Samstag, Oktober 15, 2016

Kurzreviews September/II/Oktober/I/2016

Aus purer Faulheit präsentiere ich jetzt erst die 25 Filme und 5 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat September seit der letzten Liste und bisher im Monat Oktober gesehen habe:


Serien-Staffeln
Seinfeld (Season 3) (1991-1992) - (6,5-7)
Seinfeld (Season 4-5) (1992-1994) - (6,5-8)
Dune - Der Wüstenplanet (2000) - (Wüsten-Matte Paintings, diese Wüsten-Matte Paintings: 4-6)
Wolfgang (1991) - (8-9)

Filme
Die Unteren Zehntausend (1961)
Die Welt möchte betrogen werden. Im Geiste dessen präsentiert uns Frank Capra ein typisch verklärtes Hollywood-Märchen von der armen Bettlerin, deren Güte und Gutherzigkeit ihr treue Freundschaften bringen, mit deren Hilfe sie Augenblicke des Glücks erfährt - gewürzt mit Gangstern und Showgirls. In der Exposition etwas zu ausufernd und witzarm geraten, gibt es später viele erheiternde Szenen und eine positive Grundeinstellung zum menschlichen Miteinander, was man, die Drehbedingungen und Streitereien im Hinterkopf, nicht vermuten würde. Gen Ende wird arg der Deus ex machina bemüht. (6,5)

Die Mumie (1932)
Allen Parallelen zu Tod Brownings "Dracula" zum Trotz: ein gemächlicher, recht geschwätziger Gruselfilm, weswegen sich der Gruselfaktor an manchen Stellen in Grenzen hält. Nichtsdestotrotz trägt er eine reizvolle Aura des Mysteriösen, des rätselhaften Schattens aus der Vergangenheit vor sich her und Boris Karloff erfüllt seine Auftritte mit seiner unverwechselbaren charismatischen Ausstrahlung. (6,5)
Keine Gnade für Ulzana (1972)
Nachhaltiger und eindrucksvoller Spätwestern, auf den ersten Blick eine einseitige Verdammung der Apachen als grausame Schlächter, bei genauere Betrachtung eine bemerkenswerte Reflexion über das Konflikte unweigerlich provozierende Aufeinandertreffen grundverschiedener Kulturen und unvereinbarer Wertesysteme, bei der Robert Aldrich ohne zu beschönigen, ohne zu romantisieren beiden Seiten die nötige Aufmerksamkeit widmet, ohne einseitig Partei zu ergreifen. Auch ungeachtet der Vietnam-Allegorie äußerst packend. (8,5)

Mit Dynamit und frommen Sprüchen (1975)
Geradliniger, nach bekanntem Muster gestrickter, schön gefilmter Western, dessen Herzstück die spitzfindigen, amüsanten Wortgefechte zwischen John Wayne und Katharine Hepburn darstellen. Davon abgesehen nichts Besonderes. (6)

Die Gewaltigen (1967)
Erquicklicher Western-Heist-Movie, insbesondere immer dort, wo John Wayne und Kirk Douglas aufeinandertreffen. (6,5)

X-Men - Apocalypse (2016)
Von den "X-Men"-Filmen lassen ich mich immer wieder gerne "überrollen". "Überrollen", weil ich es vorziehe, mich von dem mitreißenden Superhelden-Spektakel, das sie in der Regel hergeben, treiben zulassen, dabei dazu neige, was für mich irgendwie dazu gehört, die Schwächen großzügig auszublenden. Hinzukommt, dass sie mich im Gegensatz zum maschinenartigen Fließband-Output von Marvel sogar emotional erreichen, speziell bei allem, was zwischen Patrick Stewart/James McAvoy und Ian McKellen/Michael Fassbender stattfindet. Worin "Apocalypse" keine Ausnahme bildet, obendrein eine frische und talentierte Nachwuchs-Riege an Darstellern für alte und ein paar neue Rollen bietet, die sich allesamt ausgezeichnet im filmischen X-Men-Universum machen, eine gute Chemie untereinander beweisen und denen sich der Film im Großen und Ganzen zu widmen scheint. Manchmal fehlt nicht viel, wo der Film aufgrund der fürwahr großen und breitgefächerten Menge an Charakteren den Fokus und Anschluss zu ihnen in einem reinen CGI-Gewitter zu verlieren droht, in der Regel kriegt er jedoch kurz davor die Kurve. Er sabbert nur, meine En Sabah Nur hinterlässt als Widersacher hingegen nicht den denkwürdigsten Eindruck, besitzt allerwenigstens eine bedrohliche Präsenz und nachvollziehbare Motivation. Insgesamt ist "Apocalypse" konsequent eine Comic-Verfilmung für Fans, nicht für die ganz breite Masse, was ihn wiederum sympathisch macht, funktioniert gut als Abschluss des "First Class"-Erzählbogens bei gleichzeitigem anteasern der "Next Generation" X-Men. (7)
Wishmaster (1997)
Mag ich nach wie vor, obgleich höchstens der deftige handgemachte Splatter, sowie der hinreißend diabolische Andrew Divoff für den Film sprechen, der weniger als Horrorfilm, mehr aufgrund der abgrundtiefen Boshaftigkeit des Djinns unterhält, meistenteils dünngesät gruselt. Hinzukommend ein kleines Stelldichein vieler Horrorfilm-Darsteller. (B-Movie-Skala: 7)

To Hell with the Devil (1982)
Ein weiteres Mal, wer hätte das gedacht, lässt John Woo den HK-Everyman zwischen die Fronten geraten, diesmal ganz ungeniert in den Kampf des Himmels und der Hölle um dessen Seele. Garnieren tut er das bunte Tauziehen um Erlösung und Verdammnis mit der üblichen Kritik am simplen Mammon, insbesondere in den von Stanley Donens "Bedazzled" inspirierten Sequenzen. Trotz einiger schnieker fotografischer Tricks sind die Gags die meiste Zeit von sehr platter, alberner Art, das Schicksal Ricky Huis Charakter geht nicht so zu Herzen, wie sein Pendant in "From Riches To Rags". Wie immer gibt das Woo-typische Chaos-Finale, in dem er den Kampf gegen den Agenten des Bösen als Arcade-Game (!) inszeniert, zumindest Grund zu Freude auf. (knapp: 6)

Letzte Grüße von Onkel Joe (1966)
Und wo wir schon bei Chaos waren: kurzweilige schwarze Komödie britischer Prägung um Erbschleicher, aufrechte Liebende, grantige Greise und vertauschte Leichen, voller ausgefallen spinniger Charaktere. (6)

Der Siebte Geschworene (1962)
Anfangs empfand ich diesen Film Noir als ausgesprochen schwerfällig, erdrückt von der eigenen Last ausgestellter Moral. Doch mit der Zeit verschärft sich das Bild eines soghaften Labyrinths der gnadenlosen, uneinsichtigen Gesellschaft, gegen die Bernard Blier verzweifelt versucht, sein Gewissen und die Rechtsprechung zu verteidigen. Natürlich sind seine Bemühungen schlussendlich zum Scheitern verurteilt, die Wahrheit wird in immer wahnwitzigeren Ausmaßen ignoriert und modifiziert, bloß damit der Anschein und Status quo gewahrt bleiben kann. (7)

Okami - Das Schwert der Rache (1972)
Kenji Misumis Manga-Verfilmung (eines der besten Comics überhaupt) hat unfraglich starke Exploitation-Qualitäten, an Sex und Gewalt mangelt es nicht, letzteres vor allem in Form der einnehmenden, drastischen Schwertkampfauseinandersetzungen. Nichtsdestoweniger eine exzellente Umsetzung der Vorlage, mit klug ausgewählten Geschichten und einem starken Hauptdarsteller-Duo, das für mich bis heute die absolute filmische Inkarnation der entsprechenden Charaktere bedeutet. (9)

Ed Wood (1994)
Tim Burton huldigt dem unrühmlich (und zu Unrecht) betitelten schlechtesten Regisseur der Welt, schafft ausgerechnet auf Grund dieser Sache, als auch durch die gleichermaßen rührenden, wie betrüblichen Männerfreundschaft zwischen Ed Wood und Bela Lugosi eine der wundervollsten Liebeserklärung an das Medium Film, an das Feuer und die Leidenschaft, die es in einem auszulösen vermag, an die Hingabe, die es oft erfordert, an die Freude und Erfüllung, die es einem bereiten kann. Beinahe beiläufig hält er hierin der Industrie einen Spiegel vor, liefert eine der treffendsten Darstellungen nicht allein der schönen, sondern auch der mühevollen Seiten des Filmemachens. Ganz, ganz großartig in allen Belangen. (10)

Frankenstein (1931)
Ein unerschütterlicher Klassiker, ein Referenzwerk des Horrorfilms, voller ikonischer Momente und Manierismen, man denke etwa an das von Jack Pierce entworfene Monster-Make-Up, bis heute ein fester Bestandteil der Pop Kultur, eingefangen in schön schauriger Optik und fantastischen Kulissen. Direkt gruselig wirkt der Film heute freilich nur noch selten, diesbezüglich sympathisiert James Whale zu sehr mit dem Monster, übt stattdessen Kritik am Menschen: Frankenstein wirkt in seiner anmaßenden Hybris Gott herauszufordern, sich zum Lebenserschaffer aufzuschwingen bedeutend ungeheuerlicher, obgleich ihm am Ende nicht als Versagen beschert ist, denn er weigert sich, für sein Wesen, seine Schöpfung die Verantwortung zu übernehmen und bringt letztendlich für sich und andere ausschließlich Leid hervor. (8)

Katzenmenschen (1942)
Jacques Tourneur macht aus der Not eine Tugend: dadurch bedingt, dass das knappe Budget große Effekt-Money Shots verhindert, ist der Film voll und ganz auf das allein durch die Beleuchtung realisierte, ausdruckstarke Schattenspiel angewiesen, was schlussendlich zu seiner größten Stärke wird. Torneur versteht es meisterhaft, den Kontrast zwischen Licht und Schatten effektiv und spannungsfördernd einzusetzen, das ungewisse, bedrohliche der Schattenwelt einzigartig einzufangen. Gleichzeitig erweist es sich als ideale Ausdrucksform für die im Dunkeln liegenden Seiten der Seele der Protagonistin, eine Metapher für unterdrückte Sexualität. Ein kleiner, sehr, sehr feiner Film, der mehr Aufmerksamkeit verdient hat. (8)

Ich folgte einem Zombie (1943)
Ein weiteres Beispiel für Jacques Tourneurs aussagekräftigen Umgang mit Licht und Schatten, gepaart mit einem gehörigen Schuss Exotik durch die Voodoo- und Zombie-Thematik. Genau wie bei "Katzenmenschen" baut er die Geschichte langsam auf, lässt die tragische Familiengeschichte erst nach und nach aus dem Nebel der Vergangenheit hervortreten, taucht alles in dichte, fiebrige Atmosphäre. Stimmungstechnisch fand ich den sogar noch ein Quäntchen ausgereifter als "Katzenmenschen". (8,5)

Der Fluch des Dämonen (1957)
Hier ebenfalls erzeugt Jacques Tourneur eine ganz besondere, bedrohliche Atmosphäre, die stellenweise Lovecraft'sche Ausmaße annimmt: das Warten auf das Unausweichliche, rational schwer greifbare Grauen, das auf einen lauert, am Ende des Weges mit Gewissheit auf einen wartet. Zeitweilig hätte ich mir gewünscht, dass Tourneur die Gegenwart des Dämonen in mehr Szenen andeutungsvoll spürbar gemacht hätte, aber vielleicht bin ich vom modernen Horrorfilm durch Überbetonung und Zeigefreudigkeit des monströsen zu verwöhnt, schließlich erzielt Tourneur gerade durch die Körperlosigkeit des Übels seine Wirkung. (8)

Frankensteins Braut (1935)
Kein Schnellschuss-Sequel, viel mehr eine sorgfältige Weiterentwicklung des Grundgedankens, eine Erweiterung vieler Aspekte. Das Monster darf fernerhin mit seiner von allen verhassten Existenz hadern, trotzdem einen kurz währenden Moment der Freundschaft erfahren, während Frankenstein unter missgünstiger Leitung von Dr. Prätorius tiefer in das Gott-Spielen verwickelt wird. Bei allem Drama webt James Whale an manchen Stellen sogar ein wenig Satire ein, etwa in dem von Prätorius geschaffenen politischen und klerikalen Mikrokosmos, ein verblüffend überzeugender Effekt von John P. Fulton. (8)

Die Nackte Kanone 33 1/3 (1994)
Will man mich drauf festnageln, dann, ja, ist es der schwächste der Reihe. Macht ihn für mich nicht weniger witzig, selten hat mich eine Oscarverleihung in so einem Maße amüsiert. (7)

Boulevard der Dämmerung (1950)
Betrachtet man "Ed Wood" als humorvolle Liebeserklärung an das Medium Film, muss Billy Wilders "Sunset Boulevard" zwangsläufig als sein finsterer Zwilling erscheinen, eine bittere Abrechnung insbesondere mit dem Starruhm und Personenkult, wenn er Gloria Swanson als vergangene Stummfilmgröße gnadenlos im verklärten und von der Realität so gänzlich entfremdeten Wahnsinn untergehen lässt, erfüllt von ihrem eigenen Blick auf die (Film)Welt und ihrer Rolle darin. Meisterhaft inszeniert, unvergleichlich brillant gespielt, ein Meisterwerk sondergleichen. (10)

Wishmaster 2 - Das Böse stirbt nie (1999)
Eine Wiederholung des Erstlings, erheblich langweiliger: weder die wenigen blutigen Einschübe, noch die Eskapaden der für die Wünschenden fatalen Wunscherfüllungen, noch Andrew Divoff, mit dem Drehbuch und Regie nichts anzufangen wissen, können einen vergleichbaren Unterhaltungsfaktor produzieren. Hinzu kommen die langweiligen, mitunter unsympathischen Protagonisten. (B-Movie Skala: 3,5)

Die Gräfin (2009)
Interessant, da Julie Delpy das Schicksal der Erzebet Bathory weder von aufgeblasener Historien-Melodramatik, noch von plakativ blutig bebilderten Horrorszenarien überschatten lässt, im Gegenteil die menschliche Tragödie im Fokus behält, sowohl den Wahn der Gräfin thematisiert, als auch die Umstände, den Druck von außen wie innen, der zu diesem führt. Selbstredend nicht ohne all dies als subtilen Kommentar auf Schönheitswahn und zu der Rolle der Gräfin als Spielball der Männer zu präsentieren. Große Emotionen wallen dabei nicht auf, hierzu sind die Taten der Bathory zu grausam, um sich ungehindert mit ihr zu identifizieren, der Regie-Stil zu zurückhaltend. Unberührt lässt es einen dennoch nicht zurück. (6,5)

Contagion (2011)
Beklemmendes Pandemie-Szenario, unter der Ägide Steven Soderberghs nüchtern und realitätsnah, kaum effektheischend oder sensationslüstern aufgezogen, intensiv, mancherorts eine Gänsehaut erzeugend. (7)

Zulu (2013)
Nicht viel neues, vieles alte dafür mit sicherer Hand, spannend, inhaltlich wenig überraschend inszeniert. Eine Mischung aus düsterem Krimi, pessimistischem Thriller und Drama mit sozio-politischen Ingredienzien, an opportunen Stellen mit heftigen Härten, kurz und schmerzhaft, wenig beschönigend, kratzt letztlich lediglich an der Oberfläche. Orlando Bloom und Forest Whitaker wissen zu gefallen. (6,5)

Nickelodeon (1976)
Peter Bogdanovich verbeugt sich vor den Pionieren des Films, speziell der Stummfilmzeit. Doch, obwohl es lustige Momente gibt, er eine liebenswerte Chaos-Truppe versammelt, das Resultat ist chaotisch, querbeet, wirkt unentschlossen, Geschichte und Charaktere können mit dem Willen zur Hommage nicht mithalten. (5)

El Superbeasto (2009)
Wie "Fritz the Cat" aufbereitet für das Samstagmorgencartoon-Programm à la "Ren & Stimpy", gefiltert durch die Sicht eines hyperaktiven, not- und tittengeilen Teenagers, fabriziert für Gleichgesinnte mit Negativwertaufmerksamkeitsspanne, die meinen, bei Russ Meyer ginge es einzig und allein um Rieseneuter. Zugegeben: die Animationen sind but, detailliert und anspielungsreich. Nur was hilft's, Rob Zombie überfachtet seine Szenen maßlos (vornehmlich mit Witzchen über Möpse und Sex), beweist kein Humor-Timing, führt sich auf, ähnlich den Charakteren im Film, wie ein 8 Jähriger, der zu früh den Playboy seines Vaters in die Hände bekommen hat. (4)

















25 - 7,0 (176,0)