Montag, Mai 23, 2016

Eine Assassine für alle Medienformen

Überhören wir einfach mal die miserable, unpassende Musikauswahl (zusammen mit der aus dem ansonsten ganz brauchbaren "Warcraft"-Dubstep-Trailer vielleicht die miserabelste in jüngster Zeit). Dem Trailer nach verspricht die Filmumsetzung von "Assassin's Creed" tatsächlich seinem Ursprungsmedium treu zu bleiben. Was so viel heißen soll, wie: von vorne bis hinten, vom Look, von der Action, von den Dialogen, schaut das aus wie eine Videospielverfilmung. Das meine ich zunächst als neutrale Feststellung. Ob es wie eine gute Umsetzung aussieht, ist eine andere Sache. Wobei sich dahingehend die vordringlichere Frage stellen lässt, wie überhaupt eine gute Videospielverfilmung auszusehen hat. Muss sie dem Stil der Vorlage treu bleiben? Der Geschichte? Muss sie ihrem Ursprung treu bleiben? Gibt es eigentlich eine gute Videospielverfilmung? Sind Kino und Videospiel an sich vereinbare Kunstformen?
Bemerkenswert jedenfalls ist, dass sich Ubisoft ein deutliches Mitspracherecht bei der Produktion eingeräumt hat, somit offenbar eine misslungene freie bis vollständige entfremdete Adaption ihres Produkts, bisher Gang und Gebe bei Videospielverfilmungen (Boll sei verdammt, Ausnahmen bestätigen die Regel), zu vermeiden gedenkt. Das beinhaltet unter anderem, dass der Film tatsächlich nicht allein als filmische Umsetzung des Spiels gilt, das ja bereits, dem Trend neuerer Spiele folgend, stilistisch mehr und mehr einem interaktiven Film gleicht, sondern darüber hinaus noch im selben Universum stattfindet und als kanonisch angesehen werden kann, mehr oder weniger also eine parallele Geschichte erzählt. Insoweit ist durchaus als kleine Innovation zu betrachten, interessiert ferner als ein medienüberbrückendes Projekt. Ob das Potential hat, wird sich zeigen.
Wie dem auch sei: man konnte für den Film auf alle Fälle beachtliche Star-Power mobilisieren: Michael Fassbender ("Prometheus", "Steve Jobs", "X-Men: Apocalypse"), übrigens Ubisofts Wunschkandidat, spielt Callum Lynch, bzw. dessen Vorfahr Auilgar de Nehra, ein Assassine zur Zeit der spanischen Inquisition, Marion Cotillard ("La Vie en rose", "Inception", "Macbeth") spielt Sophia Rikkin, ein Mitglied des Animus Projektes bei Abstergo und Jeremy Irons ("The Borgias", "Henry IV, Part I and Part II", "Batman v Superman: Dawn of Justice") ihren Vater Alan Rikkin, den man schon aus dem ersten "Assassin's Creed"-Spiel kennt. Zudem gesellen sich noch Ariane Labed ("Attenberg", "Before Midnight", "Fidelio: Alice's Odyssey") als eine Assassinen-Kompangone Aguilars, Michael K. Williams ("The Wire", "Boardwalk Empire", "Bessie"), eine Assassine mit Voodoo-Tricks, und Brendan Gleeson ("Harry Potter", "In Bruges", "Calvary") als Aguilars Vater dazu. Regie führt Justin Kurzel ("Snowtown", "The Turning", "Macbeth"), am Drehbuch werkelten immerhin vier Personen. Können wir erfüllbare Erwartungen an den Film stellen oder replizieren sie einfallslos Videospielästhetik? Man ist gespannt (Sequels sind natürlich längst geplant, muss ja alles als Franchise ausgeschlachtet werden).


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