Ach ja, das altbekannte Kreuz mit den Remakes. Qualitativ erweist sich das eine übler als das nächste, gelungene Unternehmungen bilden die Seltenheit, derweil die meisten Vertreter pauschal sowieso zum Erzeugnis eines von Innovation befreiten Hollywood oder zur per se verabscheuenswürdigen, kunstfeindlichen Kopfgeburt ausbeuterischer, einzig und allein dem Profit verpflichteter Produzenten und Anti-Cineasten erklärt und stante pede en bloc abgelehnt werden - und wehe jemandem, der es wagt, sich gar an den sogenannten Klassikern oder von treuen Fans katzbucklerisch hofierten Kultobjekten zu vergreifen, dieser jemand bewegt sich oft ganz schnell, ganz unverhofft auf sehr, sehr, dünnem Eis.
Nein, natürlich ist mir bewusst, dass Neuverfilmungen keine Erfindung des angeblich ach so einfallslosen kontemporären Kinos sind. Seit den frühesten Tagen, da das Kino laufen, springen und tanzen lernte, versuchen sich Regisseure, Produzenten, Darsteller an ihrer ureigenen Interpretation bereits vorhandenen Materials - aus den unterschiedlichsten Gründen heraus motiviert und nicht allein des lieben Geldes wegen, bisweilen erfolgreich, manchmal schon deswegen lohnenswert, weil sie einen veränderten Blickwinkel, eine erfrischende Version von bereits Erlebten bieten, ab und an Fehltritte richtigstellen, des Öfteren... nicht einmal das. Für Remakes von Horror-Klassikern gilt all das nicht minder: manche sind mies, andere mieser und einige sind... ok. Womit wir zu Pudels Kern gekommen wären: das Remake zu "Suspiria" und das (revisionistische) Sequel zu "Halloween".
Die jeweiligen Originale zählen jeweils zu den am meisten verehrten Vertretern ihrer respektiven Subgenres, Dario Argentos Giallo-Klassiker einerseits, John Carpenters Slasher-Urgestein andererseits, letzterer inklusiver zahlloser Sequels, Nachahmer und Re-Imaginationen. Gemessen an der ihnen entgegengebrachten Verehrung und dem Stellungswert, den beide einnehmen und für sich genießen, kann man sagen, dass sich die Verantwortlichen hier nicht gerade an Leichtgewichte des Horrorkinos wagen und es Mühe, Fleiß und Sorgfalt kosten dürfte, sowohl den Fans nicht zu sehr auf den Gefühlen herumtrampeln (selbst wenn das manchmal unumgänglich, sogar wünschenswert ist... und in jedem Fall dem schlicht fantasie- und geistlosen Fan-Service der aktuellen Marvel- und Star Wars-Produktionen vorzuziehen ist), sich nicht zu extrem von den eigenen ästhetischen Wurzeln und Prinzipien zu entfernen (oder wenn doch, wenigstens entschlossen), als auch Neulinge für sich einzunehmen. Eine prekäre Gratwanderung also, die einiges an fachmännischen Können und künstlerischer Ambition bedarf, um nicht im Sumpf vergessenswerter, löblicher, aber insgesamt gescheiterter Experimente, sowie peinlicher Versuche, aus Trends und Vorlieben schnödes Kapital zu schlagen, zu versinken.
Das Remake von "Suspiria" dreht derweil der von der Kritik gefeierte italienische Regisseur Luca Guadagnino ("I Am Love", "A Bigger Splash", "Call Me by Your Name"), der schon des Öfteren Tilda Swinton ("Michael Clayton", "Snowpiercer", "Doctor Strange") in seinen Filmen besetzte und sie auch hier als Madame Blanc einsetzt (witziges Trivia am Rande: vor Guadagnino arbeitete David Gordon Green (siehe oben) an einem "Suspiria"-Remake mit Isabelle Huppert und Isabelle Fuhrmann). Die Rolle der Susie Bannion, dem Mädchen, dass in der (warum auch immer von Freiburg nach Berlin verlegten) Ballett-Schule Madame Blancs aufgenommen wird und dort grauenhaftes erlebt, übernimmt hingegen "Fifty Shades of Boring"-Überlebende Dakota Johnson ("The Social Network", "21 Jump Street", "Black Mass"), ein sehr gelungenes Casting, wie ich finde. Ferner treten auf: Mia Goth ("Nymphomaniac", "The Survivalist", "A Cure for Wellness"), Psychoanalyst Lutz Ebersdorf, Chloë Grace Moretz ("Kick-Ass", "Carrie", "The Equalizer") und Original-"Suzy Bannion" Jessica Harper ("Stardust Memories", "Shock Treatment", "Minority Report"). Das Screenplay stammt von David Kajganich ("The Invasion", "True Story", "The Terror", übrigens Co-Writer der Neuverfilmung von "Pet Sematary"), für die Kamera zeichnet Sayombhu Mukdeeprom ("Syndromes and a Century", "Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives", "Arabian Nights"), der für "Call Me by Your Name" ebenfalls bereits mit Guadagnino zusammenarbeitete, verantwortlich. Und wer an Argentos "Suspiria" denkt, denkt unweigerlich an die berüchtigte Musik von Goblin, daher sei noch erwähnt, dass Radiohead-Lead Singer Thom Yorke diesen Job für das Remake übernimmt.
Ich würde behaupten, für beide Unternehmungen stehen die Zeichen nicht schlecht. Obzwar ich vom Blumhouse "Halloween" keine Innovationen erwarte, hoffe ich, trotz der Re-Shoot-Gerüchte, allerwenigstens auf brauchbares Genre-Kino, während ich auf Guadagninos Neuverfilmung glattweg gespannt bin. Mal sehen!
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