Am Mittwoch habe ich die Halbzeitsfolge von "Game of Thrones" nachgeholt und beim diesmaligen Serientod einer Figur... ja, da habe ich beinahe ein Tränchen vergossen. Was für mich vergleichsweise ungewöhnlich ist, zumindest bei dieser Serie. Dabei bin ich was Filme und Serien angeht unter den richtigen Umständen fraglos nah am Wasser gebaut, bekomme bei besonders emotionalen Szenen gerne mal feuchte Augen. Mein Lieblingsbeispiel ist dies betreffend etwa Tim Burtons "Frankenweenie", bei dem ich lange Zeit nicht mal über das BluRay-Menü hinweg gekommen bin, ohne Rotz und Wasser zu heulen. Trotzdem sind die Gelegenheiten, dass ich mich von einem fiktionalen Werk zu Tränen rühren lasse, dünngesät, dafür müssen die Macher und Autoren bei mir wirklich die richtigen Hebel in Bewegung setzen. "Game of Thrones" schaffte das bisher nur ein einziges Mal mit dem Tod von Sansa Starks Schattenwolf Lady, den ihr Vater zu töten gezwungen wurde, eine tieftraurige Szene, die, obgleich ebenso dort vorkommend, mich derartig zu bewegen nicht die Serie für sich beanspruchen kann, denn das geht auf Kosten George R. R. Martins Romanvorlage, beziehungsweise des Hörbuchs dazu. Die Art und Weise, wie der Autor diesen zutiefst ungerechten Mord an dem unschuldigen Tier beschreibt, verbunden mit den geschilderten leidvollen Gedanken von Eddard Stark über den Wolf und dessen Namensgebung, ließen mich den Vorgang schwerlich durchstehen.
Ein anderer Grund ist der, dass der üblicherweise gewaltsame Exitus von Personen aus der Geschichte um den Eisernen Thron als reiner Schockeffekte in Szene gesetzt wird und in erster Linie darüber wirkt. Wenn beliebte Charaktere ein unerwartetes und in den meisten Fällen durch hinterlistige Intrigen und schwer verdaulichen Verrat besiegeltes Ende finden, ist das wie ein massiver Schlag in die Magengrube (vorausgesetzt, man hat sich noch nicht insofern damit arrangiert, dass einen diese wahrlich nicht seltenen Vorkommnisse nur noch kalt lassen, was jedoch eher von einer gewollten Abstumpfung oder einem verkrampften Selbstschutztrieb zeugt).
Darin unterscheidet sich die in ihrer Grundstimmung sehr nachdenkliche gestaltete Szene mit Lady und darin unterscheidet sich ebenfalls der Tod des Charakters in aktuellen Folge "The Door", denn gemessen an den oben beschriebenen Morden und Todesfällen, welche die traurige Norm in der mitunter äußerst grausamen Welt von Westeros und Essos darstellen, fällt das diesmalige Dahinscheiden auf seine Art heroisch und regelrecht romantisch-pathetisch aus, aber auch mit einem bitteren Sinn für Melancholie. Was außerdem deswegen bemerkenswert ist, weil es sich hierbei um einen unscheinbaren Nebencharakter handelt, den man überspitzt formuliert vielleicht als nette und sympathische Hintergrunddekoration, nicht jedoch als derart bedeutsame Figur wahrgenommen hat und dem dennoch in diesem entscheidenden Moment eine wichtige Rolle zuteilwird, in der sich gleichzeitig eine betrübliche schicksalhafte Ironie niederschlägt, die vermutlich bei manchen, in einer anderen Sicht der Dinge, eine ablehnende Haltung mit der Begründung der "Überkonstruktion" hervorrufen wird. Vielleicht bis zu einem Punkt, wo sie diesen Moment der Lächerlichkeit preisgeben möchten.
Ich für meinen Teil fand dieses dramatische Ende des betreffenden Charakters jedenfalls zu Tränen rührend, bitter-süß und wunderschön zugleich, eine willkommene und mitreißende Abwechslung zu den üblichen Niederträchtigkeiten innerhalb der Handlung, die gerade deswegen so sehr berührt, weil sie eben genau diesen Charakter trifft und ihm, vielleicht als ersten Charakter in der Serie überhaupt, einen dergestaltigen romantischen Tod gewährt.