gewissen Klassiker bis Geheimtipp-Status und ich verstehe durchaus warum. Mir hat er indes seit jeher wenig gegeben, obwohl ich seine grundsätzlich vorhandenen poetischen Elemente und interessanten Ansätze ausgesprochen reizvoll finde. Gleichwohl bin ich unverändert der Meinung, dass keiner diese Ansätze zufriedenstellend umgesetzt wurde, Georges Franju reißt unzählige faszinierende Themen an, verpasst jedoch, sie brauchbar auszufüllen. Das Vater-Tochter-Verhältnis bleibt oberflächlich, ähnlich die Beziehung Pierre Brasseurs zu Alida Valli, zeitweise die einnehmendste Figur, zumal Brasseur selbst in jeder Hinsicht unterwältigend schauspielert. Zwischendurch wechselt der Film tonal von Krimi zu Thriller zu Drama, doch ohne diese Teile im Einzelnen entschlossen zu Ende zu bringen. Dann wiederum gibt es einen Abschnitt in der Geschichte, der komplett auf der Stelle tritt, weder den Teilaspekten, noch oberflächlicher Spannung Rechnung zollt. Was bleibt sind einige gut ins Werk gesetzte Passagen und Bilder, Alida Valli, sowie selbstredend die berüchtigte mit kühler, beinahe klinischer Präzision dargebrachte OP-Szene. Ansonsten finde ich den insgesamt verschenkt. (6)
Night Train to Munich (1940)
Carol Reed inszeniert ein packendes Spionage-Geplänkel mit stetig steigender Spannungskurve bis zum Höhepunkt im eponymen Nachtzug und in der Seilbahn, dabei geben Rex Harrison und Paul Heinreid als Spiegelbildwidersacher und gegeneinander Taktierende Agenten eine vorzügliche Darbietung. Hinzukommt ein spürbarer Funke des Kampfgeistes der Briten zu diesem Zeitpunkt des Krieges. (7)

Ausgestoßen (1947)
Robert Kraskers Kameraarbeit, das Spiel von Licht und Schatten, die expressive Kraft, gehört mit zum beeindruckensten, schönsten, was Schwarzweißfotografie im Bereich des Kinos hervorgebracht hat, inklusive Carol Reeds eigenem "The Third Man". Inhaltlich unterläuft der Film einigen Wandlungen, beginnend als Heistfilm, als Flucht und Menschenjagd fortgeführt, rückt mehr und mehr James Masons Martyrium in den Mittelpunkt, seine Leiden, körperlicher, wie moralisch-ethischer Natur gleichermaßen, und das Leiden seiner Mitmenschen, bis zu einem geradezu surrealistischem Nahtodzustand. Besonders im späteren Verlauf verlagert sich die Erzählperspektive allerdings weg von Mason, hin zu der der Menschen, die ihm begegnen. Das öffnet einer Vielfalt von Menschentypen Tür und Tor, die eine höchst lebendige Landschaft aus Persönlichkeiten, einen gehaltvollen gesellschaftlichen Querschnitt konstituieren, durch dieses Aufeinandertreffen zudem oftmals selbst in eine Zwickmühle geraten, alles vor der ausdruckstarken Kulisse einer vom Krieg gezeichneten Stadt. Politische und religiöse Untertöne akzentuieren den Leidensweg Masons, dominieren ihn dahingegen nie, der Mensch als Objekt mannigfaltiger Einwirkungen und Träger schwerwiegender Entscheidungen steht klar im Mittelpunkt. Ein atemberaubendes Erlebnis von einem Film Noir. (8,5)
 
Hunde, wollt ihr ewig leben? (1959)
Ein früher Versuch der deutschen Nachkriegs-Filmlandschaft die Vergangenheit aufzuarbeiten, gleichzeitig einer der ersten deutschen Kriegsfilme dieser Zeit, der sich an die Darstellung kämpferischer Auseinandersetzungen wagte. Demgegenüber spielt die Bebilderung von Kriegsaction eine untergeordnete Rolle, vornehmlich wird das Schicksal der deutschen Soldaten in Stalingrad behandelt, die hier als ebensolche Opfer des Krieges und fehlerhafter Entscheidungen fehlgeleiteter Offiziere präsentiert werden, einfache Menschen in Uniformen. Frank Wisbar ist dementsprechend erpicht darauf, den Krieg als Gräuel darzustellen, dem Menschen gnaden- und sinnlos zum Opfer fallen. Gleichzeitig wird Politik weitestgehend ausgeklammert, was allem einen paradoxen Unterton verleiht. (6,5)











































11 - 7,2 (79,5)

Montag, November 28, 2016

What is Trek Love

Two of the most awesome things in the universe finally combined.

Freitag, November 25, 2016

Zitate 21

"Der Beifall, der schlechten Büchern gezollt wird, ist den Fortschritten des menschlichen Geistes ebenso hinderlich wie das Toben gegen die guten."
Voltaire

Mittwoch, November 23, 2016

Nachschlag No. 33: Die Antwoord auf die Joker/Harley Quinn-Frage

Anlässlich meiner Sichtung von "Suicide Squad" möchte ich feststellen, dass es in der Medienwelt ein Duo gibt, dass einer modernen Version des Jokers und Harley Quinn, in DCs katastrophalen Kino-Umsetzung eine nichtssagende, einfallslose, durchschaubar kalkulierte "rebellisches Girlie und ihr Schatzi"-Version, wesentlich näher kommt: Ninja und ¥O-LANDI VI$$ER von "Die Antwoord". Sicher, das Bestreben eine angemessen hassenwert-liebenswerte Bösewichttruppe zu versammeln, konnte an den eigenen Blogbuster-Ansprüchen nur scheitern, denn ihnen fehlt voll und ganz die anarchische Energie, um dem gerecht zu werden. "Die Antwoord" ist ihnen dabei Welten voraus.

(P.S.: Sogar Cara Delevingne haben sie besser einzusetzen gewusst als David Ayer & Co.)

Montag, November 21, 2016

Russland wird fetter, die USA drumper.

Wegen eines Trips nach Wien musste ich die Reviewliste auf Anfang Dezember verschieben, ich hatte einfach kaum Zeit für Filme, geschweige denn Einträge dazu zu verfassen. Als Ersatzleistung krame ich statt dessen diese an Internet-Zeit gemessen uralte Meldung hervor: Steven Seagal wird Russe und zwar auf Anordnung und mit Segen der obersten politischen Landesinstanz, Zar Wladimir Wladimirowitsch Putin I. - womit sich noch einmal mehrere hundert Kilo purstes Schauspielgewicht zusätzlich der Russischen Föderation anschließen. Dabei muss sich selbstverständlich und unausweichlich die Frage stellen, ob Putin diesen Clip kennt.

Auf Russisch fluchen und verkloppen kann Speckie-Seagal demnach schon mal (sogar mit Messern), unter Umständen diente es ihm gar als Bewerbungsvideo, wer weiß? Ich fänd's amüsant, schließlich erinnert mich Mikhail (Igor Jijikine, manchen gegebenenfalls bekannt als Oberst Dovchenko aus "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull") in diesem Clip bisweilen an Putin höchstselbst. Ulkig.

Und weil es an dieser Stelle gerade gut passt: zu Donald Trump habe ich kein einziges Wort verloren (oder zählt das?)), wie könnte ich, die politische Niete schlechthin, dies auch tun? Jedoch finde ich, die aktuelle "South Park"-Episode "Members Only" hat es zielsicher wie immer auf den Punkt gebracht.

Nur eins möchte ich loswerden: an die Damen und Herren der europäischen Politik und all ihre treuen Anhänger, tut bitte nicht so schockiert! Mit besorgter Überraschung oder Panik auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA zu reagieren wirkt halbseitig Blind und weltfremd. Wir leben in einem Staatenverbund, dessen politisches Klima sich erschreckenderweise einer Realität nähert, in der rechtspopulistische Grütze wie die AFD die Oberhand zu gewinnen und in die Regierung einzuziehen droht, von den ganzen Front Nationals, Viktor Orbáns, PiS und wie sie alle heißen ganz zu schweigen. Es wäre vielleicht an der Zeit, sich die Frage zu stellen: läuft nicht doch irgendwas in der Art der etablierten Eliten zu regieren gewaltig schief, dass die Leute reihenweise in die Arme jener Wahnsinnigen getrieben werden? Sollte man, nur vielleicht, nicht endlich dahin zurückkehren, dass die Politik das Volk vertritt, anstatt es mit Füßen zu treten? Auf lange Sicht, selbst auf kurze Sicht kann es nicht gut gehen, die Probleme der Bevölkerung stiefmütterlich zu behandeln und nach dem Prinzip des eigenen Vorteils zu handeln. Freilich gehört dazu ebenfalls der Bürger, der endlich erwachen muss, statt sich in einer Welt von falschen Versprechungen oder glitzernden materialistischen Ablenkungen wiegen zu lassen. Leider, leider, es ist wahr: wir stagnieren. Und jetzt wisst hier, warum ich Politik versuche fernzubleiben.

Sonntag, November 06, 2016

Kurzreviews Oktober/II/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum mit Verspätung (ein wichtiges Projekt hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, außerdem musste ich lange grübeln, ehe ich halbwegs passende Worte für "Wilder Sommer" gefunden habe) die 17 Filme und 1 Serienstaffel (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Oktober seit der letzten Liste gesehen habe - mit einer kleinen Änderung: wenn ich demnächst Filme zum wiederholten Male sehe und ich der Meinung bin, einem bereits verfassten Kommentar nichts mehr hinzufügen zu können, verlinke ich auf die Review-Liste, die diesen Kommentar enthält. Passiert hier das erste Mal mit "Coraline", der zudem eine neue Wertung erhält:


Serien-Staffeln
Seinfeld (Season 6) (1994-1995) - (6,5-7,5)

Filme
I Hired a Contract Killer (1990)
Mein erster Aki Kaurismäki. Emotional verwahrloste Personen in den heruntergekommensten Gegenden von London, eine Symbiose aus Moloch und Mensch, ein urbaner Spiegel des verkümmerten Innenlebens der Protagonisten, eisig, desolat, nichts beschönigend. Nach einer Weile stellte sich bei mir allerdings der Eindruck ein, die immerfort gleiche Variation desselben Nichtgesellschaftsfähigen vorgesetzt zu bekommen, ohne, dass sich eine nennenswerte Entwicklung abzeichnen würde, weswegen mein Interesse mehr und mehr versandete. Das ergreifendste Schicksal für mich war nichtsdestotrotz Kenneth Colleys Killer. (6,5)

Wilder Sommer (1959)
Ein Film über die Befindlichkeit der Italiener zu dieser Zeit hat es bei mir sachgemäß schwer oder andersrum: ich habe Schwierigkeiten mit ihm, da ich keine Verbindung emotionaler Natur, noch was Fachwissen angeht dazu habe. Hier kommt Valerio Zurlini ins Spiel, der mit seinem Werk trotz meiner oben genannten Unzulänglichkeiten großartiges leistet, da er exakt diese Befindlichkeit spürbar macht. Das gelingt ihm auf Grund der brillanten Darstellung der Protagonisten, deren Gefühlswelt er im Fokus behält, während er politische Motivationen und Einflüsse im Hintergrund wirken lässt. Daraus ergibt sich ein sehr menschennahes Bild der Beteiligten, ein intensives Wechselbad der Gefühle, das speziell in der wunderschönen, zurückgenommenen Liebesgeschichte ein komplexes Dilemma offenbart. Toll: Eleonora Rossi Drago. (8,5)

Der Wolfsmensch (1941)
Weiß ich nicht viel drüber zu sagen: einer der ersten Filme mit Werwolfthematik, archetypisch, ikonisch aufgrund Jack Pierces Maske, kompetent inszeniert, extrem stimmungsvoll durch sein in tiefsten Nebel getauchtes Bühnenbild. Schöner, schöner Gruselfilm. (7)
Black Book (2006)
Damals im Kino eine herbe Enttäuschung, sonderlich gebessert hat sich mein Eindruck nicht. Obgleich Paul Verhoeven abermals seinen Blick auf den kärglich behandelten holländischen Widerstand richtet, dabei dessen Mitglieder nicht als reine Helden und idealisierte Freiheitskämpfer, sondern ebensolche Opfer des Krieges, als denen ihnen oftmals die Menschlichkeit ausgetrieben wurde, dessen Umstände ihre "dunkle Seiten" aus dem Schatten treten ließen, darstellt, "Gut" und "Böse" auf beiden Seiten verortet, schlägt sich dieses Gefühl der Paranoia, der Bedrohung von allen Seiten im fertigen Film nur selten nieder. Viele Charaktere sind zu flach, der Film thematisch zu weitläufig, erst gegen Ende hat er denkwürdige Momente zu bieten, die erahnen lassen, was Verhoeven zuvor erreichen wollte. Da ziehe ich "Der Soldat von Oranien" klipp und klar vor. (6)

Coraline (2009)
Neue Wertung: (9)

Pets (2016)
Genau das, was zu erwarten war: Bunt, laut, schnell, voller (gewollt) "verrückter" Charaktere, alles im kindgerechten Maße serviert. Problematisch sind einerseits die Hyperaktivität, die im Animationsfilm inzwischen leider Usus ist, andernorts hingegen schon schlimmer zu erleben war, andererseits die arg einfallslose Geschichte. Nichts Erinnerungswürdiges. (6)

Lights Out (2016)
Ein Kurzfilm auf Spielfilmlänge ausgeweitet und leider, leider: man merkt's. Alles, was inhaltlich über die auf der 3-Minütigen Vorlage basierende Szene hinausgeht, ist ausgesprochen formelhaft geraten, erinnert stellenweise an eine simplere, zugänglichere Version von "The Babadook". Dabei war ich dem Film insgesamt nicht abgeneigt, Regie und Darsteller waren durchaus ordentlich, bedeutend mehr als eine zugegeben unheimliche, auf das Urängste provozierende Dunkel angewiesene Kreatur hat er jedoch einfach nicht zu bieten. Übel: der Trailer. Hat man den gesehen, braucht's den Film nicht. (5)

Escape - Vermächtnis der Wikinger (2012)
Fokussierter Abenteuerfilm vor ursprünglicher Kulisse, auf die Flucht durch die raue Natur und Rache der Hauptfigur konzentriert, sich wenig Ablenkungen erlaubend, gerade deswegen über die kompakte Laufzeit fesselnd. (7)

Phantom der Oper (1943)
Der üppig ausgestattete Langweiler unter den Universal Monsterfilmen, prächtige Kulissen und Kostüme übertünchen mehr schlecht als recht eine unausgegorene Adaption, künstlich in die Länge gezogen durch ausufernde Musiknummern, zur Gänze ungruselig, unspannend, undramatisch. (4,5)
Der Spion, der aus der Kälte kam (1965)
Das Gegenkonzept zum schillernden Agentenleben eines James Bond, eine unbarmherzige, Menschen zermürbende, Seelen verrohende Schilderung des Spionagehandwerks, ein keine Ruhe gönnendes Taktieren und Betrügen, ein menschenunwürdiges Spiel, dessen Mitspieler als Bauernopfer missbraucht und allzu leichtfertig geopfert werden. Bedrückend und großartig inszeniert. (8,5)

Suicide Squad (2016)
Genau die Katastrophe, wie allen Orts verkündet. Was der böse Zwilling von Marvels "Avengers" hätte sein können, krankt an den absolut inhaltsleeren Charakteren, die, unter völliger Missachtung, dass Kevin Feige & Co. manchen Superhelden wenigstens ganze Spielfilme gewidmet haben, bevor sie sie vereint in die Schlacht schickten, null bis gar kein Profil aufweisen, allerhöchstens durch ihre singulären Marotten zu identifizieren sind; krankt an der unaufgeregten, arrhythmischen Inszenierung, krankt an der versatzstückhaften Geschichte, die keinen Ton findet, krankt an den unspektakulären Actionszenen. Der Film versammelt keine sympathische Bande von Misfits, an deren Schicksal und Zusammenraufen einem redlich gelegen wäre, verfügt damit zusammenhängend über keine familiäre Attitüde der Gruppe untereinander, die er dennoch kläglich zu evozieren versucht, über keinen Sinn für Humor, keine Coolness, keine Schauwerte, bis auf wohlmöglich ein, zwei visuell brauchbare Momente; was er nicht hat, versucht er einfallslos mit Pop-Musik-Clips zu füllen... es bleibt offen und ehrlich nichts von diesem Fehlschlag im Gedächtnis haften. Und Harley Quinn, so passend ich Margot Robbie weiterhin finde, nervt im durchschaubar kalkulierten Modus ihres Charakters vollauf, ihre aufgepfropfte Nebenhandlung mit dem Joker hat der Handlung nichts hinzuzufügen. Sieht man einmal, vergisst man umgehend. (2,5)
Kommando: U.S. Navy Seals II (2001)
Pures B-Material an allen Ecken, aber mit für amerikanische Verhältnisse imposanten Martial Arts-Fights, immerhin steht hinter dem Ganzen Isaac Florentine. (B-Action-Skala: 6)

Miracles (1989)
aka "Canton Godfather". Jackie Chan höchstselbst remaked Frank Capras "Die Unteren Zehntausend", bloß auf Kantonesisch. Inhaltlich hält er sich dicht an das Original, siedelt das Geschehen im Hong Kong der 30er-Jahre an, versammelt ein Ensemble bekannter HK-Mimen und reichert es um für Chan übliche Stunteinlagen an. Eine Winzigkeit zu lang geraten (im deutschen Sprachraum wurde der Film unverzeihlicherweise um beinahe 40, teilweise essenzielle Handlungs-Minuten beraubt) ist ihm damit, obgleich die Meisterschaft Capras missend, eine zwar nicht jederzeit ausgewogene, indes unterhaltsame Genre-Mixtur gelungen, die insbesondere dort Spaß macht, wo Jackie durch die elaborierten, schön anzusehenden Set-Bauten turnt. Der Rest ist halt kantonesischer Humor. (7)

7 Sekunden - Timing ist alles! (2005)
Annehmbarer Thriller aus den B-Gefilden mit verwertbaren Actionszenen und Wendungen. Simon Fellows pflegt dazu einen eigensinnigen, dann und wann bemühten Regie-Stil, der wiederholt an Guy Ritchie oder "Ocean's Eleven" erinnert, dem Ganzen zumindest einen erträglich Anstrich verleiht. (B-Movie-Skala: 5)

Sabrina (1954)
Trotz dünngesäter Billy Wilder-Momente konnte ich dieser, gemessen an anderen Filmen des Regisseurs, konventionellen, überraschungslosen Romantikkomödie nicht viel abgewinnen, ihr fehlen Verve und Spitzzüngigkeit, die man sonst von Wilder kennt. Langweilig und etwas ideenlos. (5)

Dracula (1931)
Das Urgestein des Universal-Monsterfilms versprüht eine große Menge morbiden Charmes, zu dem Bela Lugosis unvergleichliche Interpretation des untoten Titelcharakters als charismatischer Adliger immens beiträgt. Als frühe Ausgabe eines Horrorfilms ist er freilich blutarm, stellenweise schleicht sich ein bieder Unterton, eine gewisse Steifheit ein. Ungewohnt zudem der Verzicht auf Filmmusik (meine erste Bekanntschaft war indessen mit der Philip Glass-Version), der dahingegen eine unheimliche Stille über die Bilder legt. Wie dem auch sei: der Stimmung tut das keinen Abbruch, selbst wenn er heute keine Angstzustände mehr verursachen dürfte. Klassiker. (8)

Halloween - Die Nacht des Grauens (1978)
Aus gegebenen Anlass: John Carpenters wegweisende Weiterentwicklung des Slashers, bereits ein Zeugnis meisterhafter Mise-en-scene, das sich nicht in einer gedankenlosen, blutdurchtränkten Gewaltorgie, sondern in der grandiosen Kameraarbeit und dem langsamen, sich stetig intensivierenden, das Kopfkino anregenden Aufbau der Szenen manifestiert. Die abgrundtiefe Boshaftigkeit, sowie die grausamen Taten des Michael Meyers sind in erster Linie suggestiven Ursprungs und das in vollendeter Form. Wer das langweilig findet, der leidet unter einem grundsätzlichen Missverständnis von Filmkunst und Horror. (9)


















17 - 6,5 (110,5)

Samstag, Oktober 15, 2016

Kurzreviews September/II/Oktober/I/2016

Aus purer Faulheit präsentiere ich jetzt erst die 25 Filme und 5 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat September seit der letzten Liste und bisher im Monat Oktober gesehen habe:


Serien-Staffeln
Seinfeld (Season 3) (1991-1992) - (6,5-7)
Seinfeld (Season 4-5) (1992-1994) - (6,5-8)
Dune - Der Wüstenplanet (2000) - (Wüsten-Matte Paintings, diese Wüsten-Matte Paintings: 4-6)
Wolfgang (1991) - (8-9)

Filme
Die Unteren Zehntausend (1961)
Die Welt möchte betrogen werden. Im Geiste dessen präsentiert uns Frank Capra ein typisch verklärtes Hollywood-Märchen von der armen Bettlerin, deren Güte und Gutherzigkeit ihr treue Freundschaften bringen, mit deren Hilfe sie Augenblicke des Glücks erfährt - gewürzt mit Gangstern und Showgirls. In der Exposition etwas zu ausufernd und witzarm geraten, gibt es später viele erheiternde Szenen und eine positive Grundeinstellung zum menschlichen Miteinander, was man, die Drehbedingungen und Streitereien im Hinterkopf, nicht vermuten würde. Gen Ende wird arg der Deus ex machina bemüht. (6,5)

Die Mumie (1932)
Allen Parallelen zu Tod Brownings "Dracula" zum Trotz: ein gemächlicher, recht geschwätziger Gruselfilm, weswegen sich der Gruselfaktor an manchen Stellen in Grenzen hält. Nichtsdestotrotz trägt er eine reizvolle Aura des Mysteriösen, des rätselhaften Schattens aus der Vergangenheit vor sich her und Boris Karloff erfüllt seine Auftritte mit seiner unverwechselbaren charismatischen Ausstrahlung. (6,5)
Keine Gnade für Ulzana (1972)
Nachhaltiger und eindrucksvoller Spätwestern, auf den ersten Blick eine einseitige Verdammung der Apachen als grausame Schlächter, bei genauere Betrachtung eine bemerkenswerte Reflexion über das Konflikte unweigerlich provozierende Aufeinandertreffen grundverschiedener Kulturen und unvereinbarer Wertesysteme, bei der Robert Aldrich ohne zu beschönigen, ohne zu romantisieren beiden Seiten die nötige Aufmerksamkeit widmet, ohne einseitig Partei zu ergreifen. Auch ungeachtet der Vietnam-Allegorie äußerst packend. (8,5)

Mit Dynamit und frommen Sprüchen (1975)
Geradliniger, nach bekanntem Muster gestrickter, schön gefilmter Western, dessen Herzstück die spitzfindigen, amüsanten Wortgefechte zwischen John Wayne und Katharine Hepburn darstellen. Davon abgesehen nichts Besonderes. (6)

Die Gewaltigen (1967)
Erquicklicher Western-Heist-Movie, insbesondere immer dort, wo John Wayne und Kirk Douglas aufeinandertreffen. (6,5)

X-Men - Apocalypse (2016)
Von den "X-Men"-Filmen lassen ich mich immer wieder gerne "überrollen". "Überrollen", weil ich es vorziehe, mich von dem mitreißenden Superhelden-Spektakel, das sie in der Regel hergeben, treiben zulassen, dabei dazu neige, was für mich irgendwie dazu gehört, die Schwächen großzügig auszublenden. Hinzukommt, dass sie mich im Gegensatz zum maschinenartigen Fließband-Output von Marvel sogar emotional erreichen, speziell bei allem, was zwischen Patrick Stewart/James McAvoy und Ian McKellen/Michael Fassbender stattfindet. Worin "Apocalypse" keine Ausnahme bildet, obendrein eine frische und talentierte Nachwuchs-Riege an Darstellern für alte und ein paar neue Rollen bietet, die sich allesamt ausgezeichnet im filmischen X-Men-Universum machen, eine gute Chemie untereinander beweisen und denen sich der Film im Großen und Ganzen zu widmen scheint. Manchmal fehlt nicht viel, wo der Film aufgrund der fürwahr großen und breitgefächerten Menge an Charakteren den Fokus und Anschluss zu ihnen in einem reinen CGI-Gewitter zu verlieren droht, in der Regel kriegt er jedoch kurz davor die Kurve. Er sabbert nur, meine En Sabah Nur hinterlässt als Widersacher hingegen nicht den denkwürdigsten Eindruck, besitzt allerwenigstens eine bedrohliche Präsenz und nachvollziehbare Motivation. Insgesamt ist "Apocalypse" konsequent eine Comic-Verfilmung für Fans, nicht für die ganz breite Masse, was ihn wiederum sympathisch macht, funktioniert gut als Abschluss des "First Class"-Erzählbogens bei gleichzeitigem anteasern der "Next Generation" X-Men. (7)
Wishmaster (1997)
Mag ich nach wie vor, obgleich höchstens der deftige handgemachte Splatter, sowie der hinreißend diabolische Andrew Divoff für den Film sprechen, der weniger als Horrorfilm, mehr aufgrund der abgrundtiefen Boshaftigkeit des Djinns unterhält, meistenteils dünngesät gruselt. Hinzukommend ein kleines Stelldichein vieler Horrorfilm-Darsteller. (B-Movie-Skala: 7)

To Hell with the Devil (1982)
Ein weiteres Mal, wer hätte das gedacht, lässt John Woo den HK-Everyman zwischen die Fronten geraten, diesmal ganz ungeniert in den Kampf des Himmels und der Hölle um dessen Seele. Garnieren tut er das bunte Tauziehen um Erlösung und Verdammnis mit der üblichen Kritik am simplen Mammon, insbesondere in den von Stanley Donens "Bedazzled" inspirierten Sequenzen. Trotz einiger schnieker fotografischer Tricks sind die Gags die meiste Zeit von sehr platter, alberner Art, das Schicksal Ricky Huis Charakter geht nicht so zu Herzen, wie sein Pendant in "From Riches To Rags". Wie immer gibt das Woo-typische Chaos-Finale, in dem er den Kampf gegen den Agenten des Bösen als Arcade-Game (!) inszeniert, zumindest Grund zu Freude auf. (knapp: 6)

Letzte Grüße von Onkel Joe (1966)
Und wo wir schon bei Chaos waren: kurzweilige schwarze Komödie britischer Prägung um Erbschleicher, aufrechte Liebende, grantige Greise und vertauschte Leichen, voller ausgefallen spinniger Charaktere. (6)

Der Siebte Geschworene (1962)
Anfangs empfand ich diesen Film Noir als ausgesprochen schwerfällig, erdrückt von der eigenen Last ausgestellter Moral. Doch mit der Zeit verschärft sich das Bild eines soghaften Labyrinths der gnadenlosen, uneinsichtigen Gesellschaft, gegen die Bernard Blier verzweifelt versucht, sein Gewissen und die Rechtsprechung zu verteidigen. Natürlich sind seine Bemühungen schlussendlich zum Scheitern verurteilt, die Wahrheit wird in immer wahnwitzigeren Ausmaßen ignoriert und modifiziert, bloß damit der Anschein und Status quo gewahrt bleiben kann. (7)

Okami - Das Schwert der Rache (1972)
Kenji Misumis Manga-Verfilmung (eines der besten Comics überhaupt) hat unfraglich starke Exploitation-Qualitäten, an Sex und Gewalt mangelt es nicht, letzteres vor allem in Form der einnehmenden, drastischen Schwertkampfauseinandersetzungen. Nichtsdestoweniger eine exzellente Umsetzung der Vorlage, mit klug ausgewählten Geschichten und einem starken Hauptdarsteller-Duo, das für mich bis heute die absolute filmische Inkarnation der entsprechenden Charaktere bedeutet. (9)

Ed Wood (1994)
Tim Burton huldigt dem unrühmlich (und zu Unrecht) betitelten schlechtesten Regisseur der Welt, schafft ausgerechnet auf Grund dieser Sache, als auch durch die gleichermaßen rührenden, wie betrüblichen Männerfreundschaft zwischen Ed Wood und Bela Lugosi eine der wundervollsten Liebeserklärung an das Medium Film, an das Feuer und die Leidenschaft, die es in einem auszulösen vermag, an die Hingabe, die es oft erfordert, an die Freude und Erfüllung, die es einem bereiten kann. Beinahe beiläufig hält er hierin der Industrie einen Spiegel vor, liefert eine der treffendsten Darstellungen nicht allein der schönen, sondern auch der mühevollen Seiten des Filmemachens. Ganz, ganz großartig in allen Belangen. (10)

Frankenstein (1931)
Ein unerschütterlicher Klassiker, ein Referenzwerk des Horrorfilms, voller ikonischer Momente und Manierismen, man denke etwa an das von Jack Pierce entworfene Monster-Make-Up, bis heute ein fester Bestandteil der Pop Kultur, eingefangen in schön schauriger Optik und fantastischen Kulissen. Direkt gruselig wirkt der Film heute freilich nur noch selten, diesbezüglich sympathisiert James Whale zu sehr mit dem Monster, übt stattdessen Kritik am Menschen: Frankenstein wirkt in seiner anmaßenden Hybris Gott herauszufordern, sich zum Lebenserschaffer aufzuschwingen bedeutend ungeheuerlicher, obgleich ihm am Ende nicht als Versagen beschert ist, denn er weigert sich, für sein Wesen, seine Schöpfung die Verantwortung zu übernehmen und bringt letztendlich für sich und andere ausschließlich Leid hervor. (8)

Katzenmenschen (1942)
Jacques Tourneur macht aus der Not eine Tugend: dadurch bedingt, dass das knappe Budget große Effekt-Money Shots verhindert, ist der Film voll und ganz auf das allein durch die Beleuchtung realisierte, ausdruckstarke Schattenspiel angewiesen, was schlussendlich zu seiner größten Stärke wird. Torneur versteht es meisterhaft, den Kontrast zwischen Licht und Schatten effektiv und spannungsfördernd einzusetzen, das ungewisse, bedrohliche der Schattenwelt einzigartig einzufangen. Gleichzeitig erweist es sich als ideale Ausdrucksform für die im Dunkeln liegenden Seiten der Seele der Protagonistin, eine Metapher für unterdrückte Sexualität. Ein kleiner, sehr, sehr feiner Film, der mehr Aufmerksamkeit verdient hat. (8)

Ich folgte einem Zombie (1943)
Ein weiteres Beispiel für Jacques Tourneurs aussagekräftigen Umgang mit Licht und Schatten, gepaart mit einem gehörigen Schuss Exotik durch die Voodoo- und Zombie-Thematik. Genau wie bei "Katzenmenschen" baut er die Geschichte langsam auf, lässt die tragische Familiengeschichte erst nach und nach aus dem Nebel der Vergangenheit hervortreten, taucht alles in dichte, fiebrige Atmosphäre. Stimmungstechnisch fand ich den sogar noch ein Quäntchen ausgereifter als "Katzenmenschen". (8,5)

Der Fluch des Dämonen (1957)
Hier ebenfalls erzeugt Jacques Tourneur eine ganz besondere, bedrohliche Atmosphäre, die stellenweise Lovecraft'sche Ausmaße annimmt: das Warten auf das Unausweichliche, rational schwer greifbare Grauen, das auf einen lauert, am Ende des Weges mit Gewissheit auf einen wartet. Zeitweilig hätte ich mir gewünscht, dass Tourneur die Gegenwart des Dämonen in mehr Szenen andeutungsvoll spürbar gemacht hätte, aber vielleicht bin ich vom modernen Horrorfilm durch Überbetonung und Zeigefreudigkeit des monströsen zu verwöhnt, schließlich erzielt Tourneur gerade durch die Körperlosigkeit des Übels seine Wirkung. (8)

Frankensteins Braut (1935)
Kein Schnellschuss-Sequel, viel mehr eine sorgfältige Weiterentwicklung des Grundgedankens, eine Erweiterung vieler Aspekte. Das Monster darf fernerhin mit seiner von allen verhassten Existenz hadern, trotzdem einen kurz währenden Moment der Freundschaft erfahren, während Frankenstein unter missgünstiger Leitung von Dr. Prätorius tiefer in das Gott-Spielen verwickelt wird. Bei allem Drama webt James Whale an manchen Stellen sogar ein wenig Satire ein, etwa in dem von Prätorius geschaffenen politischen und klerikalen Mikrokosmos, ein verblüffend überzeugender Effekt von John P. Fulton. (8)

Die Nackte Kanone 33 1/3 (1994)
Will man mich drauf festnageln, dann, ja, ist es der schwächste der Reihe. Macht ihn für mich nicht weniger witzig, selten hat mich eine Oscarverleihung in so einem Maße amüsiert. (7)

Boulevard der Dämmerung (1950)
Betrachtet man "Ed Wood" als humorvolle Liebeserklärung an das Medium Film, muss Billy Wilders "Sunset Boulevard" zwangsläufig als sein finsterer Zwilling erscheinen, eine bittere Abrechnung insbesondere mit dem Starruhm und Personenkult, wenn er Gloria Swanson als vergangene Stummfilmgröße gnadenlos im verklärten und von der Realität so gänzlich entfremdeten Wahnsinn untergehen lässt, erfüllt von ihrem eigenen Blick auf die (Film)Welt und ihrer Rolle darin. Meisterhaft inszeniert, unvergleichlich brillant gespielt, ein Meisterwerk sondergleichen. (10)

Wishmaster 2 - Das Böse stirbt nie (1999)
Eine Wiederholung des Erstlings, erheblich langweiliger: weder die wenigen blutigen Einschübe, noch die Eskapaden der für die Wünschenden fatalen Wunscherfüllungen, noch Andrew Divoff, mit dem Drehbuch und Regie nichts anzufangen wissen, können einen vergleichbaren Unterhaltungsfaktor produzieren. Hinzu kommen die langweiligen, mitunter unsympathischen Protagonisten. (B-Movie Skala: 3,5)

Die Gräfin (2009)
Interessant, da Julie Delpy das Schicksal der Erzebet Bathory weder von aufgeblasener Historien-Melodramatik, noch von plakativ blutig bebilderten Horrorszenarien überschatten lässt, im Gegenteil die menschliche Tragödie im Fokus behält, sowohl den Wahn der Gräfin thematisiert, als auch die Umstände, den Druck von außen wie innen, der zu diesem führt. Selbstredend nicht ohne all dies als subtilen Kommentar auf Schönheitswahn und zu der Rolle der Gräfin als Spielball der Männer zu präsentieren. Große Emotionen wallen dabei nicht auf, hierzu sind die Taten der Bathory zu grausam, um sich ungehindert mit ihr zu identifizieren, der Regie-Stil zu zurückhaltend. Unberührt lässt es einen dennoch nicht zurück. (6,5)

Contagion (2011)
Beklemmendes Pandemie-Szenario, unter der Ägide Steven Soderberghs nüchtern und realitätsnah, kaum effektheischend oder sensationslüstern aufgezogen, intensiv, mancherorts eine Gänsehaut erzeugend. (7)

Zulu (2013)
Nicht viel neues, vieles alte dafür mit sicherer Hand, spannend, inhaltlich wenig überraschend inszeniert. Eine Mischung aus düsterem Krimi, pessimistischem Thriller und Drama mit sozio-politischen Ingredienzien, an opportunen Stellen mit heftigen Härten, kurz und schmerzhaft, wenig beschönigend, kratzt letztlich lediglich an der Oberfläche. Orlando Bloom und Forest Whitaker wissen zu gefallen. (6,5)

Nickelodeon (1976)
Peter Bogdanovich verbeugt sich vor den Pionieren des Films, speziell der Stummfilmzeit. Doch, obwohl es lustige Momente gibt, er eine liebenswerte Chaos-Truppe versammelt, das Resultat ist chaotisch, querbeet, wirkt unentschlossen, Geschichte und Charaktere können mit dem Willen zur Hommage nicht mithalten. (5)

El Superbeasto (2009)
Wie "Fritz the Cat" aufbereitet für das Samstagmorgencartoon-Programm à la "Ren & Stimpy", gefiltert durch die Sicht eines hyperaktiven, not- und tittengeilen Teenagers, fabriziert für Gleichgesinnte mit Negativwertaufmerksamkeitsspanne, die meinen, bei Russ Meyer ginge es einzig und allein um Rieseneuter. Zugegeben: die Animationen sind but, detailliert und anspielungsreich. Nur was hilft's, Rob Zombie überfachtet seine Szenen maßlos (vornehmlich mit Witzchen über Möpse und Sex), beweist kein Humor-Timing, führt sich auf, ähnlich den Charakteren im Film, wie ein 8 Jähriger, der zu früh den Playboy seines Vaters in die Hände bekommen hat. (4)

















25 - 7,0 (176,0)

Montag, September 26, 2016

Zitate 20

"Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt auch mit der Blödheit der Bewunderer zusammen."
Heiner Geißler

Donnerstag, September 15, 2016

Kurzreviews September/I/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum die 5 Filme und 1 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat September gesehen habe:


Serien-Staffeln
Seinfeld (Season 2) (1991) - (6-7)

Filme
Need for Speed (2014)
Schön sind die handwerklich an ältere Vertreter des Autorennfilms angelehnten, also mit handgemachten Stunts und ohne CGI-Überfluss realisierten Rennszenen und Verfolgungsjagden, immersiv inszeniert und spannend anzuschauen. Gerade in der Verneigung vor den Größen des Genres wird deutlich, wie sehr tatsächlich durchgeführte Fahrmanöver und Karambolagen noch heute dem Vergleich mit computergenerierten Spektakeln a la "The Fast & The Furious" standhalten. Technisch macht die Videospielverfilmung demnach Spaß, beim Drehbuchschreiben wäre eine stilistisch gehaltvollere Inspirationsquelle als "Gone In 60 Seconds" hingegen erschwinglicher gewesen. (6,5)

Der Schrecken vom Amazonas (1954)
Verliere ich mal wieder den Glauben an das kontemporäre Kino, erhellt ein ungetrübter Klassiker wie Jack Arnolds "Creature from the Black Lagoon" mein Gemüt, einer der schönsten Monsterfilme seiner Zeit und selbst nach über einem halben Jahrhundert voll im Saft, fantastisch gefilmt, spannend und subtil, mit einer Kreatur, die Monster und Protagonist zugleich ist. Ganz, ganz toll. (8,5)
 
The Floating Castle - Festung der Samurai (2012)
Unterhaltsamer Kampf weniger gegen viele, das ein oder andere nette Schlachtengetümmel ohne ein Höchstmaß an Spektakularität zu erreichen, kein grimmiger Heldengesang, sondern eine erheiternde Aneinanderreihung von Scharmützeln, aufschlussreiches Taktieren und eine Ansammlung von bunt-prägnanten Charakteren. (6)

Schlachthof 5 (1972)
Eigensinnige Verquickung von Biographie- und Kriegsdrama mit einem Schuss Science Fiction, die durch ihr interessantes assoziatives Erzählkonzept in den Bann zieht, aufgrund der nicht-linearen Erzählweise ein emotionales Muster vermittelbar macht, gleichwohl auf der anderen Seite tonal etwas schwankend wirkt, angesichts des fatalistischen Protagonisten nie ganz mitreißt oder betroffen macht. (6,5)

Der Unsichtbare (1933)
Mit eigensinnigem Sinn für Humor, manche Teile des Films sind mehr Slapstick als Grusel, präsentiert uns James Whale eine frühe Version des größenwahnsinnigen und vom Wahnsinn geplagten Wissenschaftlers. Auffällig, neben dem an den Tag gelegten Witz ungeachtet aller Untaten, sind selbstredend die Unsichtbarkeits-Effekte, die auch heute noch beeindrucken. (7)























5 - 6,9 (34,5)

Donnerstag, September 01, 2016

Kurzreviews August/II/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum die 10 Filme und 5 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat August seit der letzten Liste gesehen habe:


Serien-Staffeln
Jackie Chan Adventures (Season 1) (2000-2001) (6-6,5)
Seinfeld (Season 1) (1989-1990) (6-6,5)
Raumschiff Enterprise (Season 3) (1968-1969) - (mit Star Trek- und Kindheitsnostalgiebonus: 9-10)
Orange Is the New Black (Season 2) (2014) - (6,5-7)
Jean-Claude Van Johnson (Pilot) (2016) - (4)

Filme
Avengers: Age of Ultron (2015)
Fügt sich in das MCU wie ein weiteres Mosaiksteinchen in einem Werk, bei dem jedes weitere Teilstück als vollwertiges, vollendetes Kunstwerk verkauft wird, ohne dass sich absehen lässt, ob es im großen Ganzen eine künstlerische oder überhaupt eine nennenswerte kreative Leistung ergibt. Es fehlt der konstruktive Impetus, der es über den Eindruck des Franchisebuildings erhebt, denn wie gewohnt wird im zweiten Avengers Assemble-Film viel, laut und bunt gekämpft, doch schütter erzählt und selbst im Kontext des MCU dürftig nennenswertes erreicht. "Ultron" wirkt von Vorn bis Hinten wie eine mittelmäßige, uninteressante Füllerepisode einer unterhaltsamen, aber nährstoffarmen Fantasy-Serie, in die daran gemessen ein unbegreiflich überzogenes Budget versenkt wurde. Bis auf die üblichen gelungenen Momente der Avengers untereinander, die ordentlichen Actionszenen und den ein oder andere One-Liner von Ultron gibt das verschwindend denkwürdiges her. (5)

Ant-Man (2015)
Mit ein bisschen mehr Wagemut hätte das, wer weiß, der beflügelte Underdog im MCU werden können ("Guardians Of The Galaxy" ausgenommen), die Ameisen-Idee gefällt und der Ausflug ins Genre des Heist-Films macht in dieser Kombination besonders Spaß. Stolpern tut der Film überall dort, wo eine einen Film zufriedenstellend ausfüllende Geschichte und ausgearbeitete, zu Ende gebrachte Charakter-Erzählbögen der Stellung des Films im großen Plan des MCUs geopfert werden. Auf diese Art fallen hinlänglich bekannte Elemente, wie der zur Genüge durchgekaute Expositionscharakter oder die Trainingsmontage, halbherzig, überstürzt und innovationslos aus, weil sie gar nicht mehr oder besser erzählt werden dürfen - ein symptomatischer und exemplarischer Makel aller MCU-Beiträge. Viele gelungene, unterhaltsame Momente und Alleinstellungsmerkmale, sowie die an sich sympathische Besetzung gleichen das immerhin zur Genüge aus. (6)

Noch ein Käfig voller Narren (1980)
Ein lauwarmer Aufguss, der den Witz und Charme des Vorgängers kaum zu reproduzieren vermag, da das Herzstück, die Charaktere und das Spannungsfeld zwischen der Travestie-Welt und dem erzkonservativem Bürgertum, zu Gunsten einer klamaukigen und lahm erzählten Verwechslungskomödie reduziert, insbesondere Michel Serrault zu einer reinen Witzfigur degradiert wird. (5,5)

Die Nackte Kanone (1988) & Die Nackte Kanone 2 1/2 (1991)
Tausend Mal gesehen und trotzdem lache ich immer wieder Tränen. (7,5)

Ariane - Liebe am Nachmittag (1957)
Ein vergnügliches Lustspiel mit vielen charmanten Billy Wilder-Momenten, detailfreudig inszeniert und beschwingt gespielt. Während ich Gary Cooper als Fehlbesetzung empfand, entzückt Audrey Hepburn, mein persönlicher Favorit war sowieso Maurice Chevalier - und seine Reaktion, wenn er Cooper die Tür öffnet, ist pures Gold. Das Ende hingegen fand ich hingegen leicht ärgerlich. Nicht Wilders Bester, nichtsdestotrotz schön. (6,5)

Batman v Superman: Dawn of Justice (2016)
Extended Cut. Um die überstrapazierte Floskel zu bemühen: die zusätzlichen Minuten machen das Aufeinandertreffen spürbar runder. Lex Luthers Masterplan gibt nicht mehr das schlimm widersinnige Bild der Kinofassung ab, einige Nebenstorystränge wirken vollständiger, den Charakteren tun die ergänzenden Szenen ebenfalls gut. Wem, wie mir, die Kinofassung bereits Spaß bereitet hat, sei die längere Fassung bedenkenlos ans Herz gelegt, Zweiflern mag sie den ergiebigeren Film bieten, gewohnheitsmäßigen Hatern ist sowieso nicht zu helfen. Für mich vergingen die drei Stunden jedenfalls wie im Flug. (7)

Der Große Coup (1973)
Raffinierter und einfach großartiger Gangster-Thriller mit charismatischen, ausgefuchsten Protagonisten und brutalem Gegenspieler, von Don Siegel spröde, schmucklos und unromantisierend in Szene gesetzt. (8,5)

Feuchtgebiete (2013)
10 Minuten gelaufen und ich fragte mich, was der Film noch zu erzählen haben könnte. Viel kam schlussendlich nicht bei rum, bereits nach dieser kurzen Zeit hatte die Geschichte in all ihrer pseudo-skandalösen Sex- und Ekel-Manier an Zugkraft verloren. Was schade ist, denn David Wnendt und sein Team pflegen einen Stil mit visueller Finesse, der tatsächlich nach Kino statt nach der x-ten auf Kinoformat aufgeblähten Tatort-Episode ausschaut. Wie viel Schuld der Vorlage zuzuschreiben ist, kann ich nicht sagen, so oder so geht der anfängliche Schwung, den die Handlung bei der anfänglichen, fernab von einer klinischen Reinlichkeitsstilisierung und Äshtetisierung geprägten Erkundung des eigenen Körpers und seiner Körperfunktionen durch die höchstens bedingt sympathische Protagonistin an den Tag legt, schnell verloren, wenn sich der Fokus fernerhin Richtung biederer Familienträumereien und plattester Traumata-Bewältigungspsychologie verschiebt. Was bei der Stange hält, ist tatsächlich einzig und allein die Inszenierung, die man sich in solcher Form für mehr deutsche Kinoproduktionen wünscht. (5)

Insidious: Chapter 2 (2013)
Die Zeit, zu der ich die Filme von James Wan mochte, liegt im Grunde genommen hinter mir, immer schon war er ein Hit or Miss-Kandidat, das "Insidious"-Sequel fällt in letztere Kategorie. Zugegeben: er versucht nicht zu sehr das Jump Scare-Schema durchzuexerzieren, bietet an Stelle dessen jedoch keinen Ersatz, das Verweben von verschiedenen Zeitebenen und die Tendenz zur Übererklärerei von Szenen des ersten Teils rauben dem Film das dämonische Flair und das eigentlich angsteinflößende ungewisse Unbekannte. Unspannend, ungruselig, nicht mal unfreiwillig komisch. (3)

Conjuring 2 (2016)
Die Nacht der schaurigen Koteletten und creepy Nonnen. Zwar besteht Abnutzungsgefahr bei den Gruselmethoden Wans aufgrund von Wiederholungen, zumal er geringfügig neues liefert, sich motivisch großzügig bei alteingesessenen Horrorklassikern bedient. Was indessen nicht heißt, dass sie ihre Wirkung verfehlen würden, in bedrohlich-stimmiger Atmosphäre inszeniert Wan das spukhaften Geschehen mit Spannung, bevor er es in Schockeffekten kulminieren lässt, bemüht sich um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ruhigeren Szenen, Aufbau der schaurigen Vorkommnisse und Jump Scares. Wie in allen seinen Filmen braucht man hier ebenso wenig Innovationen oder sagenhaft Intellekt herausforderndes erwarten, insbesondere, wo die christlichen Aspekte überbetont werden, für genügend Gänsehautmomente ist jedenfalls gesorgt und solides Horrorfutter liefert er allemal. (6,5)































10 - 6,1 (60,5)

Sonntag, August 28, 2016

Und Homers neue Stimme heißt...

Christoph Jablonka

Zumindest meinen das beiwohnende Fans erkannt zu haben, als Pro7 am Donnerstag, dem 25.8. der neuen Synchronstimme von Homer Simpson als Fan-Event ihre eigene Premiere in Berlin in der Astor Filmlounge auf dem Ku'damm zuteilwerden ließ. Homer Simpsons langjähriger und legendärer Sprecher Norbert Gastell verstarb tragischerweise im Alter von 86 Jahren am 26.9.2015 und hinterließ eine noch klaffendere Wunde im Ensemble der Synchronsprecher der "Simpsons" als ihrerzeit Elisabeth Volkmann. Die deutsche Schauspielerin, Komikerin und Synchronsprecherin sprach bis zu ihrem Tod im Juli 2006 Homers treuherzige und liebende Lebenspartnerin Marge und bereits nach ihrem Ableben entwickelte sich eine hitzig geführte Debatte darüber, wer ihre Nachfolge antreten würde oder überhaupt antreten könne. Ihre Stimme war im Bewusstsein des deutschen Publikums mit der Rolle auf eine Art und Weise verschmolzen, dass eine Neubesetzung unmöglich erschien und von Vornherein für die Nachfolgerin zu einer unüberwindbar scheinenden Bürde werden musste. Schlussendlich stellte sich Anke Engelke dieser schwierigen Aufgabe, eine Entscheidung, die mit Sicherheit nicht jeden erfreute. Aber Engelke machte und macht ihre Sache bis heute ausgezeichnet, dabei orientiert sie sich stimmlich näher an Marges amerikanischen Sprecherin Julie Kavner als an der Interpretation Elizabeth Volkmanns.
Indessen sind Norbert Gastell und Homer dahingehend noch eine Stufe schwieriger, schließlich, was für die Verschmelzung von Stimme und Rolle für Elisabeth Volkmann und Marge Simpsons gilt, gilt für diese beiden in noch größeren Maße. Gastell sprach den jähzornigen, naiven, genusssüchtigen, faulen Familienvater von 1991 an ohne Unterbrechung bis zu seinem Tod, also sage und schreibe 24 Jahre lang. All dessen Charakterzüge zum Leben zu erwecken oblag seiner unverkennbaren, wechselvollen Stimme, was ihm ebenso ebenso kongenial, wie unverwechselbar gelang und zu seiner bekanntesten Arbeit als Synchronsprecher machte. Angesichts dieser Hingabe und dieses Zeitraums musste zwangsläufig eine besondere und besonders wirksame Beziehung und Zusammengehörigkeit zwischen Künstler und Rolle entstehen, zumal es sich dabei um eine derartig kulthaft verehrte Serie wie "Die Simpsons", ferner noch die innerhalb der Serie mutmaßlich ikonischste Rolle handelt. Aber das ist noch mehr: Norbert Gastells Stimme IST Homer Simpson. Sie ist alles, was ihn in der deutschen Fassung ausgemacht und definiert hat, schon allein deswegen, weil sie von Anfang an, seit den ersten Folgen Teil des Charakters war, sie ist der Klang, der einem in den Sinn kommt, denkt man an Homer Simpson. Weshalb sie in der deutschsprachigen Welt schwerlich, im Grunde genommen überhaupt nicht mehr von der Figur zu trennen ist - ein Umstand, der sowohl Gastells Sukzessor, als auch die Personen, die ihn erwählen, vor eine noch schwerwiegendere, noch unmöglicher erscheinende Aufgabe stellt.

Nachdem sich Pro7 lange Zeit in Schweigen gehüllt hatte, auf wen die Wahl fallen würde (selbst bei oben erwähntem Event ließen sie es sich nicht nehmen, keinen Namen fallen zu lassen), steht inzwischen für viele Fans fest: der Münchener Schauspieler und Synchronsprecher Christoph Jablonka ist die neue Stimme von Homer Simpson, konnte sich gegen 30 weitere Anwärter durchsetzen und steht dieser wahnsinnig, wahnsinnig heiklen Berufung gegenüber. Er ist ein gestandener und bewährter Synchronsprecher, war etwa die Station Voice für Pro7 von 1992 bis 2000 und übt die gleiche Stellung seit 2009 für Sky aus. Seine Stimme lieh er einem breiten Spektrum von Figuren in einer Vielzahl von Serien und Filmen, so war er zu hören in größeren Produktionen wie "Flags Of Our Fathers", "J. Edgar", "Gran Torino", "Big Fish", in mittelgroßen wie "Final Destination", "Der blutige Pfad Gottes" oder "Doomsday", hin und wieder zudem in Albernheiten wie "The Happening" oder "Bonnie & Clyde vs. Dracula". Er sprach den herrlich irren Kung Fu-Priester McGruder in Peter Jacksons abgefahrenen Splatter-Klassiker und "Psycho"-Hommage "Braindead" (aka "Dead Alive"), einen der Trolle in "Der Hobbit - Ein unerwartete Reise" oder Peter Dinklage in "Narnia", manchmal auch bloß einen Straßenverkäufer wie in "Kevin - Allein in New York". Für "Star Trek" hat er seine Stimme in "Star Trek VI - Das unentdeckte Land" und "Star Trek Enterprise" hergegeben, ebenso wie für "Godzilla - Der Urgigant" (ich glaube, das ist der 17. in der Reihe der "Godzilla"-Filme). Außerdem hatte er Sprechrollen in Serien wie "Law & Order", "Die Tudors", "Poirot", "Community", "Herkules" oder "How I Met Your Mother". Häufig ist er für Zeichentrickfilme und -serien tätig, oftmals für japanische Anime, etwa "Vampire Hunter D: Bloodlust", "Das Schloss im Himmel", "Ghost In The Shell", "One Piece", den "Transformers"-Cartoon, "Drawn Together" oder sogar "South Park Imaginationland".
Kurzum: hier folgt auf Gastell ein erfahrener und versierter Synchronsprecher - der in den ersten Folgen, die auf der Präsentation von Pro7 zu sehen und hören waren, offenbar Fans und Kritiker gleichermaßen ausnahmsweise nicht zu Wutausbrüchen und Hassbekundungen getrieben, im Gegenteil die meisten zufrieden gestellt hat, viele empfinden Jablonka der Stimme von Gastell recht nahe kommend. Das gibt doch Grund zu Hoffnung. Wer einen Vorgeschmack haben möchte, kann sich die dreist abgefilmten paar Sekunden bei YouTube zu Gemüte führen. Ansonsten heißt es warten, bis die neuen Folgen auf Pro7 anlaufen.

Hinter dieser selbstredend gravierenden Neubesetzung ist ein wenig untergegangen, das ein weiterer langjähriger Sprecher "Die Simpsons" verlässt: Ulrich Frank, der Ned Flanders, den gottesfürchtigen Nachbarn der Simpsons, seit langer, langer Zeit seine Stimme geliehen hat, geht in den (wohlverdienten) Ruhestand und hinterlässt ebenfalls eine schwer zu füllende Lücke. Wer ihn künftig ersetzt, steht indes noch nicht fest.

Montag, August 15, 2016

Kurzreviews August/I/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum die 17 Filme und 2 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat August gesehen habe:


Serien-Staffeln
Veronica Mars (Season 1) (2004-2005) - (7,5-8)
Mozart in the Jungle (Season 1) (2014) - (6-7)

Filme
Hawking - Die Suche nach dem Anfang der Zeit (2004)
Zwischen der Vermittlung von Begeisterung für Physik und der Darstellung des Lebens und der Leiden seines Protagonisten findet die gehobene TV-Produktion ein ausgeglichenes Maß, ohne zu fachsimplerisch oder erzwungen kitschig und melodramatisch zu werden. Sehr gute Leistung von Benedict Cumberbatch. (6,5)

Marty (1955)
Zur Abwechslung die Liebesgeschichte nicht eines Paares der besseren Gesellschaft, sondern aus der Perspektive des einfachen, bürgerlichen, hart arbeitenden und mit mittelmäßigem Aussehen gesegneten Mannes mit nachvollziehbaren Träumen und Problemen, zeichnet nebenbei ein authentisches Bild des alles umgebenden Milieus, seiner Schauplätze, Situationen und Beziehungsgeflechte. Vielleicht war es dieser relative Realismus, weswegen bei mir ein Funken Langeweile aufkam, zumal ich manche Aspekte recht bieder fand, nichtsdestoweniger ein schöner Spiegel seiner Zeit, mit tollem Hauptdarsteller. (7)

The Abyss (1989)
Schon in seinem ersten großen subnautischen Abenteuer ließ sich James Cameron merklich von vorangegangenen Klassikern inspirieren, die Tauchstation und ihre Crew mit Truckermentalität erinnert etwa an "Alien", die "Make Peace, not War"-Botschaft borgt großzügig von "The Day the Earth Stood Still". Viele stören sich an dieser simplen Moral und den kitschigen Szenen zwischen Ed Harris und Mary Elizabeth Mastrantonio, was jedoch ohne Zweifel für den Film spricht, sind seine intensiven Unterwasserszenen, für die Cameron bereits ein sicheres Händchen und untrügliches Gespür an den Tag legt und die Effekte. (7)

Batman: The Killing Joke (2016)
Legendärer Comic, misslungene Adaption. Die erste halbe Stunde gehört Batgirl, gemessen an den folgenden Geschehnissen ein nachvollziehbarer Ansatz, der dahingegen vollkommen verschenkt, unnötig und ablenkend geworden ist, thematisch nichts beitragen kann, außerdem durch seine sexualisierte Darstellung von Barbara Gordon einen faden Beigeschmack hinterlässt. Doch hier hört es leider nicht auf, denn selbst für die eigentliche Erzählung, die grosso modo Panel für Panel nachstellt, erweist sich Sam Lius Regie als ideenloser Reinfall, was die Vorlage nicht von sich aus hergibt, weiß er nicht zu ergänzen, findet zu keinem Zeitpunkt zur Stimmung des Comics. Ich glaube, nie war es in einer Alan Moore-Adaption offensichtlicher, dass seine Geschichten ausgesprochen mediumgebunden sind, sich nicht ohne weiteres 1 zu 1 transponieren lassen. Schade um den verpassten Genuss, die beiden ikonischen Sprecher Kevin Conroy und Mark Hamill in einer würdigen Umsetzung von "The Killing Joke" zu hören. Zu lang geraten, fehlgeleitet und am Wesentlichen vorbei. (4,5)

Der Letzte Kampf des Shaolin (1979)
aka "Last Hurrah for Chivalry". Das Intermezzo in John Woos Komödien-Zeit, ein ausgesprochen gelungener, mutmaßlich sogar sein bester Kung Fu-/Schwertkampf-Film, spannend, witzig, voller Wendungen und prägnanten Charakteren, antizipiert darüber hinaus souverän seine Heroic Bloodshed-Werke, bloß mit Schwertern und Fäusten anstelle von Pistolen, dafür bereits mit allen Tropen (Männerfreundschaft, Aufrichtigkeit, Verrat, extreme Gewalt, Heldenmut und Treue bis in den Tod), die später für ihn zu Markenzeichen werden sollten (ausgenommen: die Tauben). (8,5)

Ein Hauch von Zen (1971)
Schlichtweg DER Klassiker des Wuxia-Films, ein unfassbares Experiment, der Versuch, den eponymen "Hauch von Zen" in einer Geschichte zu finden und filmisch zu vermitteln. Da der Zen-Buddhismus an sich weder einfach zu begreifen, noch leichtfertig in Worten ausdrückbar ist, gestaltet es sich schwierig ein abschließendes Urteil zu fällen, ob dieses Experiment King Hu geglückt ist und woran man dies definitiv fest machen könnte. Seine Absichten sind keineswegs missionarischer, sondern erforschender Natur und zur Gänze darauf ausgelegt, eine Erfahrung zu erfassen und zu vermitteln. Und das ist ihm ohne Frage gelungen, die drei Stunden Film sind eine wunderbare und wunderschön gefilmte Reise in spirituelle Sphären, ohne prätentiös oder maßlos religiös zu werden, sich eine gewisse Ambivalent stets bewahrend. (9,5) 

Laughing Times (1980)
John Woo huldigt Charlie Chaplin und der amerikanischen Stummfilmkomödie, angehaucht mit autobiographischen Eindrücken, schließlich lebte er selbst in Kindestagen zeitweilig auf der Straße und in Armut, ganz wie seine Hauptfiguren. Die kärgliche Geschichte ordnet er voll und ganz den ausufernden Slapstickeinlagen unter, behält dafür von Anfang bis Ende konsequent sein Humor-Momentum bei, liefert Slapstick über Slapstick in Hülle und Fülle, amüsante und alberne Missverständnisse im Sekundentakt - was bei allem Amüsement auf die Dauer recht anstrengend werden kann. Zwischendurch findet er jedoch immer wieder die Zeit, besinnliche Momente für seine Charaktere einzuweben und ihr existentialistisches Drama zu akzentuieren. Dean Shek brilliert überdies als "Oriental Chaplin". Und das Finale ist ein gelungener Wirbel aus rasantem Slapstick und chaotischem Wahnsinn. (7)

Musik, Musik - da wackelt die Penne (1970)
Oh weh, krampfhaft gewolltes Gute-Laune-Musical für ein verklärtes Nostalgiker-Publikum, zum Fremdschämen unlustig und furchtbar auf hip getrimmt, statt einer Geschichte gibt sich eine bunte Vielfalt von Eintagsfliegen-Schlagersängern die Ehre und grauenhaften Gesangseinlagen zum Besten, die den biederen Unterton ausgeprägt unterstreichen. Und wow möchte man dem augenscheinlich unter Drogen stehenden Ilja Richter stets eine klatschen. (3)

Libero (1973)
Massenphänomene sind mir oft genug ein Rätsel, stammen sie nun aus dem Bereich der Pop-Musik (Justin Bieber), des Films (jedweder Hype), der Religion oder wie hier des Fußballs. Sich derart blindlings einem Phänomen hinzugeben, muss doch jeder Vernunft zuwiderlaufen, aber Vernunft scheint in unserer Zeit offenkundig keinen Pfifferling mehr wert zu sein. Jedenfalls bildet "der Kaiser" Franz Beckenbauer keine Ausnahme von der Regel und dieser hirnentleerte Dreck einer schamlosen Selbstbeweihräucherung, die sich nicht mal anmaßen dürfte, sich Film zu nennen, ist eine grauenhafte Ausgeburt eines solchen "Phänomens", ein Beleg dafür, wie gewissenlose geschäftstüchtige Werbefachidioten die Dummheit ihres Publikums fördern und sie fleißig schröpfen. Fürchterlich. (0)

From Riches to Rags (1980)
In seiner Lieblingskomödie macht John Woo wieder einmal den armen, malochenden, geschundenen, dennoch aufrichtigen, träumerischen, liebenswerten Hong Kong-Everyman, sympathisch in allen extremen Gefühlsäußerungen zum Leben erweckt durch Ricky Hui, zum Mittepunkt unserer Aufmerksamkeit, lässt ihn erst das finanzielle Glück erfahren, nur um ihn kurz darauf in einen tiefen Abgrund des Unglücks strüzen zu lassen, der sich im Nachhinein als ironische Frucht eines Missverständnisses erweist, bloß da ist der Schaden längst angerichtet. Die vielen Wendungen und die temporeiche Inszenierung garantieren eine schwungvolle und unterhaltsame Komödie, die im Finale in der Irrenanstalt eine dem Schauplatz entsprechende heiter-wahnsinnige Kulmination erfährt, alles sogar inklusive eines Funken Sozialkritik. (7)

Anatevka (1971)
Überlanges Musical vor der Kulisse einer Zeit des Umbruchs, trotz der dramatischeren Untertöne lebensbejahend, für Toleranz eintretend und mit eingängigen Gesangseinlagen, die nicht als gigantomanisches Tanzspektakel, sondern zurückhaltend inszeniert sind. Der emotionale Anker für alles ist Topol, dessen Leistung dem Film im Alleingang trägt. (7)

Der Tod und das Mädchen (1994)
Intensives und spannendes Kammerstück, das vornehmlich durch seine Schauspieler überzeugt, ein seinerzeit brisantes Tagesthema anpackt ohne eine einseitige Perspektive einzunehmen. (7)

Die Faust im Nacken (1954)
Zuvorderst der Inbegriff toller Schauspielleistungen mit Marlon Brando unangefochten an der Spitze, dessen vergleichslose Darbietung schmerzlich ins Gedächtnis ruft, was uns heutzutage im Kino fehlt: dieser ikonische, überlebensgroße, intensiv spielende Typus des Filmstars, der dem Kino-Schauspieler seinen strahlenden Glanz verliehen hat. Abgesehen davon hat Elia Kazans Beitrag zum Thema (Hafen)Arbeiter und Klassenkampf nach den anfänglich starken, eindrücklichen Bildern, die durch ihren Authentizität evozierenden Schein an den italienischen Neorealismus erinnern, bei mir im Verlauf der Handlung stark an Ausstrahlungskraft eingebüßt, die Kombination aus amerikanischem Realismus einerseits, groß aufgetragener Hollywood'scher Melodramatik andererseits wirkte auf mich störend unvereinbar, die großen Gesten und Gefühle sind gemessen am Thema unter Umständen zu groß - und ich kann nachvollziehen, warum das Finale bei manchen Unbehagen hervorruft. (7)

Scarface (1932)
Satz mit X. Klassiker des Gangsterfilms, Aufstieg und Fall eines größenwahnsinnigen und maßlos gewalttätigen Kriminellen kompakt und geradlinig, aber prägnant geschildert, mit nachhaltigen Bildern und einem Funken schwarzen Humor. (8)
Der Letzte Tango in Paris (1972)
Schwierig. Ungeachtet des ihn umgebenden Skandals ist das ein Film, mit dem man sich ausgiebig auseinandersetzen muss, da Bernardo Bertolucci gefühlt jede Einstellung mit vielschichtigen Bedeutungsebenen aufgeladen hat, obwohl er sich letzten Endes auf die einfach Formel des Widerstands gegen die und Suche nach einer Alternative zur gefühlskalten Gesellschaft runterkürzen lässt. Für mein Empfinden ist das zu überladen und zu anstrengend, die Schauspielleistungen sind toll, Marlon Brando abermals grandios, seine Rolle hingegen ein unerträgliches Arschloch. Müssten ich wiederholen, nur ist das mehr ein Durchstehen, denn Genießen, daher ein Durchringen. (6)

Scary Movie (2000) & Scary Movie 2 (2001)
Gehören in vollem Umfang in ihre Zeit, sind für mich in all ihrer infantilen Albernheit immer wieder ein Spaß. Guilty pleasure. (6)








































17 - 6,3 (107,0)

Montag, Juli 25, 2016

Kurzreviews Juni/Juli/2016

Oh je, das hat mal wieder gedauert mit der Reviewliste. Wie immer aus verschiedenen Gründen, ein ganz besonders anstrengendes Studiensemester, private Probleme, sowie mancher Text in dieser Liste, der schlussendlich aufwendiger war als erwartet - und so verschob ich die Liste und verschob sie und verschob sie. Jetzt endlich habe ich es geschafft, sie fertig zu stellen und meine wochenendliche Sichtung des neuen "Star Trek"-Films (super! Außerdem: "Star Trek Beyond" > "Star Wars VII") lieferte mir einen guten Zeitpunkt, um sie endlich rauszuschicken, zur Gänze außerhalb des etablierten Turnus. Deswegen gibt es die nächste Liste zudem erst wieder am 15. August, dann hoffentlich zeitig.

Leider sind zwischenzeitlich abermals einige Größen der Filmwelt von uns gegangen: Héctor Babenco (13. Juli, Regisseur von Filmen wie "Kiss of the Spider Woman", "Ironweed", "Carandiru"), Robin Hardy (1. Juli, vor allem bekannt für "The Wicker Man" (das berühmt-berüchtigte Original und NICHT die Bienen)), Michael Cimino (2. Juli, Regisseur von legendären Filmen wie "The Deer Hunter", "Heaven's Gate"), aus unserer Kinolandschaft Götz George (19. Juni, unser allseits mehr oder weniger bliebter Schimanski), anlässlich von "Star Trek Beyond" nicht zu vergessen: der zutiefst tragische Tod von Anton Yelchin (19. Juni) hinterlassen tiefe Narben in der Kinolandschaft, sie alle ein wenig in den Schatten gestellt hat indes Bud Spencer, der am 27. Juni verstarb und mit ihm ist ein Stück Kindheit von vielen, vielen Fans gestorben. Ich war nicht Fan wie manch anderer, aber auch ich habe seine Filme geliebt, über die Rainer Brandt-Synchros Tränen gelacht und mit meinem besten Freunde singe ich bis heute dieses Lied aus "Zwei wie Pech und Schwefel". Leb wohl, Bud! Lebt wohl ihr alle!

Nichtsdestotrotz präsentiere ich wiederum die 28 Filme und 4 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln) Xtra large, die ich in den Monaten Juni und Juli gesehen habe:


Serien-Staffeln
Raumschiff Enterprise (Season 1-2) (1966-1968) - (mit Star Trek- und Kindheitsnostalgiebonus: 10)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer (Season 6) (2016) (8-8,5+, wäre doch die gesamte Staffel so wie die letzte Episode gewesen)
Chuck Norris: Karate Kommandos (1986) (10.000 auf der "HOLY SHIT, IT'S A CHUCK NORRIS-CARTOON"-Skala)

Filme
Ich Beide & Sie (2000)
Mal wieder Bobby und Peter Farrelly, dies Mal mit einer zotigen Jekyll und Hyde-Version, fundiert auf dem gewohnten Humor-Niveau und Jim Carreys Grimassierereien. Ich fand's überraschend planlos, ohne roten Faden und Humor-Kontinuität, eine Ansammlung von weniger witzigen Sketchen und irrelevanten Momenten im Format eines episodischen Road-Trips, Szenen, die größtenteils durch massenhaften und nervenden Pop-Song-Einsatz gnadenlos abgewürgt wurden, bevor sich ein Witz entwickeln oder entfalten konnte. (4)

Stalag 17 (1953)
Zu Beginn steht die Aussage, dass Billy Wilder keinen handelsüblichen Kriegsfilm drehen, vielmehr das Leben der Kriegsgefangenen beleuchten wollte. Und das tut er, zeigt keine grimmigen Kriegshelden, sondern einfache Soldaten, deren dringlichstes Ziel das unmittelbare Überleben bedeutet. Der bei Wilder obligatorische Humor unterstützt einerseits diese bodenständigere, mystifizierenden Heldenpathos vermeidende Darstellung, lässt das Lagerleben andererseits stellenweise fast zu leichtlebig erscheinen. Dem entgegen steht die hochspannende Suche nach dem Verräter, die zerstörerisches Misstrauen untereinander sät und für den ausgleichenden, nötigen Ernst sorgt. Ein hervorstechender Klassiker des POW-Films. (7,5)

Frau ohne Gewissen (2000)
Was bleibt zu dem groß zu sagen? Es scheint einer natürlichen Ordnung zu folgen, dass in den Händen Billy Wilders einer der ersten Film Noirs gleich zu einem der besten wurde. Stilbildend, mit weitreichendem Einfluss und überlebensgroß, ohne ein Gramm überflüssigen Fetts. Meisterwerk! (9,5)

Money Crazy (1977)
aka "The Pilferer's Progress". Was viele Fans zweihändigen Pistolenabfeuerns in Zeitlupe nicht wissen: bevor John Woo mit seinen elegischen Gangster-Action-Dramen HK-Filmgeschichte schrieb, war er, neben seinen ersten Gehversuchen im Bereich des Martial Arts-Films, einer der erfolgreichsten Komödienregisseure der Kronkolonie, galt als "Golden Boy of Hong Kong Comedy". Mit diesem hier nahm dieser Abschnitt seiner Karriere seinen Anfang, die erste Komödie in einer Reihe von solchen, im Handumdrehen ein Riesenhit - und der westliche Zuschauer kann sich ob des einfachen, derben Humors (der anscheinend das Gros seines Witzes aus kantonesischen Wortspielen bezieht, ein Fall für lost in translation), diverser Albernheiten und der schludrigen Inszenierung nur verwundert am Kopf kratzen, zusätzlich mit dem Bewusstsein, dass ausgerechnet dieser Film an den heimischen Kinokassen sogar "Star Wars" und "Saturday Night Fever" zu schlagen vermochte (andererseits geht mir das hierzulande gleichermaßen bei den diversen Ergüssen eines Till Schweigers, die vom Publikum bedenkenlos schaufelweise gefressen werden, während wirklich gelungene oder wichtige Filme darunter zu leiden haben). Ein Schlüssel zum Verständnis findet sich möglicherweise in den Figuren, Spiegelbilder von HK-Archetypen, inklusive des Everyman, der unaufwändig, wiewohl trickreich über die Runden kommen möchte, deren Schicksale das heimische Publikum offensichtlich mehr berührte, als diejenigen von Weltraumpiraten und mystischer Sternenkrieger. Und es ist ja nicht alles schlecht an dem Film: er kann witzig sein, Richard Ng und Ricky Hui sind ein herrlich schräges Gespann und Woo genießt es augenscheinlich, seinen Heldentypus zu parodieren. Zu Meisterschaft hat er es hiermit indes nicht gebracht. (5)

Dr. Dolittle (1998)
Ganz und gar formelhafte, klischeedurchtränkte, einfältig familientaugliche Komödie nach amerikanischen Paradigma, inhaltlich ziemlich doof und einfallslos. Das große Verkaufsargument also: das Gimmick der sprechenden Tiere, hie und da amüsant, in Wahrheit ansonsten bloß eine Bühne für vermeintlich lustige Prominenten-Cameos. Passt prima in Eddie Murphys Œuvre zu der Zeit. (4,5)

Shaun das Schaf - Der Film (2015)
Ein weiteres hochsympathisches Abenteuer aus dem Hause Aardman, ein großes Vergnügen für ein jüngeres und älteres Publikum gleichermaßen, gespickt mit Details, Ideen und Anspielungen, liebevoll gestaltet und mit ganz viel Herz zum Leben erweckt - vermag es außerdem ohne ein gesprochenes Wort mehr ausdrücken als jeder inhaltsleere Blogbuster mit tausend Worten. (8)

Venus im Pelz (2013)
Musen und Aphrodite, Leidenschaft und Sex. Roman Polanski inszeniert sich selbst in diesem Filmtheaterstück über das Verhältnis zwischen Schöpfer und Schöpfung, Mann und Frau, Fiktion und in ihr wohnenden Aussagekraft. In wie weit man das als Seelenstriptease oder Fenster zur Seele des Auteurs interpretieren möchte, hängt vom Betrachter ab. Ungeachtet dessen: sehr unterhaltsame, kurzweilige, gut gespielte Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis von Künstler und dem gespannten Verhältnis zu seinem Werk. (7)

Unknown User (2014)
aka "Unfriended". Mein Eindruck vom Trailer: sagenhaft dämlich und unfreiwillig komisch. Die Realität: eine positive Überraschung! Durch und durch gelungene Variation des Found-Footage-Konzepts, ein kreatives Wechselspiel mit allen möglichen Auswüchsen der Web-Kommunikation, im Rahmen des Genres die meiste Zeit glaubwürdig und spannend konstruiert, hauptsächlich effizient darin, nicht zu sehr das Übernatürliche in den Fokus zu rücken (und daraus eine aufgeblasene Mythologie entstehen zu lassen), die zweckdienliche geisterhafte Erscheinung dient in erster Linie dazu, durch ihre Allwissenheit die Protagonisten zur Beichte zu zwingen. Stattdessen wird die Schuldfrage der Charaktere verdichtet, letzten Endes ist konsequenterweise keiner der Beteiligten ohne Schuld. Überraschend gut. (7)
The Visit (2015)
M. Night Shyamalan meldet sich nach seiner bezeichnenden Abwärtskarriere item mit einem Found-Footage-Horror zurück und weiß ebenfalls zu überzeugen. Statt blankem Horror oder verstörender Intensität setzt er auf eine durchgängige creepy Atmosphäre und den Eindruck der Verunsicherung, aufgebaut auf dem Kontrast zwischen dem überzeugend dargestellten Geschwisterpaar und den irritierend schrulligen Großeltern. Hinzu kommt ein eigensinniger, abgründiger Sinn für absurden Humor. Gefällt. (6,5)

SPL 2: A Time for Consequences (2015)
aka "Lethal Warrior". 10 Jahre nach dem Martial-Arts-Thriller-Hit mit Donnie Yen inszeniert Soi Cheang ein Sequel, das sich nur den Namen und Darsteller Jacky Wu mit dem Vorgänger teilt, ansonsten gänzlich auf eigenen Füßen steht. Mit einem gehörigen Schuss schicksalhafter Melodramatik entfaltet sich eine aufregende Geschichte um Organhändler, familiäre Tragik und eine Freundschaft zwischen aufrechten Kämpfern am falschen Ort zur richtigen Zeit, gewürzt mit einigen deftigen handfesten Auseinandersetzungen und toll konzipierten Szenen, vereint zudem Wu mit Tony Jaa vor der Kamera und bietet dem charismatischen Jin Zhang Raum zur Profilierung. Nicht alle inhaltlichen Aspekte greifen nahtlos ineinander, ein Popsongeinsatz sorgt für Stirnrunzeln, insgesamt ein schöner Beweis für emotionale Martial-Arts-Action mit Story. (7)

Pretty Woman (1990)
Der Klassiker der romantischen Komödie der beginnenden 90er. Entweder man verabscheut dieses realitätsferne Märchen aus tiefstem Herzen - oder man verliert sein Herz daran. Leider, leider habe ich ein Faible für diese Art Liebesfilm, zumal Garry Marshall (R.I.P.) übermäßigen Kitsch größtenteils umschifft. Schön! (7)

Krampus (2015)
Gemahnt an bessere Joe Dante-Filme, doch obgleich Michael Dougherty amüsant die anti-besinnliche Seite feierlicher Familienzusammenkunft einfängt, überhaupt eine stimmungsvolle winterliche Atmosphäre evoziert, erreicht er einen vergleichbaren Spaß-Faktor nicht, nimmt sich zu viel Zeit, bis er zur Sache zu kommt, entwickelt kein durchgängiges Tempo und das Spektakel ist, trotz einiger witziger Einfälle und kurioser Kreaturen, vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Musik gefällt. (5)

Der Tod steht ihr gut (1992)
Fühlt sich frappierend wie ein zu lang geratener "Tales from the Crypt"-Beitrag an, schwächelt vor allem in der zweiten Hälfte und wohin mit Bruce Willis weiß er ebenso wenig. Indes die Effekte sind heute noch ausgezeichnet, für die damalige Zeit sensationell, Meryl Streep und Goldie Hawn in ihrem Zickenkrieg ein großes Pläsier. Ironischerweise versteckt sich letztlich unter dem hochkarätigem Anstrich "nur" ein unterhaltsamer B-Film über den Schönheitswahn. (6)

Batman und das Phantom (1993)
Eine überaus gelungene Filmauskopplung aus der bereits mehr als gelungenen Zeichentrickserie, mit komplexen Figuren, schmerzvollen Vergangenheitsgeschichten und trotzdem mit packenden Actionszenen. Ein rundum gelungenes Batman-Abenteuer. (7,5)

Addams Family (1991)
In Unkenntnis des Originals. Funktioniert vorzüglich in seinem morbid-schwarzhumorigen Charme und seine Witzeleien über den Gegenentwurf zur amerikanischen Bilderbuchfamilie, noch besser sind die Darsteller, angeführt von Anjelica Huston, Raul Julia und Christopher Lloyd. (6,5)

Signs - Zeichen (2002)
Fauler Trick: es geht überhaupt nicht um eine Alien-Invasion. Die Außerirdischen sind ziemliche doofe MacGuffins, im Grunde genommen findet hier bloß ein Priester seinen Glauben wieder - und das auf die denkbar unlogischste, bescheuertste Art und Weise, wie Gott, das Schicksal oder was auch immer dies in die Wege leiten konnte. Dergestalt sabotiert das alberne Drehbuch die an sich von M. Night Shyamalan gelungen inszenierten Suspense-Szenen. Und ich mag James Newton Howards Score. (5)

Mission Adler - Der starke Arm der Götter (1991)
Mehr alberne Abenteuer-Komödie als Martial-Arts-Film, trotz einiger wie immer bei Jackie Chan spaßig choreografierter Akrobatik- und Stunt-Einlagen, etwa der finale Kampf im Windkanal. Da der Herr sich hier in Begleitung von gleich drei Ausgaben holder Weiblichkeit befindet, sei erwähnt: über das Frauenbild hüllt man lieber dezent den Mantel des Schweigens, mit dem Hinweis, dass Immunität gegenüber hysterischen Kreischanfällen Grundvoraussetzung ist. (6,5)

Stereo (2014)
Ich wusste gar nicht, dass es so etwas wie ein deutsches Remake von "A History of Violence" gibt... Unbestritten konnte Cronenberg das besser, dann wiederum bin ich froh über jeden Versuch aus Deutschland, Genre-Film zu produzieren und der hier ist schließlich ein ganz brauchbarer Thriller, jedenfalls besser als die geballte Schweiger/Schweighöfer-Verblödung. (6,5)

Felidae (1994)
Ein wunderbarer Krimi mit scharfsinnigem Tierhelden und spannendem, intelligentem Fall. Passend zum Tenor der Geschichte und den gezeigten Grausamkeiten zeichnen sich Animationen und Musik durch einen zutiefst düster-atmosphärischen, hochkarätigem Stil aus. Und sowas tolles kommt aus Deutschland. (8,5)

Batman v Superman: Dawn of Justice (2016)
Ich hatte schlimmstes erwartet, vielleicht konnte er mich deswegen passabel unterhalten, in etwa auf dem gleichen dummen Niveau wie "Men of Steel". Irgendwo macht das Aufeinandertreffen trotz Nolan'scher Grimmigkeit Spaß, gebietet über viele gelungene Einzelversatzstücke: das Batman-Alfred-Duo würde ich gern wiedersehen, wenn man ihn lässt, gibt Henry Cavill einen ganz guten Superman, Gal Gadot als Wonder Woman überzeugt bereits in ihren ausgesprochen kurzen Szenen. Katastrophal ist das Drehbuch, das diese Elemente nicht zu einem funktionierendem Ganzem fügt oder den Konflikt zwischen den beiden ikonischen Heroen aufzubauen versteht, sich lieber in Nolan'schem pseudo-bedeutungsschwangerem Geschwätz ins Nirgendwo über das halbgöttliche Naturell oder das küchenpsychologische Profil von Superhelden ergeht. Hinzu kommen Sprünge in der Geschichte und der dazugehörige Schnitt, der Szenen eher zweckmäßig montiert, namentlich Lex Luther leidet darunter, dass sein Plan hinten und vorne keinen Sinn ergibt. Ein anderer Regisseur als Zack Snyder hätte fernerhin mutmaßlich mehr rausholen können als leidlich chice Bilder. Immerhin: das Spektakel hat mich an die Zeit erinnert, als ich mit Actionfiguren gespielt habe, wobei ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob das gut oder schlecht ist. Für einen Blogbuster von dieser Größenordnung jedenfalls zu wenig. (6)

Don Jon (2013)
Nettes Regie-Debut von Joseph Gordon-Levitt, dass den Aspekt der Pornografie und Porno-Sucht nicht zu sehr zum bestimmenden Element der Geschichte werden lassen möchte, ihn nur als einen Teil der in Oberflächlichkeiten und bedeutungslosen Ritualen erstarrten Hauptfigur vermittelt, aus der es sich zu befreien, Klischees und vorgetäuschte Welten zu überwinden gilt. Das ist mal witzig, mal besinnlich, flott inszeniert und guckt sich gut weg. Nicht überragend, aber... nett. (6,5)

Die Addams Family in verrückter Tradition (1993)
Mehr vom gleichen? Gerne doch! Ich finde das Sequel tatsächlich witziger und wenigstens gleichauf stimmig, Joan Cusack erweist sich als herrlich exaltiert-manische Ergänzung und das wahrhaft gruselige Feriencamp bietet willkommenermaßen mehr Spielraum für Christina Ricci. Sehr, sehr lustig. (7)

Ein Käfig voller Narren (1978)
Das Aushängeschild der kultigen Farce war seinerzeit das ostentative Suhlen in Transen-Klischees, sowie die Darstellung des homosexuellen Pärchens als sympathische, liebenswerte Protagonisten, was bemerkenswert genug ist. Damals wie heute bezieht das Aufeinandertreffen der frivolen, ausgelassenen, schillernden Nachtclubwelt mit ihrer betont divenhaften Diva, die/der auch ungeachtet des Geschlechts und amouröser Neigungen anstrengende Manierismen an den Tag legt, zum Glück mit Ugo Tognazzi einen ruhenden Gegenpol vorgesetzt bekommt, und der moralischen, sittenwächterhaften Welt seinen Witz über Extreme, bleibt nah an den Charakteren, ohne sie als reine Witzfiguren zu verpulvern. Dankenswerterweise entsteht so keine Gagparade platter Schwulenwitze amerikanischer Prägung, sondern eine über die Charaktere funktionierende, amüsante Konfrontation. (6,5)
Der Hexenclub (1996)
Unübersehbar 90er-Jahre Verquickung von Teenie-Außenseiter-Leiden und Übernatürlichem, mit Hang zu letzterem bei fortschreitender Laufzeit. Nicht gerade subtil, allerwenigstens mit nostalgischem Unterhaltungswert. (5,5)

Deadpool (2016)
"Deadpool" kann Spaß machen: manche Momente in den Actionszenen etwa, Colossus und Negasonic Teenage Warhead, der spürbar hochmotivierte Ryan Reynolds, die Darsteller im allgemeinen (Ed Skrein funktioniert als schleimiger Fiesling eindeutig besser) - gleichwohl der Humor ist höchstens punktuell gelungen, es überwiegen auf Biegen und Brechen eingebrachte pubertäre Witzeleien und Sex-Witzchen en masse und sie machen zu allem Überfluss den Kern des Geschehens aus. Ich weiß: das war nach dem Trailer zu erwarten und ich bin ganz sicher nicht enttäuscht (mangels Erwartungshaltung), trotz allem hätte ich mir einen gelungeneren, intelligenteren Beitrag für den Trend erfolgreicher R-Rated-Filme gewünscht. (5,5)

Star Trek: Beyond (2016)
Es geht doch! Offenkundig kann man "Star Trek" modernisieren, ohne gleich auf alles zu scheißen, was das Franchise groß gemacht hat - so wie es Jar Jar Abrams genussvoll zelebriert hat. Gebt dem Film die richtigen Drehbuchautoren, den richtigen Regisseur, die richtigen Darsteller und statt blankem, frontalem, für die dumme Allgemeinheit glatt gebügeltem Verrat bekommt man die Synthese aus altem und neuem, die der Reihe zugutekommt. Der Film verzichtet nicht auf die frappant Star Wars-ähnlichen Elemente und Actioneinlagen, nähert sich im Kern dagegen end-, end-, endlich wieder Grundgedanken an, die man als "Star Trek" identifizieren kann.
Endlich gibt es wieder Föderations-Offiziere, die sich professionell und problemorientiert verhalten und nicht in unkoordinierte, lautstarke Panik ausbrechen. Endlich gibt es wieder Teamwork, eine auf einander angewiesene Crew bestehend aus Spezialisten und Experten und keine tumben Sci-Fi-Actionhelden im Alleingang. Endlich gibt es wieder Charakterdynamik und Beziehungen untereinander, die über einfallslose Love Interest-Liebeleien und platte Witze hinausgehen. Endlich gibt es wieder wirklich witzigen, trockenen Humor, der der Natur der Charaktere entspricht, fernab von peinlichen Albernheiten und Degradierungen von einzelnen zu dummen Witzfiguren. Überhaupt bleibt der Film frei von hochnotpeinlichen Szenen wie der Playboy-Posing-Szene oder der undramatischen Pseudo-Todesszenen aus "Into The Darkness". Endlich konnte ich das Kino wieder mal vollauf zufrieden verlassen, etwas, das seit einiger Zeit immer seltener vorkommt.
Simon Pegg und Doug Jung entwickeln zwar keine sagenhaft frische, himmelschreiend innovative Geschichte, dafür erzählen sie von einem aufregendem, spannendem Abenteuer, scheitern nicht an hochtrabenden Ansprüchen, konzentrieren sich darin auf die Charaktere, hegen und pflegen sie, zeigen, wie diese an ihren Herausforderungen wachsen. Sie machen grundsätzlich deutlich, dass sie Fans sind und als Drehbuchautoren ein Gespür für die Materie haben, ohne sich gleich blindem Fandom hinzugeben. In Kombination mit ihrem gelungenem Drehbuch erweist sich Justin Lin wider Erwarten als der rechte Mann für den Regiestuhl, inszeniert flüssig und mit dynamischer Kamera in den Actionszenen, ohne zu maß- und gedankenlos zu übertreiben oder sie zu stark zu gewichten, beweist auf der anderen Seite ein ausgleichendes Gespür für die ruhigeren, charakterorientierten Szenen, mit denen der Film weiß Gott nicht geizt. Witzige Momente sind wirklich witzig, traurige Momente wirklich traurig. Ja, es gibt tatsächlich Szenen von leiser, unaufdringlicher Trauer und herzergreifendem Abschied, in denen ich Tränchen wegdrücken musste, für die Lin genau die richtigen Bilder findet. Sogar der "Tod" der Enterprise wirkt nicht wie eine reine Effektexplosion oder ein emotionsloser Absturz eines Nutzgegenstands, er hat die nötige dramatische Gravitas, schockiert vermittelt über die Reaktionen der Besatzungsmitglieder und erzielt ein Gefühl von Verlust, wie beim Tod eines richtigen Charakters. Das sind alles Dinge, die in der Version von Abrams, Roberto Orci und Alex Kurtzman (bitte endlich Berufsverbot für die beiden letztgenannten) undenkbar gewesen wären (und gleicherweise in "Star Wars" alles andere als durchgehend gelungen ausgefallen sind). Neue und alte Elemente greifen wunderbar ineinander, Technik und Action geben dem Film ein ansehnliches neues Äußeres, im Herzen bewahrt er sich Entdeckerdrang, Abenteuerlust und Fortschrittsglauben, es herrscht ein Sinn für friedliches Zusammenleben, Kooperation statt Konfrontation, Konflikte zu bewältigen und gewaltlos beizulegen, ein ungemein bedeutsamer, elementarer Grundpfeiler der Star Trek-Philosophie humanistischer Prägung, der sich speziell in der Hintergrundgeschichte von Idris Elbas Antagonisten niederschlägt.
"Star Trek" ist endlich wieder ein ganzes Stück erwachsener und weniger runtergedummt, hat Charme, Witz und Seele, ebenso wie Action und Unterhaltung. Ich will nicht so tun, als wäre "Beyond" der perfekte Sci-Fi-Film, nicht mal so, als wäre er der perfekte "Star Trek"-Film. Nichtsdestotrotz ist er wirklich, wirklich gut und verdient Aufmerksamkeit, zumal, wenn man sich umschaut, wenn man verfolgt was derzeit überall auf unserer Welt vor sich geht, man nicht umhin kann festzustellen, dass der ursprüngliche Gedanke von Gene Roddenberrys "Star Trek" alles andere als obsolet ist, sich vielmehr erstrebenswerter denn je zuvor erweist, dass wir ihn nötiger haben als jemals zuvor. (7,5)
Ghostbusters 2 (1989)
Etwas planloser als sein kultiger Vorgänger, dank der unvermindert originären Idee, der wundervollen Cast und dem lausbübischen Humor (der nicht bedeutend schlauer daherkommt als wie mancher Witz aus dem Trailer zum gern gehateten dritten Teil) nach wie vor ein gigantisches Vergnügen. (8)

Fantastic Four (2015)
Don't believe the hate. Das Schöne am Reboot ist, dass es sich über weite Strecken gar nicht anfühlt wie ein Superheldenfilm, einem Sci-Fi-Film, dessen oberstes Bestreben es ist, Charaktere zu etablieren und sich ihrer Nöte anzunehmen, wesentlich näher zu sein scheint. Nicht das Spektakel steht im Vordergrund, sondern die Menschen dahinter, die später durch einen Unfall Superkräfte bekommen - und sie selbst dann nicht wie ein Geschenk, eine Transformation zu Übermenschen wahrnehmen, im Gegenteil mit ihnen hadern, sie als unwillkommener Fremdkörper verabscheuen. Das ist ein willkommener, innovativer, Möglichkeiten eröffnender Ansatz, der dem ganzen Genre gut tut - oder gut getan hätte, denn natürlich mussten Publikum und Kritiker, die immer nur die eine Art des Filmemachens zu kennen scheinen bzw. nur den Marvel Modus operandi intus haben und akzeptieren, den Film mit geballter Abneigung und Missgunst strafen, die er einfach nicht verdient hat. Freilich, er ist nicht das Non plus ultra des neuen Superheldenfilms, gerade in der zweiten Hälfte, vor allen Dingen im Finale schwächelt er merklich, turbulente Entstehungsbedingungen und Studioeinmischungen fordern sichtbar ihren Tribut, dabei hat Josh Trank nach neuen Wegen, ich möchte gar Auswegen sagen, aus dem Superheldeneinerlei gesucht. Scheinbar war er seiner Zeit voraus. Ich hoffe auf einen Director's Cut. (7)














28 - 6,6 (184,0)