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Freitag, Dezember 06, 2019

Kurzreviews November/2019

Hiermit präsentiere ich wiederum die 12 Filme und 4 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat November gesehen habe:


Serien-Staffeln
Downton Abbey (Series 6) (2015) - (7-7,5+)
Downton Abbey - The Finale (2015) - (8)
Das Büro [The Office(Season 2) (2005-2006) - (7-7,5+)
Spartacus: Blood and Sand - Motion Comic (2009-2010) - (6,5-7)

Filme
Downrange - Die Zielscheibe bist du! [Downrange(2017)
Ein Scharfschütze auf Teenie-Pirsch. Wäre im Kurzfilm-Format besser aufgehoben gewesen, die meiste Laufzeit verbringen Jäger und Opfer mit gegenseitigem Belauern, auf Dauer nicht die spannendste Entwicklung, gen Ende steigt die Blödheit der Beteiligten obendrein sprunghaft an. Der Gewaltgrad ist deftig, suhlt sich andererseits nicht zu ausgiebig in Gekröse, wenn er was zeigt, dann allerdings blutigst und zeigefreudig. (6)

Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)
Ein maßgebliches Meisterwerk des Stummfilms, das eine unüberschaubare Anzahl an Filmemachern nachhaltig beeinflusst hat. Dabei sind es in erster Linie die Bauten Walter Reimanns, Hermann Warms und Walter Röhris, allgemein das expressionistische, anamorphotische Szenenbild, die zum stärksten Ausdrucksmedium werden, das von alptraumhaften Entwicklungen erzählt, von Hörigkeit gegenüber wahnhaften Tyrannen und von einem verunsichernden Ausgang, den manch einer als Wiederherstellung der zuvor fälschlich angezweifelten Autoritäten deuten mag. Ich persönlich sehe darin viel mehr die derangierende Umkehrung dessen, was Wahnsinn, was Vernunft ist, den jähen Siegeszug des Wahns, dem die Vernunft zu guter Letzt unterliegt. Für mich ein sinisterer, unheilverkündender Schlusspunkt. (9)

Ein Wunderschöner Sonntag [素晴らしき日曜日 Subarashiki Nichiyōbi (One Wonderful Sunday)] (1947)
Dürfte selbst bei Kurosawa Akira-Fans unter dem Radar fliegen, eher in den niedrigeren "Unter ferner liefen"-Bereichen etwaiger Listen rangieren. Mir hat er in hingegen gut gefallen: ich mochte die Anklänge an den Neorealismus, die authentischen Straßenzüge des Nachkrieg-Tokios, das allgegenwärtige Sentiment des "über-die-Runden-Kommens", die Begegnungen mit anderen Städtern und ihren Nöten, sowieso das sympathische Pärchen, das stets zwischen Verzweiflung ob ihres sozialen Existenz-Kampfes einerseits, unerschöpflicher, wenn auch schwach glimmender Lebensbejahung andererseits pendelt, im Grunde genommen nicht mehr als einen schönen Sonntag zu verleben gedenkt, alle weltlichen Problem zur Abwechslung beiseiteschieben möchte und sei es nur für diesen einen schicksalhaften Tag. Ihre nachempfindbare Notlage, ihr Überlebenskampf, ihr Streben nach einfachen, elementaren Formen des Glücks, sowie ihr unprätentiöses, fehlerbehaftetes Wesen macht sie als normale Menschen greifbar, zugänglich, ihr schweres Los bedrückend. Kurosawa legt fernerhin offen, wo er das erfahrbare Glück für seine Hauptfiguren situiert und wo nicht, denn ständig stehen die unglückbringenden Situationen im Zusammenhang mit unzureichenden finanziellen oder materiellen Mitteln, alldieweil die beiden Erfüllung zumeist in sich selbst und untereinander finden. Gen Schluss kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass in diesem Sinne der Lyriker im Regisseur mit Kurosawa durchgegangen ist, wenn er ein Hoffnung spendendes Konzert allein auf die Kraft der Imagination bauend dadurch heraufbeschwört, dass er Hauptdarstellerin Nakakita Chieko die vierte Wand durchbrechen und einen zu gleichen Teilen zutiefst herzergreifenden und furchtbar verkitschten Appell an die Zuschauer richten lässt. Hierbei treibt Kurosawa Gutmütigkeit und Optimismus ein wenig übereifrig auf die Spitze. Demgegenüber fühlte ich mich selbst von dieser recht unverhohlenen umweglosen Manipulation ungewöhnlich gerührt und betroffen, empfand besagtes Konzert im Grundsatz als gelungene emotionale Kulmination der Odyssee des Paars. Ein schöner Sonntag, ein schönes Paar, ein schöner Film. (7,5)

Intacto (2001)
Eigensinniger Thriller aus spanischen Landen, der sich reizvoll dem Thema Glück widmet, die Mitglieder eines vor der Öffentlichkeit verborgenen Club von "Glückspilzen" in absonderliche bis lebensgefährliche Untergrund-Wetten gegeneinander antreten lässt, die das Glück der Spielenden immer wieder auf die Probe stellen: je größer das einem vom Schicksal zugedachte Glück, desto höher die Gewinnchancen. "Intacto" präsentiert Glück und Zufall als eine dem einen Menschen innewohnende, beinahe messbare Energie, die dem einen mehr, dem anderen weniger anteilig zu eigen ist, so dass eine regelrechte Rang- und Stufenordnung vorherrscht, die sich daran bemisst, welchen Dusel die Beteiligten etwa in Unfällen bewiesen haben. Hinzu kommt die sonderbare Fähigkeit mancher der von Fortuna besonders großzügig bedachten Subjekte, qua Berührung weniger gesegneten Seelen ihr Glück zu entziehen und auf sich zu vereinen. In dieser kuriosen Gruppierung finden sich die Protagonisten, die sich aus gänzlich unterschiedlichen Beweggründen auf das Spiel einlassen, auf die ein oder andere Weise wieder. Juan Carlos Fresnadillos solide Inszenierung des faszinierenden Sujets bringt diese merkwürdige Welt gekonnt vor unseren Augen zur Entfaltung und vollbringt den Kraftakt, ihr einen glaubwürdigen, nachvollziehbaren Anschein zu geben, gleichzeitig dem Drama, welches die Protagonisten am eigenen Leib erfahren, gebührend Rechnung zu zollen. Das Spiel mit dem Glück entfaltet nämlich erst mittels seiner Figuren, dessen verschiedenartigen Motiven und verschiedentlich manischen bis selbstzerstörerischen Tendenzen seine ominöse Sogwirkung, weswegen man dem Film zu Lasten legen mag, dass er ausgerechnet dort bloß an der Oberfläche zu kratzen scheint (eine Umsetzung als Serie fände ich durchaus interessant). "Intacto" ist außer Zweifel ein Erlebnis fernab des handelsüblichen 08/15-Thrillers. (7)

Brust oder Keule [L'aile ou la cuisse(1976)
Eine meiner Lieblingskomödien seit Kindestagen, selbstverständlich war die Tricatel-Fabrik (das Pendant zur Kaugummi-Fabrik in "Rabbi Jacob") eines der aufregendsten Highlights für unsere Kinderaugen, das gastronomische Setting, das in einer französischen Komödie ganz ohne Frage einen angemessen Platz findet, bot aber auch abseits davon Vergnügliches und Erinnerungswürdiges am laufenden Band. Jedenfalls braucht man kein Feinschmecker und Kenner der Haute Cuisine sein, um an dem bunten Treiben aus kulinarischen Köstlichkeiten, wie Unköstlichkeiten, familiären Verwicklungen und natürlich dem typischen Louis de Funès-Humor seine Freude zu haben. Und wenn man unsere zeitgenössische Esskultur betrachtet, macht sich "L'aile ou la cuisse" nachgerade wie ein Abgesang auf die Kunst des handgemachten Kochens, eine leibhaftige Satire auf den Triumph der Fabrikkost und schlimmstenfalls eine dystopische Vision unserer gastronomischen Zukunft aus. (Kindheitsnostalgie-Bonus: 9)

Engel der Verlorenen [醉いどれ天使 Yoidore Tenshi (Drunken Angel)] (1948)
"Yoidore Tenshi" bedeutete einen Entwicklungsschritt von grundlegender Bedeutung in Kurosawa Akiras Karriere in vielerlei Hinsicht: es war sein erstes Werk frei von Bevormundung und Einmischungen durch externe Kräfte, seine erste Film Noir, seine erste ausführliche Demonstration eines schicksalgebundenen Lehrer-Schüler-Verhältnisses, seine erste Zusammenarbeit mit Komponist Hayasaka Fumio und nicht zuletzt: die zukunftsweisende fruchtbringende Zusammenarbeit mit seinem Lieblingsdarsteller für die nächsten zwei Jahrzehnte: Mifune Toshirō. Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass "Yoidore Tenshi" Kurosawas erster Film war, der voll und ganz ihm gehörte, mit Herz und Seele seinem Geist entsprang, seine Vision am unmittelbarsten zum Ausdruck brachte. Er ist ein starkes, charakteristisches Drama, das abermals und nicht zum letzten Mal das Ringen um Individualität und Freidenkertum thematisiert, ein tristes Bild der japanischen Nachkriegsgesellschaft zeichnet, sich den Bewohner der Elendsviertel zuwendet, den Verarmten, den Betrogenen, den Betrügern, den Verlorenen. Stellvertretend steht im Zentrum unbestreitbar die Beziehung von Shimura Takashis runtergekommenen, barschen Arzt zu Mifunes hitzköpfigen Möchtegern-Yakuza-Boss. Derweil der eine der Not gehorchend seine Bestimmung am Rande der Gesellschaft zu akzeptieren gelernt hat, das Beste aus seiner Lage zu machen gedenkt, in seiner Rolle des dem Alkohol zugetanen Engels der Verlorenen geradezu aufgeht, hängt der andere Illusionen an, greift nach den unerreichbaren Sternen, verleugnet für hohle Versprechungen von sinnentleerten Wohlstand, Glanz und Glamour und sinnentleerte Yakuza-Schwüre sich und die Menschen um sich herum, merkt nicht, dass er nie zu den Oberen gehört oder gehören wird, von ihnen bloß als nichtswürdiger Untertan, Tunichtgut, Strohmann, Lückenbüßer, nichtsahnender Lakai missbraucht wird - im besten Fall. Shimuras Dr. Sanada müht sich nach Kräften ab, ihm den rechten Weg zu weisen, einen Weg, der womöglich weder Reichtum noch Ruhm offeriert, der letztlich jedoch Seelenheil versprechen würde. Freilich, seine Hilfe kommt zu spät, der Indoktrinierung kann er nur schwerlich und mühsam beikommen. Am Ende folgt die bittere Erkenntnis, das Scheitern, der Sturz in einen Abgrund ohne Wiederkehr. Und doch entlässt Kurosawa den Zuschauer mit einem letzten optimistischen Hoffnungsschimmer am Horizont und dem zuversichtlichen Appell an kommende Generationen. (8)

Ein Streunender Hund [野良犬 Nora inu (Stray Dog)] (1949)
"Nora inu" knüpft an viele in "Yoidore Tenshi" erschlossene Konstituenzien nahtlos an: neben seinen Habitués (die Meister-Lehrling-Beziehung zwischen Mifune Toshirō und Shimura Takashi, Musik von Hayasaka Fumio) nimmt sich Kurosawa Akira erneut das Nachkriegs-Japan zur Brust, konzentriert er sich einmal mehr auf die Menschen am Rande der Gesellschaft. Seine zweite Film Noir profitiert enorm von den vielseitigen, authentischen Schauplätzen, die ein facettenreiches Ebenbild des von einer Hitzewelle erfassten Tokios und seiner Bewohner evozieren, welches höchst realistisch, zugleich bedeutsam expressiv anmutet. In einigen brillant inszeniert Momenten fühlt man sich richtiggehend hineingesogen in die Schattenwelt der Armut, des Hungers, der Obdachlosigkeit, fühlt sich verschwitzt, verschmutzt und erschöpft am Ende der Kräfte. Natürlich kommt dem Wetter und den Naturgewalten in Kurosawas Œuvre seit jeher eine besondere Bedeutung zu, aber ich glaube niemals wieder war die drückende Tropenhitze derart allgegenwärtig spürbar oder die Erlösung durch das mächtige Gewitter vergleichbar befreiend. In ihrer Funktion der Wiedergabe der Gemütsverfassung der Stadt und der Anspannung der Protagonisten werden sie im Zuge dessen zum besonders mächtigen Instrument, dass Kurosawa meisterlich zum Einsatz bringt. "Nora inu" erweist sich nämlich als ausgeprägt psychologisches Krimi-Drama, das das Innenleben seiner Protagonisten, Nebenfiguren, des gejagten Waffen-Diebs unnachahmlich kunstvoll und feinverflochten vermittels eines komplexes Netz der Wechselseitigkeiten aus Personen, Umständen, Lokalitäten und Stimmung nach Außen kehrt und in Verbindung zu setzen versteht, mal direkt, mal indirekt, stets subtil und bis zum Finale fesselnd. Für mich ein Meisterwerk. (9)

Das Stumme Duell [(静かなる決闘 Shizukanaru Kettō (The Quiet Duel )] (1949)
Kurosawa Akiras einzige Adaption eines zeitgenössischen Theaterstückes und theaterhaft wirkt "Shizukanaru Kettō" von Anfang bis Ende: eingezwängt in das restringierende Korsett des arg begrenzenden Klinik-Settings (abgesehen von der brillanten Eröffnungs-Sequenz im Feldlazarett), sich auf ein überschaubares Ensemble beschränkend, das ortsfest vor starren Theaterkulissen spielt, vermittelt er allumfassend das Gepräge eines faden Bühnenstücks. Dem sich unablässig im Kreis drehenden Plot des Lebens und Leidens eines moralisch aufrechten, unverschuldet an Syphilis erkrankten Arztes, mangelt es in praxi an Hingabe und Energeia. Von Kurosawa als Podest für Mifune Toshirō Schauspielkunst erdacht, schien dem Regisseur entweder wenig daran gelegen, den Vorgängen Leben einzuhauchen, oder ihm fehlte schlechtweg der Raum, um seinen ausgeprägten Stilismen nutzbringend einzusetzen. So oder so entbehrt "Shizukanaru Kettō" dringend benötigte Dynamik und Dramatik, ist darüber hinaus um ein Dilemma arrangiert, das arg konstruiert und bemüht wirkt. Sengoku Norikos Krankenschwester bleibt einer der rar gesäten Aspekte, die Interesse erwecken, derweil die Haupthandlung reichlich immobil erscheint. (5)

La Grande bellezza - Die große Schönheit [La Grande bellezza (The Great Beauty)(2013)

Skandal [醜聞/スキャンダル Sukyandaru, a.k.a. Shūbun (Scandal)] (1950)
Die japanische Presse von 1950, vor allem die vor Skandalen nur so blühenden Boulevard-Blättchen motivierten Kurosawa Akira dazu, direkte (und berechtigte) Kritik an deren schamlosen Invasion des Privatlebens anderer zu üben (zu deren Betroffenen er sich selbst zählte). Herausgekommen ist "Shūbun", ein Drama mit starker Tendenz zum Melodramatischen, bei dem Kurosawa bisweilen arg dick aufträgt, statt einer differenzierten Auseinandersetzung lieber zu Polemik greift. Ich werde das dumme Gefühl nicht los, dass Kurosawa seinem Wesen nach zu sehr Poet ist, zu emotional aufgewühlt, um dieser Form der Gesellschaftskritik eine erstrebsame diskursive Struktur, eine besonne Argumentation zu Grunde zu legen. Zu einseitig ist seine Anklage, zu platt seine Schwarz-Weiß-Malerei: die Presse bzw. die Herausgeber des beschuldigten Blättchens sind unzweideutig niederträchtige, abgefeimte Bösewichte, denen kein Mittel schändlich genug sein kann, um an ihr Ziel zu gelangen, Mifune Toshirō und Yamaguchi Yoshiko dagegen moralisch lautere Leidtragende, die sich bloß verteidigen. Die Ausnahme bildet Shimura Takashis vom Schicksal gebeutelter Anwalt, der zwar das Herz am rechten Fleck trägt, gleichwohl aus der Not heraus den Winkelzügen und Überredungskünsten des trickreichen, abgebrühten Blattmachers erliegt und zu dessen Bauernopfer wird. Tatsächlich rutscht Kurosawas Blick unversehens vom eigentlichen Kern der Handlung, dem Diskurs Pressefreiheit gegen Schmähkampagnen, ab, um an dessen Stelle in schwülstiger Weise Shimuras Charakter mitsamt Kind und Kegel, seine kläglichen Lebensbedingungen und insbesondere dessen engelsgleiche Tochter in den Mittelpunkt zu rücken. Obgleich ich poetischem Realismus bei aller Liebe zugetan bin, kann ich nicht umhin dieses Abgleiten des Erzählfokus zutiefst ablenkend und unsachgemäß zu nennen, eine Abkehr von der nüchternen Betrachtungsweise, die erforderlich gewesen wäre. Vergleichbar zu "Shizukanaru Kettō" dreht er sich mit den Gewissensbissen des larmoyanten Anwalts zudem unablässig im Kreis, lässt Shimura unablässig gequält in die Kamera grimassieren, bevor er in der finalen Gerichtsverhandlung eine Hopplahopp-Auflösung aufbietet. Tut mir leid: eine ätzende, gesellschaftskritische Abrechnung oder auch nur eine Auseinandersetzung zum Thema Presse und Meinungsfreiheit liegt Kurosawa überhaupt nicht. (5)

Rashomon - Das Lustwäldchen [羅生門 Rashômon (Rashomon)] (1950)

Gosford Park (2001)
Die Robert Altman-Julian Fellowes-Kombo bot sich nach abgeschlossener "Downton Abbey"-Sichtung geradewegs an, kann gewissermaßen ein zwingender Abschluss genannt werden. Zum einen macht es Spaß zu sehen, wie hier gewisse Elemente ihre Pendants in "Downton Abbey" vorwegnehmen, allen voran Maggie Smith, die ihre Lady Crawley bereits wunderbar prä-channelt. Zum anderen ist es aufschlussreich, Altmans weitaus weniger schmeichelhaften, minder romantisierten Perspektive auf das Adel-Bediensteten-Verhältnis beizuwohnen, deren hierarchische Bedingungen er weitaus schärfer geschnitten und bitterer abbildet. "Gosford Park" ist ein hinreißendes Ensemble-Stück, prall gefüllt mit tollen Darstellern, das sich herzlich wenig um seinen Krimi-Plot kümmert (wer eine Whodunit erwartet, ist hier gänzlich fehl am Platze) und lieber seine Figuren und ihre Beziehungen untereinander betrachtet, beobachtet und subtil kommentiert. (8)





















12 - 7,5 (89,5)

Montag, November 02, 2015

Kurzreviews Oktober/II/2015

Hiermit präsentiere ich wiederum die 21 Filme und 1 Serienstaffel (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat September seit der letzten Liste gesehen habe:


Serien-Staffeln
Braunschlag (2012) (7-7,5)

Filme
Ein Schatz zum Verlieben (2008)
Gemacht für eine gewisse Sorte Pärchen: für die Damen gibt's Matthew McConaughey, Romantik, Familienversöhnung, für die Herren Kate Hudson, Gangster und ein bisschen Action, für beide Urlaubsfeeling und Spannung. Gehört man zum Zielpublikum ist das nicht übel - ich gehöre nicht dazu. (Gnädig: 4,5)

Zum Ausziehen verführt (2006)
Fällt in die gleiche Sparte (und damit bin ich hoffentlich mit den McConaughey-Liebeskomödien durch), sprich: ok für anspruchslose Pärchen, wenngleich schlechter als oben genannter. Mir gefiel höchstens Zooey Deschanel, deren Charakter einen sicherlich interessanteren, lustigeren Film geboten hätte. (4)

16 Blocks (2006)
Guter Start als solider Action-Thriller, nur innovationslos, gegen Ende mit Tempo- und Spannungsverlust. Bruce Willis und David Morse machen ihre Sache gut, der eigentlich sympathische Mos Def nervt ein bisschen. (5,5)

Der Einsatz (2003)
Lustlos geschriebenes und inszeniertes Agentenverwirrspiel, das keinen Spaß macht, unspannend ist, den finalen Twist Stunden vorher ankündigt. Simpel belangloses Vehikel für Colin Farrell. (3)

Chaos (2005)
Der guten Besetzung steht ein schwaches Skript gegenüber, das zwar fleißig in der Thriller-Geschichte räubert, indes nie die Wirkung seiner Vorbilder erreicht. Zumal kein Charakter oder dessen Machenschaften interessiert. (3,5)

Der Glückspilz (1966)
Gehört nicht zu meinen Lieblingen von Billy Wilder, liegt vielleicht an meinen falschen Erwartungen an den Film, der mir zu moralisch rüberkommt, nicht den Witz und das Tempo anderer (auch ernsterer) Wilder-Filme transportiert. Das ändert freilich nichts an meiner Meinung über die Darsteller, denn das wunderbare Duo Jack Lemmon-Walter Matthau harmoniert grandios, ebenso gefallen die Nebendarsteller. Die Schlussszene im Stadion ist zudem ein toller, befreiender Moment. (6,5)
Blumen des Schreckens (1962)
Entgegen dem vom Titel suggerierten Monsterhorror ist die Romanverfilmung ein postapokalyptischer Überlebenskampf, in dem die Pflanzen lediglich eine von vielen Bedrohungen, die übrigens oft genug vom Menschen selbst ausgehen, darstellen. Das Finale kopiert etwas einfallslos die "Krieg der Welten"-Auflösung (inklusive religiöser Anklänge), was diesem atmosphärischen Genre-Geheimtipp jedoch keinen Abbruch tut. (7)

The Awakening - Geister der Vergangenheit (2011)
Beginnt als stimmungsvoller Geister-Gruselfilm, mit der Zeit stagniert die wenig hervorbringende Handlung, am Ende wird's nur noch ärgerlich. (4)

Hostage - Entführt (2005)
Anguckbarer Thriller, der sich an vielen Spannungsmomenten abarbeitet, die Logik dabei getrost vernachlässigt. Florent Emilio Siri inszeniert das mit übertriebener Dramatik, Bruce Willis agiert im Auto-Pilot. (5,5)

Basic - Hinter jeder Lüge eine Wahrheit (2003)
Belangloser, auf oberflächliche Spannung reduzierter "Rashomon"-Klon mit dümmlichen Dialogen. (3,5)

Donnie Brasco (1997)
In dem Bestreben zu Gunsten eines Charakterdramas keinen klischeebehafteten Mafia-Film zu drehen, erschafft Mike Newell irgendwie weder ein stimmiges Bild des Kampfes gegen das organisierte Verbrechen, noch eine immersive Auseinandersetzung mit den Charakteren, die größtenteils unnahbare Chiffren bleiben. Für Al Pacino-Fans gibt's hier allerdings viel zu sehen. (5)

Der Flug des Phoenix (2004)
Es ist Jahre her, dass ich das (großartige) Original gesehen habe. Die grundsätzliche Idee genügt für einen anguckbaren Abenteuerfilm, dessen größte Schwächen sich in seinen dämlichen Charakteren und in der nervigen Regie John Moores finden. (4,5)

Das Privatleben des Sherlock Holmes (1970)
Billy Wilder nähert sich der Legende mit seiner speziellen Humor-Manier, die nicht durch platte Parodien oder überzogenen Witzdichte, sondern durch leise, unterschwellige Töne wirkt. Die fragmentarisch anmutende Handlung macht es hingegen schwer, der Geschichte mit großer Begeisterung zu folgen, ebenso wenig ist Spannung ihre Stärke. Was hier funktioniert, sind Ausstattung, Darsteller und diese kleinen, hinreißenden Wilder-Momente, wie Watsons Tanz mit der sich langsam wandelnden Balletttruppe. (6,5)

The 51st State (2001)
Im Tross der Tarantino- und Guy Ritchie-Epigonen einer der kurzweiligsten, unterhaltsamsten. Obwohl er nie die Raffinesse seiner Vorbilder entwickelt, macht er innerhalb seiner kompakten Laufzeit Spaß, bietet genug Skurriles und Witziges. (6,5)

Angst hat viele Gesichter (2012)
aka "The Tall Man". Pascal Laugier inszeniert diesen Mystery-Thriller in eindrucksvoll tristen, kalten, der Thematik angemessenen Bildern. Schwierig macht er die Identifikation mit seinen Protagonisten, deren Motivation und Gesinnung er mehrfach relativiert. Am Ende steht ein moralisches Dilemma, das zum Missverstehen einlädt, im ähnlich gelagerten "Gone, Baby, Gone" eine überzeugendere Alternative findet. (5)

Das Rätsel der roten Orchidee (1962)
Endlich wieder Edgar Wallace! Und wir steigen herrlich pulpig wieder ein mit zwei amerikanischen Banden, die in London ihr Erpresser- und Mord-Unwesen treiben, verfolgt vom mit zwei Revolvern bewaffneten Christopher Lee. Leider meint es Helmut Ashley mit dem Humor und dem Musikeinsatz eine Idee zu gut, grenzt an nerviger Parodie. (5,5)

The Machine - They Rise. We Fall. (2013)
Zwar keine Revolution im Bereich des Science-Fiction, sehr wohl aber ein gelungener Genre-Film, der mit bescheidenen Mitteln viel erreicht, insbesondere die nachhaltige Darstellung des im Fokus liegenden Androiden überzeugt, der beeindruckend Mitleid und Aversion beim Zuschauer zu evozieren vermag. Jetzt bin ich noch gespannt auf "Ex Machina". (7)

Die Tür mit den 7 Schlössern (1962)
Im Gegensatz  zum Vorgänger versteht sich Alfred Vohrer auf Mäßigkeit, klatscht dem Zuschauer den Humor nicht in Bild und Ton um die Ohren, verlässt sich lieber auf zurückhaltende visuelle Gags. Sogar den total überzogenen Mad Scientist im Finale inszeniert er mit einer trockenen Selbstverständlichkeit, die einen staunen lässt. (6,5)

Das Gasthaus an der Themse (1962)
Eine schummrige, im Nebel versteckte Hafenspelunke direkt an der Themse - eigentlich das perfekte Setting. Bedauerlicherweise können der relativ kleine Kreis an Verdächtigen und der recht gemächliche Krimiteil diesem illustren Setting nicht allzu viel Aufregendes abgewinnen. Ein bisschen mehr Pepp wäre wünschenswert gewesen. (6)

Ein Ausgekochtes Schlitzohr (1977)
Burt Reynolds, dumme Sprüche, Trucker-Romantik, Highway-Slapstick - ich glaube, ohne die depperte deutsche Synchro hätte ich mich nur halb so gut unterhalten gefühlt. (6)

Der Zinker (1963)
Alfred Vohrers Gespür für reizvolle optische Momente sind hier das große Plus, aber der wendungsreiche Krimi hält ebenfalls genug parat, um bis zum Finale bei der Stange zu halten. (6,5)
















21 - 5,3 (112,0)