Montag, Juni 16, 2014

Kurzreviews Mai/Juni/2014

Pause, Pause, Pause - manchmal macht ein Studium tatsächlich Arbeit und es will geschafft sein, sich aufzuraffen, um an etwas anderem, wie diesen Review-Listen oder generell einem Blog, zu arbeiten. Wobei ich mich besonders schwer mit einer Rezension zu Hiroshi Teshigaharas "Rikyu, der Teemeister" getan habe, was wiederum daran lag, dass ich ihm nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit schenkte. Deswegen fällt er überdies aus dieser Liste vorerst heraus. Natürlich hätte ich ihn überspringen können, nur funktioniere ich leider nicht so. Das Resultat: Verspätung. Und abermals eine Liste, die einen langen Zeitraum umfasst, daher die relativ hohe Anzahl von Serienstaffeln (inklusive "Game of Thrones"-Staffel Nummero 4... was für eine Staffel! Was für ein Finale!).
Doch bevor wir dazu kommen, ein kleiner Nachtrag zu meinem letzten Post, "Star Wars" betreffend.  Es mag der Eindruck entstanden sein, dass ich die Entscheidung, das EU generell als nicht-kanonisch zu deklarieren, deswegen kritisierte, weil ich das EU über alles schätze. De facto ist meine Kenntnis des EU äußerst begrenzt. Meine Kritik ist auf die Arroganz Disneys gerichtet, sich zu erdreisten, eine durchaus nicht arme Arbeit von Fans als nichtig zu erklären, nicht etwa, weil Disney selber großartige Geschichten zu erzählen hätte. Das man mit einer eigenen Vision an ein Projekt wie "Star Wars" gehen will, dass man eigene Ideen hat, wie sich die Geschichte fortsetzt, vielleicht nicht mal schlechte Ideen, kann ich verstehen. Nur traue ich das weder Jar Jar zu, der mit "Star Trek" bereits beweisen hat, dass platt-doofes, profitorientiertes Weltraumspektakel höher im Kurs steht als Werktreue oder Taktgefühl gegenüber den Fans oder dem Ursprungsmaterial, noch Disney, dessen Maskottchen inzwischen aus ein Dollarzeichen mit Mäuseohren bestehen dürfte. Hierbei wollte man simpel die volle Kontrolle über das Projekt gewinnen, nichts anderes als eine feindliche Übernahme erreichen, ein eiskaltes Ausschalten von Bestehendem, um sich alle Wege zu öffnen, das Franchise bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus auszuschlachten, ohne dabei auf irgendwelche bereits geleisteten Anstrengungen anderer Rücksicht nehmen zu müssen. Das ist das Ausschalten des "Expanded Universe".

Wie dem auch sei: hiermit präsentiere ich wiederum die 25 Filme und 9 Serienstaffeln (ausgeschlossen Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe und noch nicht beendete Serienstaffeln), die ich bisher im Monat Mai und Juni gesehen habe:


Serien-Staffeln
Doctor Who (Season 2-4) (2006-2008) - (9/10)
Doctor Who (Specials) (2008-2010) - (8/10)
Doctor Who (Season 5) (2010) - (7/10)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer (Season 3) (2013) - (9/10)
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer (Season 4) (2014) - (9,5/10)
The IT Crowd (Season 1) (2006) - (9,5/10)
Black Sails (Season 1) (2014) - (7/10)

Filme
The Expendables 2 (2012)
Die Expendables kriegen Zuwachs, Simon West löst Sly Stallone vom Regie-Stuhl ab. Zwar knallt es mächtig von der ersten Sekunde an und Jean-Claude Van Damme überzeugt trotz geringen Spielraums, dahingegen schwächelt der Film inhaltlich noch deutlicher als der Erstling, der wenigstens ein klares Ziel vor Augen und einen konzentrierten Schauplatz hatte. Hier ballert man sich von einem Standort zum nächsten, während ein Großteil der Action-Ikonen sich mit kaum mehr als Cameo-Rollen oder als Stichwortgeber zufriedengeben muss. Das macht wegen des Actionoverkills und dem ein oder anderen gelungenen selbstironischen Auftritt Spaß, ermüdet nichtsdestoweniger. (6,5/10)

Zombie - Dawn of the Dead (1978)
(Extended Cut) Lieblingsalternativtitel: Zombies im Kaufhaus. Berühmt-berüchtiger Genrekönig, apart inszeniert, pessimistisch und dennoch mit eigenem Sinn für Humor, ferner überraschend schlüssig in seiner Konsum- und Gesellschaftskritik, die ihn jenseits seiner Horror-, Gore- und Schockeffekte stehen lässt. (8/10)

Zombie 2 - Day of the Dead (1985)
Es ist nicht ganz George A. Romeros beabsichtigtes Magnum Opus geworden, geblieben sind Tendenzen. Nach einem starken, wenn auch sehr geschwätzigen Teil, verliert sich Romeros Idee eines sich gegenseitig zerfleischenden menschlichen Mikrokosmos gegen Ende in oberflächlichem Zombiehorror. Immer noch gut, gleichwohl hätte es mehr sein können. (7/10)
Maverick (1994)
Episodenhafte Western-Komödie für alle, denen das übliche Kevin Costner-Programm zu harte Kost ist. Spaßig, mit gut aufgelegten Darstellern. (6/10)

Land of the Dead (2005)
George A. Romero erreicht nicht ganz die Qualität seiner stilbildenden Original-Trilogie, behauptet sich demungeachtet als Genre-König, entwirft nicht allzu subtil ein fast satirisches Gesellschaftsbild samt Uper- und Underclass-Konflikt, während die wichtigste Errungenschaft die Evolution der Zombies darstellt. (7/10)

Ninja Samurai - Das Schwert der Rache (1982)
Ein grandios-konfuses Martial Arts-Produkt, das, inhaltlich unmöglich nachvollziehbar, mit einer Vielzahl von Charakteren in inkohärenten Schauplätzen jongliert und alles in einem chaotischen Strom miteinander agieren lässt. Herrlich undurchsichtiger Kung-Fu-Trash. Bonuspunkt für den Schreibfehler im Titel: Ninja Samaurai. (8/10 auf einer Trash-Skala)

Thunder Ninja Kids: The Golden Adventure (1990)
Klassischer Godfrey Ho-Mischmasch, mit einer zum Ausgangmaterial gänzlich sinnlos dazugedichteten Rahmengeschichte im Billig-Ninja-Kostüm. Das agile Kinder-Trio macht noch am ehesten Spaß, trotz reichlich platten Humors. (4/10 auf einer Trash-Skala)

Die Piraten! - Ein Haufen merkwürdiger Typen (2012)
Nach wie vor in seiner Fülle an Ideen und wahnsinnig detaillierten Schauplätze, Szenen und Figuren ein Heidenspaß, bei dem es immer neues zu entdecken gibt. Die an sich innovationslose Geschichte überzeugt dennoch durch seine Herzlichkeiten und die liebenserten Charaktere. (8/10)

Manborg (2011)
Gewollter Trash leidet immer daran, dass er eben dies ist: gewollt. Zugegeben: Steven Kostanski beweist Herz für das Genre, fabriziert einen bemerkenswert kruden Mix aus Science Fiction, Fantasy und Action, bedient mit überdeutlich billigen (nicht zu verwechseln mit misslungenen) Spezialeffekten, unzulänglichen Darstellerleistungen, sowie übertriebenen Splatter- und Gore-Einlagen die grundsätzliche Erwartungshaltung. Leider ist es stets überdeutlich, dass hier bewusst bloßes Trash-Mimikry betrieben wurde, wenn auch mit Leidenschaft dargebracht, und somit verpasst der Film dementgegen das Element der hingebungsvollen Unfähigkeit, die seinen großen Vorbilder zu Eigen ist. (6/10 auf einer Trash-Skala)

Top Dog (1995)
Selbst Chuck Norris versuchte sich an familienfreundlicher Komödie, hier unter der Ägide seines Brüderleins Aaron Norris und mit Tierfreund-Knuddelbonus. Doch selbst bei The Chuck will der Spagat zwischen halbgarem Actionanteil und anbiederndem Familienteil keine homogene Mischung ergeben, trotz grandios bescheuertem Setting, in dem es gegen Neo-Nazis zu bestehen gilt. Immerhin sehen sich Hund und Hauptdarsteller ähnlich... so verzweifelt bin ich auf der Suche nach einem positivem Aspekt. (2,5/10)

Das Todesschwert der Ninja (1988)
Und noch einmal Martial Arts-Trash, diesmal im Heimvideo-Look und chinesischen neon-grellen 80er-Jahre-Styling. Allein die Mode ist eine Klasse für sich, die konfuse Story tut ihr übriges. (7/10 auf einer Trash-Skala)

Verdammt, die Zombies kommen (1985)
aka "The Return of the Living Dead". Ebenfalls ein Fall für 80-Jahre-Nostalgie, zudem einer der bekanntesten Verteter der Zombie-Komödie, weniger Parodie oder gar Satire, dennoch nicht minder ein zynischer Spiegel seiner Zeit. (7/10)

Shaun of the Dead (2004)
Gleich im Anschluss wären wir damit bei der kultigen Zombie-Hommage des Triumvirats Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost, ein Musterbeispiel britischen Humors und eine Liebeserklärung an sein Genre sondergleichen, gespickt mit Anspielungen in jedem Detail, zugleich eine sympathische Charakterodyssee. Großartig! (8,5/10)

The Wolf of Wall Street (2013)
Der Vergleich zu Martin Scorseses Mafiaepen kommt nicht von ungefähr, in seinen besten Momenten erinnert die zügellose Brokerparty an eine Mischung aus "GoodFellas" und "Casino" im humorvollem Gewand, gleichwohl ohne parodistischen oder satirischen Anstrich, stellenweise in Gefahr, seine eigentlich zu kritisierenden Protagonisten zu sympathisieren. Vielleicht ist diese Bebilderung der Exzesse wahrhaftig, hingegen zu auschweifend, nicht zwangsläufig langweilig, jedoch langwierig, zumal selten eine erkennbare dramaturgische Struktur durchscheint, stattdessen hedonistische Drogen- und Sexorgien hintereinander gereiht stehen. Schauspielerisch und inszenatorisch dessenungeachtet top. Zwiespältig. (6/10)
Sherlock - Der leere Sarg (2014)
Mit dem Start in die dritte Staffel erscheint die lange Wartezeit auf die folgende regelrecht erforderlich, denn die Geschichte um Holmes Rückkehr nach seinem vermeintlichem Tod zieht sich, ist chaotisch geschrieben und unausgewogen. Positiv zu vermerken sind die erweiterten Beziehungsgeflechte zu Watson, Mycroft und Mary Morstan, insbesondere Watsons Reaktionen auf Sherlocks Auferstehung sind es wert. Als Puffer für Holmes Resurrektion lässt sich die Qualität noch entschuldigen, Benedict Cumberbatch und Martin Freeman sind nach wie vor top. (6/10)

Edge of Tomorrow (2014)
Überraschung aus dem Blogbustersektor, Doug Liman beschert uns einen unterhaltsamen Science-Fiction-"Groundhog Day", der sich an den richtigen Stellen bei Genre-Vorbildern bedient, gekonnt zwischen Action, Humor und Drama balanciert, Volksverblödung vermeidet ohne tiefgründig zu werden und durchaus spannend sein kann. Tom Cruise ist ein sympathischer Protagonist, der sogar eine Wandlung durchläuft, Emily Blunt erweist sich als vorzüglicher weiblicher Gegenpart auf Augenhöhe. Blogbusterkino, wie es sein sollte. (7,5/10)

Sherlock - Im Zeichen der Drei (2014)
Nach dem durchwachsenen Staffelstart setzt sich die negative Tendenz leider fort, "Sherlock" auf der Hochzeit wird zur Witznummer, die gelegentlich vergnüglich, andererseits des Öfteren ebenso peinlich ausfällt, insgesamt den chaotischen Drehbuchaufbau der Vorgängerfolge erbt. Der Krimianteil ist interessant, wird bezüglich des Hochzeitsthemas jedoch stiefmütterlich behandelt. (6/10)

Boyhood (2014)
Nach seiner Sunrise-Sunset-Midnight-Trilogie präsentiert Richard Linklater das nächste interessante filmische Experiment, distilliert aus 12 Jahren Dreharbeiten die ultimative Coming-of-Age-Geschichte. Bei einem solchen Konzept konnte fiel schief gehen, indes ist Linklater dafür ein zu geschickter Regisseur. Er schafft mit seinen starken Darstellern, seinem zurückhaltenem Regiestil und einer klugen Szenenauswahl einen beinahe naturalistischen Film, eine besinnliche, unmanipulative Beobachtung. Zugegeben ist mir der Protagonist letztlich zu sehr die von seiner Schwester erklärte Schlaftablette, gerade im späteren Verlauf des Films, das ändert dahingegen nichts an der gelungenen Umsetzung. Und übrigens am Rande: friss das Terrence Malik! So erzählt man eine Geschichte vom Leben, unprätentiös und ohne ständig in religiösen Fundamentalismus und Dogmatimus abzurutschen. (8,5/10)

Sherlock - Sein letzter Schwur (2014)
Im letzten Moment rettet sich die dritte Staffel mit einem spannenden Bösewicht und einem nicht erwarteten Twist. Das Ende ist gar ein radikaler Schritt, der Cliffhanger nicht ungeschickt. Jetzt nutzt die lange Wartezeit bitte für eine superbe vierte Staffel. (7/10)

Chillerama (2011)
Schräger Anthologiefilm, eine Liebesbekundung zum Trashfilm und Grindhousekino. Herrlich bescheuert, wenn auch mit Humoreinschlag deutlich unter der Gürtelline, um nicht zu sagen infantil. Macht Spaß im richtigen Umfeld. (6,5/10 auf einer B-Movie-Skala)

Die 9 Leben der Ninja (1985)
9x9 unsinniger Ninja-Trash, total bescheuert-schöner Abenteur-Action-Unsinn, mit denkwürdig absurden Szenen (inklusive der Bond-liken Eröffnung) und unglaublich miesen und gerade deswegen tollen Schauspielleistungen. Trash-Spaß deluxe. (8/10 auf einer Trash-Skala)

Die Drei Musketiere (1993)
Die Disney-Ausgabe, harmloser Abenteuer-Action-Blogbuster, flach, aber temporeich, auf den Spaßteil der Vorlage beschränkt. Der Coup de Grâce ist allerdings der chargierende Tim Curry als Bösewicht. Besser geht nimmer. (6/10)

5ive Girls (2006)
Fetisch-Ausgabe eines TV-Mystery-Horrors: für jeden Geschmack ein Mädel dabei, nur stilecht im japanischen Miniröckchen. Alternativ bieten wir variationsreiche Nachthemdchen an - oder auch mal gar nichts. Inhaltlich schön bescheuert, mit einem Quantum an Atmosphäre, letztendlich spaßig. (3/10 auf einer B-Movie Skala mit Fetisch-Bonus)

Django Unchained (2012)
Quentin Tarantino bedient seine großen Vorbilder, den trockenen Humor, den Zynismus, die Gewalt, aber auch oder ganz besonders den politischen Subtext. Nur steht sein eigener Stil dahinter nicht zurück und obwohl der Film insgesamt zu lang ist, will man keine Szene missen, die Dialoge sind raffiniert, wie spannungsgeladen, viele Szenen prägnant. Jamie Foxx muss ich darstellerisch allerdings Christoph Waltz, später Leonardo DiCaprio und Samuel L. Jackson geschlagen geben. (8,5/10)

Hot Fuzz (2007)
Schwungvolle Hommage an den Actionfilm, nur eben im beschaulichen englischen Dorf-Ambiente - oder eben nicht so beschaulich. Irre Gagdichte, genüssliche Auskostung aller Genreklischees, Referenzen in allen Details, einschließlich Kameraführung und Schnitt. Ganz, ganz toll. (8,5/10)

















 25 - 6,7 (167,0)

3 Kommentare:

Der Imperator hat gesagt…

Wow, da warst du aber fleißig. Ich muss dringend mal Hot Fuzz und Shaun of the Dead nachholen, jetzt da ich Paul gesehen habe.

@Star Wars und Disney
Das EU heißt nun Legends und steht für sich. Schaun wir mal was die Zukunft bringt und ob die Legenden mit der Zeit in Vergessenheit geraten. ;)

aworldtocome hat gesagt…

Also bei Wolf of Wall Street, Shaun of the Dead und Hot Fuzz staune ich sehr, wie relativ schlecht die bei dir wegkommen!

Okami Itto hat gesagt…

"Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" sind doch nicht schlecht weggekommen! Allerdings ist die Tendenz bei beiden tatsächlich eher zur 9/10.

"Wolf of Wall Street" finde ich, wie gesagt, zwiespältig, daher die relativ niedriger Wertung - obwohl er eigentlich den perfekten Kommentar zur Börsenherrschaft darstellt, der thematisch-stilistische Konnex zu Scorseses Mafia-Epen könnte gelungener nicht sein. Filmisch finden sich allerdings Schwächen und vielleicht bin ich einfach unzureichend im Thema drin.