Hiermit präsentiere ich wiederum die 6 Filme (ausgeschlossen Serien und Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe), die ich im Monat April seit der letzten Liste gesehen habe:
Dredd (2012) Stilsichere Comic-Adaption, deren herausragenstes Merkmal, abseits des ambivalenten und von Karl Urbans Kinn formidabel rübergebrachtem Antihelden, die trotz knappen Budgets, der simplen Story und der begrenzten Lokalitäten vermittelte, glaubwürdige Welt ist. Zudem besticht der Film durch seinen rauen, brutalen Ton, ohne mit bleischwerem Ernst zu erdrücken. (7,5/10)
Brust oder Keule (1976) Einer der bekanntesten Filme mit Louis de Funès, aber auch einer der unterhaltsamsten. Das gastronomische Setting findet in der französischen Komödie einen denkbar angemessenen Platz, doch man muss kein Feinschmecker und Kenner der Haute Cuisine sein, um an dem bunten Treiben aus kulinarischen Köstlichkeiten, wie Unköstlichkeiten, familiären Verwicklungen und natürlich dem typischen Funès-Humor seinen Spaß zu haben. (8/10 mit Kindheits-Nostalgie-Bonus)
Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger (2012)
(in 2D) Ang Lee versteht es magische Kinobilder zu erschaffen, gleichzeitig unter dem Abenteuer-Aspekt an der Oberfläche Tiefgründigkeit zu beweisen, indem er ohne zu predigen, aufzuzwingen oder gar mit aggressiv ablehnender Haltung dem Zuschauer eine theologisch-philosophische Perspektive eröffnet, wo andere Dogmatismus bevorzugen würden (nicht wahr Terrence Malick?). Das schafft er, indem er den Zuschauer miteinbezieht und ohne den Film jemals in die Länge zu ziehen, überzogen religiös oder philosophisch zu schwafeln, mit Spannung, einem gewissen, subtilen Sinn für Humor und einer gehörigen Portion Sympathie für seine Hauptdarsteller. (8/10)
The Eye (2002)
Eine reizvolle, schaurige Ausgangsidee, die in der bestehenden Form, abermals in kürzerer Form besser in einer Episode der "Twilight Zone" und Konsorten aufgehoben, durch einen zu ausgeprägt ausformulierten Drama-Anteil in die Länge gezogen wird, ohne das die Handlung davon tatsächlich profitieren würde. Dadurch wirkt der Film unentschlossen zwischen Grusel und Drama, was eine einheitliches Empfinden erschwert. (5/10)
Morning Glory (2010) Typische Feel-Good-Komödie, die den Terror hinter der Kamera selbstredend romantisiert und dessen zynischer Anteil sich allein auf einen hervorragenden Harrison Ford beschränkt. Und natürlich ist selbst das letztlich nichts als eine Mauer, die von der hibbeligen, karrierefixierten Rachel McAdams eingerissen werden muss, damit die happy family an ihren Problemen reift. Ist ganz nett - wenn man Hausfrau ist. (5/10)
Moliere (1978) Sehr ausführlicher Versuch eines kontextualisiertem Portraits eines Künstlers, der nicht hollywood-artig in ein sympathisches Licht gerückt, sondern so gut es geht akkurat dargestellt werden soll, was eine gewisse Unnahbarkeit in sich birgt. Oft genug vermittelt der Film einen dokumentarischen Charakter, zumal sich in seiner ausufernden Länge ein Fokus vermissen lässt, der dem Zuschauer ein Miterleben der Geschichte ermöglichen würde. Schauspielleistungen und Production Design sind hingegen über jeden Zweifel erhaben. (7/10)
AKTUALISIERUNG: Die Oscars sind vergeben! Und es gibt nicht allzu viele Überraschungen unter den Preisträgern. Anscheinend habe ich die Wirkkraft eines Präsidenten-Biopics (und dieses immerhin von Steven Spielberg) auf die Jury überschätzt, ebenso wie Hollywoods Musical-Vernarrtheit.Sowohl "Lincoln", als auch "Les Misérables" (dessen unerträgliches Gejaule mir immer noch Kummer bereitet) sind vergleichsweise moderat bedacht wurden, dabei "Lincoln" noch etwas schwachbrüstiger. Immerhin bekam "Les Misérables" Oscars für seine Masken, den Ton und zurecht für Anne Hathaway, wohingegen "Lincoln" bloß für das Szenenbild und Daniel Day-Lewis vergoldet wurde.
Ein wenig überrascht hat mich der Abräumer des Abends "Life of Pi", der mit 4 Goldjungs die meisten Honorierungen an diesem Abend eingeheimst hat, dicht gefolgt von "Argo" und "Les Misérables" mit jeweils 3. Die sonstigen Vergaben waren, wie schon gesagt, dann weitesgehend überraschungsfrei. Allein,dassdie grandiosen Effekte des Hobbits nicht, dafür Adeles "Lullaby" (wäre ein durchaus passenderer Titel gewesen) ausgezeichnet wurden, wirkt grundfalsch. Zudem habe ich mir sagen lassen (da nicht gesehen), dass beim besten Dokumentarfilm mutlos der langweiligste, unbrisanteste Feel-Good-Beitrag bedacht wurde.
Ansonsten wäre mein Fazit: tatsächlich wenig ungerechtfertigte Vergaben, verdiente Gewinner und eine eher biedere, lahme Show.
Im Moment bin ich arg beschäftigt, daher begründet sich meine momentane Blogabstinenz. Deswegen gibt es auch zu den Oscars bloß einen Schnellpost, in dem ich mich abermals an einer Prognose (in rot) versuche. In kursiv stehen übrigens diejenigen, die ich als wünschenswert empfinde. Ob ich recht behalte, erfahren wir heute Abend, wenn die85. Oscarverleihung ihren gewohnten allzu braven, selbstbeweihräuchernden und vermutlich öden Lauf nimmt. Also, hier die Nominierten und meine Tipps. Bester Film
Amour Argo
Beasts of the Southern Wild
Django Unchained Les Misérables
Life of Pi
Lincoln
Silver Linings Playbook
Zero Dark Thirty Beste Regie
Michael Haneke (Amour) Ang Lee (Life of Pi)
David O. Russell (Silver Linings Playbook) Steven Spielberg (Lincoln)
Benh Zeitlin (Beasts of the Southern Wild) Bester Hauptdarsteller
Bradley Cooper (Silver Linings Playbook) Daniel Day-Lewis (Lincoln)
Hugh Jackman (Les Misérables)
Joaquin Phoenix (The Master)
Denzel Washington (Flight)
Beste Hauptdarstellerin
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty) Jennifer Lawrence (Silver Linings Playbook) Emmanuelle Riva (Amour)
Quvenzhané Wallis (Beasts of the Southern Wild)
Naomi Watts (The Impossible)
Bester Nebendarsteller
Alan Arkin (Argo)
Robert De Niro (Silver Linings Playbook)
Philip Seymour Hoffman (The Master)
Tommy Lee Jones (Lincoln) Christoph Waltz (Django Unchained)
Beste Nebendarstellerin
Amy Adams (The Master)
Sally Field (Lincoln) Anne Hathaway (Les Misérables)
Helen Hunt (The Sessions)
Jacki Weaver (Silver Linings Playbook)
Bestes Originaldrehbuch
Michael Haneke (Amour) Quentin Tarantino (Django Unchained)
John Gatins (Flight)
Wes Anderson, Roman Coppola (Moonrise Kingdom)
Mark Boal (Zero Dark Thirty)
Bestes adaptiertes Drehbuch
Chris Terrio (Argo)
Lucy Alibar, Benh Zeitlin (Beasts of the Southern Wild)
David Magee (Life of Pi) Tony Kushner (Lincoln)
David O. Russell (Silver Linings Playbook)
Bester Animationsfilm
Merida Frankenweenie ParaNorman
The Pirates! Band of Misfits
Wreck-It Ralph
Bester fremdsprachiger Film
En kongelig affære – Dänemark (Regie: Nikolaj Arcel)
Kon-Tiki – Norwegen (Regie: Joachim Rønning und Espen Sandberg) Amour – Österreich (Regie: Michael Haneke)
No – Chile (Regie: Pablo Larraín)
War Witch – Kanada (Regie: Kim Nguyen) Bester animierter Kurzfilm
Adam and Dog (Minkyu Lee)
Fresh Guacamole (PES)
Head Over Heels (Timothy Reckart, Fodhla Cronin O’Reilly)
The Longest Daycare (David Silverman) Paperman (John Kahrs)
Bester Kurzfilm
Asad (Bryan Buckley, Mino Jarjoura)
Buzkashi Boys (Sam French, Ariel Nasr) Curfew (Shawn Christensen)
Death of a Shadow (Tom Van Avermaet, Ellen De Waele)
Henry (Yan England)
Bestes Szenenbild
Anna Karenina (Sarah Greenwood, Katie Spencer)
The Hobbit: An Unexpected Journey (Dan Hennah, Ra Vincent, Simon Bright) Les Misérables (Eve Stewart, Anna Lynch-Robinson)
Life of Pi (David Gropman, Anna Pinnock) Lincoln (Rick Carter, Jim Erickson) Beste Kamera
Anna Karenina (Seamus McGarvey)
Django Unchained (Robert Richardson) Life of Pi (Claudio Miranda)
Lincoln (Janusz Kamiński)
Skyfall (Roger Deakins)
Bestes Kostümdesign
Anna Karenina (Jacqueline Durran) Les Misérables (Paco Delgado)
Lincoln (Joanna Johnston)
Mirror Mirror (Eiko Ishioka)
Snow White and the Huntsman (Colleen Atwood)
Bester Dokumentarfilm
5 Broken Cameras (Emad Burnat, Guy Davidi)
The Gatekeepers (Dror Moreh, Philippa Kowarsky, Estelle Fialon)
How to Survive a Plague (David France, Howard Gertler)
The Invisible War (Kirby Dick, Amy Ziering) Searching for Sugar Man (Malik Bendjelloul, Simon Chinn)
Bester Dokumentar-Kurzfilm
Inocente (Sean Fine, Andrea Nix Fine)
Kings Point (Sari Gilman, Jedd Wider)
Mondays at Racine (Cynthia Wade, Robin Honan)
Open Heart (Kief Davidson, Cori Shepherd Stern)
Redemption (Jon Alpert, Matthew O'Neill)
Bester Schnitt
Argo (William Goldenberg)
Life of Pi (Tim Squyres)
Lincoln (Michael Kahn)
Silver Linings Playbook (Jay Cassidy, Crispin Struthers) Zero Dark Thirty (Dylan Tichenor, William Goldenberg) Bestes Make-Up
Hitchcock (Howard Berger, Peter Montagna, Martin Samuel)
The Hobbit: An Unexpected Journey (Peter Swords King, Rick Findlater, Tami Lane) Les Misérables (Lisa Westcott, Julie Dartnell)
Beste Filmmusik
Anna Karenina (Dario Marianelli)
Argo (Alexandre Desplat) Life of Pi (Mychael Danna) Lincoln (John Williams)
Skyfall (Thomas Newman)
Bester Filmsong
Before My Time – Joshua Ralph (Chasing Ice) Everybody Needs A Best Friend – Walter Murphy, Seth MacFarlane (Ted)
Pi’s Lullaby – Mychael Danna, Bombay Jayashri (Life of Pi) Skyfall – Adele Adkins, Paul Epworth (Skyfall) Suddenly – Claude-Michel Schönberg, Herbert Kretzmer, Alain Boublil (Les Misérables) Bester Ton
Argo (John Reitz, Gregg Rudloff, Jose Antonio Garcia) Les Misérables (Lon Bender, Andy Nelson, Mark Paterson, Simon Hayes)
Life of Pi (Ron Bartlett, D.M. Hemphill, Drew Kunin)
Lincoln (Andy Nelson, Gary Rydstrom, Ronald Judkins)
Skyfall (Scott Millan, Greg P. Russell, Stuart Wilson)
Bester Tonschnitt
Argo (Erik Aadahl, Ethan Van der Ryn)
Django Unchained (Wylie Stateman)
Life of Pi (Eugene Gearty, Philip Stockton)
Skyfall (Per Hallberg, Karen Baker Landers) Zero Dark Thirty (Paul N.J. Ottosson) Beste visuelle Effekte
The Hobbit: An Unexpected Journey (Joe Letteri, Eric Saindon, David Clayton, R. Christopher White) Life of Pi (Bill Westenhofer, Guillaume Rocheron, Erik-Jan De Boer, Donald R. Elliott) The Avengers (Janek Sirrs, Jeff White, Guy Williams, Dan Sudick)
Prometheus (Richard Stammers, Trevor Wood, Charley Henley, Martin Hill)
Snow White and the Huntsman (Cedric Nicolas-Troyan, Philip Brennan, Neil Corbould, Michael Dawson)