Mittwoch, Dezember 07, 2016

Kurzreviews November/2016

Hiermit präsentiere ich wiederum die 11 Filme und 3 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat November gesehen habe:


Serien-Staffeln
Unsichtbare Besucher (2015) - (5,5-6,5+)
Seinfeld (Season 7) (1995-1996) - (6,5-7,5)
Seinfeld (Season 8) (1996-1997) - (6,5-7)

Filme
Ferien in der Hölle (1971)
Ein selten beachtetes Juwel von "First Blood"-Regisseur Ted Kotcheff, ein vergällender Blick auf das Leben im australischen Outback, denn je tiefer Gary Bond in diese abgelegenen Gegenden vordringt, gestrandet, vom wohl geordneten, kategorisiertem städtischen Leben getrennt, weit weg von allem, was wir unter Zivilisation verstehen, desto stärker steigen ihm die Hitze, das triste Naturell der Umgebung und das Gefühl, vom Rest der Welt abgesondert zu sein, zu Kopf, treiben ihn in einen tatsächlich höllenhaft anmutenden Wahn, einen fiebrigen Albtraum, der ihm allmählich, wie den Bewohnern dieses unwirtlichen Landstriches, Vernunft und Menschlichkeit auszutreiben scheint. Ein schwer zu schluckender Brocken. (8,5)

Hellboy (2004)
Eine meiner Lieblingscomicverfilmungen, schließlich steckt Fantasyfilm-Genius Guillermo del Toro dahinter, der der Geschichte seinen eigenen Stempel aufdrückt, unter Beibehaltung des grundsätzlich düsteren, apokalyptische n Tons des Comics eine hinreißende Außenseitergeschichte konstruiert, getragen von dem großartigen Ron Perlman, die bestmögliche Castingentscheidung. Selbst optisch ein Genuss, mit rasanten Actionszenen, Atmosphäre, Hingabe und fühlbar viel Herz. Love it! Steigert sich noch im zweiten Teil. (8,5)

Formicula (1954)
Der Klassiker unter den Monsterameisen-Filmen, über weite Strecken ein wirksamer Thriller, besonders im ersten Abschnitt in der Wüste New Mexicos, wo die Präsenz der Ameisen zunächst bloß indirekt, hauptsächlich durch die Spuren der Verwüstung, die ihre Angriffe zurücklassen, oder durch das charakteristische, Unheil erahnen lassende Zirpen, spürbar wird. Die Bedrohung lauert gehörige Zeit ungesehen in der kargen, weitläufigen Landschaft, bevor man das erste Mal die großartigen Animatronics leibhaftig zu sehen bekommt und da haben sie bereits einen gehörigen Build Up hinter sich, dem sie zum Glück standhalten. Dieser Teil bleibt der stärkste des Films, bei der folgenden Jagd auf die entkommenen Königinnen stellen sich Längen ein, was damit zusammenhängt, dass es keinen dezidierten Helden gibt, der durch diese Zeit führt, der verwaltungstechnische Teil viel Raum einnimmt und der Darstellung des Militärs vor der der Ameisen Vorzug gegeben wird, was die Leseart des Films als Parabel auf den Kampf gegen den Kommunismus und der Ängste vor der Atombombe unterstützt. Zum Finale in der Kanalisation wird's wieder aufregender, dort gibt es gehörig Action im Kampf gegen die Ameisen. Letztlich hätte man dennoch gern mehr von ihnen, weniger von den Soldaten gesehen, aber das rüttelt kaum merklich am Klassikerstatus des Films, der in vielerlei Hinsicht als reichhaltige Inspiration späterer Monsterinsektenfilme wie "Tarantula" dient. Kurzum: toll getrickst, tolles erstes Drittel, etwas zäh bis zum Finale und mit vergessenswerter Kommunismusparabel. (8)
Okami 2 - Am Totenfluss (1972)
aka "Der Unbesiegbare Samurai". Wirkt actionorientierter als der Einstieg, mit der Exposition aus dem Weg und angesichts der toll arrangierten, blutigen Kämpfe warum auch nicht. Die verschiedenen kombinierten Kurzgeschichten der Vorlage wurden folglich in einer zweigliedrigen, recht einfachen, verwirrende Zeitsprünge oder allzu komplexe Intrigen vermeidenden Geschichte adaptiert: einerseits müssen sich Wakayama Tomisaburô und Tomikawa Akihiro einer Zweckallianz bestehend aus Kurokuwa-Spionen und einer weiblichen Yagyu-Killerbrigade angeführt von Kayo Matsuo (als Yagyu Sayaka, im Manga anders als hier niemand geringeres als die Tochter Yagyu Restusdos) erwehren, andererseits einen weiteren Mordauftrag erfüllen, dazu die drei Bentenrai-Brüder überwinden. Beide Stränge bieten spannende Aspekte, zum einen Kayos Beziehung zu den Okamis, zum anderen die illustren Kampfstile der Brüder, die mitunter am meisten Spaß machen. Ferner bekommen wir tiefere Einblicke in die Beziehung von Vater und Sohn. Kenji Misumis Bildkompositionen sind hier hinzukommend besonders prägnant. (8,5)

Okami 3 - Der Wind des Todes(1954)
aka "Japango" (warum auch immer). An dem wurde mir bewusst, wie sich Geschmack über die Zeit verändern kann. Früher einer meiner Lieblingsteile der Reihe hat er zwar mit den Watarikachi und der Einführung von Gô Katôs Kanbei, sowie den Bohachimon-Teil um Hama Yûko einen beeindruckenden, sogar relativ dialogstarken Auftakt, der ohne exzessive Schwertkämpfe auskommt, sobald Okami jedoch seinen Mordauftrag erhält, verliert die Geschichte einen Teil seines anfänglichen Verves, da urplötzlich ein neuer Widersacher samt Sidekicks eingeführt wird, die allesamt kaum Profil entwickeln können. Zumal Okamis Plan einen Schuss konfus geraten ist, die sporadischen Angriffe der Yagyu-Häscher ablenkend wirken. Immerhin mündet alles in einer schicken Massenschlacht. (7,5)

Kommissar Beck: Tödliche Sackgasse (2016)
Nicht die cleverste Idee mitten in der Reihe reinzuschauen, über die Charaktere und ihre vielfältigen privaten Sorgen die Übersicht zu behalten, musste entsprechend schwer fallen. Da es sich um einen Krimi skandinavischer Prägung handelt, fällt die Stimmung obendrein beträchtlich trostlos aus, verstärkt durch die ausgeblichenen Farben und die unablässig im Halbdunkel gehaltenen Charaktere. Der verzwickte Kriminalfall trägt genauso kaum zur Sonnenscheinstimmung bei, ist spannend, wenn man Schritt hält. (6,5)

The Musketeer (2001)
Ein weiterer, schlichtweg gescheiterter Versuch, Alexandre Dumas klassische Geschichte zu modernisieren. D'Artagnan, der die meiste Zeit im Fokus steht, sehr zu Ungunsten der anderen charakterlos bleibenden Musketiere, die kaum noch als Nebencharaktere zu identifizieren sind, leidet unter seinem charismabefreiten Darsteller Justin Chambers, seine und seiner Kameraden Mission Frankreich zu retten ist konfus geschrieben und unspektakulär ausgeführt, was sich item für die von Xin Xin Xiong mit Wuxia-Touch choreografierten Actionszenen sagen lässt, in der Werbung großartig aufgeblasen, in der Realität schlecht beleuchtet, unmöglich nachvollziehbar, sowieso zu dürftig an der Zahl und zu kurz (PG-13 sei Dank?), das finale Duell wurde gleich aus "Once Upon a Time in China" entlehnt. Schade um Tim Roth und die an sich ordentlichen Kulissen und Kostüme. Tauglichere moderne Versionen: die Disney-Verfilmung oder Paul W.S. Andersons Action-Spektakel. (4)

Augen ohne Gesicht (1960)
aka "Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff" (warum auch immer). Hat ja einen gewissen Klassiker bis Geheimtipp-Status und ich verstehe durchaus warum. Mir hat er indes seit jeher wenig gegeben, obwohl ich seine grundsätzlich vorhandenen poetischen Elemente und interessanten Ansätze ausgesprochen reizvoll finde. Gleichwohl bin ich unverändert der Meinung, dass keiner diese Ansätze zufriedenstellend umgesetzt wurde, Georges Franju reißt unzählige faszinierende Themen an, verpasst jedoch, sie brauchbar auszufüllen. Das Vater-Tochter-Verhältnis bleibt oberflächlich, ähnlich die Beziehung Pierre Brasseurs zu Alida Valli, zeitweise die einnehmendste Figur, zumal Brasseur selbst in jeder Hinsicht unterwältigend schauspielert. Zwischendurch wechselt der Film tonal von Krimi zu Thriller zu Drama, doch ohne diese Teile im Einzelnen entschlossen zu Ende zu bringen. Dann wiederum gibt es einen Abschnitt in der Geschichte, der komplett auf der Stelle tritt, weder den Teilaspekten, noch oberflächlicher Spannung Rechnung zollt. Was bleibt sind einige gut ins Werk gesetzte Passagen und Bilder, Alida Valli, sowie selbstredend die berüchtigte mit kühler, beinahe klinischer Präzision dargebrachte OP-Szene. Ansonsten finde ich den insgesamt verschenkt. (6)
Night Train to Munich (1940)
Carol Reed inszeniert ein packendes Spionage-Geplänkel mit stetig steigender Spannungskurve bis zum Höhepunkt im eponymen Nachtzug und in der Seilbahn, dabei geben Rex Harrison und Paul Heinreid als Spiegelbildwidersacher und gegeneinander Taktierende Agenten eine vorzügliche Darbietung. Hinzukommt ein spürbarer Funke des Kampfgeistes der Briten zu diesem Zeitpunkt des Krieges. (7)

Ausgestoßen (1947)
Robert Kraskers Kameraarbeit, das Spiel von Licht und Schatten, die expressive Kraft, gehört mit zum beeindruckensten, schönsten, was Schwarzweißfotografie im Bereich des Kinos hervorgebracht hat, inklusive Carol Reeds eigenem "The Third Man". Inhaltlich unterläuft der Film einigen Wandlungen, beginnend als Heistfilm, als Flucht und Menschenjagd fortgeführt, rückt mehr und mehr James Masons Martyrium in den Mittelpunkt, seine Leiden, körperlicher, wie moralisch-ethischer Natur gleichermaßen, und das Leiden seiner Mitmenschen, bis zu einem geradezu surrealistischem Nahtodzustand. Besonders im späteren Verlauf verlagert sich die Erzählperspektive allerdings weg von Mason, hin zu der der Menschen, die ihm begegnen. Das öffnet einer Vielfalt von Menschentypen Tür und Tor, die eine höchst lebendige Landschaft aus Persönlichkeiten, einen gehaltvollen gesellschaftlichen Querschnitt konstituieren, durch dieses Aufeinandertreffen zudem oftmals selbst in eine Zwickmühle geraten, alles vor der ausdruckstarken Kulisse einer vom Krieg gezeichneten Stadt. Politische und religiöse Untertöne akzentuieren den Leidensweg Masons, dominieren ihn dahingegen nie, der Mensch als Objekt mannigfaltiger Einwirkungen und Träger schwerwiegender Entscheidungen steht klar im Mittelpunkt. Ein atemberaubendes Erlebnis von einem Film Noir. (8,5)
 
Hunde, wollt ihr ewig leben? (1959)
Ein früher Versuch der deutschen Nachkriegs-Filmlandschaft die Vergangenheit aufzuarbeiten, gleichzeitig einer der ersten deutschen Kriegsfilme dieser Zeit, der sich an die Darstellung kämpferischer Auseinandersetzungen wagte. Demgegenüber spielt die Bebilderung von Kriegsaction eine untergeordnete Rolle, vornehmlich wird das Schicksal der deutschen Soldaten in Stalingrad behandelt, die hier als ebensolche Opfer des Krieges und fehlerhafter Entscheidungen fehlgeleiteter Offiziere präsentiert werden, einfache Menschen in Uniformen. Frank Wisbar ist dementsprechend erpicht darauf, den Krieg als Gräuel darzustellen, dem Menschen gnaden- und sinnlos zum Opfer fallen. Gleichzeitig wird Politik weitestgehend ausgeklammert, was allem einen paradoxen Unterton verleiht. (6,5)











































11 - 7,2 (79,5)