Ja, ja, da hat Blogger mal ausnahmsweise alles richtig gemacht und diesen Beitrag zur angegebenen Zeit veröffentlicht. Trotzdem ist Blogger böse, denn der Artikel war noch gar nicht fertig, befand sich in einer Rohtext-Phase, inklusive unzähliger Rechtschreibfehler... inzwischen war ich fleissig und habe den Inhalt größtenteils aktualisiert, dennoch bitte ich gelgentliche Fehler und merkwürdige Formulierungen zu entschuldigen - ich korregiere noch, während ihr lest!
Ich habe es schon einmal erwähnt: Guillermo del Toro verfilmt Howard Phillips Lovecrafts "Berge des Wahnsinns". Das ist ein Ereignis, dem ich mit äusserster Begeisterung entgegen fiebere. Denn zum einen realisiert del Toro das ganze, wenn auch mit dem faden Beigeschmack eines zweischneidigen Schwertes namens James Cameron als Produzent, und zum anderen wird eine Geschichte eines meiner absoluten Lieblingshorrorautoren adaptiert. Nein, nicht einfach eine Geschichte aus dem Cthulhu-Zyklus, sondern ein umfangreiches und zentrales Werk in Lovecrafts Œuvre - schließlich etabliert das Buch die rationale Basis für alles Übernatürliche, was Lovecraft in seinen Geschichte zusammenfantastisiert.
"Die Berge des Wahnsinns" ist die Geschichte einer Expedition in die Antarktis oder viel mehr der sehr ausführliche und sehr nüchterne Bericht dieser Expidition, zu welcher eine Gruppe bestehend aus Wissenschaftlern, Professoren und Studenten der Miskatonic-Universität aufgebrochen ist. Dementsprechend wissenschaftlich ist der Erzählton gehalten und der Erzähler, selbst Naturwissenschaftler und Leiter der Expedition, geht bisweilen arg ins Detail der durch und durch wissenschaftlichen Untersuchungen. Manchem mag dies langweilig und uninteressant erscheinen, dabei stellt es die bloße Basis für die späteren Geschehnisse dar. Denn nach und nach offenbart sich durch die tiefgründigen Forschungen und Entdeckungen zunächst unter der eisigen Oberfläch ein Mysterium gigantischen Ausmaßes, dass in den Gipfeln der titelgebenden Berge seinen Höhepunkt findet.
Dennoch fasziniert Lovecraft den Leser, ungeachtet der wissenschaftlichen Akribie und der ausschweifenden Beschreibung verschiedener geologischen Entdeckungen, nimmt ihn mit auf die Entdeckungsreise und füttert ihn immer wieder mit kleinen appetitanregenden Häppchen des zu enthüllenden Mysteriums, wodurch die brennende Neugier des Lesers entfacht wird. Und wenn man sodann glaubt, das Rätsel sei gelüftet, durchbricht Lovecraft die nächste Mauer, hinter der sich das unergründliche fortsetzt und eine neue Kette aus ungeahnten Wendungen offenbar wird, bishin zum schaurigen Finale.
Man merkt es wohl, ich liebe dieses Buch. Glaubte ich nicht, dass Lovecraft die relativ umfangreiche Seitenzahl interessant gestalten könne, wurde ich schnell durchweg eines besseren belehrt. Kontinuierlich wird das kürzlich offenbarte Mysterium übertrumpft und die Geschichte geschickt weiterentwickelt - und alles im Rahmen des wissenschaftlichen Tons. Der ist wichtig, stellt Lovecraft seinem Mythos doch eine rationale Erklärung gegenüber, die einer wissenschaftlichen Betrachtung bedarf, da sie den Rahmen und die Intetion bedeutet, die Lovecraft in diesem Buch verfolgt.
Gleichwohl soll es auch Leute geben, die gerne mal ihrer Lesefaulheit fröhnen. Das ist kein Vorwurf! Schließlich hat man andere Sorgen und Pflichten zu Genüge, die einem kaum die Ruhe lassen, sich Zeit für ein gutes Buch zu nehmen. Doch auch hierfür bietet unsere moderne Mediengesellschaft eine Lösung, derer man sich zu bezeichnen pflegt: Hörbücher!
Und von dergleichen möchte ich hiermiet zwei empfehlen. Anlässlich der kommenden Verfilmung des Buches, wer hätte es gedacht, sind beide selbstredend Adaptionen von Lovecraft Buch "Die Berge des Wahnsinns".
No. 1: Gruselkabinett, Folge 44 + 45: Berge des Wahnsinns
Die Reihe "Gruselkabinett" ist an sich schon eine Empfehlung! Titania Medien hat es sich zur Aufgabe gemacht, Gruselklassiker als hochwertige Hörspiele zu realisieren, um diesen die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen - oder auch nicht, je nach Buch.
Wie dem auch sei, die Adaptionen sind praktisch immer auf einem äusserst hohen qualitativen Niveau. Die Sprecher sind hervorragend, bis in die kleinste Nebenrolle professionell besetzt und gut in Szene gesetzt. Filmfreunde werden hierbei viele Synchronsprecher wiedererkennen, wie David Nathan (deutsche Stimme von Christian Bale und Johnny Depp), Torsten Michaelis (Wesley Snipes, Martin Lawrence, Sean Bean und Chris Tucker), Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie), Norbert Langer (Tom Selleck) oder Tom Vogt (Laurence Fishburne, Aaron Eckhardt, Colin Firth, Clive Owen und Chris Noth). Auch die Hintergrundgeräusche und die Musik, die mal selbst komponiert ist, mal von berühmten Komponisten wie Chopin entliehen, sind stimmig. Die Adaptionen sind meistens hervorragend und werkgetreu, mit der ein oder anderen Alteration hier und da, die dem Werk dabei jedoch nie schaden.
"Die Berge des Wahnsinns" bilden was die Qualität angeht keine Ausnahme. Die Sprecher sind, wie sollte es anders sein, hervorragend. Reiner Schöne (Willem Dafoe, Mickey Rourke, Optimus Prime) gibt einen altehrwürdigen Professor mit chauvinistischen Einschüben, während vor allem Jan Panczak (Kyle Broflovski in "South Park") als jundspundiger Student für die nötige Sympathie sorgt, inklusive Anbändelung mit dem anderen Geschlecht.
Ja, das ist wohl die erste größere Abweichung von der Geschichte, denn bei dieser Expedition nehmen zwei Frauen teil, Biologinnen um genau zu sein. In Lovecrafts Geschichte war nie von weiblichen Teilnehmern die Rede, weswegen man sich bei Titania Medien dazu entschloss, den Frauenanteil ein wenig aufzubessern. Deswegen hat man zum einen mit Bettina Weiß (Sandra Bullock, Rachel Weisz, Teri Hatcher in "Desperate Housewives") einen emanzipatorischen Gegenpol zu Reiner Schönes Expeditionsleiter geschaffen und zum anderen mit Annina Braunmiller (Kristen Stewart, jepp Bella aus "Twilight") einen Love intereset für Jan Panczak. Und ob man es glaubt oder nicht, diese Variation ist durchaus gelungen. Dennoch frage ich mich, inwiefern der emanzipatorische Konflikt zwischen Reiner Schöne und Bettina Weiß nötig war, schließlich führt er zu nichts und lenkt ein wenig von der Sachlichkeit des Geschehens ab.
Davon abgesehen bewegt sich die Adaption sehr nahe an der Vorlage und adaptiert die aus der Ich-Perspektive erzählte Geschichte einwandfrei in Dialoge und den Erzähler Reiner Schönes. Zumal für jemanden der das Buch kennt, die eins zu eins übernommenen Sätze eine wahre Wiedererkennungsfreude bieten. Die Aufteilung auf zwei Folgen erweist sich darüberhinaus als sinnvoll, da sie zum einen den Umfang der Vorlage sehr gut abdeckt und zum anderen in der Mitte einen äußerst reizvollen Cliffhanger bietet. Nie kommt Langeweile auf und die knapp 2 Stunden Laufzeit vergehen praktisch wie im Fluge. Überdies ist die Adaption an manchen Stellen wirklich gruselig, was sich nicht über alle Folgen des Gruselkabinetts sagen lässt, die sich bisweilen eher durch erzählerische Stärke, denn durch simples Gruseln auszeichnen. In diesem Falle kann einer sensibleren Seele indes gewiss hin und wieder ein Schauer über den Rücken laufen.
Und wenn ich jetzt doch ein wenig kritteln muss, dann lässt sich eben noch folgendes sagen: so gut die Adaption ist, sie lässt ein wenig den sachlichen Ton der Vorlage missen und konzentriert sich auf die blosse Gruselgeschichte. Was sich mit dieser nicht füllen lässt, ergänzt man mit dem Konflikt zwischen Reiner Schöne und Bettina Weiß, sowie den zaghaften Annährungsversuchen von Jan Panczak und Annina Braunmiller. So gut diese Themen dann auch gelungen sind, sie entbehren nicht einer gewissen Formelhaftigkeit und simplen Instrumentalisierung, um dem ganzen etwas mehr Dramatik zu geben. Zudem fehlte mir am Ende das große Grauen, das Jan Panczaks Charakter im Buch erlebt hat.
Im Großen und Ganzen lässt sich jedoch sagen, dass Titania Medien wieder mal ein hervorragendes Hörspiel gelungen ist. Die Sprecher sind über jeden Zweifel erhaben, überzeugen durch und durch, ebeson wie die Musik und die Hintergrundeffekte. Die kleinen von mir angesprochenen Schwächen sind im Rahmen des Ganzen durchweg tolerierbar und das Hörspiel ist eine dringende Empfehlung! Schon allein wegen des schönen Cover-Motivs einen Kauf wert.
No. 2: H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens: Berge des Wahnsinns
Der Verlag Festa vertreibt in unseren schönen deutschen Landen die Bücher von H.P. Lovecraft als gebundene Variante und hat gleich in einem Hörbücher von diesen produziert. Diese ungekürzten Lesungen werden meistens von David Nathan, Thorsten Michaelis oder Lutz Riedel (Timothy Dalton, Sam Neill, Ian McShane in "Deadwood" und... nun ja, das Borg-Kollektiv in „Star Trek: Der erste Kontakt“) gelesen. Vor allem David Nathan (btw der Sohn von Michael Pan, der Sychronstimme von Data aus "Star Trek TNG"... ich komme einfach nicht los von "Star Trek"!) versteht es, die Geschichten von Lovecraft mit seiner tollen Stimme vorzulesen. Und auch hier ist die meistens sehr zurückgehaltene Musik sehr stimmig.
Die Texte sind einfach die Originaltexte aus den gebundenen Festa-Ausgaben - was sonst. Die Übersetzungen sind sehr wohl gelungen und die Bücher allein schon eine Empfehlung. Wer sich aber lieber von großartigen Sprechern wie diesen drei Herren etwas vorlesen lässt, dem seien diese Hörbücher wärmstens empfohlen.
Und somit kann ich auch kaum noch etwas zu diesem Hörbuch kommentieren, denn auch hier ist die Qualität exquisit. David Nathan liest hervorragend, die Musik ist hervorragend, die Geschichte ist hervorragend - was sollte ich noch mehr sagen? Eine klare Empfehlung, falls Ihr lesefaul seit und euch nicht an die knapp 200 Seiten starke Erzählung traut.
No. 3: H.P. Lovecraft - Gesammelte Werke Band 4: Necronomicon
Wer es natürlich ganz authentisch will, der sollte sich auf jedenfall diesen Band zulegen. Es war mein erstes Buch von H.P. Lovecraft und bei weitem nicht mein letztes. Hier sind die Berge des Wahnsinns enthalten, neben einigen anderen Geschichte des Horrormeisters, wie "Stadt ohne Namen", "Das Fest", "Das gemiedene Haus", "In den Mauern von Eryx" und "Gefangen bei den Pharaonen". Insbesondere "Das gemiedene Haus" und "In den Mauern von Eryx" sind empfehlenswert, das erste als schaurige Geisterhaus-Variante und letzteres als äußerst unangenehmes Science-Fiction-Erlebnis in einem unsichtbaren Labyrinth, mit, soviel sei verraten, fiesem Ende (wie fast immer bei Lovecraft).
Daneben bietet das Buch noch Bonusmaterial in Form von zwei Texten von Lovecraft selbst, einmal die "Geschichte des Necronomicon", die genau das hält, was der Titel verspricht, nämlich eine fiktive Zeitlinie des fiktiven Buches, und eine Abhandlung Lovecrafts zur Katzen und Hunde-Fehde. Ergänzend findet sich noch "Hazel Heald: In Memoriam" am Schluss.
Die Übersetzung ist, wie schon erwähnt, zufriedenstellend, das Original darüberhinaus selbstredend immer vorzuziehen. Allerdings hat man es ja gerne Deutsch und diese Ausgabe bietet viel, viel Inhalt und eine schöne Aufmachung. OK, das Cover ist etwas einfach, dafür ist das Buch gebunden, mit Leseband und Lovecraft ist garant für schaurige Leseabende - besonders wenn man wie ich das Buch im Übergang von Herbst auf Winter in der Kälte auf einer Parkbank gelesen hat.
Zu erwähnen sei noch, dass es selbstredend auch diesen Band als Hörbuch gibt. David Nathan ist der Leser, allerdings ist der Inhalt nicht ganz derselbe. Zwar finden sich hier auch die Geschichten „Stadt ohne Namen“, „Das Fest", „Das gemiedene Haus“ und „Gefangen bei den Pharaonen“, „In den Mauern von Eryx“ fehlt allerdings. Dafür finden sich auf dem Hörbuch noch die Geschichten „Die Katzen von Ulthar“ aus dem Sammelband „Namenlose Kulte“ und „Der Alchemist“ aus dem Sammelband „Cthulhu“, beide von Festa. Warum? Tja, das weiß wohl nur der Verlag. Trotzdem kann ich auch das Hörbuch „Necronomicon“ durchaus empfehlen.
Das sind meine drei Empfehlungen zum Thema „Berge des Wahsinns“. Es gibt noch ein älteres Hörspiel, das zwar in meinem Besitz ist, dass ich bisher jedoch nicht gehört habe. Von den oben genannten mag ich alle, das Buch selbstredend, aber auch das Hörspiel und das Hörbuch haben ihren ganz eigenen Reiz, am besten geeignet für einen einsamen, verregneten Abend…
Sonntag, Oktober 24, 2010
Die Berge des Wahnsinns lesen, hören, erleben
Auf die Welt losgelassen von Okami Itto Der Wahnsinn begann um 12:00 PM
Kategorien Cameron, Geschriebenes zum Lesen... oder so, Guillermo del Toro, Lovecraft, Medien, Oh the Horror
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3 Kommentare:
Das Hörbuch von LPL-Records liegt schon auf meinem MP3 Player. Bisher haben mich alle Teile der Reihe begeistert. Die Gruselkabinett Hörspiele sammle ich auch, allerdings bin ich da aktuell erst bei Folge 33 angekommen.
Es gibt übrigens noch ein gutes Hörspiel zum Buch und auch dort hat David Nathan seine Stimme eingebracht. (http://www.amazon.de/Berge-Wahnsinns-David-Nathan/dp/B000JR0CAW/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1287951641&sr=8-3)
Das habe ich auch in guter Erinnerung.
*hust*
Hier ist etwas schief gelaufen, Blogger sollten diesen Artikel eigentlich noch gar nicht veröffentlichen... er ist noch gar nicht fertig. xD
Wie dem auch sei, dann korregiere ich das eben "im Vorbeigehen".
Zum Thema:
Exakt das von Dir bemerkte Hörspiel meinte ich im letzten Absatz. ^^
Die Geschichte "Berge des Wahnsinns" habe ich bisher nicht gelesen. Aber die Hörspielvariante vom Gruselkabinett kenne ich. Die ist klasse.
Beim Neconomicon schlafe ich abends leider stets ein, weil David Nathan so eine angenehme Stimme hat.
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