Dienstag, März 11, 2008

Neues aus China...

Hach ja, was wären die Chinesen denn noch ohne Zensur. Man könnte meinen, die Regierung ernähre sich von Zensur und benötigt so jede Woche eine neue Dosis... was man nicht alles tut, um seine eigene Macht (oder eher: das eigene Kapital) zu schützen.


Ich habe ja vor kurzem schon etwas zu dem Verbot von Horrorfilmen in China geschrieben (siehe dazu auch hier) - was immer noch lächerlich ist, da sich doch gerade derartige Horrorfilme einer nicht ganz unermesslichen Popularität erfreuen (auch wenn diverse Geister-Geschichten eher aus Japan kamen und jetzt in jedem zweiten US-Remake als Teenie-Horror wiederverwertet werden).

Danach folgten dann ausländische Trickfilme, die ab dem 1. Mai nicht mehr im Abendprogramm (17:00 bis 21:00 Uhr) gezeigt werden dürfen. Dabei war es schon seit September letzten Jahres nicht mehr gestattet, eben diese vor 20 Uhr zu zeigen.
Betroffen sind damit solche (gemeingefährlichen) Serien wie "Familie Feuerstein", "Bugs Bunny" und "Scooby Doo". Stattdessen dürfen um diese Uhrzeit nur noch chinesische Trickfilme gezeigt werden.

Laut der chinesischen Regierung soll damit der aufkeimende Markt für den chinesischen Trickfilm gefördert werden, der sich allmählich in der Welt etabliert. So soll es auch Förderungen und Steuervergünstigungen für chinesische Produktionsstudios von Zeichentrickfilmen geben.
In sofern kann man hier sicherlich nicht von einer Zensur sprechen und der Versuch sei ihnen ja gestattet, ihren Trickfilmen eine größere Erfolgschance zu ermöglichen – aber bei den Chinesen erwarte ich da irgendwo immer einen Hintergedanken. Indem sie schließlich derartig Einfluss auf die Cartoons nehmen können (denn die stehen gewiss unter strenger Überwachung, was sich bei ausländischen Produktionen sicherlich nur schwer realisieren ließe, woraus letztendlich wieder die Zensur resultiert und das klingt ja nun nicht so nett), können sie auch einen anderen Einfluss auf die Kinder, welche sich diese Sendungen anschauen, ausüben.
Weg von der "Verwestlichung" und Liebe zur Volksrepublik - sonst wird einem halt mal eben der Geldhahn zugedreht.


Befindet sich die Sache mit den Zeichentrickfilmen schon eher in einer Grauzone, so ist der Fall Tang Wie schon etwas brisanter:

Ang Lees Film „Gefahr und Begierde“ (OT: „Lust and Caution“) von 2007 handelt von einer Theatergruppe für Patriotisches Kino während des zweiten Weltkriegs, die beschließen einen einflussreichen Kollaborateur der japanischen Armee umzubringen. Zu diesem Zweck wird Tang Wies Charakter als Freundin der Frau besagten Kollaborateurs in dessen Umgebung eingeschleust. Sie beginnt eine Affäre mit ihm und ist dem Mann aber auch Gefühlsmäßig nicht gänzlich abgeneigt…

Ang Lee hat schon von vorneherein vorsichtshalber einige brisantere Sexszenen aus dem fertigen Film geschnitten, damit er in China aufgeführt werden kann und nicht der staatlichen Zensur anheim falle.
Trotzdem war der Film ein voller Erfolg, hielt sich in China 4 Wochen auf Platz 1 (nicht zu vergessen das stattliche Einspielergebnis von 17 Millionen Dollar) der Kinocharts und machte Tang Wie zum Star.

Doch was wäre die chinesische Regierung, wenn sie nicht irgendwas an diesem Thema auszusetzen hätte? So haben sie jetzt offiziell Tang Wies Karriere für beendet erklärt und tun alles, um sie aus der Medienbranche zu verdrängen: Werbespots mit ihr dürfen nicht mehr gezeigt werden, Zeitungen dürfen keine Meldungen mehr von ihr bringen und Internetseiten müssen Texte über sie entfernen.
Ang Lee und Tony Leung (spielt die Rolle des Kollaborateurs) hingegen blieben bisher unbehelligt, sind aber bestürzt von dieser Entscheidung.

Laut einer taiwanesischen Zeitung war wohl ausschlaggebend, dass Tang Wies Charakter hin und her gerissen ist, zwischen dem Patriotismus zu ihrem Land und den Gefühlen, die sie für den Verräter hegt. In wie weit das stimmt, kann ich nicht sagen. Für Chinesen ist das bestimmt ein plausibler Grund - zumindest für chinesische Politiker.

Ich finde das ein großes Ding der Frechheit, dass einer Person jetzt eine Karriere verwehrt wird, wegen einer Rolle, die sie nur gespielt hat. Anscheinend fürchtet man aufgrund ihrer Popularität, dass sie eine Art Vorbildfunktion einnimmt, was sich natürlich mit einer Rolle, wo die Liebe zu den Feinden Chinas zwischen ihr und ihrem Patriotismus steht, nicht vereinbaren lässt.

Vielleicht fürchten sie aber auch wirklich nur ihren Einfluss als Star, denn eine etwas berühmtere Persönlichkeit kann man nun mal nicht so einfach verschwinden lassen, wie zum Beispiel einen Umweltschützer.

Zum Schluss habe ich noch einen Trailer zu "Lust and Caution" und den Rat, sich diese 150 Minuten Film mal anzutun - einfach nur mal, um einen Eindruck davon zu kriegen, weswegen versucht wird, einem Menschen den Beruf zu ruinieren:







Quellen:

4 Kommentare:

aworldtocome hat gesagt…

Dem Führer wäre einer abgegangen wenn er das heutige China erlebt hätte.

Okami Itto hat gesagt…

Oh aber mit Sicherheit! Und dabei sind die Dinge, die ich hier anspreche ja im Prinzip nur "Kleinigkeiten". Denken wir zum Beispiel mal an Wu Lihong...

Der Imperator hat gesagt…

China: Das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten *kopfschüttel*.

Ich "freu" mich schon auf die Olympischen Spiele. Die Bösen ausländische Sportler dürfen dann wahrscheinlich nur mit Papiertüte über dem Kopf antreten.

Darth Puma hat gesagt…

Ich lege hier mal freundlich ein Stöckchen ab. :-)