Montag, November 15, 2010

Kurzreviews November/I/2010

Was genau macht eigentlich den Ruf von Dario Argento aus? Natürlich gibt es "Suspiria" und "Profondo Rosso", die in dieser Liste auch auftauchen. Doch abseits davon? Zudem ist selbst von den beiden genannten einzig "Suspiria" ein wirklich guter Film und ohne Frage Argentos Meisterwerk, während "Profondo Rosso" zwar ein gelungener Giallo ist, dennoch deutliche Schwächen hat. Insbesondere der Score von Goblin wirkt im Gegensatz zu "Suspiria" eher negativ, zerstört er doch die bedrohliche Atmosphäre des Öfteren durch die typisch elektronischen Klänge. Und das ist durchaus ein umfassenderes Problem in Argentos Filmen, die Musik. Sie missen zumeist einem kräftigen Score, der Argentos durchaus sicheres Händchen für Atmosphäre unterstreichen würden. Stattdessen ist es entweder Goblin, die zwar in "Suspiria" der surrealen Atmosphäre zuträglich waren, ansonsten selten zum Horrorgenre passen (eine Ausnahme ist mit Sicherheit "Dawn of the Dead"), oder Argentos schlimmster Einfall, der Einsatz von Hard Rock- und Metal-Stücken. Eine unglaublich deplazierte Musikauswahl, die jedewede stimmungsvolle Atmosphäre unmittelbar vernichtet. Bestes Beispiel dafür: "Phenomena", der problemlos zu Argentos besten Filmen (nach "Supiria") hätte werden können, hätte er denn auf Iron Maiden verzichten können.
Ansonsten sind seine Filme meistens tendenziell langweilig und nicht sonderlich clever. Dafür sind es in letzter Konsequenz auch "nur" Slasher und im Vergleich dazu, was sonst gerne aus Italien kommt, sind Argentos Filme doch noch leidlich unterhaltsam. Und sei es auch nur zum Einschlafen.

Davon abgesehen präsentiere ich wiederum die 5 Filme (ausgeschlossen Serien und Filme, die ich mich nicht im Stande sehe zu bewerten, weil ich sie z.B. nur zum Einschlafen gesehen habe), die ich bisher im Monat November gesehen habe:

Addams Family (1991)
Ich weiß nicht, wie die Fans des Originals das sehen, aber Barry Sonnenfelds Kinoversion ist äusserst unterhaltsam und schreckt nicht vor morbidem und schwarzen Humor zurück. Vor allem die Darsteller wie Raul Julia, Anjelica Huston, Christopher Lloyd und die noch junge Christina Ricci sind hervorragend besetzt und agieren mit sichtlichem Spaß. Verzeiht mir diesen Witz: zum Totlachen! (7,5/10)

Kreutzer kommt (2010)
Für einen deutschen Film durchaus ordentlich. Zwar eine flache Dramaturgie, stellenweiser Stillstand und eine höhepunktlose Auflösung, doch die zwar gewöhnungbedürftigen Ermittlungsmethoden des äusserst wandlungsfähigen Titelcharakters sind unterhaltsam und Christoph Maria Herbst spielt erfolgreich gegen sein Stromberg-Image an. OK. (6/10)

Heiße Katzen (1966)
Quasi-Bond mit nahezu allen Qualitäten des berühmten Agenten. Macht sehr viel Spaß aufgrund seines dusseligen 60er-Charmes und ist zur Ergänzung eines Bondfilmabends eine wahre Freude! Und die Crème de la Crème deutscher Synchronsprecher sagt sich hier "Hallo" - inklusive Gert Günther Hoffmann für Sean Connery, meine Richard Johnson. (7,5/10)

Profondo Rosso (1975)
aka "Rosso - Die Farbe des Todes" oder "Deep Red". Dario Argento zum ersten. Gehört mit zu den berühmt-berüchtigsten des Regisseurs und ist mit Sicherheit einer seiner besseren Filme und ein guter Giallo mit dem ein oder anderen guten Einfall - aber auch der ein oder anderen Länge. Zudem geben David Hemmings und Daria Nicolodi hier keine guten Sympathieträger zum Mitfiebern. Trotzdem hin und wieder spannend mit blutigen Morden. Das Finale ist hingegen wieder sehr enttäuschend. (7/10)

Suspiria (1977)
DER Argento schlechthin. Was macht "Suspiria" eigentlich aus? Die Geschichte ist banal, die Charaktere unterentwickelt... aber die Inszenierung stimmt. Argentos wegweisendes Spiel mit den Farben, die atmosphärischen Kamerafahrten, sowie der reizvolle Mythos und natürlich Jessica Harper als unschuldiges Opfer in diesem Reigen des Bösen, das alles macht den Film zu Argentos Opus Magnum. (8,5/10)



5 - 7,3 (28)




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