Montag, August 26, 2019

Kurzreviews Mai/2019

Hiermit präsentiere ich wiederum die 16 Filme und 7 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat Mai gesehen habe:


Serien-Staffeln
Rick and Morty (Season 1) (2013-2014) (6,5-8+)
Rick and Morty (Season 2) (2015) (6,5-8,5+)
Miami Vice (Season 1) (1984-1985) - (7-8,5)
Rick and Morty (Season 3) (2017) (6,5-7,5)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer [Game of Thrones(Season 8) (2019) - (8-8,5)
Deadwood (Season 1) (2004) - (8-8,5+)
Das Geheimnis von Twin Peaks [Twin Peaks(Season 1) (1990) - (7-8,5)

Filme
The Dark Side of the Moon (1990)
Eines der unzähligen "Alien"-Plagiate im B-Movie-Gewand, zu dem sich nicht erheblich mehr sagen lässt. (B-Movie-Skala: 5)

Dunkirk (2017)
Filme die an mir vorübergehen, die Erste: Christopher Nolans Kriegsfilm kommt mir ungemein technokratisch vor, wie eine mechanische Sektion der Ereignisse in Dünkirchen im Jahre 1940, klinisch zerlegt und unterkühlt präzise neu arrangiert. Hinsichtlich der technischen Umsetzung ist das demzufolge zweifelsohne beeindruckend, insbesondere der Versuch eine allumfassende Erfahrung des Geschehens zu kreieren, wiederzugeben und zu evozieren. In der Hauptsache kommt dabei Nolans experimentellem Umgang mit der Wahrnehmung von Zeit Bedeutung  zu, wie er verschiedene, einander überlappende Zeit-Ebenen unterschiedlicher Dauer parallel montiert und nebeneinander ablaufen lässt, dieselben Vorkommnisse aus zeitlich, räumlich und personell variierenden Perspektiven in unterschiedlichen Zeiträumen präsentiert, wodurch sich das jeweilige Zeitempfinden je nachdem scheinbar auszudehnen oder zusammenzuziehen, dessen Relativität regelrecht greifbar zu werden scheint. Dieser aposteriorische Ansatz verdient äußerste Wertschätzung und ringt Bewunderung ab. Dahingegen kann man sich niemals des Eindruckes erwehren, hier einem fraglos faszinierten Wissenschaftler bei der Arbeit zuzusehen, mit ihm gemeinsam distanziert und unbeteiligt durch ein Vergrößerungsglas auf eine Versuchsanordnung zu blicken, die er nach Belieben steuert und manipuliert und für die such das Setting subaltern herausstellt. Resultierend nimmt das Gezeigte zu keiner Sekunde mit, schafft keine emotionale Resonanz und wirkt seltsam entmenschlicht, besonders schwerwiegend in Momenten, die vor allen anderen Emotionen erzeugen sollten - ein altbekanntes Problem in Nolans Schaffen, der per se nicht in der Lage zu sein scheint, den menschlichen Faktor genuin zu erfassen. (6)

5 Zimmer Küche Sarg [What We Do in the Shadows(2014)
(Inzwischen in Serie gegangener) Geheimtipp aus Neuseeland, der das Kunststück fertigbringt dem hinlänglich angestaubten Vampir-Horror und der nicht minder angestaubten Mockumentary-Gattung tatsächlich frischen Wind einzuhauchen. Das liegt zuvorderst daran, dass "What We Do in the Shadows" trotz aller Albernheiten niemals Gefahr läuft, zur hysterischen, überkandidelten Parodie zu verkommen, nicht wie vergleichsweise die ZAZ-Chaos-Komödien in einem vollkommen aus der Realität fallenden Meta-Universum angesiedelt ist, sondern stets bei seinen nahbaren Charakteren bleibt, sie in einer zwar komödiantischen, nichtsdestoweniger kohärenten Welt agieren lässt, ihnen den Freiraum gestattet, ihren Lebensstil, ihre Subkultur entschlossen zu vertreten und Recht auf ihr Außenseitertum in der verschlafenen Abgelegenheit Neuseeland stolz zu verteidigen und zu behaupten. Die Figuren, ihre Anachronismen und die an den Tag (oder die Nacht?) gelegte Selbstverständlichkeit des trocken dargebrachten Vampir-Alltags machen somit das Gros des Witzes aus. Und das funktioniert, obendrein vor Kulisse Neuseelands, das an sich bereits das Flair hinterwäldlerischer Abgeschiedenheit evoziert, vorzüglich und generiert unzählige urkomische Begegnungen. (7,5)

The Body [El cuerpo(2012)

Die Ehre der Prizzis [Prizzi's Honor(1985)
Filme die an mir vorübergehen, die Zweite: schauspielerisch gibt's nichts zu bemäkeln, namentlich Anjelica Huston verdient jede ihr zuteilgewordene Bekundung und Form des Lobes. Den Film an sich fand ich alldieweil kreuzöde, träge und uninteressant, musste ihn mehrmals beginnen, bevor ich ihn schlussendlich mit meiner unablässig davon wandernder Konzentration ringend zu Ende bringen konnte. Viel hängen geblieben ist nicht. (5)

Coach Carter (2005)
Penetrant-bemüht auf Inspiration gebürstetes Sportler-Drama, ostentativ in jedem Gestus der Verständigung und der pseudo-sozialkritischen Milieubetrachtung, im selben Augenblick derart von sich selbst überzeugt, dass es komplett ignoriert, wie formelhaft und oberflächlich es seine Charaktere behandelt, um wie viele Meilen und Kilometer eine ernstzunehmende, bewegende Wiedergabe der Schicksale der Beteiligten verfehlt wird. Samuel L. Jackson passt andererseits perfekt in die Rolle des Coaches und macht das ganze einigermaßen erträglich. (4)

Max Schmeling (2010)
Schlagt mich (hö hö hö), aber den fand ich für Uwe Boll-Maßstäbe ansehnlich, im Vergleich mit dem tumben 08/15-ARD/ZDF/Degeto-Geschichtsbewältigungs-Drama diesem ebenbürtig oder zumindest unwesentlich schlechter. Dass Henry Maske keinen sonderlich begabten Schauspieler abgibt, dürfte niemanden verwundern. Überrascht hat mich Bolls für seine Verhältnisse kompetenter Umgang mit diesem Handicap, wie er diese Schwäche halbwegs ins Gegenteil verkehrt und zu seinem Vorteil zu nutzen versteht, Maskes beeindruckende Boxer-Physis nicht ungeschickt in den Fokus zu rücken, seine etwas grobschlächtige Art und Sprechweise zum kontrastierenden Wesenszugs Schmelings macht. Mag ein Zufallstreffer gewesen sein. Ansonsten ist das insgesamt Bolls mutmaßlich verträglichstes Werk, wie gesagt: ein Standard-TV-Geschichts-Drama mit Nazi-Bezug. (5,5)

Dead or Alive: Final (2002)
Zu Miike Takashis krönendem Abschluss der Trilogie (Teil 1, Teil 2) fehlen mir glattweg die Worte. Er scheint mir ein Wanderer zwischen den Welten zu sein, eine irrmachende Erfahrung und Verschmelzung, eine Kulmination der beiden Vorgänger in einer wilden Fusion gegen allen Widerstände, die sich herzlich wenig um eine klassisch nachvollziehbare Narrative schert. Das ist nicht ungewöhnlich für Miike, wird von ihm in diesem Fall jedoch auf die Spitze getrieben, was den Zugang zusehends erschwert. Möglicherweise war "Dead or Alive: Final" auch niemals anders gedacht. (7)

Der Sturm [The Perfect Storm(2000)
Tricktechnisch außer Zweifel höchst beeindruckend und wegweisend, inhaltlich konträr dazu platt pathetisches bis ablenkend reißerisch, ständig auf Nebenschauplätze abschweifend in einem Maße, dass das existenzialistische Überlebens-Drama rund um George Clooneys Trawler-Crew regelrecht marginalisiert wird, zumal sich Clooneys Bill Tyne nachgerade manisch verhält und seine Mannen am laufenden Band rücksichtslos in Lebensgefahr bringt. Mag für an tumbes Spektakel gewöhnte amerikanische Mainstream-Sehgewohnheiten angemessen sein, verfehlt in Wahrheit jeden Anflug einer ernstzunehmenden dramatischen Seemanns-Tragödie. (4,5)

Verrückt nach Mary [There's Something About Mary(1998)
Extended Cut. Der Höhepunkt und das Aushängeschild von Peter und Bobby Farrellys Komödien-Schaffenswerk, zugleich der wahrscheinlich größte Erfolg ihrer Karriere. Und daran gab's seinerzeit beinahe kein Vorbeikommen, immer wieder wurde mir vorgehalten, wie brüllend komisch die "Wichse im Haar"-Szene sei, was für ein ausuferndes Vergnügen die Zahnklammer-Szene darstelle, und, und, und. Trotz alledem blieb mir der Kino-Besuch erspart, so dass ich nicht in seinen Genuss kommen konnte, bevor die Heimkino-Auswertung anstand und... ich fand ihn leidlich amüsant. Diesen Eindruck hat die erneute Sichtung bestätigt: er hat seine witzigen Momente, allerdings sind es eher die Darsteller, die voller Innbrunst das schräge Figureninventar zum Leben erwecken und das Ding am Laufen halten. Die vielen kleinen Peinlichkeiten und besonders der Gross-out-Humor wirken jedenfalls heute reichlich zahm und gestrig, im Grunde genommen hatten sie diesen Punkt damals schon frühzeitig erreicht. (6)

Brother (2000)
Kitano Takeshis erste und einzige US-Ko-Produktion, von der er sich selbst nicht allzu begeistert zeigte. Grundsätzlich stimme ich Roger Eberts prägnant formulierter Aussage zu, dass "Brother" ein typischer Kitano-Film ist, bloß nicht sein bester. Warum das so ist, lässt sich hingegen schwer in Worte fassen. Zunächst bringt Yamamotos Ankunft in L.A. eindrucksvoll Entfremdung und Verlorenheit zum Ausdruck, was maßgebliche Unterstützung von Joe Hisaishis großartigem Score erfährt, den ich zu den besten Kitano-Hisaishi-Kollaborationen rechne. Im weiteren Verlauf entfaltet sich eine gewalttätige Gangster-Saga, in der die Bandenmitglieder reihenweise ins Gras beißen. Wer aufgrund dessen ein Action-Feuerwerk erwartet, kennt indessen Kitano schlecht und wird umgehend eines Besseren belehrt: wie in "Sonatine" haftet den Bandkriegen nichts glorreiches, triumphales an. Die Feuergefechte gehen rabiat, gnadenlos und schmucklos von statten und sind fluchtartig vorbei, der Tod eines Menschen wirkt unterdessen stets bitter, betrüblich und im höchsten Maße sinnlos, was am deutlichsten bei Yamamotos langjährigem Weggefährten zu Tage tritt, der sich für seinen Aniki unnötig opfert. Ein düsteres, blutrotes, schweres Leichentuch liegt über der gesamten Handlung und der Ausgang scheint von Anfang an gewiss, nicht zuletzt Kitanos Protagonisten, der lediglich auf das Unvermeidliche zu warten, geradezu darauf zuzusteuern scheint. Dadurch erscheint "Brother" nahezu bleiern, fatalistisch, kann auf der anderen Seite seine Figuren selten von ihrer menschlichen Seite zeigen, wie es ihren Pendants in "Sonatine" vergönnt war. Diese wenigen Ausnahmen beschränken sich in erster Linie auf Terajima Susumu, der den besagten Weggefährten Yamamotos verkörpert, und Omar Epps. Knapp formuliert sieht man in "Brother" die meiste Zeit Kriminellen beim Sterben zu und das über einen unselig langen Zeitraum hinweg, da zwar der Tod an sich schnell und unversehens eintritt, die Opfer auf dem Weg dorthin jedoch einen langen, mitleidlosen Prozess durchlaufen. Bei einer Sache lehne ich mich hinzukommend weit aus dem Fenster, auf die Gefahr hin, zu viel rum zu interpretieren: womöglich kann man "Brother" Kitanos politischstes Werk nennen, allerwenigstens erscheint es auffällig, dass hier eine Koalition ausschließlich ethnischer Minderheiten versucht sich zu behaupten, nur um am Ende einer kaukasischen, gesichtslos bleibenden Gruppierung zu unterliegen. Wie gesagt: vielleicht ist das zu viel des Guten. (7,5)

Zatoichi's Vengeance [座頭市の歌が聞える Zatôichi no uta ga kikoeru(1966)
Irgendwann muss bei einer derart langlebigen, zudem inhaltlich relativ gleichförmigen Reihe der Punkt kommen, an dem man sich zwangsläufig wiederholen muss. Im Falle von "Zatoichi" bin ich mit "Zatôichi no uta ga kikoeru" (dem ein gehörig generischer englischer Titel verpasst wurde, der eine Verwechslung mit "Zatoichi's Revenge" praktisch vorprogrammiert) wohl an diesem Punkt angelangt, an dem ich höchstens die Standards und Standardmäßigkeit des Gezeigten runterbeten kann. Wobei "Zatôichi no uta ga kikoeru" sattsam denkwürdiges zu bieten weiß, beispielsweise den blinden Biwa-spielenden buddhistischen Priester, der Ichi Paroli bietet, oder die verbitterte Prostituierte Oshino, sowie Ichis Beziehung bzw. Einfluss auf  den Jungen Taichi. Insofern ist der inzwischen 13. Teil abermals hochwertige Jidai-geki-Unterhaltung, die sich im guten oberen Mittelfeld eingliedert. (7)

Stan & Ollie (2018)
Erfindet das Genre des Biopics nicht neu, erzählt im Gegenteil recht konservativ von der Freundschaft, die kurzzeitig in eine Krise gerät, bevor die verwandten Seelen schlussendlich wieder zusammenfinden. Was ihn für Fans des Duos reizvoll macht, ist der Blick hinter die Kulissen des porträtierten Abschnittes im Leben der zwei, der großzügig Raum für sentimentale Betrachtungen und Rückbesinnung gibt, sowie Steve Coogans und John C. Reilly herausragendes Schauspiel. Mir hatten sich in der Schluss-Szene gar Tränchen in die Augen geschlichen, irgendwas muss Jon S. Baird also richtig gemacht haben. (7)

Aquaman (2018)
Hatte ich meine Freude dran, "G.I. Joe: The Rise of Cobra" nicht unähnlich. James Wan gibt sich ganz und gar dem bunten Comic-Tumult hin und präsentiert uns eine spaßige Unterwasser-Achterbahnfahrt voller Schauwerte, Gedöns und Liebe zum Detail, zuzüglich zu den tollen, altgedienten Nebendarstellern. Im Gegensatz zum MCU legt er das dankbarerweise nicht epochaler an als es ist und sein sollte, konzentriert sich vollends auf das schwungvolle Abenteuer des Underdogs unter den DC-Helden, dessen Schwimmflossen Jason Momoa vermöge seines Charismas und seiner bloßen Präsenz prächtig ausfüllt. Die Unterwasser-Welt und all ihre Eigenarten stellen ein weiteres dickes Plus der Verfilmung dar und geben optisch mindestens so viel her wie die Weltraum-Ausflüge der "Guardians of the Galaxy". Viele MCU-Gurken wünschten sich, sie könnten jemals den Unterhaltungsfaktor von "Aquaman" erreichen. (6,5)

Schatten der Wahrheit [What Lies Beneath(2000)
Ja, es ist bloß eine an Hitchcock angelehnte Fingerübung aus den Händen von Robert Zemeckis, der dem Meister sicherlich nicht das Wasser reichen kann, trotzdem genügend Spannung produziert und in Gestalt dieses kleinformatigen Thrillers überzeugt. Mehr sollte das doch gar nicht werden. (6,5)

Takeshi Kitanos Dolls [ドールズ Dōruzu (Dolls)] (2002)
Wo "Brother" ein einziger betrüblicher Todesreigen war, ist "Dolls" eine episodenhafte, poetische, bildschöne Meditation über die Liebe, inklusive all der Melancholie und Tragik, die bei Kitano Takeshi zu erwarten war. Denn ähnlich wie es sich bei "Brother" keinesfalls um ein heroisierendes Gangster-Epos handelt, braucht man bei "Dolls" nicht auf eine kitschige, rosarote Märchenwelt der Zuckerguss-Liebe zu hoffen. Hingabe, Aufopferung und Verlust spielen bei Kitano eine ebenso ausschlaggebend Rolle, wie das reine, schwer fassbare Gefühl des Verliebtseins, das er versucht, jenseits von kindischer Liebelei oder verklärtem, hohlen Schmonzetten-Getue, zu ergründen und zu erfassen. Demzufolge offenbaren die verschiedenen Blickwinkel auf die Liebe bei "Dolls" stets ein zweischneidiges Schwert, das auf die ein oder andere Weise Erfüllung und Verdammnis zugleich zu verheißen scheint, eine untrennbare Symbiose bedeutet, die kein Übel, das man um des Guten willen in Kauf zu nehmen hat, darstellt, sondern sich als elementarer Wesenszugs der verschiedenen Beziehungen herausstellt. Ohne den Schmerz keine Liebe. Ohne Liebe keine Zweisamkeit. (8)
































16 - 6,3 (100,0)

Montag, August 19, 2019

Kurzreviews April/2019

Hiermit präsentiere ich wiederum die 11 Filme und keine Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat April gesehen habe:


Filme
Poultrygeist: Night of the Chicken Dead (2006)
Troma, wie es Spaß macht, sein sollte und augenscheinlich ausschließlich Lloyd Kaufman auf die Beine gestellt bekommt: grelle, lustvoll Grenzen des guten Geschmacks überschreitende und jedwede Form von political correctness durch den Kakao, die Scheiße, die Kotze oder andere anti-appetitlicher Substanzen ziehende Groteske, ideen- und temporeich, obendrein unsagbar dämlich. Kurzum: 1a Trash! (Trash-Skala: 7,5)

Der Vorname (2018)
Sönke Wortmanns Remake der französischen Komödie reiht sich nahtlos ein in solche filmgewordenen Ensemble-Theaterstückchen à la Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels": eine gepflegte Assemblee von Angehörigen der besseren Gesellschaft oder wenigstens der oberen Mittelklasse wird durch einen vordergründiger Aufhänger, in diesem Falle die skandalöse Namensgebung des anstehenden Nachwuchses, die als kaum mehr als Mittel zum Zweck fungiert, das einzig dazu dienen soll, den schmückenden und Streitigkeiten, Unannehmlichkeiten oder allenthalben unverträgliche Geheimnisse verhüllenden gutbürgerlichen Putz zum Bröckeln zu bringen, ihres bornierten, in Konventionen erstarrten Schutzwalls beraubt, damit zur Auseinandersetzung und Aussprache gezwungen. So weit, so bekannt. Wortmann und Autor Claudius Pläging ringen dem nichts Neues ab, liefern gemeinsam mit den emsigen Darstellern zum Mindesten zuverlässige Zerstreuung, mal witzig, mal dezent dramatisch, bis zum Schluss alle ein wenig weiser sind - indessen ohne an der grundlegenden Struktur des Problems gerüttelt zu haben. (6,5)

Das Geheimnis von Marrowbone [Marrowbone(2017)
Beachtenswerte Mischung aus Waisen-Drama und wohldosierten Gruselanteilen, glänzt vor allem dank der herausragenden Jungdarsteller und die gleichermaßen traurige, wie spannende Handlung. (7)

Der Unsichtbare Gast [Contratiempo(2016)
Oriol Pauls eigenem "The Body" nicht unähnlicher Thriller, der sich wie ebenjener den finsteren Abgründen der menschlichen Seele, insbesondere der gefühlskalten, entmenschlichten High Society, widmet. Bis zum alles entlarvenden Finale schildert er ein packendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Frager und Befragtem, Täter und Rachsüchtigem, hält dabei die Ungewissheit und Anspannung gekonnt aufrecht. Den Twist mag man vorausahnen können, das tut der Spannung hingegen keinen Abbruch, hierzu ist die allem zugrundeliegende Tragödie, die eiskalte Berechnung, die abstoßende Unmenschlichkeit, sowie das entlarvende Taktieren der Beteiligten zu packend. Der Weg ist das Ziel, die Auflösung lediglich ein befriedigend inszeniertes Zusammenkommen aller Stränge, ein zwingender abrundender Schlusspunkt den Paul daruntersetzt. (7,5)

Julia's Eyes [Los ojos de Julia(2010)
Hier lässt mich mein Gedächtnis ein wenig im Stich, zum einen aufgrund des langen Zeitabstands, zum anderen da ich ihn damals bereits in einem mächtig übermannenden Dämmerzustand sah. Ausnahmslos wollte er mich nicht überzeugen, dabei bedient sich Guillem Morales in fachgerechter Manier des Tropus des blinden bzw. sukzessive erblindenden Protagonisten, der sich, einer seiner essentielle Sinne beraubt, einer sich nach und nach zuspitzenden Bedrohung ausgesetzt sieht und Morales weiß die unglückselige, dräuende Lage seiner Hauptfigur bisweilen nervenaufreibend in Szene zu setzen. Was mich an "Los ojos de Julia" letztlich gestört hat, kann ich leider kaum noch benennen, ich meine, Morales Inszenierung hielt nicht immer dem Einfallsreichtum des Drehbuchs, die aus der Blindheit Belén Ruedas resultierenden Gefahrensituationen immer wieder aufs Neue kunstfertig zu variieren, stand. Genaueres vermag ich nach einer etwaigen Zweitsichtung zu sagen. Bis dahin: (6,5)

Die Lustige Welt der Tiere [Animals Are Beautiful People(1974)
Über die der Entstehungszeit geschuldeten politischen Unkorrektheiten und grenzwertigen Ausrutschers des Kommentators müssen zartbesaiteter PCler unbedingt hinwegsehen können. Mir haben sie jedenfalls nicht geschadet, ganz gleich wie oft wir "Animals Are Beautiful People" in Kindestagen gesehen haben und bis heute stoßen sie mir weniger sauer auf als sie vielleicht sollten. Ein Grund dafür ist, dass er mehr unterhaltsamer Tierfilm denn professioneller Dokumentarfilm sein möchte. Der Unterhaltungsfaktor ist dementsprechend hoch, vermöge der verspielten Montagen, der gewählten Musik und der prächtigen Bilder. Er verzichtet nicht auf die Vermittlung von lehrreichen Informationen über die abgebildete Tierwelt, legt andererseits eine fluffige Leichtfüßigkeit an den Tag, die sich unverkennbar an ein kindliche Faszinationsvermögen richtet. Sicher: er kommt etwas angestaubt daher und man sollte ihn nicht allzu ernst nehmen. Ein vergnügliches Erlebnis ist er nach wie vor. (7)

Kikujiros Sommer [菊次郎の夏 Kikujirô no natsu (Kikujiro)] (1999)
Kitano Takeshi lässt zur Abwechslung die Yakuza ruhen, konzentriert sich statt dessen auf den herzerwärmenden Road Trip eines kleinen Jungen, der sich in Begleitung von Kitanos Kikujiro auf die Suche nach seiner verschollenen Mutter macht. Dem elementaren Prinzip des Road Trips folgend, stellt hierbei der Weg das Ziel dar und somit lernen sich die beiden unterwegs selbst und einander besser kennen, geraten in teils absurd komische, teils betrübliche Situationen, schließen ungewöhnliche Freundschaften mit Außenseitern, wie sie selbst welche sind. Trotz der Abstinenz von Gangstern und Gewaltausbrüchen erweist sich das unverkennbar als Kitano-typische Lebensreflexion, dieses Mal aus der Sicht eines Kindes, die der Regisseur einfühlsam und voller kindlicher Naivität wiedergibt, insbesondere in den malerischen Traumsequenzen. Dazu gesellen sich seine wiederkehrenden Stilmittel, etwa Kitanos Malereien, Engel- und Strandmotive, zuzüglich zu den Slapstick-artigen Einlagen. Denn "Kikujirô no natsu" ist fraglos Kitanos bis dato leichtherzigstes, familientauglichstes Werk, obgleich die für ihn obligaten melancholischen Zwischentöne ebenfalls anklingen, den frohgemuten Albernheiten stets eine unterschwellig bittere Erkenntnis über das Leben anlasten. Zum Schluss entlässt "Kikujiro" Masao, Kikujiro und den Zuschauer gleichwohl hoffnungsfroh und mit vielen schönen, denkwürdigen Erinnerungen und Erlebnissen. (8)

Zeit zu leben und Zeit zu sterben [A Time to Love and a Time to Die(1958)
Douglas Sirks außergewöhnlicher Anti-Kriegsfilm, den er mit den Mitteln des Melodramas erzählt und in dem er ein authentisches Bild Deutschlands und der Deutschen hinter der Front zeichnet. Authentisch, nicht weil er einer historischer oder dokumentarischer Präzision anhängt, sondern weil er um eine Darstellung der Deutschen bemüht ist, die dem Menschen dahinter gerecht wird, ihren Fehlern und Vorzügen ebenso Rechnung zollt wie ihren weniger vorzüglichen, bis gar monströsen Schattenseiten, nicht zuletzt dem Herzen verhaftet ist. Der daraus resultierende Querschnitt der Bevölkerung erzeugt einen wesentlich glaubwürdigeren, aufrichtigeren Eindruck der breiten deutschen Gesellschaft zu jener Zeit als es jede um krampfhafte, lehrreiche historische Akkuratesse bedachte (die Sirk mitnichten opfert!) deutsche Fernsehproduktion unserer Zeit sich jemals könnte. (9)

Be Cool - Jeder ist auf der Suche nach dem nächsten großen Hit [Be Cool(2005)
Einfallsloser Aufguss, der allen potenziellen Charmes des Vorgängers munter über Bord wirft, um für die nichtssagende Aufsteiger-Geschichte des entzückenden, herzensguten, talentierten Pop-Sternchens, dem Chili Palmer, von der Filmbranche offenbar angeödet, pflichtschuldig auf die Beine zu kommen hilft, Platz zu machen. Das stinkt durchgehend fürchterlich nach Selbst-Beweihräucherung der Musikszene statt nach geistreicher Satire und mäandert durch zahlreiche reizlose Sub-Plots vorbei an marginal interessanten Nebencharakteren bis zum öden Finale, hinzukommt eine Myriade bequem vermarktbarer Gesangs-Einlagen von Christina Milian & Gaststars. Ein Highlight gestehe ich ein: die "Pulp Fiction"-Tanz-Reminiszenz von John Travolta und Uma Thurman. Ansonsten ist "Be Cool" mit vergessenswert noch glimpflich umschrieben. (5)

Rocket Man [The Best of Times(1986)
Überraschenderweise fand ich, der Sportfilmen nicht sonderlich begeistert gegenübersteht, den ganz sympathisch. Ein bisschen bieder und männlicher Eitelkeit anhängend, ja. Der zwanglose, lockere Ton, sowie Robin Williams und Kurt Russell machen aus diesem kleinen Verlierer-Märchen zumindest unterhaltsame Kurzweil. (6)

Uncertain Guest - Du bist nicht allein. [El habitante incierto(2004)
Anfänglich passabler Paranoia-Thriller, der wirkungsvoll mit den urtümlichen Ängsten vor dem im ungewissen Dunkeln, in den irritierenden nächtlichen Geräuschen, tarnenden Schatten und uneinsehbaren Winkeln eines einsamen Hauses lauernden Unbekannten spielt. Über sich hinaus wächst er allerdings erst, wenn er im späteren Verlauf die Situation umkehrt, den Verängstigten selbst zum "schwarzen Mann", zum unbekannten, verstohlenen Besucher macht, der in den toten Winkeln, immerzu knapp außerhalb der Sichtweite seinem Opfer nachsetzt, es beobachtet und unentdeckt im Geheimen an dessen Leben teilhat. Das ist derart herrlich abgründig und bizarr mitreißend, dass ich diesen Kniff glattweg genial nennen würde. Das rettet für mich den bis dahin überdurchschnittlich ordentlichen Streifen. (7)






















11 - 7,0 (77,0)

Montag, August 05, 2019

Kurzreviews März/II/2019

Okay, das war eine besonders lange Blogpause, die ich mir gegönnt habe, beziehungsweise die ich zwangsläufig einlegen musste. Es gab privat unbeschreiblich viel zu tun und ein Blick auf die folgenden Listen offenbart, dass ich über einen längeren Zeitraum hinweg kaum Filme gesichtet habe, die Reviewlisten entsprechend kurz, eine gar leer ausgefallen sind. Wie dem auch sei: nach erfreulich verlaufenden Prüfungen und einem Kurz-Urlaub habe ich mich hingesetzt, um zumindest eine der ausstehenden Listen zu Ende zu bringen. Ich hoffe, dass ich die anderen fehlenden Reviewlisten alsbald ebenso nachreichen kann, idealerweise über den Monat August verteilt und ohne halbmonatliche Einteilung. Hoffentlich stellt mir der lange zeitliche Abstand zu einigen der zu besprechenden Sichtungen kein Bein...

Wie dem auch sei: hiermit präsentiere ich wiederum die 15 Filme und 1 Serienstaffeln/-specials (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich im Monat März seit der letzten Liste gesehen habe:


Serien-Staffeln
Sex Education (Season 1) (2019) - (8-9)

Filme
Zatoichi's Revenge [座頭市二段斬り Zatôichi nidan-kiri(1965)
Ichi rächt seinen alten Massage-Lehrmeister, der einer Intrige des diesmaligen Yakuza-Magistrat-Konglomerats inklusive des fähigen Ronins, der sich an Ichi messen möchte, zum Opfer gefallen ist und hinterrücks gemeuchelt wurde. Abgesehen von Reihen-typischen Wiederholungstätern, sprich der üblichen Schwertschwingerei, der Jungfrau in Nöten, in diesem Falle die widerstrebend in den Dienst des örtlichen Yakuza-geleiteten Bordells gezwungene Tochter von Ichis ermordeten Lehrer, dazu ein munteres, vor kindlicher Lebhaftigkeit sprudelndes Mädchen, gefällt Miki Norihei sowohl in den ernsteren, als auch den leichteren Momenten, dass man sich glattweg wünscht, er wäre Ichis regulärer Sidekick. (7)

Zatoichi and the Doomed Man [座頭市逆手斬り Zatôichi sakate giri(1965)
Per Fujiyama Kanbis betrügerischem Hyakutaro begeht "Zatôichi sakate giri" weiterhin die Humor-Route und die Zeit, die sich Ichi mit Hyakutaros Eskapaden rumschlagen muss, sind in der Tat die unterhaltsamsten Minuten von "Zatôichi sakate giri". Wenn Fujiyama im späteren Verlauf sang- und klanglos aus der Handlung verschwindet, Ichi stattdessen abermals schwertkräftig die Yakuza aufmischt, ist das gewohnt gut gemachtes, obgleich inspirationslos runtergekurbeltes Chambara-Geschnetzel. (7)

Upgrade (2018)
Symptomatisch für mein Problem angesichts des flutartigen Netflix-Outputs. Ohne Frage hochgradig unterhaltsame Science-Fiction-Action, die Schlagabtausche zwischen Logan "Not Tom Hardy" Marshall-Green und der ihn in eine Art Cyberpunk-Superhelden verwandelnden Next-Gen-KI Stem bereiten Spaß, ebenso die nicht gerade zimperlichen, stylishen Action-Szenen, der Bösewicht und die Optik. Alles abseits davon ist derweil gerade Mal pflichtschuldige Klischee-Betreuung, die programmatisch abgearbeitet wird. Das führt mich zum vordringlichen Problem von "Upgrade", das zugleich Stein des Anstoßes aller (mir bislang bekannten) Netflix-Produktion zu sein scheint: in der Regel wirken die besten unter ihnen wie Hochglanz-B-Movies, manche mal mehr, andere mal weniger ambitioniert, die sich ehedem hervorragend fürs Videotheken-Regal geeignet hätten, heute hingegen, da die Videotheken-Kultur allmählich Geschichte ist, faute de mieux gen Netflix profugieren. Eine aufregende Alternative zum Kino verheißen sie im seltensten Fall, meistenteils kommen sie vielmehr einem besseren Kompromiss gleich, nichts Halbes und nichts Ganzes. Dieses Problem manifestiert sich frappant in "Upgrade", der sich unterm Strich zugegeben zu den höherklassigen Exemplaren seiner Gattung zählen darf, nichtsdestoweniger günstigstenfalls ein "Ein-mal-Angucken"-Kandidat ist, der schlicht und ergreifend zu wenig aufbietet, um ihn über sich hinauswachsen zu lassen. Wie gesagt: er macht Spaß, mehr jedoch nicht. (7)
Operation: Overlord [Overlord(2018)
Ein weiteres B-Movie, welches sich glücklich nennen darf, die Segnung eines höheren Budget für sich verbuchen zu können, weswegen es nach mehr ausschaut, traurigerweise nicht mehr daraus macht. Nach einem schwungvollen Beginn und der Einführung eines charismatischen Bösewichts (sein maliziöses Charisma prädestiniert Pilou "Euron Greyjoy" Asbæk geradezu für die Rolle des Fieslings) sitzen unsere Helden zunächst lange, lange Zeit auf einem Dachboden fest und wenn so ein B-Movie die längste Zeit auf der Stelle tritt, ist das kein gutes Zeichen. Eine gefühlte Ewigkeit braucht "Overlord", bis es allmählich vorangeht und die Handlung Schwung aufnimmt, was bei dem bisschen Story nicht gerade hilfreich ist. (6,5)

Ivanhoe - Der schwarze Ritter [Ivanhoe(1952)
Ein immergrüner Klassiker des Ritterfilms, detailverliebt, prächtig ausgestattet und ansehnlich gefilmt. Neben den Kostümen und Kulissen wissen die tollen Turnier-Kämpfe, die kühne Erstürmung einer Burg durch Robin Hoods Mannen in Strumpfhosen, sowie insbesondere der finale Zweikampf zu gefallen. Persönlich hege ich zudem seit jeher eine Schwäche für das dramatische Liebesdreieck zwischen Elizabeth Taylor, George Sanders und Robert Taylor, eine Liebe, die auf allen Wegen unerfüllt bleiben muss und sogar im Triumph einen bitteren Beigeschmack in sich birgt. (7,5)

Michael Clayton (2007)
Tony Gilroys Anwaltsfilm besticht dadurch, kein Anwaltsfilm zu sein. Er ist eine vielschichtige Charakterstudie, die fraglos in diesem Milieu angesiedelt ist, es hinwiederum zu Nutzen versteht, um seine Figuren und ihre Position in diesem System zu reflektieren. Drama- und Thriller-Elemente profilieren die Akteure, zwingen sie letztendlich, allen voran George Clooneys Michael Clayton, zur Selbstbetrachtung und Konfrontation ethischer und moralischer Standpunkte. (7)

Secrets of a Court Masseur [不知火檢校 Shiranui kengyô (The Blind Menace)] (1960)
Bevor Mori Kazuo und Katsu Shintaro "Zatoichi"-Erfolge feierten (u.a. "Zoku Zatōichi Monogatari" und "Zatōichi sakate-giri" (s.o.)), durften sie den perfidesten, hinterhältigsten, gerissensten blinden Übeltäter auf die nichtsahnenden Feudalgesellschaft Japans loslassen, den die Filmwelt je gesehen hat. Die vollumfängliche Anti-These zu Zatoichi, dessen zweifellos vorhandenen düstereren Facetten selten sein von Grund auf gutes, dem Leben und Menschen zugetanes Wesen restlos zu unterminieren drohen. Suginochi ist konträr dazu von einem gänzlich anderen Schlag, eine bösartige, einzig dem eigenen Vorteil und den eigenen niederen Trieben verhaftete Kreatur, welche die geringste Schwäche seines Gegenübers zu seinen Gunsten und zum Leid des jeweils anderen auszunutzen versteht, manipulativ, verschlagen und schamlos agiert, der keine Hinterlist zu schäbig ist, um an ihr Ziel zu gelangen. Für Katsu markierte "Shiranui kengyô" den Durchbruch, in jedem Fall konnte er seine intensive Darstellung des blinden Protagonisten bereits in höchster Ausgereiftheit erproben, die er nachfolgend für die "Zatoichi"-Reihe perfektionieren sollte. So oder so: ein herrlich fieses Ding. (8)

Zatoichi and the Chess Expert [子連れ狼 冥府魔道 Zatôichi jigoku tabi(1965)
aka "Showdown for Zatoichi" bzw. "Zatoichi's Trip to Hell". Serien-Habitué Misumi Kenji beschert ihr seinen nächsten Höhepunkt: vor allem die vielfältigen Schauplätze bringen ein gehöriges Maß an Abwechslung ins bunte, nicht minder wechselvolle Treiben, zumal Misumi  ein unvergleichliches Gespür für die Austragungsorte an den Tag legt und an den Zuschauer weitergibt. Narita Mikio, der eponyme Schach-Experte, darf darüber hinaus mit Fug und Recht einer der einprägsamsten auftretenden Widersacher genannt werden, dessen Duell mit Ichi zwar vergleichsweise knapp gefasst ausfällt, zu diesem Zeitpunkt blicken die beiden hinwiederum auf eine lange gemeinsam verbrachte Wegstrecke zurück, die sie zu einander respektierenden Weggefährten reifen ließ, seinem Charakter Raum zur Entfaltung gab, wodurch sich eine beträchtliche Spannung zwischen ihnen aufbauen konnte, die sich im Finale in einem gebührenden Blitzschlag entlädt. Ein Highlight. (8,5)

88 Minutes (2007)
Leidlich packender, überkonstruierter Thriller voller vordergründiger, oberflächlicher Hochspannung und wenig Substanz, der Ansätze von Logik und Vernunft in einem Schwall von Tempo und ebenso ostensibler, wie durchschaubarer erzählerischer Kniffe und Tricks erstickt. (5)

Hana-bi - Feuerblume [はなび Hana-bi (Fireworks)] (1997)

Schnappt Shorty [Get Shorty(1995)
Mochte ich beim ersten Mal überhaupt nicht, den dezenten Kult-Status, den er hie und da genießt, hat sich mir seinerzeit nicht erschließen wollen. Drum sollten Jahre ins Land ziehen, bis ich ihm eine zweite Chance gewährte und obzwar ich ihn nach wie vor nicht für einen herausragenden Überflieger halte, hatte ich nichtsdestominder Spaß an Barry Sonnenfelds nicht uncharmanten Semi-Parodie auf das Hollywood-Studio-Business, die allerdings mehr aufgrund ihrer gut aufgelegten Darsteller, angeführt von John Travoltas lässigen Chili Palmer, und weniger aufgrund von Raffinesse bei Laune hält. (7)

Bird Box (2018)
Hierzu könnte ich vielfach meine zu "Upgrade" vorgebrachte Kritik an Netflix-Werken wiederholen. Brauchbares Endzeit-Drama mit Gimmick (bei "A Quie Place" wird das Hören zum Quell aller Todesgefahren, hier das Sehen... fehlen noch Pendants fürs Schmecken, Fühlen und Riechen... und wehe uns, wenn sich Monster über alle Sinne gleichzeitig Zugang zu unserem Verderben verschaffen!), dass die Menschheit zum wiederholten Male und ohne sonderliche Varianz in die äußersten Ecken des Überlebenskampfes drängt und sie sich dergestalt abermals mit sich selbst konfrontiert sieht, hinauslaufend auf ein ärgerliches Ende. Einmal ausleihen, meine streamen langt vollkommen. (6)

A Quiet Place (2018)
Wie gesagt: brauchbares Endzeit-Drama mit Gimmick, an dem mir zumindest die Reduzierung auf das Wesentliche besser geschmeckt hat, die Konzentration auf den suspensereichen Kampf einer Familie gegen ein einzelnes, vermittels seiner überlegenen akustischen Wahrnehmung die Vormachtstellung des Jägers für sich beanspruchenden Monsters. Bedingt durch dieses Gimmick rücken die Erfahrbarkeit und Auswirkung von Stille in den inszenatorischen Mittelpunkt, erlauben Regisseur und Darsteller John Krasinski den Zugang zu einer spezielle Atmosphäre, die auf einem behutsam umgesetzten Konzept von Bild- und Ton-Verknüpfung fußt, das sich zum ausdrucksstarken Experimentieren mit der Interdependenz von Bild und Ton des Mediums entscheidend wirkungsvoller instrumentalisieren lässt als es dem "Sehen/Nicht-Sehen"-Gimmick von "Bird Box" jemals möglich gewesen wäre. Schließlich erschöpft sich das Konzept "Nicht-Sehen" bei einem visuellen Medium wie Film unversehens schnell, unterdessen Stille, insbesondere der Verzicht auf das elementare Kommunikationswerkzeug Sprache, ein maßgebliches, ergiebiges Stilmittel darstellen kann. In jedem Fall weiß Krasinski um dessen Wirkung und bringt es effektvoll zum Einsatz, wobei ihm besagte Reduktion einen entsprechenden Rahmen zur Hand gibt. (7)

Alita: Battle Angel (2019)
In Unkenntnis des Mangas und der OVA (obwohl ich diesen Missstand vor Kinobesuch zu beheben gedachte). Eine "Valerian and the City of a Thousand Planets" nicht unähnliche Erfahrung, ergo zuvorderst ein Paradebeispiel für tolles, kreatives, immersives Worldbuilding und Production Design, ein wundervoll elaborierte Welt, angefüllt mit einer Fülle an Attraktionen. In dieser Welt erzählt Robert Rodriguez eine herkömmliche Pinocchio-Geschichte, von Menschwerdung im Angesicht von nachlassender Menschlichkeit, von einer Kriegsmaschine, die eine anakreontische Entwicklung durchläuft und von den Widrigkeiten, die sie auf ihrem Weg zu überwinden hat. Wider Erwarten balanciert Alitas Äußeres gekonnt Befremden ob ihres artifiziellen Äußeren und Mitgefühl aus, weswegen sie sich als starker emotionaler Dreh- und Angelpunkt erweist, ihren Sense of Wonder für die Schönheit des Lebens, der Liebe, der Freundschaft nahtlos auf den Zuschauer überträgt und sich mit diesem deckt. Ein stärkerer Kontrast zu den turbulenten, stilisierten Action-Szenen hätte diese affektiven Aspekte verstärkt hervorheben können, was die niedrigere Altersfreigabe bedauerlicherweise obstruiert. Über eine Fortsetzung, dies sei zugestanden, würde ich mich freilich freuen, ungeachtet aller Schwächen. (7)
Darfur - Der vergessene Krieg [Darfur(2009)
Uwe Boll schwingt ein weiteres Mal die Moralkeule auf seine ureigene Art, versucht gewaltsam und rabiat den Menschen ein in Vergessenheit zu geraten drohendes düsteres Kapitel von Menschenrechtsverletzungen, Gemetzel und Blutvergießen vor Augen zu führen. Ein hehres Anliegen, das er im Vergleich zu "Auschwitz" halbwegs wirkungsvoll umsetzt, die Ohnmacht ob der gezeigten Grausamkeiten und Abscheulichkeiten bedrückend einfängt. (6)

























15 - 7,0 (105,5)